Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

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heku
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von heku » Sa 23.10.10 13:25

Hallo kc,

die Beschaffung ist schwierig geworden, ich bin froh, dass ich noch einen kleinen Rest hatte.. Für den Stoff gibt es einen eigenen Thread:

http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 12&t=20440

Je länger die Münzen drin liegen, dest besser. Ein eventuell auftretennder grauer Belag nach Entnahme aus der Lösung kann mit Isopropanol entfernt werden.

Viele Grüße
Hermann

n.......s
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von n.......s » Sa 23.10.10 13:27

wie schon geschrieben wurde, müssen die Münzen schnellstens aus ihren Plastikgefängnissen!
Das Klima darin dürfte dem eines Gewächshauses ähneln- da muss man sich über gar nichts wundern.

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ganimed1976
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von ganimed1976 » Sa 23.10.10 13:46

Wenn das wirklich Bronzepest sein sollte, und es sieht mir fast danach aus, dann sollte man auf jeden Fall versuchen, sie zu beseitigen und langfristig aufzuhalten. Ich hatte selbst zwei Münzen, welche von dieser heimtückischen Seuche befallen waren....einen As des Claudius I. und einen Sesterz des Domitian, welche von diesem Metallfraß befallen waren, jedoch wollte ich sie doch gern von ihrer bösen Krankheit kurieren. Ich hatte dazu auch schon stundenlang, Beiträge im Netz gelesen und versucht mich schlau zu machen, was die verschiedenen Methoden angeht, die Bronzepest in den Griff zu bekommen. Leider schien es jedoch keine wirklich zuverlässige und wirksame Methode zu geben, um der heimtückischen Seuche, dauerhaft Einhalt zu gebieten.

Ich hatte bereits einiges getestet. Zum Beispiel die Münzen vorsichtig und langsam mit einem Bunsenbrenner (Pencil Torch) erhitzen und schnell in Olivenöl abkühlen. Diese Prozedur habe ich mehrmals wiederholt. Ohne Erfolg....die Bronzepest war nach wenigen Tagen wieder Sichtbar. Genau wie abkochen in destilliertem Wasser. Es half nichts....die Bronzepest kam in der gleichen zuverlässigen Regelmäßigkeit zurück, wie etwa eine unliebsame Jahreszeit.

Habe dann eine Methode angewandt, von welcher ich in einem amerikanischen Forum las. Bei dieser nimmt man einfaches Backpulver (Sodium Bi-Carbonat) und Waschsoda (Sodium Carbonat). Das Mischungsverhältnis sollte etwa 5 Teile Backpulver auf 3 Teile Waschpulver betragen. Das ganze in kochendes Wasser geben, ergibt eine starke Lauge. Danach die befallenen Stücke darin baden. Die Dauer des Bades hängt von der Schwere des Befalls der Münze ab und zudem von ihrem Typ. Einen Sesterz sollte man, wegen der stärke des Materials, länger darin belassen, als z.B. einen As. Anschließend sollte man die Münze noch etwas in Alkohol (Isopropyl) Wässern. Danach sollte man sie noch mit mikrokristalinem Wachs versiegeln, um sie vor Sauerstoff zu schützen. So nimmt man der Bronzepest die Nahrung. Und die Münze danach nicht wieder in das gleiche Münzfach der Sammlung legen. Dieses könnte mit den Bronzepestsporen konterminiert sein. Das Fach sollte vorher gründlich gereinigt werden.

Es ist nun ca. 1 Monat her, seit ich diese Methode angewandt habe, und ich bin erstaunt, denn die Bronzepest scheint tatsächlich zum Stillstand gekommen so sein. Selbst unter dem Mikroskop entdecke ich keinerlei Anzeichen von Bronzepest mehr. Sonst hatte ich schon nach etwa 4-5 Tagen wieder den grünlichen Belag an den betreffenden Stellen....jedoch nicht dieses mal. Die vorher befallenen Stellen scheinen keinerlei Anzeichen eines Befalls mehr aufzuweisen.

Gruß,

Gani
Zuletzt geändert von ganimed1976 am Sa 23.10.10 13:50, insgesamt 2-mal geändert.
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imperator44
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von imperator44 » Sa 23.10.10 13:47

Das leidige Thema Bronzepest ! Es gibt kaum ein Thema in der Numismatik, das so leidenschaftlich und leider auch oft falsch diskutiert wird, wie dieses. Hier ein paar, durch Wissen und Erfahrung gefestigte Thesen.
1) Bronzepest ist (wie donolli bereits richtig vermerkte) NICHT ansteckend, sie entsteht ausschließlich durch unsachgemäße Lagerung.
2) Die Münzen auf Dauer in Plastiksäckchen zu verpacken grenzt an Selbstmord. Sicherer kann man sich die Bronzepest nicht einfangen.
3) Die absolut sicherste Methode, die Bronzepest zu bekämpfen ist Benzotriazol, wie heko bereits schrieb. 3 bis 5%ige Lösung in 100%igem Isopropylalkohol(also 3 bis 5g Benzotriazol in 100ml Isopropylalkohol lösen, und fertig ist das Wundermittel). Man legt die befallene Münze kurz ein (nicht einen ganzen Tag), und lässt sie dann an der Luft trocknen. Eventuelle weiße Kristalle, die sich nach der Trocknung bilden können, einfach mit einem Tuch, oder manuell entfernen (Hände waschen, das Zeug ist nicht ungiftig).
Benzotriazol kann man in der Apotheke kaufen. Es ist allerdings nicht gerade billig, aber was tut man nicht alles für die Gesundheit seiner Münzen. Ich wende die Methode seit nunmehr elf Jahren an, und seitdem ist Bronzepest für mich ein Fremdwort.
Schöne Grüße vom imperator44

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von Notker » Sa 23.10.10 14:47

Frage nebenbei: Wie entsorgt ihr denn diese Benzotriazol-Lösung? Ist ja nicht ungiftig und gehört wohl nicht einfach in die Toilette.

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von antinovs » Sa 23.10.10 14:57

hi,

nach beseitigung der beläge und vor der behandlung mit dem erwähnten korrosionsschutzmittel würde ich dass in den restbelägen
verbliebene kristallwasser durch erhitzen der münze auf 150°C im backofen heraustreiben.
das mittel würde ich von zeit zu zeit erneut auftragen, um eine evtl. vorhandene "bronzepest" in schach zu halten.
Denn dieses mittel beseitigt nicht den bösewicht der "bronzepest" - eingelagertes kupferchlorid - sondern verhindert
die kettenreaktion des bösewichts mit der luftfeuchtigkeit und dem luft-O2.

P.S.: a) übereinstimmend mit imperator44 bin ich der meinung, dass "bronzepest" nicht ansteckend ist.
b) abweichend zur meinung von imperator44 sage ich, dass die art der aufbewahrung (ob plastikhülle oder box oder sonstwas)
kein entscheidender faktor der enstehung von "bronzepest" ist, es sei denn, ein sammler bewahrt die münze in einer
chlorid-haltigen lösung oder sehr chlor-haltigen atmosphäre auf :D
c) sollte sich, wie von imperator44 erwähnt, nach einer trocknung weisses pulver abscheiden, könnte dies ein indiz für
das latente vorhandensein von "bronzepest" sein - der bösewicht ist nämlich in nicht-wässriger form von weisser farbe.

grüsse udo
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von kc » Sa 23.10.10 15:11

Danke erstmal allen für die Tipps und die geschilderten Fälle.

Was ich vorhin gemacht habe:

1. Alle Münzen aus den Tütchen befreit.

2. Produktion von Reisbeuteln als Ersatz für Siliciagel.

3. Die befallenen Münzen zunächst mit einem Tuch gereinigt, dann die feinen Ecken mit einem angefeuchteten Zahnstocher entfernt.
Anschließend ging es auf die Heizung zum Trocknen.

Einige kleine Reste der Bronzepest sind auf dem Foto unten noch zu sehen. In Natura sieht man die nicht. Daher habe ich dann nach Foto
gearbeitet.
Ich werde die Münzen noch keiner weiteren Behandlung unterziehen, da ich erstmal gucken möchte, was passiert. Eventuell ist es gar keine
Bronzepest.


Grüße

kc
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Trebonianus Gallus Sesterz.jpg
Reisbeutel.JPG

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von antinovs » Sa 23.10.10 15:41

kc hat geschrieben: Ich werde die Münzen noch keiner weiteren Behandlung unterziehen, da ich erstmal gucken möchte, was passiert. Eventuell ist es gar keine
Bronzepest.


Grüße

kc
obwohl es eigentlich unseriös ist folgendes zu behaupten tue ich es trotzdem mal:
dein exemplar sieht mir nicht "bronzepest"-verdächtig aus. grüne - auch wasserlösliche - beläge können verschiedene
ursachen haben. falls doch vorhanden, ist deine münze noch weit von fortschreitender lochkorrosion entfernt.

sieht also gut aus, denkt

udo
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von emieg1 » Sa 23.10.10 19:33

Na, das Ergebnis sieht doch wirklich gut aus.

Danke an Imperator für die kurze aber prägnante Zusammenfassung zum Thema "Bronzepest"!

Zum Thema "Backofentrocknung": Auch wenn es da gegenteilige Meinungen gibt, ich würde es nicht machen. Metalle dehnen sich unter Wärmeeinwirkung aus. Wenn auch vielleicht nur minimalst, könnte es aber ausreichen, um Schaden anzurichten. Eine Trocknung auf der Heizung über mehrere Tage reicht vollkommen aus und ist ungefährlicher...

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von kc » Do 30.12.10 10:41

Eine kurze Rückmeldung meinerseits: Die Münzen haben nach über 2 Monaten keine neuen Ausschläge bekommen. Und die Behandlung erfolgte ganz ohne Chemie!

Grüße

kc

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von Mithras » Do 30.12.10 13:58

beachcomber hat geschrieben:chinamul hat vollkommen recht, als erstes solltest du mal die münzen von dieser plastik-hülle befreien! denn wenn sie darin sind, können sie nicht atmen, und die luftfeuchtigkeit bewirkt diesen grünen ausschlag...
Trifft das auch für Münzrähmchen zu? Ich habe viele Münzen in diesen selbstklebenden Münzrahmen aufbewahrt und einige Ausstellungsstücke in kleinen Displayboxen. Bei den Stücken in den Boxen hatte ich noch nie Fälle von Bronzepest, aber bei den Rähmchen schon - also weg damit?

LG
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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von Submuntorium » Do 30.12.10 14:06

Würde ich eindeutig sagen! Weg damit! Ich finde eine römische Münze verliert ihren alten Charme in jeglicher Plastikverpackung.
viele grüße,
Submuntorium

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von n.......s » Do 30.12.10 14:13

ich habe bis heute den tieferen Sinn von Plastikverpackungen jeglicher Art bei antiken Münzen nicht verstanden...

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Re: Trebonianus Gallus Sesterz - Bronzepest?

Beitrag von Mithras » Do 30.12.10 14:16

die Münzrahmen kann man gut beschriften - das war für mich der ausschlaggebende Grund (neben einem erhofften Schutzeffekt), sie zu verwenden
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