Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Di 05.07.11 13:19

Interessant, beim Stichwort Sau von Lavinium findet man auch ein As von Antoninus Pius (RIC 733), wo die Revers-Legende IMPERATOR II lautet.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Peter43 » Di 05.07.11 19:39

Dazu gibt es einen Artikel im Mythologiethread http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... &start=165

Jochen
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Mi 06.07.11 08:11

Deinen Artikel in dem thread hab ich gestern schon gelesen, Jochen. Da hast du die Bedeutung der Sau ja schon ausführlich beschrieben.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Di 12.07.11 08:16

Auffällig bei den Flaviern ist die große Auswahl der Motive mit historischem Bezug zur römischen Geschichte:
RIC 241 Domitian: Wölfin säugt Romulus und Remus. Übrigens steht in allen Beschreibungen der Münze, dass unten ein Boot dargestellt ist. M.E. ist aber der Weidenkorb abgebildet, mit dem die Zwillinge einst auf dem Tiber ausgesetzt wurden.
RIC 197 Titus: zwei Ochsen im Joch.Könnte es sich hierbei um das Gespann handeln, mit welchem Romulus lt. Sage jene Furche gezogen hat, welche die Grenze seiner neuen Siedlung Rom bezeichnete?
RIC 198 Titus: Stern über Prora. Eine Darstellung des Seesieges von Octavianus bei Actium 31 v.Chr. ? Der Stern dürfte sich wohl unzweifelhaft auf das julische Geschlecht beziehen.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Peter43 » Di 12.07.11 10:34

Mit der Wahl dieser Motive wollten die Flavier unzweifelhaft an die römische Geschichte anknüpfen, insbesondere an die Augusteische Ikonographie. Manche Motive sind ja einfach Zitate aus der Zeit des Augustus. Etwas ähnliches finden wir später unter Antoninus Pius, der allerdings viele neue mythologische Darstellungen prägen läßt.

Die zwei Ochsen halte ich wie Du auch für das Gespann beim Pflügen des Sulcus primigenius. Siehe dazu den entsprechenden Artikel http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... &start=585 (etwas weiter unten). Und natürlich ist das Lesen dieser Artikel keine Pflicht, aber schade ist es doch, wenn sie unbeachtet bleiben sollten.

Jochen
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Di 12.07.11 10:52

Danke für den Link, Jochen.
Welche neuen mythologischen Darstellungen des Pius meinst du genau? Mir fällt auf die Schnelle nur die VOTA ein, was bei ihm neu war.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Peter43 » Di 12.07.11 11:35

Eine kurze Durchsicht meiner Aufzeichnungen, die sich auf Michael Krumme, Römische Sagen in der antiken Münzprägung, stützen:
- Die Sau von Lavinium, RIC 629
- Mars und Rhea Silvia, RIC 439 (hinzugefügt)
- Die Lupa mit den Zwillingen in einer Höhle, RIC 95
- Romulus n.r. gehend, RIC 90
Dies ist die erste Darstellung des Romulus in der Kaiserzeit überhaupt. Bis dahin galt Romulus wegen des Brudermords als Verbrecher. Ja, dieser Mord
wurde als Urfrevel der römischen Geschichte angesehen. Noch Augustus lehnte den Ehrennamen Romulus als 2. Staatsgründer entrüstet ab!
- 2 Ancilia, RIC 736
- Roma n.l. thronend, Victoria in der ausgestreckten Hand, auf dem Schíld die Lupa, RIC 780
- Front des Divus-Augustus-Tempel mit Romulus und Szene mit Aenaeas, RIC 272a

Die meisten Darstellungen finden sich auf Medaillons. Diese Häufung von mythologischen Darstellung ist berkenswert.
- Die Ziege Amaltheia mit dem Jupiterkind, Medaillon
- Jupiter mit Adler und Altar, auf dem die Lupa steht, Medaillon
- Hercules nach dem Kampf mit Cacus, vor ihm 4 Landsleute, Medaillon
- Ankunft des Aeneas in Latium, Medaillon
- Der Augur Attus Navius mit Tarquiníus Priscus, Medaillon
- Horatius Cocles schwimmt über den Tiber, Medaillon
- Ankunft des Aesculap in Rom, Medaillon
- Hercules mit Telesphos, Medaillon
- Hercules beim Mahl mit den Pinariern und Potariern, Medaillon
- Hercules bei Opfer an der Ara Maxima, Medaillon
- Raub der Sabinerinnen, Medaillon
- Kampf der Römer mit den Sabinerinnen, Medaillon
- Ankunft der Kybele in Rom, Medaillon

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
antoninus_pius_694.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am Di 12.07.11 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Di 12.07.11 14:50

Danke für deine umfangreiche Auflistung.
Ein paar Darstellungen sind aber schon lange vor Pius aufgegriffen worden.

Interessant und neu für mich ist die Sichtweise der Römer über ihren Urfrevel.
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Peter43 » Di 12.07.11 15:48

Ich hatte leider eine falsche Münze hinzugefügt. Korrigiert!
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Re: Die Deutung flavischer Rv - Allegorien

Beitrag von Invictus » Fr 04.11.11 10:14

Hallo zusammen,
mich würde eure Meinung zu folgender Hypothese interessieren.
Es geht um die Darstellung Delfin & Anker auf Denaren des Titus und des Domitianus.
http://www.acsearch.info/images/5_m/49066.jpg
Vermutlich hat dieses Motiv gar nichts mit dem 80 n.Chr. abgehaltenen Lectisternium zu tun, sondern besitzt einen völlig anderen Hintergrund.

Die bildliche Darstellung tauchte bereits schon viel früher auf, etwa im Fussbodenmosaik auf der griechischen Insel Delos (Datierung 2. vorchristliches Jahrhundert). http://www.kreuzfahrten-auf-allen-meere ... 6.2009.jpg
Augustus soll sein lt. Sueton, Tacitus etc. überliefertes Lieblingsmotto festina lente (Eile mit Weile) mit diesem Motiv symbolisiert haben
http://ta.sandrart.net/909
http://www.ureda.de/php/spider/anzeige.php3?id=1077
Der Delfin steht für die Eile (die Römer sahen in ihm das schnellste Tier), der Anker für die Weile (er hält das Schiff am Meeresgrund fest).
Für einen verantwortungsvollen Politiker ein sehr sinniger Wahlspruch, der aufzeigen soll, dass man von übereilten Entschlüssen absehen sollte (ähnlich dem "Erst wägen, dann wagen"). Für die Flavier (besonders Vespasian und Titus), die eine neue Kaiserdynastie begründet hatten und wegen ihrer Legitimation gern auf die erste julisch-claudische Linie resp. die römische Geschichte Bezug nahmen (siehe ihre Reversdarstellungen auf Münzen) bietet sich die Übernahme eines solchen Mottos des ersten Kaisers an.
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