Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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ganimed1976
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Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von ganimed1976 » Mi 01.09.10 22:23

Hallo

Ich frage mich seit einiger Zeit immer wieder bei bestimmten Stücken aus meiner Sammlung, welches Nominal sie wohl einst gehabt haben mögen.

Man findet oft bei einigen Münzen, meist bei Provinzialprägungen des 3. Jh. n. Chr., nur Durchmesserangaben wie z.B. bei einer Münze des Caracalla aus Emesa welche mir hier gerade als Beispiel vorliegt. Sie wird im Netz als AE-29 bezeichnet, wobei sich in diesem Falle die 29 auf den Durchmesser in Millimetern bezieht und das AE auf Kupfer (Aes=Kupfer).

Nicht desto trotz muss aber doch die Münze einst ein bestimmtes Nominal gehabt haben. Ein Römer wird ja nicht damals zum Schmied gegangen sein um dort Nägel zu kaufen, und beim bezahlen sagte der Schmied dann "alsdann guter Mann, so gebet mir für jene 4 Nägel ein Geldstück welches 29mm in seiner Breite misst". Versteht ihr wie ich das meine?

Eine Münze dieses Durchmessers und Gewichts könnte man doch durchaus schon in die Kategorie "Großfollis" oder bei noch größeren Stücken, in die Kategorie "Sesterz" einordnen. Ist die Nominalbezeichnung in solchen Fällen einfach nur nicht mehr bekannt, weil nicht überliefert oder warum nimmt man immer nur diese Durchmesserangabe zur Hand? Warum unterscheidet man hierbei so?

Gruß,

Ganimed
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Peter43
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 02.09.10 00:57

Das AE bedeutet numismatisch nicht nur Kupfer, sondern praktisch alles, was nicht Gold oder Silber ist. Also auch Messing, Bronze oder Billon.
Die antiken Bezeichnungen für diese Münzen sind nicht bekannt. Wir wissen auch nicht, wie sie wertmäßig zu imperialen Münzen gestellt wurden. Das ist der Grund, warum wir uns mit Größenangaben begnügen.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von ganimed1976 » Do 02.09.10 01:33

Vielen dank, genau das wollte ich wissen und war auch meine Vermutung.

Ich sammle noch nicht allzu lange römische Münzen....seit etwa 2 Jahren aller höchstens. Daher kommen halt noch immer oft Fragen auf.

Gruß und vielen Dank für die Hilfe ;)

Ganimed
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kc
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von kc » Do 02.09.10 01:45

ganimed1976 hat geschrieben: Daher kommen halt noch immer oft Fragen auf.
Und genau das ist doch gut. Ich z.B. habe mir über deine hier gestellte Frage noch nie Gedanken gemacht, weiss nun in Zukunft aber Bescheid. Deine Frage war für mich jedenfalls hilfreich und sinnvoll.

Grüße

kc

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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von ganimed1976 » Do 02.09.10 19:26

kc hat geschrieben:
ganimed1976 hat geschrieben: Daher kommen halt noch immer oft Fragen auf.
Und genau das ist doch gut. Ich z.B. habe mir über deine hier gestellte Frage noch nie Gedanken gemacht, weiss nun in Zukunft aber Bescheid. Deine Frage war für mich jedenfalls hilfreich und sinnvoll.

Grüße

kc
Ich habe auch lange gezögert diese Frage hier zu stellen weil ich mir nicht sicher war ob sie mir überhaupt jemand beantworten kann. Nachdem ich aber auch im Internet nur spärliche Angaben zu diesem Thema gefunden hatte, dachte ich mir einfach "fragen kostet nichts" ;)

Aber seltsam finde ich es schon dass nirgendwo in einer alten zeitgenößischen Schrift überliefert ist bzw. niedergeschrieben wurde, wie die einzelnen Nominale in den verschiedenen Provinzen einst bezeichnet wurden. Ich meine woher weiß man denn bei den in Rom geprägten Münzen so genau wie ihre Nominale lauteten? Ich nehme an dass es hierzu Schriften gibt in denen das Erwähnung fand und man daher weiß dass es außer Denaren und Aurei auch noch Sesterzen, Dupondien, Asse, Semis und den Quadranten gab....genau wie später Antoniniane, Folliae (schreibt man das so?) und Solidi. Zudem stieß ich vor kurzem auf ein weiteres Nominal von dem ich bis dato noch nie gehört hatte.....einen "Hemiassarion", welcher wohl so etwas wie ein Halb-As ist.

Gruß

PS: Ich merke gerade dass die nächste Frage wohl lauten sollte "wie lautet die Mehrzahl der einzelnen römischen Münznominale" :mrgreen:
Zuletzt geändert von ganimed1976 am Do 02.09.10 19:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von Submuntorium » Do 02.09.10 19:30

Antoninian ist nur eine Sammlerbezeichnung,genauso wie Follis.(pl. Folles)
Für den ANtoninian wird angenommen,dass dieser früher Bicharactus hieß,diese Bezeichnung ist aber wenig verbreitet.
viele grüße,
Submuntorium

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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von quisquam » Do 02.09.10 19:47

Bicharactus könnte auch eine umgangssprachliche Bezeichnung sein, wie der "Heiermann" für das alte 5 DM-Stück. Ob es eine offizielle Bezeichnung war ist meines Wissens nicht sicher.

Es gibt Provinzbronzen mit Nominalkennzeichnung per griechischem Buchstaben. Die Basiseinheit, der "Einer", ist das Assarion, die mehrfachen davon der Zweier (2 Assaria), Dreier (3 Assaria) etc. Ein Hemiassarion sind 1/2 Assaria. Wie und ob sie in das reichsrömische Münzsystem einzureihen sind ist aber ungewiss. Auch wenn diese Münzen oft im Gewicht z.B. etwa einem As entsprechen, sollte man der Versuchung wiederstehen diese so zu bezeichnen. As und Assarion stehen für die jeweilige Basiseinheit und sind nicht unbedingt wertgleiche Nominale.

Grüße, Stefan
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von richard55-47 » Do 02.09.10 20:01

Howgego spricht nirgendwo von Bicharactus; die Annahme, dass diese Bezeichnung der antike Name des Antoninians ist, scheint auf Weiser, Wolfram: Nominale römischer Münzen des 3.-5. Jahrhunderts n.Chr., in: Geldgeschichtliche Nachrichten 35, 200 (2000), S. 311-327. (siehe: http://www.numispedia.de/Antoninian) allein zurückzugehen. Auch Wiki (http://de.wikipedia.org/wiki/Antoninian) führt ihn an. Ich kenne Weisers Ausführungen nicht, weiß also nicht, ob sie schlüssig sind. Aber einen "Doppelcharakter" als Münznamen anzunehmen, wäre das letzte, was ich tun würde.
Es könnte natürlich ein treffender Name, von einem verarscht sich fühlenden Schandmaul gegeben, sein: Auf der einen Seite: offizieller Wert zwei Denare, auf der anderen Seite: tatsächlicher Wert: 1,5 Denare. Wahrlich, ein doppelter Charakter. Ich bitte, diese Abschweifung nicht ganz ernst zu nehmen.
Zuletzt geändert von richard55-47 am Do 02.09.10 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von ganimed1976 » Do 02.09.10 20:04

Ich merke schon dass es schwierig und eigentlich unmöglich ist, bei den Nominalen der Römer sicher zu sagen wie ihre offizielle Bezeichnung lautete. Den Antoninian nennen einige so, und andere verwenden lieber den Begriff "Doppeldenar". Ich persönliche fände ja "Argenteus" treffender und auch logischer, aber mich fragt ja niemand :mrgreen:

Vielleicht hatten diese Münzen auch in der Antike gar keine namentliche Bezeichnung was ihren Typ anging. Vielleicht unterschied man die Münzen nur in ihrer Eigenschaft immer in gewissen Teilen zu einem Richtnominal zu stehen....z.B. 1 Denar = 1/25 Aureus oder ein Ass eben 1/16 Denar (im osten 1/18 Denar wegen der Wechselgebühr, die so genannte "Agio").
Zuletzt geändert von ganimed1976 am Do 02.09.10 20:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von richard55-47 » Do 02.09.10 20:08

"Argenteus" ist schon anderswo besetzt, sorry.
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von quisquam » Do 02.09.10 20:09

Und so treffend wäre er auch gar nicht, da selbst anfänglich nicht sonderlich guthaltig.

Vielleicht fragt sich in 2000 Jahren auch jemand, wie denn der offizielle Name der 2 Euro-Münze war. :wink:

Grüße, Stefan
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von Submuntorium » Do 02.09.10 20:15

quisquam hat geschrieben:Und so treffend wäre er auch gar nicht, da selbst anfänglich nicht sonderlich guthaltig.

Vielleicht fragt sich in 2000 Jahren auch jemand, wie denn der offizielle Name der 2 Euro-Münze war. :wink:

Grüße, Stefan
Da wird dann gerätselt ob der Name vierfache Mark in Frage kommen könnte ;)
viele grüße,
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Re: Frage zu Durchmesserangaben bei römischen Münzen

Beitrag von quisquam » Do 02.09.10 20:24

Oder Multiplum zu 680 Drachmen.
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