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Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: Sa 05.03.11 22:50
von drakenumi1
Meine frage hört sich gefährlich an, ist sie aber gar nicht. Ich besitze 2 Stck. von ihnen, die einst wahrscheinlich getönt werden sollten, dabei aber unangenehm fleckig wurden. Diese extrem dünnen Flecken möchte ich (möglichst das Badezimmer vor explosiver Zerstörung bewahrend

) metallschonend entfernen, auf flüssigem Wege. Handelsübliche Silberbäder gibt es zwar viele, jedoch alle nur für Feinsilber nutzbar. Und unsere frühen Antoniniane bzw. Denare dieser Zeit sind ja wesentlich schlechthaltiger.
Wer weiß persönlich Rat? Oder kennt für Laien zu empfehlende Literaturstellen?
Schöner noch wäre ein Rezept, das die Rezeptzusammensetzung in Abhängigkeit vom Silbergehalt (Feinheitsgrad) ausweist. Dann könnte man auch diesen oder jenen späten silbernen Antoninian bei Bedarf entsprechend behandeln.
Bitte auch bedenken, daß viele Rezepte nur abgestimmt sind auf Tönungen, die durch natürliche Luft- und Feuchtigkeitseinflüsse entstanden sind. Und diesen Fall schließe ich hier aus.
Eine Frage für Fachleute und Laienchemiker gleichermaßen. Ich würde mich über gewonnene Erfahrungen an eigenen Versuchen sehr freuen. Habe mich in alten ähnlichen Beiträgen hier im Forum umgesehen, aber es lief meist auf den umgekehrten Fall hinaus: Bräunen bzw. Schwärzen von Silber. Es grüßt Euch
drake
Re: Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: Sa 05.03.11 23:36
von emieg1
Hallo lieber drake,
ich würde als allerersten Schritt die Münzen mit haushaltsüblichem Natron abreiben. Das reicht in den meisten Fällen, ohne chemische "Keulen" einsetzen zu müssen.
Schöner noch wäre ein Rezept, das die Rezeptzusammensetzung in Abhängigkeit vom Silbergehalt (Feinheitsgrad) ausweist. Dann könnte man auch diesen oder jenen späten silbernen Antoninian bei Bedarf entsprechend behandeln
Dies ist ja schon fast ein philosophische Frage

Guthaltiges Silber verträgt selbst die Salzsäure; bei späten nicht so gut haltigen ist es ein Zocken, bei Silbersud ist es ein NoGo.
Re: Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: So 06.03.11 00:50
von Arminius
Es wird keinen sicheren und guten allgemeingültigen Rat geben können, da die Oberfläche zu unterschiedlich sein kann. (aktueller Silbergehalt, Kristallisation, Oberflächenstruktur und -beschaffenheit, Verunreinigungen, ...). Da hilft nur eigenes Probieren und vorsichtiges Herantasten.
Wenns´die meinen wären würde ich (wie Rainer vorschlug) zuerst an Neutralisieren und Stabilisieren des Ist-Zustandes denken. Danach kämen vorsichtige Versuche mit milden Mitteln.
Vorsichtiges Erwärmen bis hin zum Kochen mit Seifen- oder Natron-Losungen und anschließendes Bürsten zeigen eventuell, ob und wie die Beläge reagieren.
Der nächste Schritt wäre verdünnte nicht-oxidierende Säure (z.B. Zitronen-, Ascorbin- oder Esssigsäure).
usw.
Re: Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: So 06.03.11 12:35
von drakenumi1
Hallo, Ihr beiden Chemiker,
erst einmal herzlichen Dank für Rat und Schläge.
Habe gestern abend gleich begonnen und eine Münze über Nacht im Natronschlamm liegen gelassen: Keine Reaktion festgestellt. anschließendes Bereiben brachte auch nichts Wesentliches, außer das die Spitzen der Prägung begannen, spiegelnd zu glänzen. Weiterer Versuch mit weicher Zahnbürste und NaHCO3 (Natron) als Schlamm, nach ca. 200 Bürstenbewegungen wich der dunklere Belag langsam. Habe aber danach trotz Restflecken aufgehört, weil die Münze insgesamt begann, unnatürlich zu glänzen. Ich kann allerdings nicht sagen, ob das Natron chemisch eine Wirkung ausgeübt hat, oder nur die Schleifwirkung des feuchten, aber noch kristallinen Schlammes.
Weiterer Eindruck: Die bebürsteten Flächen weisen vom Eindruck her eine gering stärkere Rauigkeit auf, als vorher. Ich erkläre das aus der inhomogenen Härte des kristallinen Gefüges der Münze: Weiche Bestandteile bürstet man schneller aus dem Gefüge heraus, als die härteren. Hier kann aber auch viel Täuschung im Spiel sein auf Grund des nach der Bearbeitung höheren Glanzes der Flächen, der wiederum lupenkleine Vertiefungen viel stärker betont, besonders unterm punktförmigen Scannerlicht.
In der Vergangenheit habe ich auch schon Essigsäure 10%ig versucht, langzeitig, ohne Erfolg.
Unten seht Ihr den Vergleich vorher/nachher bei einem Stück (Elagabal), das andere spare ich mir noch auf. Kochen in Natronlauge wird allerdings noch heute folgen. Muß allerdings erklären, daß der Vorher-Zustand n weicherer Scannereinstellung aufgenommen wurde und daher der Fleck im Abschnitt bei Weitem nicht so hart ins Auge fällt, als bei direkter visueller Betrachtung.
Nochmals Dank an Euch von
drake
Re: Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: So 06.03.11 14:03
von emieg1
Hallo drake,
es ist vom Foto her schwer zu beurteilen, aber könnte es nicht sein, dass diese Flecken im Abschnitt nicht doch natürliche Hornsilberauflagen sind?
Wenn es der Versuch einer nachträglichen Tönung wäre, hättest du diese eigentlich mit der Zahnbürsten/Natron-Behandlung entfernen können.
Aber wie auch immer, einzelne Flecken oder Ablagerungen bekommst du normalerweise nicht weg, ohne den Rest der Münze gleichzeitig auch aufzuhellen... leider.
Re: Antoniniane des Caracalla u. Elagabal beizen
Verfasst: So 06.03.11 14:07
von Arminius
Bei Talern wird übrigens gerade eine ähnliche Vorgehensweise empfohlen:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 12&t=39546