Philippus I Sesterz oder Follis?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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cepasaccus
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von cepasaccus » Mo 31.05.10 17:15

Stater hat geschrieben:Das ist gerade aber sehr interessant. Kann mir vielleicht jemand den Ablauf einer Transaktion zwischen den Proivnzen, die andere Nominale wie z. B. Tetradrachmen, Drachmen, AE-Drachmen, und dem "Kern-Rom" erklären? Wie hat es in der Praxis funktioniert?
In Aegypten scheint bewusst eine reichsfremde Waehrung gefuehrt worden zu sein um das reiche Land (oder die Verwalter) am maechtig werden zu hindern. Transaktionen duerften dann hoechstens ueber Umtausch moeglich gewesen sein. Mir faellt aber gerade nicht ein, wer da darueber was geschrieben hat.

vale
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emieg1
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von emieg1 » Mo 31.05.10 17:25

Pscipio hat geschrieben:Die Verwendung einer Bezeichnung sollte allerdings von der Sache abhängen, und nicht vom Markwert :)
Woher wusste ich bloss, dass dieser Einwand kommt :wink: 8)
Du hast natürlich nicht unrecht, daher gefällt mir ja auch der Begriff "Provinzsesterz" so gut.

Aber eine wirklich gute und interessante Frage, ob diese Münzen und evtl. andere Provinzler auch in Rom als Zahlungsmittel anerkannt wurden. Da wird es sicher weiterhelfen, wenn man nachforscht, ob solche Münzen in Rom bzw. Latium gefunden wurden.

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areich
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von areich » Mo 31.05.10 17:32

cepasaccus hat geschrieben:
Stater hat geschrieben:Das ist gerade aber sehr interessant. Kann mir vielleicht jemand den Ablauf einer Transaktion zwischen den Proivnzen, die andere Nominale wie z. B. Tetradrachmen, Drachmen, AE-Drachmen, und dem "Kern-Rom" erklären? Wie hat es in der Praxis funktioniert?
In Aegypten scheint bewusst eine reichsfremde Waehrung gefuehrt worden zu sein um das reiche Land (oder die Verwalter) am maechtig werden zu hindern. Transaktionen duerften dann hoechstens ueber Umtausch moeglich gewesen sein. Mir faellt aber gerade nicht ein, wer da darueber was geschrieben hat.

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Wie immer Howgego in 'Geld in der aniken Welt', ich bin aber ehrlich gesagt zu faul, das jetzt nachzulesen.
Ein tolles Buch.

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cepasaccus
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von cepasaccus » Mo 31.05.10 17:58

Ja, koennte gut gewesen sein, dass ich es in diesem Buch gelesen habe.
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von quisquam » Mo 31.05.10 17:59

Wobei das wirtschaftlich starke Ägypten mit seinem Zwangsumtausch ein Sonderfall und nicht unbedingt mit anderen Lokalwährungen vergleichbar ist.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von Stater » Mo 31.05.10 18:17

Ich habe das Buch auch gelesen, kann mich aber nicht an die zutreffenden Details mehr erinnern außer, dass die Ptolemäer den Geldumtausch eingeführt haben. Damals aus Sicht Ägyptens sehr clever, aber später aus Roms Sicht inakzeptabel.
Einfaches Szenario: Ein Geschäftmann aus Syrien reist nach Rom. Er führt ein Sack Tetradrachmen mit sich um dort Waren einzukaufen. Wer nimmt ihm das Geld ab? Gab es staatlich kontrolierte Kantoren um Provinzgeld eizutauschen? Wenn ja, wer hat sie Kontroliert?

Gruß

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von beachcomber » Mo 31.05.10 20:00

schon die bibel spricht im neuen testament von geldwechslern (wenn man sich erinnern mag), also wird es wohl ein gutes geschäft gewesen sein, ähnlich den wechselstuben die's auch heute noch in allen touristenorten gibt.
grüsse
frank

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von n.......s » Mo 31.05.10 20:49

Stater hat geschrieben:Ich habe das Buch auch gelesen, kann mich aber nicht an die zutreffenden Details mehr erinnern außer, dass die Ptolemäer den Geldumtausch eingeführt haben. Damals aus Sicht Ägyptens sehr clever, aber später aus Roms Sicht inakzeptabel.
Einfaches Szenario: Ein Geschäftmann aus Syrien reist nach Rom. Er führt ein Sack Tetradrachmen mit sich um dort Waren einzukaufen. Wer nimmt ihm das Geld ab? Gab es staatlich kontrolierte Kantoren um Provinzgeld eizutauschen? Wenn ja, wer hat sie Kontroliert?

Gruß

Stater
diese Praktik wurde bereits unter den Ptolemäern eingeführt. Damals ein cleverer Schachzug- da man im eigenen Land keine edlen Metalle hatte. Gold und Silber wurde eingezogen und gegen die eigene Währung eingetauscht. Um "scheinbar" ein Gleichgewicht beizubehalten, hat man ja damals die gigantischen Großbronzen von 70,80 - ja zum Teil über 100gr. ausgeprägt. Aus den eingeschmolzenen Edelmetallen wurden dann eigene Edelmetall-Prägungen ausgegeben.

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von Stater » Mo 31.05.10 20:50

Richtig Frank. Jetzt, wo Du es sagst.... :D

Aber..., die Bibel beschreibt die Vorgänge in Judäa!!! An dieser Stelle haben sich Händler aus Persien, Syrien, Ägypten, Kilikien, Zypern, Rom und, und, und getroffen.
Sie brachten Münzen von unterschiedlichsten Größen und Gewichten nach Jerusalem mit. Da bietet sich die Wechselstube an. Vermutlich hast Du aber Recht. Das gabs sicherlich auch in Rom.

Danke

Gruß

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von Stater » Mo 31.05.10 21:01

Hallo Nephrurus,

genau. Die Edelmetalmünzen waren auch leichter als die der "Ausländer", so das man richtig Kasse gemacht hat. Es war verboten Geschäfte in Fremdwährung abzuschließen. Die "Nichtägypter" mußten schmerzliche Verluste bei dem Umtausch in Kauf nehmen. Aber an Ägypten, der Kornkammer der alten Welt, kam kein Weg vorbei.

Gruß

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von quisquam » Mo 31.05.10 21:06

Deswegen ist Ägypten auch ein schlechtes Vergleichsbeispiel: nur inländische Währung war in Gebrauch und Fremdwährung musste bereits bei der Einreise(?) umgetauscht werden. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie seinerzeit in der DDR.

Gold einem Papyrus von 258-257 v. Chr. nach übrigens in der Münzstätte, wie ich gerade im Howgego gelesen habe.

Die Geldwechser in der Bibel werden im Zusammenhang mit der Entrichtung der Tempelsteuer in lokaler Währung erwähnt, oder? Auf den Märkten wird es aber sicherlich ebenso Geldwechser gegeben haben.

Grüße, Stefan
Zuletzt geändert von quisquam am Mo 31.05.10 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von emieg1 » Mo 31.05.10 21:09

Ja, die Geldwechsler gabs auch in Rom. 1912 wurde im Stadtteil Trastevere ein Sarkophag entdeckt; auf einer Seite zeigt er Geldwechsler an ihrem Stand.

Und der von mir hier vorgestellte "Arco degli Argentari" wurde zu Ehren Septimius Severus und seiner Familie von Geldwechslern erbaut bzw. gesponsert - also schlecht kanns denen damals nicht ergangen sein: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 0&start=15
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von cepasaccus » Mo 31.05.10 21:36

Ich bezweifle, dass es gross Geldwechsler für Kupfermünzen gegeben hat. Kupfermünzen hat man sicher nicht gern in groessernen Mengen auf langen Reisen mitgenommen, weil unnoetig schwer. So gross wird der Druck zum Wechseln dann nicht gewesen sein. Auch der Muenzwechsler haette nur ungerne lokal ungueltige Kupfermuenzen genommen, da er vielleicht selbst einen teuren Ruecktransport haette organisieren muessen. Man stelle sich mal vor eine Legion wird versetzt. 10000 Leute schleppen ungueltiges Kleingeld an und wuerden die Keller der Wechsler verstopfen. Dass fuer den Staat teures Kleingeld nutzlos herumliegt kann eigentlich auch nicht in dessen Interesse sein. Somit halte ich es auch fuer wahrscheinlich, dass das Kleingeld des Imperiums ueberall gueltig war.

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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von helcaraxe » Mo 31.05.10 21:50

Es wird aber dennoch in (fast) jeder Stadt, v. a. Kleinasiens Geldwechsler gegeben haben. Man denke nur an die jeweiligen lokalen Prägungen, die sich der Reisende erst einmal besorgen musste, wenn er dort ankam. Sicher wird er größere Geschäfte vor allem auch in Reichswährung abgeschlossen haben, aber um seinen abendlichen Wein zu bezahlen, wird er auch, je nach Ort und Zeit auf lokale Währungen zurückgegriffen haben.

Zu den Viminacium/Dacia-Prägungen: Ich habe einmal ein Lot in Händen gehabt, das ziemlich sicher aus einem Fundzusammenhang stammte: Darin fanden sich zahlreiche sehr abgenutze Sesterze/Dupondien des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus (die besser erhaltenen des dritten Jahrhunderts wurden vermutlich schon vom Finder oder vom Zwischenhändler herausgefischt) sowie eben diese Prägungen, so dass ich davon ausgehe, dass zumindest eine einfache Konvertierbarkeit gegeben war - ob allerdings 1:1, das bleibt natürlich unbekannt.
Viele Grüße
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Re: Philippus I Sesterz oder Follis?

Beitrag von ischbierra » Mo 31.05.10 22:15

quisquam hat geschrieben:

Die Geldwechser in der Bibel werden im Zusammenhang mit der Entrichtung der Tempelsteuer in lokaler Währung erwähnt, oder? Auf den Märkten wird es aber sicherlich ebenso Geldwechser gegeben haben.

Grüße, Stefan
Die Tempelsteuer war die jährlich zu entrichtende Kopfsteuer männlicher Personen in Höhe von einem halben Schekel. Sie wurde in tyrischer Währung entrichtet, also eine tyrische Didrachme. Es ist übrigens ein Phänomen, daß eine Münze Tempelgeld war - in einer bilderlosen Religion - deren Vorderseite den tyrischen Stadt- Gott Melquart und deren Rückseite den ptolemäischen Adler (Symbol für Zeus) trug; aber das entscheidende Kriterium war wohl die hohe Wertbeständigkeit dieses Geldes. Man brachte also seine römischen Denare oder griechischen Drachmen zum Wechsler und der tauschte in tyrische Schekel um die dann als Steuer akzeptiert wurden.
Gruß ischbierra

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