Sorry, wenn ich die hier bisher geträumten Träume etwas jäh unterbreche. Aber dies Sammelsurium von unseriösen Westentaschenversuchen aus Sammlers Alchimistenkeller könnte weitgehend unerfahrenen Sammlern (es müssen ja nicht unbedingt Anfänger sein) Wege weisen, die früher oder später auch zu größeren finanziellen Verlusten führen können. Denn wir müssen wissen, daß bei diesen Methoden jegliche Reproduzierbarkeit ausgeschlossen ist, was heißen soll, was bei der einen Münze evtl. mal geht, kann bei der nächsten zum totalen Fiesco (
) führen. Oder: Solche Verfahren sind ein reines Vabanquespiel!
Außerdem: Wer wirklich, und sei es aus reiner Experimentierfreude, mal solchen Versuch macht, sollte auf alle Fälle über ein perfektes Verfahren verfügen, die danebengegangenen "Patinaspuren" wieder zu beseitigen, wieder reinen Tisch zu machen, evtl. für einen weiteren neuen Versuch oder um das gute Stück dann völlig nackt auf's Tablett zu legen. VIele Sammler werden mir zustimmen, daß das ein allemal akzeptablerer Weg ist, als der Anblick zweier unmotiviert fleckiger und unästhetischer A- und Re- verse.
Mir gefallen grundsätzlich und durchweg alle obigen Beiträge nicht, weil sie besonders unerfahrenen Sammlern vorgaukeln, daß es Wege geben könnte, hieb- und stichfeste Patinen so en passant und auf die Schnelle zu produzieren und evtl. künftige Käufer über ihre wahre Herkunft hinters Licht zu führen. Ihr werdet entgegenhalten, daß im Angebot besonders vieler großer Aukt.-Häuser Mengen teuerer und teuerster Kupfer und Bronzen umgesetzt werden, denen ihre Chemielabor-Herkunft schon von der Gartentür her anzusehen ist. Gewiß! Hier wird Besch.ß im großen Stil getrieben, an den sich besonders die bestbetuchte Käuferschaft im Gentlement's Agreement mit den Aukt.-Häusern gewöhnt haben. Mich ekelt's an! Aus innerem Grimm habe ich vor Jahren das Sammeln von Bronzen eingestellt; ich will nicht warten, bis die industriellen und labortechnisch verfeinerten Patinierungsverfahren auch das beste Prüferauge hinters Licht geführt haben.
Noch mal auf auf den Anfang zurückzukommen: Eine Münze, die man in Blättern vergräbt oder in sonst welchen Mischungen von festen mit flüssigen Medien, kann keine gleichmäßige und farblich ungestörte Oberfläche bilden, ebenso, wie es mir unmöglich erscheint, aus einem über Jahrhunderte bis Jahrtausende ungestört gelagerten Hort Münzen zu entnehmen, die nicht einmal Berührungspunkte zu ihren Nachbarn, mit denen sie in Kontakt lagen, aufweisen. Ausnahmen ausgenommen.
Und nicht zuletzt: Wer glaubt, ein Verfahren zu haben, was reproduzierbar, wiederholbar erscheint, sollte sich in Erinnerung rufen, daß besonders bei Bronzen, aber auch bei Kupfern die Legierungen starken Schwankungen ausgesetzt sind, die natürlich auch auf solche Patinierungsversuche ganz unterschiedlich reagieren. (Ich hatte mal einen Sesterz der Faust. II, der bestand etwa aus einem unregelmäßigen Drittel aus Kupfer, zu zweien aus Bronze! Natürlich ein Kuriosum!)
Man könnte noch so manche unschöne Bemerkung zu diesem hier behandelten Thema machen, wie zB. die der Nähe zu einer gewissen Fälschungsabsicht, auch wenn dies nicht in der Absicht dessen lag, der diesen mehr oder weniger erfolgreichen Westentaschenversuch praktiziert hat. Aber sein erbender Nachfahr wird möglicherweise aus Unkenntnis solche "Kunstpatina" nicht erwähnen, wenn's an's Verkaufen geht.
Tut mir gewissermaßen leid, aber ich mußte spätestens jetzt das mal loswerden.
Grüße von
drake
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)