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Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 00:02
von Hoja
Hallo liebe Römerfreunde,
Ich mag diese kriegerischen Büstendarstellungen mit Helm, Speer und Schild.
Es ist mir aufgefallen, das sie vor allem oder vielleicht ausschließlich auf Spätrömern zu finden sind.
Ist das so? Oder gab es schon vorher Kaiser, die sich so darstellen ließen?
Und hatt es was damit auf sich? Waren diese Kaiser besonders "tolle" Krieger?
Wäre für Antworten dankbar.
Gute Nacht
Holger
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 09:33
von areich
Eher eine Mode, sonst hätten sich ja die nicht so tollen Kriegerkaiser auch so dargestellt, wer hätte es ihnen denn verbieten wollen?
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 11:48
von alexander20
Hallo Hoja,
so ganz stimme ich areich da nicht zu. Bedenkt man, dass die Aversdarstellungen von Kaisern mit Helm, Speer und Schild erst in den sehr schwierigen Zeiten für das Reich im dritten und vierten Jahrhundert auftreten , so sind diese Darstellungen keine Mode, sondern vielmehr eine hochpolitische Aussage an das Volk, die da lautet: " Seht her, wir sind wehrhafte Kaiser (und Feldherren), die dem Reich und seinem Schutz (auch militärisch) sowie der Sicherheit und Ordnung im Reich dienen. "
Diese Aussage auf den Münzen, die schließlich auch Informationen im Reich verbreiteten, verstand dann jeder Bürger.
Alexander20
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 11:50
von Peter43
Dem stimme ich vorbehaltlos zu. Die römische Spätzeit bestand eben nur noch aus Kriegen gegen äußere Feinde, die von allen Seiten andrangen. So sind die Abbildungen schon ein Spiegelbild dieser Zeiten.
Jochen
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 11:53
von areich
Genau das meine ich mit Mode. Es hat ja der erfolgreiche genau wie der weniger erfolgreiche Kaiser diese Büstentypen benutzt. Sicher hat niemand hat zu einem der letzteren gesagt "du weißt nicht mal an welcher Seite des Schwertes Du anfassen musst, Du bekommst keine kriegerische Büste".
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 11:58
von alexander20
nun es ist viel viel mehr als eine Mode, es ist eine hochpolitische Ausage - wie ich bereits darlegte-. Die Frisuren der röm. Kaiserinnen sind eine Mode und werden als solche auch auf den Münzen dargestellt. Die Darstellung der Kaiser im dritten und vierten Jahrhundert in dieser wehrhaften Darstellung ist ja nun sicher nicht als Mode zu bezeichnen.
alexander20
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 12:06
von quisquam
Hoja hat geschrieben:Waren diese Kaiser besonders "tolle" Krieger?
Ich denke gerade die "weniger tollen Krieger" hatten es nötig, sich martialisch darzustellen. Die Münzen drücken eben oft auch Wunschdenken aus, bzw. wie man sich bzw. die politische Lage gesehen haben will. Man denke nur an die vielen Securitas- und Concordia Militum-Rückseiten gerade zu unruhigen Zeiten.
Grüße, Stefan
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 13:24
von areich
Alexander, ich glaube nicht, daß wir wirklich unterschiedlicher Meinung sind. Diese 'hochpolitische Aussage' war zu der Zeit praktisch immer dieselbe, also haben sich natürlich praktisch alle Kaiser so darstellen lassen. Das ist nichts anderes als eine Mode.
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 22:19
von Hoja
Vielen Dank für eure Auskünfte.
areich hat geschrieben:Eher eine Mode, sonst hätten sich ja die nicht so tollen Kriegerkaiser auch so dargestellt, wer hätte es ihnen denn verbieten wollen?
Da stellt sich für mich gleich die nächste unqualifizierte Frage
Konnte jeder Kaiser auf seine Münzen prägen was er wollte z.B. um wie oben besonders wehrhaft zu wirken.
Es wurde ja nicht so gehandhabt. Das zeigen ja die wiederkehrenden Darstellungen.
Es gab also keine "Kontrollbehörde" ,die eine gewisse Richtung vorgab?
Mfg
Holger
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Fr 16.09.11 22:33
von richard55-47
Kontrollbehörde, nehme ich an, war his majesty himself.
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: Sa 17.09.11 11:52
von Numis-Student
Kaiser, die etwas besonderes mitzuteilen hatten, konnten wohl das Münzprogramm direkt beeinflussen (zB Julianus II mit seinen Stieren). Die wiederkehrenden Rückseiten sind eher die Standardgottheiten, die immer passen... (Eichenlaub auf Pfennigen/Cents, egal ob CDU, SPD oder FDP regiert

).
MR
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: So 18.09.11 09:03
von alexander20
Hallo numis-student,
ich stimme Dir zu.
Interssant ist für mich die Frage, wie lief das rein verwaltungstechnisch ab.
Wenn der Kaiser auf das Münzprogramm Einfluss nehmen wollte, wie geschah das in konkreto? Gab er seine Ideen und Vorstellungen an kaiserliche Beamte (wenn ja welche?) weiter und diese setzten sie dann um?
alexander20
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: So 18.09.11 12:05
von justus
alexander20 hat geschrieben:Wenn der Kaiser auf das Münzprogramm Einfluss nehmen wollte, wie geschah das in konkreto? Gab er seine Ideen und Vorstellungen an kaiserliche Beamte (wenn ja welche?) weiter und diese setzten sie dann um?
Die Oberaufsicht über das Geldwesen führte der
"praefectus monetae", der Präfekt für das Geldwesen, eine Art von Geldminister oder Staatssekretär für Geldwirtschaft (lat. praeficere = vorsetzen). Er war vermutlich so etwas wie der "Mittler" zwischen Herrscher/in und den Münzprägestätten bzw. dem
"procurator monetae", dem Verwalter einer Münzstätte, der mit der administrativen Leitung einer Münzstätte betraut war (lat. procurare = nhd. verwalten).
Weitere Informationen zum Thema "Römische Münzprägung" unter folgendem Link:
http://www.muenz-board.com/wbb/board6-a ... fe-teil-1/
mfg Justus
Re: Behelmte Büsten
Verfasst: So 18.09.11 13:05
von alexander20
Hallo justusmagnus,
interessante Ausführungen. Vielen Dank
alexander20