Sonnenlicht

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

indiacoins
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Re: Sonnenlicht

Beitrag von indiacoins » Mi 09.06.10 17:31

Hallo.
Je nach Patinaart kann es zu verschiedenen Reaktionen auf der Oberfläche bedingt durch UV-Einstrahlung und Hitze kommen.
Eine Münze mit einer Patina, die aus einer stark schwefelhaltigen Fundumgebung stammt, kann sich hellbraun bis weiß fleckig verfärben.
(Jeder hat bestimmt schon mal gesehen, wie aus einem schönen gelben Schwefelkristall häßliche weiße Stellen entstanden sind.)
Eine Münze mit einer glasigen glatten und geschlossenen Patina kann bei längeren Verbleib unter direkter Sonnenbestrahlung reißen oder platzen,wenn sich das darunterliegende Metall schneller erwärmt als die Aflagenschicht, bzw andersherum.Je nachdem, was sich schneller ausdehnt. 80 Grad Celsius und mehr im Sommer sind bei günstiger Lage der Münze/en durchaus möglich. Kommt drauf an, wo die Münzen liegen. Zuhause in der Vitrine, wo nur etwas Sonne ins Haus scheint oder auf dem Kamelmarkt in Tunesien bei 45 Grad Temperatur.
Denkt mal daran, wie heiß es manchmal schon auf der Motorhaube wird.( Eier drauf braten)
Eine Kupfer-oder Bronzemünze aus einer sehr cholridhaltigen Fundumgebung( Syrien, Israel, Jordanien, Westpakistan) kann, wenn sie plötzlich schutzlos unserem feuchten Klima ausgesetzt wird, mit Bronzepest aufblühen, wobei das Material allmählich zerbröselt. Wenn zudem noch die Sonne kräftig warm draufscheint, geht alles viel schneller( endotherme Reaktion).
Ich denke, da es viele verschiedene Patianarten gibt, werden auch unterschiedliche Reaktionen auf das Sonnenlicht vorhanden sein.

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heku
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Re: Sonnenlicht

Beitrag von heku » Mi 09.06.10 18:42

Hallo indiacoins,

ist das eigenes Erleben, oder sind es theorethische Überlegungen?

Das mit der thermischen Ausdehnung einer Münze ist schon eine spannende Sache. Wenn eine 30mm Kupfermünze um 80°C erwärmt wird, dehnt sie sich um 0,04mm aus.

Bei 30° im Sommer ist der Eifelturm 18cm höher als bei -20° im Winter.

Spiegelei auf dem Auto braten kann teuer werden:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/spi ... k-1.679691

Viele Grüße
Hermann

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cepasaccus
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Re: Sonnenlicht

Beitrag von cepasaccus » Mi 09.06.10 19:53

Waere das Ei durch und der Lack heil gewesen, wenn man das Ei nach 10 Minuten entfernt haette?
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indiacoins
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Re: Sonnenlicht

Beitrag von indiacoins » Mi 09.06.10 23:04

heku:
Oder der Oberflächenbelag weitet sich mehr aus als das Unterleben. Knack! Und wenn Feuchtigkeit eingeschlossen ist, dann pfffff!
Und auf der Herdplatte Stufe 1/2 kommen manchmal aus unterschiedlichen Münzen so kleine silberne Perlen urplötzlich aus der Oberfläche.

Ich habe es in 10 Jahren im Numismatischer Tätigkeit einige Male erlebt. Auch ich habe mal mit einfachen Römern angefangen.Heute erlebe ich es mit anderen Münzen. ( ...weil die billiger sind)
Wenn du mal im Sommer nach Tunesien fliegst, dann betrachte dort die echten römischen Fundmünzen( nicht die Gussfälschungen) , die auf dem Wochenmarkt angeboten werden. Diese sind fast alle hinüber. Diese echten Stücke werden nicht verkauft, sondern dienen nur zum Anlocken der Touristen. Dazu liegen dann wohl die ganze Saison lang jeden Freitag in der prallen Sonne.
Der User Heripo hatte auch mal so eine kleine Fotoserie über Münzen unter Sonneeinfluss aus Südfrankreich ins Forum gesetzt.
Daher dachte ich, daß soetwas bekannt sei. Vielleicht ist Heripo ja noch aktiv und kann sich hier mal zu seinen Forschungen kurz äußern.
Zur Zeit kann ich nur über antike Fundmünzen aus der Wüste und dem Bereich zwischen Wüste und Rotes Meer sprechen. Was dort an der Oberfläche gefunden wird, also jeden Tag stärkster Sonne ausgesetzt ist, ähnelt einer mit Schmirgelpapier abgeschliffenen Münze, die etwas abgedunkelt ist. Wie weit hier der feine Sand und Wind mit dazu beigetragen hat, kann ich nicht beurteilen. Wäre dieses Thema hier 2 Monate eher gefallen, hätte ich noch ein paar Münzen dazu zeigen können. Ich habe sie aber verschenkt. Eine Münze aus Ägyptens Wüste habe ich noch.Siehe 3. Bild. Dann 2 Münzen aus Jordanien von Valerius Gratus. Doch die lagen jetzt schon länger in WD40 und sind etwas dunkel. Siehe 2.Bild.
Kurz nachdem ich wieder zu Hause war, haben die Münzen leider angefangen, fleckweise grün zu werden. Bronzepest!
Bei uns ist es zu feucht, bzw. es kann auch im Koffer im Laderaum des Flugzeugs passiert sein, denn der Koffer war nach der Landung in Düsseldorf ziemlich feucht.
Bild 1 zeigt noch 2 Münzen aus Jordanien(1 ungefähr so wie sie da gelegen hat), warscheinlich frühes Judäa und rechts daneben eine der Münzen( AE Prutah) , die hier die Bronzepest bekommen haben.( also die ist jetzt knapp 3 Monate in Deutschland und total überwachsen). ich habe sie vergessen zu behandeln. Ist aber gut, da ich sie jetzt so zeigen kann.
Dateianhänge
W3.JPG
W2.JPG
Wüste Jordan
W1.JPG
Wüste Ägypten

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Re: Sonnenlicht

Beitrag von heku » Sa 12.06.10 13:13

Hallo indiacoins,

deine Schilderung hat mich nachdenklich werden lassen. Die heißen Länder rings um's Mittelmeer kenne ich nicht, ich bevorzuge kühlere Gefilde.

Meine Sonnenanbeter waren ungereinigte Spätrömer, bei denen im Laufe der Reinung (Olivenöl, Ballistol, mechanisch) einigen Stücken die Patina in kleineren bis größeren Bereichen verlorenging. Die mit dunkler Patina durften dann ein Sonnenbad nehmen um nachzudunkeln. Passiert ist nichts. Ich nehme aber auch an, dass das Fensterglas einen guten Teil der Lichtenergie wegfängt. Im Inneren der Wohnung bekommen wir ja auch keine Körperbräune. Römische Patina auf der Fensterbank nachzüchten war nicht der große Erfolg, ich hab die Münzen dann an einen jungen Sammler verschenkt.

Bis vor kurzem ruhten einige modernere Münzen auf der Fensterbank (Südseite), auch da ist nichts abgeplatzt.

Nichtsdestoweniger werde ich es in Zukunft wohl vermeiden, meine Münzen dem prallen Sonnenlicht auszusetzen.
cepasaccus hat geschrieben:Waere das Ei durch und der Lack heil gewesen, wenn man das Ei nach 10 Minuten entfernt haette?
Hier gibt's die Bedienungsanleitung:

http://www.swr.de/swr1/rp/programm/akti ... index.html

Viele Grüße
Hermann

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Re: Sonnenlicht

Beitrag von cepasaccus » Sa 12.06.10 13:33

heku hat geschrieben:Ich nehme aber auch an, dass das Fensterglas einen guten Teil der Lichtenergie wegfängt.
Ja, Fensterglas filter das kurzwellige, energiereiche UV-Licht.

vale
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Re: Sonnenlicht

Beitrag von antinovs » Sa 12.06.10 13:47

@heku:
Nichtsdestoweniger werde ich es in Zukunft wohl vermeiden, meine Münzen dem prallen Sonnenlicht auszusetzen.
die durch sonneneinstrahlung verursachte temperaturerhoehung ist immer noch klein und fuehrt aufgrund der
unterschiedlichen volumenausdehnungskoeffizienten von eigentlichen muenzmetall und darueberliegender patina (AES-muenzen)
zu inneren spannungen, die m.E. kein abplatzen der patina zur folge haben. bei groesseren temperaturunterschieden koennte es
moeglicherweise zu feinen rissen kommen, die im weiteren verlauf zu einer beschaedigung fuehren koennten.

normales glas ist fuer das sichtbare spektrum voellig transparent. zu hoeheren frequenzen hin (in richtung UV) wird es dann
zunehmend intransparent, weil ein teil reflektiert wird.

udo
LXXIII

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