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Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Di 04.05.10 22:18
von drakenumi1
Es liegt einfach an der momentanen Diskussionsfreudigkeit um kaiserliche Portraits, besonders im Nachbarthread zu Gallienus, daß ich hier einen Valerianus I. herausgekramt habe, dessen Portrait nach meiner Auffassung nun überhaupt nicht zu ihm passt. Da mag man mit unterschiedlichen Stilen der verschiedenen Münzstätten argumentieren und möglicherweise eine schmeichelnde "Schönung" durch den Graveur unterstellen, aber hier sieht Valerian mit seinen etwa 60 Lebensjahren eher wie sein eigener Enkel (Valerianus II.) aus: 40 bis 50 Lebensjahre wurden sozusagen "weggeschönt".
Beim Händlerkauf war ich seinerzeit wegen des kindlich-jugendlichen Aussehens der Auffassung, einen "Graveurirrtum" gekauft zu haben, aber das hat sich dann sehr schnell als Irrtum herausgestellt.
Ich zeige Euch unten mal eine Gegenüberstellung dieser Münze mit einem Münzbild der "feinen Art", wie ich mir exakt den Val. I. auch vorstelle, als er von einem wohl echten Meister der Portraitkunst geschnitten wurde. Solch Könner leistet sich keine verfälschenden, verzerrenden oder laienhaften Arbeiten, denke ich und sehe deshalb dieses edle Portrait auch als das Normativ seines tatsächlichen Aussehens an.

Grüße von

drakenumi1

Re: Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Di 04.05.10 22:57
von beachcomber
ja, der ist aus dieser kölner phase, als plötzlich sowohl valerian, als auch gallienus kindlich dargestellt wurden.
grüsse
frank

Re: Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Mi 05.05.10 12:39
von drakenumi1
Danke Dir, Frank,
offensichtlich also eine zielgerichtete Aktion. Hast Du dazu noch etwas weiterreichende Infos? Den Göbl hab ich leider nicht ....

Es grüßt

drake

Re: Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Mi 05.05.10 16:52
von beachcomber
Zschucke erklärt das finde ich einleuchtend,( in seinem kleinen büchlein 'die römische münzstätte köln'), mit der abreise des gallienus 258 aus köln und der einsetzung seines kleinen sohnes saloninus als statthalter.
um die gleichrangigkeit des saloninus zu betonen, wurden ab der 5.emission die porträts des gallienus und des valerian an das des saloninus angeglichen, was natürlich bei opa valerian besonders ins gewicht fällt, der plötzlich um jahrzehnte verjüngt erscheint. :)
grüsse
frank

Re: Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Mi 05.05.10 17:28
von Homer J. Simpson
Ja, das ist so ein chronisches Trauerspiel; es gibt so viele hübsche Kinderporträts auf römischen Münzen (Diadumenian, Geta, Caracalla, Gordian III., Philippus II., Saloninus, Licinius II. ...), deren Dargestellte fast alle ein grausames und trauriges Ende nahmen. Tut einem schon leid, auch wenn man natürlich sagen kann, okay, jetzt wären sie auch dann tot, wenn sie so alt wie Methusalem geworden wären.

Homer :(

Re: Valerianus I. mit dem "falschen" Portrait

Verfasst: Mi 05.05.10 22:49
von drakenumi1
Dank Dir, Frank,
für die Auflösung, wie sie Zschucke sieht. Für mein Verständnis allerdings ein recht "eigenwilliger" Weg der Erhöhung des Ansehens oder der Akzeptanz des Saloninus, dessen Opa und Vater, beides gestandene und erfahrene Kaiser, bildlich auf die Erfahrungsebene von Jugendlichen herabzustufen .... Eher hätte ich's verstanden, hätte man Saloninus einen Vorgriff auf ein später mal zu erreichendes Lebensalter verpaßt, das hätte beim Volke möglicherweise viel direkter den Eindruck vermittelt, er würde bereits in die viel größeren Schuhe von Papa und Opa hineinpassen. Nun ja, er paßte nicht, wie die Geschichte erwies (s. auch Homer oben).

drake