Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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quinctilius
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Sa 22.05.10 02:24

ischbierra hat geschrieben:Finde ich nicht, denn meine Theorie - siehe oben - ist noch nicht widerlegt.
Gruß ischbierra
Ich muss gestehen, dass ich mich mit Deiner "Spieltheorie" zunehmend anfreunde. Möglicherweise sind die Stiche tatsächlich Spuren eines Geschicklichkeitsspiels oder es gibt mehrere Ursachen. Tja wir müssen wohl abwarten, was zukünftige diesbezügliche Funde/Forschungen bringen.

Hier noch eine Detailaufnahme der Hiebe auf einem Lugdunum I As (Rv.) aus meiner Sammlung. Es ist nicht das oben vorgestellte, dessen Einhiebe anderer Natur sind.

Gruss
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Arminius
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von Arminius » So 23.05.10 00:18

Ich war in den 70er Jahren öfter mal dienstlich in "sexuellen Notstandsgebieten" unterwegs um Euch, mich und den Kapitalismus vor den "Russen" zu schützen.
Der Höhepunkt war die Kantine in der Kaserne Munsterlager:
Keine Glasscheibe (mehr?) in den Vitrinen. Die Inneneinrichtung (Fußboden, Möbel, Wandvertäfelung) bestand zu 90% aus Holz. Es gab keinen - aber auch gar keinen - Quadratzentimeter, der nicht irgenwelche Macken aufwies. Diese Macken waren nicht oberflächliche Kratzer oder leichte Abschürfungen. Nein, es waren tiefe Stiche, Kerben und Einschläge. Die typischen Einstichmuster der Bundeswehr-Kampfmesser waren zu Hunderten im weichen Holz sichtbar.
Wer das nicht selbst gesehen oder miterlebt hat, kann sich wohl kaum vorstellen, was Langeweile, zu viel ungenutzte Kraft, Testosteron, Alkohol und Frauenmangel bewirken kann.

Da war nichts mit Haß auf den Bundeskanzler oder "damnatio memoriae" seiner Vorgänger, Revolte oder Aufstand.
Das war der alltägliche und typische "Militär-Lagerkoller" (mir fällt kein besserer Begriff ein) der sich in unkontrollierter Gewalt und Zerstörung äußert, besonders an Wochenenden oder Feiertagen.

Daher halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß die Münzen mit Dolch-Einstichen aus einem kasernierten militärischen Umfeld stammen.
Alle weiteren Vermutungen sind meiner Ansicht nach aber Spekulation und nicht haltbar.
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » So 23.05.10 12:08

Arminius hat geschrieben: Daher halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß die Münzen mit Dolch-Einstichen aus einem kasernierten militärischen Umfeld stammen.
Alle weiteren Vermutungen sind meiner Ansicht nach aber Spekulation und nicht haltbar.
das die Dolch(?) Stiche aus dem militärischen Bereich kommen, dürfte m.E. gesichert sein, da sie -nach bisherigen Kenntnisstand- primär in Lagern und auf einem Schlachtfeld (Kalkriese)vorkommen. Die Frage ist nur, welche Ursache(n) dahinter stecken. Der Grund Hass/Wut auf den Kaiser (F. Berger) muß nach neuester Aussage von P. Ilisch (s. mein Eintrag oben) relativiert werden, da die Stiche offenbar gleichverteilt auf Vorder- und Rückseite sind.
Alle eingangs von mir aufgelisteten Theorien scheinen nicht zu greifen. Deine Beobachtungen sind daher sehr hilfreich, ich denke auch, dass die Stichwörter "Lagerkoller", "Langeweile" u. evtl. "Spieltrieb" o.ä. wichtige Erklärungsansätze sein können.
Interessanterweise kommen die Stiche aber fast ausschließlich auf Lugdunum I Assen vor, es scheint sich also um ein zeitlich oder regional begrenztes Phänomen zu handeln.

Gruß
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von Arminius » So 23.05.10 14:15

[quote="quinctilius"][quote="Arminius"]
Interessanterweise kommen die Stiche aber fast ausschließlich auf Lugdunum I Assen vor, es scheint sich also um ein zeitlich oder regional begrenztes Phänomen zu handeln.

Gruß
Quinctilius[/quote]

Dann war wohl die Situation, Moral und Betreuung der Truppe zu dieser Zeit (Emission Lugdunum I ) besonders schlecht.

Je nach Standort-Kultur, Führung / Kommandeur und Trennung von anderen sozialen Netzwerken hat der Lagerkoller unterschielliche Ausprägungen.
Ich kann mich Erinnern, daß bei manchen Nato-Einheiten Golfclub-ähnliche Zustände und Umgangsformen in den Kasernen herrschten und Ausrüstung und Einrichtung daher sehr gepflegt waren.
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 09.07.10 09:30

hier 3 weitere Beispiele dieser mysteriösen Stiche auf Lugdunum I Assen, winzig aber deutlich erkennbar - ein weiterer Beleg für dieses Phänomen.

Gruß
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von areich » Fr 09.07.10 09:59

Wird da nicht etwas viel in ein paar kleine Kratzer hineininterpretiert?

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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 09.07.10 12:25

...ich denke nicht, das es viel Sinn hat, die Diskussion weiterzuführen. Alles wichtige wurde oben schon gesagt. Fürs erste dokumentiere ich nur neue Funde.
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von areich » Fr 09.07.10 13:03

Wow, nette Antwort 'Alles wichtige wurde oben schon gesagt.'

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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 09.07.10 13:24

areich hat geschrieben:Wow, nette Antwort 'Alles wichtige wurde oben schon gesagt.'
sorry, war keine böse Absicht :D Ich meine nur, derzeit kann nur spekuliert werden. Ich zitiere mal Dr. P. Ilisch vom heutigen Tag:

"Die Stiche sind eindeutig es ist aber schwer
festzustellen, ob solches im gesamten Imperium vorkommt und auf welche
Zeiten es beschränkt ist."

Gruß
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 27.08.10 18:02

..noch eins, aus Belgien.
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von ganimed1976 » Fr 27.08.10 18:34

Die Theorie mit dem Geschicklichkeitsspiel der Soldaten klingt für mich auch recht plausibel...jedenfalls plausibler als andere Theorien welche ich bis dato gehört habe.

Eine meiner eigenen Theorien hierzu lautet wie folgt: Vielleicht testeten römische Waffenschmiede auf dem Feld mit diesen Assen auch die Materialeigenschaften und Härten ihrer bronzenen Klingen. Dazu stach oder schnitt man vielleicht in einen As um so zu erkennen ob das Metall der gerade geschmiedeten Klinge über eine ausreichende Festigkeit verfügte um später auch leichte gegnerische Panzerungen zu durchstoßen. War die Klingenspitze nach dem Teststoß stumpf, nicht tief genug eingedrungen oder gar abgebrochen, so wusste man dass die Legierung der Bronze weicher war als Kupfer, und somit ungeeignet für den Kampf.

Es ist nur ein Gedankenspiel von mir, aber wer weiß ;)
"Wenn wir Männer ohne Frauen wären, dann würden die Götter mit uns Umgang pflegen."

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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 27.08.10 18:45

Alles nicht auszuschließen. Was immer auch dahinter steckt, auf jeden Fall ein Massenphänomen. Dafür spricht jedenfalls die Fundmenge.
Lagerkoller römischer Soldaten fand ich auch interessant.

Gruß
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von richard55-47 » Fr 27.08.10 18:54

Ganimed1976: Die Klingen waren damals schon aus Eisen. Das war allemal härter als eine Kupfermünze wie der As. Ein Waffeneignungstest scheidet somit aus, auch weil die Schmiede für diesen Zweck in ihrer Werkstatt genügend Material rumliegen hatten, an denen die Tests vorgenommen werden konnten.
do ut des.

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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von quinctilius » Fr 27.08.10 19:24

richard55-47 hat geschrieben:Ein Waffeneignungstest scheidet somit aus, auch weil die Schmiede für diesen Zweck in ihrer Werkstatt genügend Material rumliegen hatten, an denen die Tests vorgenommen werden konnten.
Aber zumindest die Stiche/Schnitte scheinen von Dolchen/Messern zu stammen. Dazu die Häufung der Funde im militärischen Kontext (Kalkriese). Mit Waffen muß es wohl was zu tun gehabt haben.
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Re: Augustus Lugdunum I As mit Einhieben

Beitrag von emieg1 » Fr 27.08.10 19:31

quinctilius hat geschrieben:
richard55-47 hat geschrieben:Ein Waffeneignungstest scheidet somit aus, auch weil die Schmiede für diesen Zweck in ihrer Werkstatt genügend Material rumliegen hatten, an denen die Tests vorgenommen werden konnten.
Aber zumindest die Stiche/Schnitte scheinen von Dolchen/Messern zu stammen. Dazu die Häufung der Funde im militärischen Kontext (Kalkriese). Mit Waffen muß es wohl was zu tun gehabt haben.

Also das garantiert... und jetzt mit diesem Exemplar ist irgendwo eine ganz klare "Logik" vergraben, aber ich sehe sie im Moment noch nicht :oops:

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