As mit Gegenstempel
Moderator: Homer J. Simpson
As mit Gegenstempel
Hallo Münzfreunde.
hat jemand nähere Informationen zu diesem Gegenstempel (AUC ligiert)?
Die Münze dürfte meines Wissens ein ziemlich fertiges Münzmeisteras des Augustus sein. Stimmt es, dass solche Gegenstemplungen von den Legionen für Sold- oder Bonuszahlungen vorgenommen wurden? Gibt es eine Chance, diesen Stempel einer Legion oder wenigstens Gegend zuzuordnen?
Adios, Bert
hat jemand nähere Informationen zu diesem Gegenstempel (AUC ligiert)?
Die Münze dürfte meines Wissens ein ziemlich fertiges Münzmeisteras des Augustus sein. Stimmt es, dass solche Gegenstemplungen von den Legionen für Sold- oder Bonuszahlungen vorgenommen wurden? Gibt es eine Chance, diesen Stempel einer Legion oder wenigstens Gegend zuzuordnen?
Adios, Bert
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Re: As mit Gegenstempel
Nach Ulrich Werz, Gegenstempel auf Reichs- und Provinzialprägungen der römischen Kaiserzeit, Katalog der Sammlung Dr. Konrad Bech, ist der Gegenstempel auf 9-14 n. Chr. zu datieren. Kommentar: Die Einstempelungen sind auf Assen der ersten Serie von Lugdunum und auf augusteischen Münzmeisterassen belegt - das passt also. Allerdings würde ich diese exakten Datierungen immer etwas mit Vorsicht geniessen.
Gruss, Pscipio
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Nata vimpi curmi da.
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Re: As mit Gegenstempel
siehe viele Bespiele zu diesen Gegenstempeln www.romancoins.info, unter Gegenstempel, auch im Buch R Martini, Collezione Pangerl.
Diese AVG Gegenstempel sind auf Münzmeisterassen sehr häufig, wohl spätaugusteisch bis Tiberisch, keiner besonderen Region, und schon gar nicht einer bestimmten Truppe zuzuordnen.
Solche etwas barbarisierten Gegenstempel kennt man zB auch aus dem Balkan, zT sogar mitgegossen bei lokalen Imitationen.
Dein barbarisierter Gegenstempel schaut geprägt aus, das As könnte durchaus eine lokale Imitiation aus dem nördlichen Grenzgebiet von Donau - Rhein, und gegossen sein.
Diese AVG Gegenstempel sind auf Münzmeisterassen sehr häufig, wohl spätaugusteisch bis Tiberisch, keiner besonderen Region, und schon gar nicht einer bestimmten Truppe zuzuordnen.
Solche etwas barbarisierten Gegenstempel kennt man zB auch aus dem Balkan, zT sogar mitgegossen bei lokalen Imitationen.
Dein barbarisierter Gegenstempel schaut geprägt aus, das As könnte durchaus eine lokale Imitiation aus dem nördlichen Grenzgebiet von Donau - Rhein, und gegossen sein.
Re: As mit Gegenstempel
Hallo Pscipio, hallo raeticus,
vielen Dank für eure Antworten! Die Zusammenstellung der Gegenstempel auf romancoins.info hatte ich auch gefunden, und dort wurde der Stempel als Carnuntum-Type (Pannonien) geführt, leider ohne nähere Nachweise oder Beschreibung der Hintergründe: http://www.romancoins.info/CMK-Moneyer- ... .html#MP75
Mit der Erklärung von raeticus verstehe ich jetzt auch die Bezeichnung "imitation counterstamp on imitation coin". Diese gegengestempelten Asse müssen ja dann sehr häufig gewesen sein, wenn sogar die Gegenstempel mitgefälscht wurden. Zwei Fragen hätte ich noch zu dem Thema:
1. Heisst barbarisiert zwangsweise, dass diese Fälschungen ausserhalb des röm. Reiches entstanden sind, oder nur dass sie von nicht-staatlichen Stellen hergestellt wurden?
2. Kennt man die Gründe oder Anlässe für die Gegenstempelungen? Eine Bestätigung der Zulässigkeit alter abgegriffener Münzen ist m.M.n. eher unwahrscheinlich, da sie auch auf noch recht gut lesbaren Exemplaren vorkommen. Die Theorie mit der Stempelung bei Antritt eines neuen Kaisers ist auch nicht so recht plausibel, wenn der Stempel "AUG" auf Assen des Augustus auftaucht. Und wenn diese Asse so häufig waren kann der Anlass zur Ausgabe auch nicht so etwas Besonderes gewesen sein.
Adios, Bert
vielen Dank für eure Antworten! Die Zusammenstellung der Gegenstempel auf romancoins.info hatte ich auch gefunden, und dort wurde der Stempel als Carnuntum-Type (Pannonien) geführt, leider ohne nähere Nachweise oder Beschreibung der Hintergründe: http://www.romancoins.info/CMK-Moneyer- ... .html#MP75
Mit der Erklärung von raeticus verstehe ich jetzt auch die Bezeichnung "imitation counterstamp on imitation coin". Diese gegengestempelten Asse müssen ja dann sehr häufig gewesen sein, wenn sogar die Gegenstempel mitgefälscht wurden. Zwei Fragen hätte ich noch zu dem Thema:
1. Heisst barbarisiert zwangsweise, dass diese Fälschungen ausserhalb des röm. Reiches entstanden sind, oder nur dass sie von nicht-staatlichen Stellen hergestellt wurden?
2. Kennt man die Gründe oder Anlässe für die Gegenstempelungen? Eine Bestätigung der Zulässigkeit alter abgegriffener Münzen ist m.M.n. eher unwahrscheinlich, da sie auch auf noch recht gut lesbaren Exemplaren vorkommen. Die Theorie mit der Stempelung bei Antritt eines neuen Kaisers ist auch nicht so recht plausibel, wenn der Stempel "AUG" auf Assen des Augustus auftaucht. Und wenn diese Asse so häufig waren kann der Anlass zur Ausgabe auch nicht so etwas Besonderes gewesen sein.
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Re: As mit Gegenstempel
Ja, die waren sehr häufig in den Grenzgebieten von Augustus bis hin zu den Flaviern, danach gibt es Limesfalsa, die aber eine andere Machart haben. Und nicht gegengestempelt wurden.
Carnuntum Typ kommt von den Erstbeschreibern, man könnte auch besser Pannonien sagen, da kommen die meisten her, also Ost-Österreich bis Serbien, oder eben mittlerer Balkan im Gegensatz zu den typischen Moesischen Gegenstempeln.
zu 1) je barbarisierter desto wahrscheinlicher außerhalb des Reiches, aber die Grenze ist fließend
zu 2) verschiedene Anlässe, zB Donationen mag es gegeben haben (zB zu den Truppen), aber die meisten werden wohl Wertgegenstempel gewesen sein, die die Münze als (noch) gültig erklärten, den Werte veränderten (zB Sesterz runter auf DVPond, etc.), aber so genaus weiß man das nicht, es ist nichts in der antiken Litertur beschrieben.
Carnuntum Typ kommt von den Erstbeschreibern, man könnte auch besser Pannonien sagen, da kommen die meisten her, also Ost-Österreich bis Serbien, oder eben mittlerer Balkan im Gegensatz zu den typischen Moesischen Gegenstempeln.
zu 1) je barbarisierter desto wahrscheinlicher außerhalb des Reiches, aber die Grenze ist fließend
zu 2) verschiedene Anlässe, zB Donationen mag es gegeben haben (zB zu den Truppen), aber die meisten werden wohl Wertgegenstempel gewesen sein, die die Münze als (noch) gültig erklärten, den Werte veränderten (zB Sesterz runter auf DVPond, etc.), aber so genaus weiß man das nicht, es ist nichts in der antiken Litertur beschrieben.
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Re: As mit Gegenstempel
Hallo Bert, hier findest du etwas umfangreichere Informationen zum Thema "Gegenstempel" (siehe Link) ----->
Countermarks - Gegenstempel auf römischen Münzen -----> http://www.muenz-board.com/wbb/board6-a ... C3%BCnzen/
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mit freundlichem Gruß
IVSTVS
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Re: As mit Gegenstempel
nach den Untersuchungen von Ulrich Werz (Gegenstempel auf AEspraegungen der frühen römischen Kaiserzeit im Rheingebiet, 2009) kommt der Gegenstempel auch im Rheingebiet vor (Vgl. Abb.), in Neuss z.B. allein 31 mal. Die traditionelle Zuordnung des Gegenstempels nach Pannonien findet in den Funden aus Slowenien: Ljubljana (5x) und Celje(7x) seinen Ausdruck. Diese relativ geringe Zahl dürfte den schlechten Forschungsstand in dieser Region wiederspiegeln. Interessanterweise wurde auch ein Stück in Kalkriese gefunden. Dies und die Tatsache, dass er offenbar stets unter den übrigen AUC und TIB Gegenstempeln liegt, lässt mich vermuten, dass der Gegenstempel bereits vor 9 n. Chr. in Gebrauch war. Evtl. besteht ein Zusammenhang mit dem geplanten Feldzug gegen Marbod oder dem pannonischen Aufstand 6-9 n. Chr. ?
In der Abb. 3 Stücke aus meiner Sammlung, alle auf stadtrömischen Münzmeister Assen.
Gruß
Euer
Quinctilius
In der Abb. 3 Stücke aus meiner Sammlung, alle auf stadtrömischen Münzmeister Assen.
Gruß
Euer
Quinctilius
Münzen sind Zeitzeugen, nicht nur Objekte.
Re: As mit Gegenstempel
Hallo quinctilius,
habe deinen Beitrag erst jetzt gesehen, vielen Dank für diese zusätzlichen Informationen!
Im Süden Tschechiens taucht dieser Gegenstempel auch hin und wieder auf:
http://detektorweb.cz/index.4me?s=show& ... &xb=1&vd=1
Adios, Bert
habe deinen Beitrag erst jetzt gesehen, vielen Dank für diese zusätzlichen Informationen!
Im Süden Tschechiens taucht dieser Gegenstempel auch hin und wieder auf:
http://detektorweb.cz/index.4me?s=show& ... &xb=1&vd=1
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Re: As mit Gegenstempel
Dieser pannonische Typ von AVG (AV ligiert) Kommt / kam in sehr großen Stückzahlen aus dem mittleren Balkan, wahrscheinlich viele hunderte Stücke.
Nur die kleinen Beilegscheiben mit TICA sind noch häufiger gekommen, zusammen mit den hunderten Stücken mit den vielen Gegenstempeln auf beiden Seiten, incl Delphin und Helm, aus dem Moesischen Raum (auf östl Assen/Dupondien des Augustus/ Ephesus).
Siehe auch die entsprechende Literatur (Martini zB hat die Bücherweise publiziert). Werz hat primär deutsche Museen bearbeitet, schon die vielen Gallisch-Belgischen Funde tauchen da nicht auf (zB VAR in großer Zahl), vom Balkan ganz zu schweigen, der über den Handel kam. Dessen Verteilungskarten haben also so wie der Tschernobyl Fall-out an der Grenze nach Frankreich halt gemacht
Die westlichen AVG aus Gallien (Nemausus) und Germania inf/sup (Lugdunum und Münzmeister die auch mit TIB und IMPAVG etc vergemeinschaftet sind) haben damit nichts gemein...
Nur die kleinen Beilegscheiben mit TICA sind noch häufiger gekommen, zusammen mit den hunderten Stücken mit den vielen Gegenstempeln auf beiden Seiten, incl Delphin und Helm, aus dem Moesischen Raum (auf östl Assen/Dupondien des Augustus/ Ephesus).
Siehe auch die entsprechende Literatur (Martini zB hat die Bücherweise publiziert). Werz hat primär deutsche Museen bearbeitet, schon die vielen Gallisch-Belgischen Funde tauchen da nicht auf (zB VAR in großer Zahl), vom Balkan ganz zu schweigen, der über den Handel kam. Dessen Verteilungskarten haben also so wie der Tschernobyl Fall-out an der Grenze nach Frankreich halt gemacht
Die westlichen AVG aus Gallien (Nemausus) und Germania inf/sup (Lugdunum und Münzmeister die auch mit TIB und IMPAVG etc vergemeinschaftet sind) haben damit nichts gemein...
- quinctilius
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Re: As mit Gegenstempel
hier gibts einen Artikel zu pannonischen Gegenstempeln u.a. auch AVG/AUC mit AV Ligatur:
http://www.mcu.es/museos/docs/MC/ActasN ... marked.pdf
http://www.mcu.es/museos/docs/MC/ActasN ... marked.pdf
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