Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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quinctilius
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Mi 03.01.24 13:58

Hier mal zur Veranschaulichung die Verteilung der Gold- und Silbermünzen in Kalkriese.** Sie tauchen am Wall im Süden auf und setzen sich nach Nordwesten fort auf den dortigen Flugsandrücken. Das wurde früher als Absetzbewegung vom Hinterhalt am Wall gesehen.
Neuerdings wird der Wall ja als Lagerwall interpretiert, also wurde ein Marschlager gestürmt ? Wie bei den Pontes Longi ? Die Stiche tauchen ausschließlich auf den Assen (ca. 50%) und nicht auf den Denaren auf - Prüfpunzen natürlich ausgenommen.

VG
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** Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese, S. 38/39
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von Lucius Aelius » Mi 03.01.24 15:07

Danke für die Karte :D
"H" bedeutet "Hortfund"?
Ist der Wall auf der Karte eingezeichnet?
Gruss
Lucius Aelius

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quinctilius
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Mi 03.01.24 16:02

Ja H = Hortfund, der Wall ist südlich unten am
Hang eingezeichnet, die Doppellinie - aber
das mir niemand mit der Sonde loszieht 😁

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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Do 11.04.24 13:40

Graffiti auf Denaren gibt es ja gelegentlich, auf Assen dagegen kommen sie kaum vor.
Hier ein untergwichtiger Lugdunum I As mit einem sternförmigen Graffito zwischen den Altarsäulen.
Das Stück entspricht genau dem imitativen Typ, den P. Ilisch in Haltern identifiziert hat: (Rom Germanien und die Ausgrabungen in Kalkriese, 1999, S. 282f.

- schlaffe Pendilien
- A ohne Querhaste
- dünner Schrötling

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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Do 11.04.24 19:10

Apropos Graffiti: Auch so etwas gab es, eine Ritzung
VAR auf einer Münze aus Lodicea ad Mare, aus der Zeit als Varus in Syrien Statthalter war. (7/6 - 5/4 v. Chr.)

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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Do 11.04.24 19:38

…..und wenn man diesen Münzmeister As, des Salvius Otho (7 v. Chr.) mit 5 Einhieben etwas dreht: Voila ! 8)

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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von rosmoe » Do 11.04.24 20:13

quinctilius hat geschrieben:
Do 11.04.24 19:10
Apropos Graffiti: Auch so etwas gab es, eine Ritzung
VAR auf einer Münze aus Lodicea ad Mare, aus der Zeit als Varus in Syrien Statthalter war. (7/6 - 5/4 v. Chr.)

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Meiner Ansicht nach eher eine Punzierung und keine Graffiti!
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Sa 13.04.24 09:56

…der muss auch in den thread, ex Künker.
Ich denke es ist kein CVAL Gegenstempel sondern ein Varus. In Kombination mit dem AVG Gegenstempel und den Einhieben ganz typisch für Kalkriese.

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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von rosmoe » Sa 13.04.24 15:46

quinctilius hat geschrieben:
Mo 03.05.10 19:36
P. Kehne dagegen, geht von einer kollektiven Gefühlsentladung aus und vermutet
einen Zusammenhang mit der Meuterei der Legionen am Rhein anläßlich des Todes
von Augustus 14 n. Chr.

Von folgenden Fundplätzen sind bislang Exemplare bekannt:

Kalkriese (ca. 50% der Asse)
Haltern
Anreppen
Waldgirmes
Augsburg Oberhausen (ca. 50% der Asse)
Bei der Lektüre dieses Beitrages sind mir einige Unstimmigkeiten aufgefallen. Wenn man der These von P. Kehne folgt und es sich bei den genannten Beschädigungen um eine kollektive Gefühlsentladung handelte und diese im Zusammenhang mit der Meuterei der Legionen am Rhein anlässlich des Todes von Augustus 14 n. Chr. stehen sollen, so frage ich mich, wie dergleichen Stücke 14 n. Chr. in die ehemaligen Militärlagern Kalkriese, Haltern oder Anreppen gekommen sein sollen, wenn diese nach der Varusschlacht 9 n. Chr. doch bereits aufgegeben worden sind? Oder sehe ich da etwas falsch?
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » Sa 13.04.24 18:38

Die Diskussion zwischen Berger und Kehne damals war äußerst kontrovers. Berger sah in den Lugdunum I Münzen mit den VAR Gegenstempeln eine Art Varus-Horizont der 9 n. in Haltern und Kalkriese endete. Kehne dagegen vermutete, dass das Münzspektrum 15 n. Chr. noch genauso aussah und datierte den Schluss von Haltern und Kalkriese in die Germanicus Zeit. Von Anreppen war damals nicht die Rede.
Nach den neuen archäometallurgischen Untersuchungen wird 9 n. Chr. (19. Legion ?) wieder wahrscheinlicher.
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von rosmoe » So 14.04.24 15:59

quinctilius hat geschrieben:
Sa 13.04.24 18:38
Die Diskussion zwischen Berger und Kehne damals war äußerst kontrovers. Berger sah in den Lugdunum I Münzen mit den VAR Gegenstempeln eine Art Varus-Horizont der 9 n. in Haltern und Kalkriese endete. Kehne dagegen vermutete, dass das Münzspektrum 15 n. Chr. noch genauso aussah und datierte den Schluss von Haltern und Kalkriese in die Germanicus Zeit. Von Anreppen war damals nicht die Rede.
Nach den neuen archäometallurgischen Untersuchungen wird 9 n. Chr. (19. Legion ?) wieder wahrscheinlicher.
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Das beantwortet aber nicht meine Frage bezüglich 14 n. Chr. Die These von "Militärlagern nach der Varusschlacht tief im germanischen Kernland" halte ich für abenteuerlich. :wink:
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Re: Dolchhiebe auf Lug I Assen - Varusschlacht ???

Beitrag von quinctilius » So 14.04.24 18:14

rosmoe hat geschrieben:
So 14.04.24 15:59

Das beantwortet aber nicht meine Frage bezüglich 14 n. Chr. Die These von "Militärlagern nach der Varusschlacht tief im germanischen Kernland" halte ich für abenteuerlich. :wink:
Ganz so abenteuerlich ist das nicht.
U.a. Tacitus erwähnt das Lager Aliso an der Lippe,
das der Belagerung durch die Germanen standhielt und unter Germanicus entsetzt wurde. Nicht wenige vermuten Haltern dahinter.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Aliso

Tacitus schrieb im Hinblick auf das Jahr 16 über ein Lippe-Kastell und das Kastell Aliso (Tacitus 2,7):
„Während nun die Schiffe zusammengezogen wurden, ließ der Caesar den Legaten Silius mit einer leichtbewaffneten Truppe einen Einfall in das Chattenland machen; er selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. Doch konnte weder Silius wegen plötzlicher Regengüsse etwas anderes ausrichten, als ein wenig Beute zu machen und des Chattenfürsten Arpus Frau und Tochter zu entführen, noch gaben dem Caesar die Belagerer Gelegenheit zum Kampf, da sie auf die Kunde von seinem Anrücken auseinandergelaufen waren. Sie hatten jedoch den kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen alten, für Drusus erbauten Altar zerstört. Germanicus stellte den Altar wieder her und führte zu Ehren des Vaters persönlich an der Spitze der Legionen eine feierliche Parade an; den Grabhügel zu erneuern schien nicht zweckmäßig. Schließlich wurde das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert.“



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