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Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 12:51
von shanxi
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Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 13:18
von n.......s
ich bin zwar kein Chemiker - aber wenn man dort klar kristalline Strukturen erkennt, dann setzt das doch ein gewisses Alter voraus-oder?
Sehr interessante Fotos übrigens- vielen Dank dafür!
Mit welcher Methode wurde denn die Metallzusammensetzung gemessen?

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 13:50
von shanxi
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Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 13:58
von cepasaccus
Es gibt einen roemischen Silberbecher aus einer Silber/Zinn/Blei/Kupfer-Legierung, etwa ein Teil Sterlingsilber und ein Teil der weit verbreiteten Zinn-Blei-Legierung (60:40). Solche fuer uns seltsamen Legierungsarten waren damals also nicht unbekannt.

Silber kann man natuerlich nicht auf Zinn aufschmelzen. Vielleicht hat es sich durch Korrosionsvorgaenge im Boden angereichert? Und es erinnert mich auch noch an die Galvano-Kopien, bei denen eine Kupferhuelle oder aehnliches mit Zinn/Blei gefuellt und zusammengeloetet wird.

vale

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 14:20
von shanxi
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Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 15:42
von beachcomber
interesssante variante einer subaeraten muenze! Warum soll es nicht auch mal den versuch gegeben haben den kern aus einer anderen legierung zu produzieren?
Gruesse
Frank

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 16:29
von tilos
Ich würde eher auf einen gründlich misslungenden Versuch einer MODERNEN Fälschung tippen. Wie sieht denn der Rand aus?
Gruß
Tilos

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 16:53
von shanxi
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Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 17:58
von cepasaccus
shanxi hat geschrieben:Ein Kern aus Zinn oder Zinn-Blei wäre von großem Vorteil, da man einen silberglänzenden Kern auch durch den bekannten Schwerthieb kaum erkennen kann. Insofern muss es wohl einen Grund geben warum trotzdem Kupfer verwendet worden ist. Läßt sich Zinn nicht prägen?
Bei einem Kern aus Zinn/Blei kann man sie ganz einfach am Klang enttarnen. Die uebliche Methode der Silberplatierung ist das aufschmelzen oder aufloeten von Silberblech. Das Aufschmelzen auf Zinn geht nicht, weil Silber einen viel hoeheren Schmelzpunkt hat. Bliebe noch das Aufloeten, wofuer dann aber niedriger schmelzende Zinnlegierungen genommen werden muessten. Zinn praegen geht gut. Es ist viel weicher als Silber. Moeglicherweise ist das aber bei einer offenen Praegung (ohne Praegering) von silberplatiertem Zinn auch ein Problem.

vale

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 18:43
von tilos
Die einfachste Methode der Versilberung wäre natürlich die galvanische. Die Frage ist nur, wurde ein Zinn-Galvano versilbert, oder ein Silvergalvano mit Zinn ausgegossen (gefüttert)? Die Gussnahnt muss auch nicht zwangsläufig am Rand sein. Der Münzrand könnte z.B. mit der Rückseite zusammen galvanoplastisch hergestellt, die Vorderseite - ohne Rand - dann eingelötet worden sein. Somit würde sich die (Löt)Naht in Randnähe auf der Vorderseite befinden. Die Formen werden i.Ü. heutzutage aus Silikonkautschuk hergestellt - also Pfennigkram. Das nur mal theoretisch zu dem Thema.

Aber vielleicht ist bei der vorliegenden "Replik" tatsächlich irgendetwas beim Verlöten schief gegangen? Was mir noch auffiel sind die starken und modern anmutenden Schleifspuren auf beiden Seiten der Münze. Dies, der weitere Zustand und die Einwände von cepasaccus sprechen eher gegen eine "klassisch" geprägte subaerate Münze.

Interessant bleiben natürlich die nachgewiesenen Legierungen: 13% Silber im Zinn-Kern, 5% Eisen in der Silberschicht. Das sind nicht gerade die üblichen Standards. Schade, dass kein Quecksilber im "Überzug" gefunden wurde, da wüssten wir wenigstens, wie dieser zustande gekommen ist.

Gruß
Tilos

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 18:57
von diwidat
Das Loch in der Jungfrau ihrem Schild erinnert mich durch die Kristall (Nadel-) - Bildung an ein Blei / Zinn Phänomen.
Das Zinn benötigt mehr Energie zum Schmelzen und erstarrt auch früher in der Mischschmelze unter Bildung von nadeligen Kristallen, die man mit etwas Geschick abschöpfen kann.
Genau diese Nadeln sind in dem Loch im Schild zu erkennen. Das Blei könnte einfach ausgelaufen sein solange es noch flüssig war.
Das heißt für mich aber, die Münze muß nachtäglich noch einmal erwärmt worden sein.
Achtung - ich bestehe nicht auf meine Meinung, bessere Erklärungen sind immer willkommen.

Gruß diwidat

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 19:50
von cepasaccus
Das Eisen im Ueberzug kaeme bei einer antiken Muenze aus der Bodenlagerung. Quecksilber an der Muenzoberflaeche kann auch von quecksilberhaltigen Handcremes stammen und ist deshalb nicht unbedingt eindeutig.

Dass Blei aus einem 100um-Loch tropft halte ich fuer unwahrscheinlich. Eher Kristallisation durch lange Lagerung oder nicht so lange erhoehte Temperatur.

valete

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 20:39
von heku
Ich tippe auf Zinnpest.

Beim Abkühlen einer Zinn-Blei-Schmelze scheidet sich zunächst Zinn aus, bei fallender Temperatur ein Gemisch aus Zinn- und Bleikristallen. Unterhalb +13,2 Grad zerfällt das "normale" Zinn in das schwärliche Alpha-Zinn. Dieses nimmt mehr Volumen ein und drückt. Bei einer versilberten Oberfläche entstehen Blasen, die schließlich aufplatzen. Das pulverige Alpha-Zinn kan herausrieseln. Bei einer Münze mit Zinnkern ist das Innere dann hohl, so wie es hier der Fall zu sein scheint.

Den Eisengehalt deute ich entweder als aus dem Boden stammend oder als metallurgische Verunreinigung.

Viele Grüße
Hermann

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 20:52
von FloNumi
Wow die oberen Bilder sind beeindruckend... sind diese mit einem Rasterelektronenmikroskop gemacht worden und wo kann man so was machen lassen?

Re: Alte ode neue Fälschung

Verfasst: Di 19.04.11 21:17
von shanxi
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