Rom gegen Karthago

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Antworten
Benutzeravatar
quinctilius
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 11.02.05 13:14
Wohnort: Hamburg
Hat sich bedankt: 103 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Rom gegen Karthago

Beitrag von quinctilius » So 31.07.11 16:28

Liebe Römerfreunde,

ich beginne mich derzeit mit der Geschichte der punischen Kriege zu beschäftigen - auch numismatisch ein interessantes Thema, weil viele Münzen in exakt diese Zeit des 3./2. Jhd. v. Chr. datieren. Vielleicht habt Ihr Interesse, dieses Thema hier einmal zu diskutieren ?
Ich mache mal den Anfang mit dieser Münze:

Anonymous. 206-195 BC. Æ As (27.61 gr.). Rome mint. Laureate head of bearded Janus; I (mark of value) above / Prow of galley right; above, rostrum tridens and I (mark of value). Crawford 114/2 (citing 14 specimens in Paris); Sydenham 245.

Laut Crawford gehört sie also in die Zeit des 2. punischen Krieges. Man lernt bei der Beschäftigung mit anonymen republikanischen AEs schnell, dass es keine sichere Datierung gibt. Teilweise werden z.B. gleichartige Münzen wegen ihres Gewichts unterschiedlich datiert. Bei den punischen Münzen gibt es unzählige Hinweise auf Prägestätten in Spanien, Sizilien, Sardinien, etc. sehr verwirrend und m.E. kaum beweisbar.

Gruß
Euer
Quinctilius
Dateianhänge
Forum.jpg
Münzen sind Zeitzeugen, nicht nur Objekte.

Benutzeravatar
Peter43
Beiträge: 13414
Registriert: Mi 11.08.04 02:01
Wohnort: Arae Flaviae, Agri Decumates
Hat sich bedankt: 365 Mal
Danksagung erhalten: 2466 Mal
Kontaktdaten:

Re: Rom gegen Karthago

Beitrag von Peter43 » So 31.07.11 17:37

Interessantes Thema, obwohl ich dazu nicht viel beitragen kann außer dieser Münze:

Magna Graecia, Bruttium, Brettii, 214/213 - 211 v.Chr.
AR - Drachme, 21mm, 4.39g
geprägt während Hannibals Feldzug in Süditalien nach der Schlacht von Cannae im 1. Punischen Krieg
Av.: Büste der Hera Lakinia, mit Schleier und Polos, über der li Schulter Zepter, n.r.; dahinter eine Fliege
Rv.: Zeus, nackt, n.l., stehend, den re Fuß auf ein ionisches Kapitell gesetzt, in der li Hand ein Zepter; vor ihm ein Adler n.l. fliegend, in seinen Krallen einen Kranz haltend
im re Feld BRETTIWN von oben nach unten
Ref.: SNG ANS 26; HN Italy 1970; Scheu 84; Arslan Stempel 28/33
SS, dunkle Tönung

Interessanterweise wird die Identität beider abgebildeten Gottheiten kontrovers diskutiert. Die Bevorzugung der Hera Lakinia auf der Vs., anstelle Ceres/Demeter, beruht auf der Existenz des Tempels zu ihren Ehren und der örtlichen Münze. Die Gottheit auf der Rs. erinnert mit ihrer Stellung an die klassische Ikonographie des Poseidon, aber der Adler vor ihm läßt nur die Interpretation als Zeus zu.

Die Bruttier waren ein italisches Volk lukanischer Herkunft, das am 'italienischen Stiefel' in Armut und Härte als Hirten, Köhler oder von Räubereien lebte. Sie sollen angeblich abstammen von Brettos, einem Sohn des Hercules und der Baletia, der Tochter des Sohns des Baletus, von dem die Stadt Brettium ihre Namen haben soll.
Die Bruttier kämpften mehrfach erfolgreich um ihre Freiheit und standen mit Pyrrhus gegen die Römer, die 278-272 sechsmal über sie triumphierten und ihnen Land abnahmen. 216 fielen sie zu Hannibal ab, von dessen Sieg sie sich ihre Freiheit erhofften und dessen letzte Zuflucht sie schließlich waren (Liv. 28, 12, 6). Sie wurden von den siegreichen Römern schwer bestraft, verschworen sich erneut und wurden endgültig unterworfen durch den Bau von Heeresstraßen, Kolonien und umfangreiche Versklavungen. Von den Römern wurden sie danach nie als Bundesgenossen behandelt oder als Soldaten ausgehoben.

Einer römischen Legende nach soll Hannibal einmal versucht haben, den Tempel der Lakinia zu plündern. Dieser Tempel war sehr reich geschmückt und berühmt dafür, daß er eine Säule besaß, die vollständig aus Gold war. Um dies zu prüfen, ließ Hannibal ein Loch in die Säule bohren. Als er fand, daß sie tatsächlich aus Gold bestand, beschloß er, sie als Beute mitzunehmen. In der Nacht jedoch träumte er, daß die Göttin ihn davor warnte, ihren Tempel zu schänden, und daß sie ihm sonst sein noch verbliebenes Auge zerstören werde. Da erkannte Hannibal in Hera Lakinia die Göttin seiner Heimatstadt, Tanit, und ließ die Säule unbeschädigt im Tempel. Aus dem Gold, das er bereits herausgebohrt hatte, ließ er eine goldene Kuh gießen, die dann auf die Spitze der Säule gesetzt wurde.

Hannibal selbst hat dem Tempel der Hera Lakinia auch eine Stele mit einer bilingualen Inschrift in Punisch und Griechisch geweiht, in der die Geschichte seines Feldzugs festgehalten hatte, und die dann Polybius benutzte, um die Geschichte des Hannibalianischen Kriegs zu schreiben (Polyb. II, 33; cp. Liv. XXVIII, 46).

Leider wurde der Tempel der Hera Lakinia zerstört und heute ist nur noch eine einzige Säule zu sehen, die das hinzugefügte Bild zeigt (Dank an Dapsul für die Berichtigung!).

Jochen
Dateianhänge
Capo%20Colonna_95-04-36-21-2925.jpg
bruttium_SNGans26.jpg
Omnes vulnerant, ultima necat.

Benutzeravatar
quinctilius
Beiträge: 1480
Registriert: Fr 11.02.05 13:14
Wohnort: Hamburg
Hat sich bedankt: 103 Mal
Danksagung erhalten: 270 Mal

Re: Rom gegen Karthago

Beitrag von quinctilius » So 31.07.11 17:49

Interessante Münze mit einer interessanten Geschichte. Solche Legenden beleben das Ganze ja ungemein, auch wenn sie natürlich nicht nachprüfbar sind.

Ich habe hier noch eine Münze vom damaligen Erzfeind Roms. Erstanden habe ich sie 2002 in der tunesischen Küstenstadt Sousse in einem der üblichen Krämerläden. Da sie in Tunesien gefunden wurde, dürfte die Münzstätte wohl Karthago sein:

CARTHAGE. Circa 221-210 BC. Wreathed head of Tanit left / Horse right, head reverted; Punic letter below. SNG Copenhagen 309; Müller 211.

Den punischen Buchstaben habe ich nicht identifizieren können. Die Münze datiert nach der o.a. Bestimmung in die Zeit des 2. punischen Krieges.

Gruß
Quinctilius
Dateianhänge
Kathargo.JPG
Münzen sind Zeitzeugen, nicht nur Objekte.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: romanusmoguntiacum