Weil die schiffstechnischen, navigatorischen und geographischen Voraussetzungen ganz anders waren als 1000 Jahre später im hohen Norden. Unabhängig von den komplett anderen Wetter- und Meeresverhältnissen, welche Galeeren rasch an ihre Grenzen kommen lassen, lässt sich der Atlantik mit diesem Schiffstyp schon aus versorgungstechnischen Gründen nicht überqueren, da dieser mit seiner grossen Ruderbesatzung nur für kurze Fahrten (einige Tage) mit Proviant und Wasser ausgestattet werden konnte. Natürlich gab es auch in der Antike schon Schiffe, die hauptsächlich gesegelt wurden, und solche, die dem schweren Atlantikwetter besser angepasst waren - insbesondere bei den Küstenvölkern West- und Nordeuropas - doch sind die Windverhältnisse im Atlantik zum Teil äusserst schwierig, und die Segeltechniken der Mittelmeervölker waren im Vergleich zu jenen der Wikinger noch ziemlich rudimentär. Es scheint daher sehr unwahrscheinlich, dass transatlantische Kontakte in der Antike möglich waren. Es ist nicht so, dass man einfach aufs Meer hinaussegeln kann und nach einer gewissen Zeit an der anderen Seite ankommt, von einer kontrollierten Rückkehr zum Ausgangspunkt (ohne die notwendigen navigatorischen Instrumente) ganz zu schweigen. Ausserdem siedelten die Chachapoya auf der pazifischen Seite Südamerikas, um sie zu erreichen, hätte man also auch noch grosse Landreisen unternehmen müssen, die selbst den Spaniern erst nach mehr als 40 Jahren Aufbau einer grossen Infrastruktur in der neuen Welt gelangen.klunch hat geschrieben:Wenn die Wikinger mehrfach in Amerika waren, warum soll es dann nicht ebenso möglich sein, daß auch die Kelten und/oder die Griechen da waren? Wenn es nur wenige waren, gibt es halt nur wenige Spuren. So abwegig ist das nicht.
Zudem ist zu unterscheiden zwischen allfälligen Zufallsfahrten in eine Richtung ohne Rückkehr und postulierten direkten Kontakten über längere Zeit. Letztere hätten, selbst wenn man von den schiffstechnischen und navigatorischen Problemen absieht, zweifellos eine Spur in den Quellen hinterlassen. Ich habe das Buch über die Kelten-Chachapoya-Verbindung nicht gelesen, werde es aber bei Gelegenheit gerne nachholen. Die Amazon-Beschreibung des Inhaltes ist sicherlich nicht sehr akkurat, aber sie erinnert mich an manche Argumente früherer Autoren - z.b. die angebliche Verbindung zwischen den Pyramiden der Maya und der Ägypter, angebliche Spuren von Tabak, die man an ägyptischen Mumien gefunden haben will, "weisse" Ureinwohner Amerikas, eine karthagische Herleitung des Namens "Brasil" etc.
Übrigens ist die Entdeckungsgeschichte der Antike auch ohne allzu gewagte Theorien sehr spannend - so sind z.B. direkte Kontakte zu China, West- und Zentralafrika z.T. sowohl archäologisch wie auch historiographisch belegt. Dennoch haben weder die Chinesen noch Westafrikaner karthagische, griechische oder römische Bautechniken, Medizin oder Götter übernommen. So etwas geschieht nicht von heute auf morgen bei der Ankunft einiger weniger Seeleute oder Landreisender.
Gruss, Pscipio