Einen Augenblick, bitte ....
Wie reagiert Ihr, wenn Ihr als natürlich gut erzogener Mensch mit Eurem Gegenüber in einem Gespräch vertieft seid: Wohin schaut Ihr? Verhaltet Ihr Euch wie Euer (ein) Hund
, mit dem Ihr eindringlich sprecht, und der Euch, natürlich ebenfalls gut erzogen durch Euch, unverwandt anschauen wird? Er schaut Euch direkt in die Augen! Eure gesamte Erscheinung ist für ihn in Euren Augen konzentriert, auf diese richtet er sein gesamtes Augenmerk.
Nun kommt der Schwenk:
Habt Ihr Euch mal studiert, wenn Ihr Münzen betrachtet, wohin bei den Portraits Euer Blick zuerst fällt? Gewiß auf die Augen (das haben jedenfalls kluge Menschen, wahrscheinlich Psychologen, festgestellt, an vielerlei unterschiedlichen Portraitarten). Der Blick analysiert den Ausdruck der Augen, das Gehirn versucht Schlüsse zu ziehen, und wird bei unseren geliebten Römern leider häufig enttäuscht, denn wahrscheinlich auch wegen der Kleinheit dieser Objekte ist das Auge wohl zwangsläufig ein Stiefkind der Stempelschneider geblieben und ihre diesbezüglichen Produkte sind mini-stümperhaft. Ich habe mich häufig versucht, in eine Vielzahl von Augen zu vertiefen, Ihre "Augenblicke" zu analysieren, aber leider kann häufig das Auge mit der übrigen Schnittqualität nicht mithalten. Häufig, wie gesagt, denn es gibt auch viele positive Beispiele. Und die zeitliche Epoche ist auch ins Kalkül zu ziehen, denn nicht zu allen Zeiten wurden nur gute oder nur schlechte Augen geschnitten ....
Besonders unangenehm fallen mir die Euch genug bekannten "blinden" Augen "ins Auge", am häufigsten wohl noch bei den Griechen vorkommend, sie haben für mich etwas Schreckliches an sich und ich habe mich sogar einige Male nicht zurückhalten können und auf den Scans so geschickt, wie möglich, einen Punkt statt der fehlenden Pupille reinretuschiert
.
Eingedenk Peters Ermahnung, sich auch immer ausreichend mit den möglichen Feinheiten seiner Münzen zu beschäftigen, habe ich mir gedacht, es könnte über den Weg einer passablen Vergrößerung hier etwas sichtbar gemacht werden, was man ansonsten mit dem unbewaffneten Auge kaum gut erkennt, und diesen thread initiiert. Mag sein, Ihr empfindet es als "Kinderkram", dann lassen wir es künftig bei dem Versuch, oder aber Eure Vergrößerungstechnik gibt es nicht her. Aber mich hat es auch gereizt, weil wir hier gut sichtbar an die Grenzen der Meisterschaft der Graveure stoßen, an die Welt der Miniaturen, für mich allemal spannend.
Den Anstoß erhielt ich eigentlich durch die folgend dargestellten Augentypen aus Marc Aurelscher Zeit, die eine enorme Ähnlichkeit mit den Augen eines Chamäleons haben, und die ja, hier in der einseitigen Ansicht nicht darstellbar, jedes Auge getrennt vom anderen in unterschiedliche Richtungen blicken können. Aber man kann auch "Basedow-Blick" dazu sagen, die Äußerung einer Schilddrüsenerkrankung.
Interessant wäre für mich, wenn Ihr aus Euren Sammlungen anderweitige interessante "Augen - Blicke" beisteuern könntet, nicht nur aus der Zeit des Marc Aurel und der Lucilla:
Grüße von
drake
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)