antike Lochung von Münzen, Gründe?
Moderator: Homer J. Simpson
- ganimed1976
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Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
Meiner Meinung nach gab es mindestens vier unterschiedliche Motivationen ein Geldstück in der Antike zu lochen. Dabei ist es wichtig ein allgemeines Strickmuster der unterschiedlichen Lochungen richtig zu deuten und somit auf eine wahrscheinliche Verwendung des Geldstückes zurückzuschließen.
1. Zur Entwertung ungültig gewordener Münzen (z.B. eines früheren Herrschers) oder zur Entwertung von Falschgeld, um es aus dem Umlauf bzw. Zahlungsverkehr zu verbannen. Hierbei wurden meiner Meinung und Erfahrung nach, die betreffenden Geldstücke links neben dem Portrait des Herrschers gelocht....was evtl. eine Art allgemein bekannten Usus in der Antike darstellte, den jedermann unmissverständlich deuten konnte (wie etwa heute das zerschneiden bei Kreditkarten).
2. Um Schmuckstücke daraus herzustellen welche man als Statussymbol oder als Talisman am Körper trug oder zur Zier, z.B. am Gewand oder gar der Rüstung. Dabei wurden wohl auch schonmal Ösen am betreffenden Geldstück angebracht, was aber wohl auch nicht die Regel gewesen sein dürfte wenn man unterwegs gerade nicht die Möglichkeit dazu hatte. (Auch bereits entwertetes Falschgeld dürfte des öfteren noch zur Herstellung von günstigem Schmuck gedient haben....um es noch einem mehr oder weniger nützlichen Zweck zuzuführen).
3. Eine Zweckentfremdung der Münzen als Ersatzwerkstoff, um z.B. Werkzeuge oder Hilfsmittel des täglichen Bedarfs daraus herzustellen. Dabei war die Anbringung oder Anordnung der Lochung sicherlich ohne jede Bedeutung, daher setzte man das Loch/die Löcher scheinbar willkürlich und völlig asymetrisch in die Geldstücke, eben je nach Bedarf.
4. Lochung der Münzen zum befestigen des Geldes an einem Ring, Lederriemen oder sonstiger Tragevorrichtung. Wahrscheinlich tat man das bei längeren Reisen um zu gewährleisten dass das Geld unterwegs nicht verloren ging.
Als eine 5. Möglichkeit kommt hier sicherlich noch die absichtliche Zerstörung von Münzen zum tragen (z.B. zur Damnatio Memoriae). Hierbei wurden aber zumeist die Geldstücke mit Stichwerkzeugen, wie Schwertern oder Dolchen verstümmelt, um das Bildnis des Herrschers zu schänden oder unkenntlich zu machen.
Gruß,
Ganimed
PS: Das sind meine eigenen Vermutungen zum Phänomen der Lochung bei antiken Münzen. Diese Meinung stützt sich auf beobachtungen und Beispiele welche ich im Laufe der Zeit gemacht habe und aus denen ich diese Strickmuster abgeleitet habe.
1. Zur Entwertung ungültig gewordener Münzen (z.B. eines früheren Herrschers) oder zur Entwertung von Falschgeld, um es aus dem Umlauf bzw. Zahlungsverkehr zu verbannen. Hierbei wurden meiner Meinung und Erfahrung nach, die betreffenden Geldstücke links neben dem Portrait des Herrschers gelocht....was evtl. eine Art allgemein bekannten Usus in der Antike darstellte, den jedermann unmissverständlich deuten konnte (wie etwa heute das zerschneiden bei Kreditkarten).
2. Um Schmuckstücke daraus herzustellen welche man als Statussymbol oder als Talisman am Körper trug oder zur Zier, z.B. am Gewand oder gar der Rüstung. Dabei wurden wohl auch schonmal Ösen am betreffenden Geldstück angebracht, was aber wohl auch nicht die Regel gewesen sein dürfte wenn man unterwegs gerade nicht die Möglichkeit dazu hatte. (Auch bereits entwertetes Falschgeld dürfte des öfteren noch zur Herstellung von günstigem Schmuck gedient haben....um es noch einem mehr oder weniger nützlichen Zweck zuzuführen).
3. Eine Zweckentfremdung der Münzen als Ersatzwerkstoff, um z.B. Werkzeuge oder Hilfsmittel des täglichen Bedarfs daraus herzustellen. Dabei war die Anbringung oder Anordnung der Lochung sicherlich ohne jede Bedeutung, daher setzte man das Loch/die Löcher scheinbar willkürlich und völlig asymetrisch in die Geldstücke, eben je nach Bedarf.
4. Lochung der Münzen zum befestigen des Geldes an einem Ring, Lederriemen oder sonstiger Tragevorrichtung. Wahrscheinlich tat man das bei längeren Reisen um zu gewährleisten dass das Geld unterwegs nicht verloren ging.
Als eine 5. Möglichkeit kommt hier sicherlich noch die absichtliche Zerstörung von Münzen zum tragen (z.B. zur Damnatio Memoriae). Hierbei wurden aber zumeist die Geldstücke mit Stichwerkzeugen, wie Schwertern oder Dolchen verstümmelt, um das Bildnis des Herrschers zu schänden oder unkenntlich zu machen.
Gruß,
Ganimed
PS: Das sind meine eigenen Vermutungen zum Phänomen der Lochung bei antiken Münzen. Diese Meinung stützt sich auf beobachtungen und Beispiele welche ich im Laufe der Zeit gemacht habe und aus denen ich diese Strickmuster abgeleitet habe.
"Wenn wir Männer ohne Frauen wären, dann würden die Götter mit uns Umgang pflegen."
Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
Tja, hier wäre dann der Fundkontext interessant... Wenn der Soldat im Feldlager tatsächlich (gelochte) Münzen als Halsschmuck getragen hat, würde man solche sicherlich vermehrt in römischen Lagern und auf Schlachtplätzen gefunden haben. Hier können uns vielleicht diejenigen weiterhelfen, die sich mit Ausgrabungen rund um diese Thematik beschäftigen?!kuddlbutschi hat geschrieben: die feine gesellschaft in rom henkelte oder fasste aber der soldat im feldlager machte seinen halsschmuck wohl eher mit hammer und nagel.
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Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
hallo,
ich meinte den otto normal römer und als beispiel ein römisches feldlager oder eine ziehende armee.was findet man schon auf einem schlachtfeld?waffenteile die kaputt oder damals verborgen waren und vielleicht vereinzelte münzen.die toten wurden doch vom sieger bis zu den zähnen auf beute gefilzt.den letzten rest verwertete die umliegende bevölkerung oder mitziehende banden.ich denke auch ,das es keine massenlochung gab,zumindest zeigt uns dies das verhältnis von gelochten und ungelochten münzen.
ich meinte den otto normal römer und als beispiel ein römisches feldlager oder eine ziehende armee.was findet man schon auf einem schlachtfeld?waffenteile die kaputt oder damals verborgen waren und vielleicht vereinzelte münzen.die toten wurden doch vom sieger bis zu den zähnen auf beute gefilzt.den letzten rest verwertete die umliegende bevölkerung oder mitziehende banden.ich denke auch ,das es keine massenlochung gab,zumindest zeigt uns dies das verhältnis von gelochten und ungelochten münzen.
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Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
Zum Schlachtfeld:
Bei den in "Berger-Kalkriese I" aufgeführten Stücken ist, im Verleich zu der Vielzahl von Münzen mit Gegenstempeln oder den anderen Zerstörungen, nur ein verhältnismäßig geringer Anteil der Silber- und Bronzestücke mit gebohrt, gelocht oder angebohrt/Bohrversuch gekennzeichnet.
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Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
Ein sehr interessantes Beispiel für einen gelochten Aureus habe ich bei der Lektüre einer älteren Ausgabe von NNB (1), in einem Artikel von Sebastian Sondermann über vier neu entdeckte Exemplare (Stempel) von Aurei des Septimius Severus (RIC 260) gefunden.
Septimius Severus
Gold Aureus, struck AD 206 at Rome mint.
Obv: SEVERVS PIVS AVG, laureate head right.
Rev: COS III (in ex.) / P P (above), the Stadium of Domitian, large entrance arches in middle. In the stadium nine figures, from left to right: competitor running left, two boxers fighting, threetogate figures, two wrestlers grappling andthe emperor seated left.
7,07 g, 20 mm. Ref. BMC 319, RIC 260, Calico 2518.
Found in India. Pierced twice, slightly bent.
Siehe -----> http://www.vcoins.com/ancient/sonderman ... oduct=1194
(1) Sebastian Sondermann, Das Stadion des Domitian auf Aurei des Septimius Severus, in: Numismatisches Nachrichtenblatt, 59. Jahrgang, März 2010, S. 109 – 110.
(2) Vgl. PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik" – Archäologische Funde weisen auf antiken Handel von Römern mit Südindien hin -----> http://www.indiajournal.com/pages/event.php?id=11753
Die „doppelte Lochung“ scheint meiner Ansicht nach darauf hinzudeuten, dass derartige Münzen in Indien als Schmuckstück um den Hals getragen worden sind. Weniger wahrscheinlich erscheint mir dagegen, dass dies eine Form von Geldaufbewahrung in Kettenform sein könnte.Zitat: „Weiterhin interessant ist die Tatsache, dass mindestens vier Exemplare in Indien gefunden wurden. Unter den Severern scheint ein reger Handel mit Indien (2) stattgefunden zu haben, wie die zahlreichen Funde von Aurei in Indien belegen. Ein häufiges Charakteristikum ist eine doppelte Lochung sowie eine mehr oder weniger starke Abnutzung.“ (NNB 3/10, S. 110).
Septimius Severus
Gold Aureus, struck AD 206 at Rome mint.
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7,07 g, 20 mm. Ref. BMC 319, RIC 260, Calico 2518.
Found in India. Pierced twice, slightly bent.
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(1) Sebastian Sondermann, Das Stadion des Domitian auf Aurei des Septimius Severus, in: Numismatisches Nachrichtenblatt, 59. Jahrgang, März 2010, S. 109 – 110.
(2) Vgl. PRESSESPIEGEL "Archäologie und Numismatik" – Archäologische Funde weisen auf antiken Handel von Römern mit Südindien hin -----> http://www.indiajournal.com/pages/event.php?id=11753
mit freundlichem Gruß
IVSTVS
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http://www.muenzfreunde-trier.de/
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Veröffentlichungen
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Re: antike Lochung von Münzen, Gründe?
Danke für die Info, justus!
Eine Lochung in dieser Art - doppelt und in dieser Weise, dass das Kaiserportrait auch "attraktiv" in der Waage hängt, schreit natürlich nach dieser Theorie und lässt eine andere nicht wirklich zu. Hier ist es IMHO ja wirklich eindeutig...
Eine Lochung in dieser Art - doppelt und in dieser Weise, dass das Kaiserportrait auch "attraktiv" in der Waage hängt, schreit natürlich nach dieser Theorie und lässt eine andere nicht wirklich zu. Hier ist es IMHO ja wirklich eindeutig...
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