Cato Uticensis
Hier möchte ich eine weitere Münze vorstellen, die in Verbindung steht mit einem der aufrechtesten, aber auch umstrittensten römischen Republikaner, Cato Uticensis, einem Römer, den ich bereits in meiner Schulzeit bewundert habe, und über den wir uns damals die Köpfe heißgeredet haben.
Römische Republik, M.Cato Porcius, gens Porcia
AR - Quinar, 13.8mm, 1.94g
Utica/Nordafrika, 46/47 v.Chr.
Av.: M.CATO.PRO.PR
Kopf des jungen Bacchus mit Efeukranz n.r.
Rv.: Victoria Virgo n.r. sitzend, hält Patera in der re. Hand und Palmzweig über der li
Schulter.
Im Abschnitt VICTRIX (TR als Monogramm)
Ref.: Crawford 462/2; Sydenham1054a; S 1383, Porcia 11
selten, SS+
Diese Münze wurde mit Genehmigung des römischen Senats in Utica geprägt. Die Rs. ist die Kopie eines Denars (Crawford 343) eines anderen M.Cato aus dem Jahre 89 v.Chr. Die Rs. kann Victoria Virgo darstellen, weil Cato der Ältere ihr in Rom einen Tempel in der Nähe des Victoriastempels eingerichtet hatte.
Marcus Porcius Cato war der Urenkel von Cato dem Älteren (der allen bekannt ist durch sein ewiges 'Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!'). Eigentlich hieß er Marcus Porcius Priscus und wurde zum Unterschied u seinem Urgroßvater Cato Minor, Cato der Jüngere, genannt. Den Namen Uticensis bekam er erst nach seinem Tod in Utica.
Während eines Militäraufenthaltes in Makedonien reiste er nach Pergamon zu dem stoischen Philosophen Athenodoros Kordylion. Der junge Römer machte einen so großen Eindruck auf den Philosophen, daß er ihm nach Rom folgte und dort bis zu seinem Tod in dessen Haus wohnte. Durch ihn wurde Cato ein überzeugter Stoiker, der diese Philosophie auch lebte.
Politisch war er ein Vertreter der Optimaten und damit ein entschiedener Gegner der Populares wie Julius Caesar. Er trat für die genaueste Einhaltung der Gesetze ein und forderte z.B. 65 n.Chr. als Quästor die von Sulla während der Proskriptionen ausgezahlten Kopfgelder zurück. Daß er sich dadurch keine Freunde machte, ist klar. Zusammen mit Cicero kämpfte er gegen die Catilinarier, für die Caesar durchaus Sympathien hegte, und sorgte für deren Hinrichtung. Er wurde zum Gegner des Pompeius, als der nachträglich Maßnahmen gegen Mithradates vom Senat absegnen lassen wollte. Cato siegte und konnte so der römischen Verfassung wieder Geltung verschaffen. Seine Pflichtauffassung wurde oft als übermäßig korrekt angesehen. Seine
dignitas allerdings wurde von allen anerkannt.
Als Caesar am 11. Januar 49 v.Chr. den Rubikon überschritt, war das der Beginn des eigentlichen Bürgerkrieges. Aus Sorge um die Republik stellte Cato sich jetzt auf die Seite des Pompeius. Wegen der Übermacht Caesars verließen sie Italien und konnten ihm bei Dyrrachium eine Niedelage zufügen. Kurz danach wurden sie aber bei Pharsalos vernichtend geschlagen und Pompeius in Ägypten ermordet. Cato gelang es, seine Armee nach Nordafrika zu Metellus Scipio und dem Numiderkönig Juba zu führen. Sie eroberten Utica, dessen Schleifung Cato verhindern konnte. Als Caesar Anfang 46 nach Africa übersetzte, gelang es ihm, die uneinigen Heerführer bei Thapsus endgültig zu schlagen. Nun gab es keine Hoffnung mehr, zumal die Einwohner Uticas caesarfreundlich waren.
Wie die stoische Philosophie es in einer solchen Situation vorsah, beging Cato Selbstmord, obwohl Caesar ihm freies Geleit angeboten hatte. Vor seinem Tod soll er noch Platons Phaidon gelesen haben (Plutarch).
Die geschichtliche Beurteilung des jüngeren Cato ist umstritten. Ihm wird vorgeworfen, legalistisch gewesen zu sein, also das Gesetz über alles gestellt zu haben. Er soll ein 'Sturkopf' gewesen sein, auch das, was wir vielleicht heute mit 'Fundamentalist' bezeichnen würden. Selbst Scheinheiligkeit wird ihm vorgeworfen, gerade wegen des Bündnisses mit Pompeius. Ich aber halte ihn, wie andere auch, für den letzten aufrechten Republikaner. Man kann ihm vorwerfen, daß er von vornherein auf verlorenem Posten stand, und daß er sich für eine Sache eingesetzt hatte, die von Beginn an verloren war. Aber ich finde, gerade das macht ihn liebenswert, auch wenn dieser Begriff eigentlich nicht zu diesem über alles korrekten Mann paßt. Er hat damit durchaus Ähnlichkeit mit dem späteren Don Quichote. Er scheiterte an der Verderbheit und Machtbesessenheit, die diese Zeit kennzeichnete. Lukan sagt über Cato: "Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni (Die siegreiche Sache gefiel den Göttern, aber die besiegte gefiel dem Cato)"
Trotz aller Widersprüche haben ihn seine Haltung und insbesondere sein Tod in Utica bei der Nachwelt zum leuchtenden Vorkämpfer der
libera res publica gemacht.
Quellen:
[1] Der kleine Pauly
[2] Plutarch, Cato Minor, online (in englisch) unter
http://www.greektexts.com/library/Pluta ... index.html
[3]
http://en.wikipedia.org/wiki/Cato_the_Younger
Mit freundlichem Gruß