Hallo in die Runde,
zu diesem Thema habe ich vor Zeiten auch schon mal was gesagt - z.B. in diesem Thread:
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 7&p=186654 (sowie hier und da am Rande ... bin dafür jedoch auch wegen "off topic" von diversen Mods abgemahnt worden, weil "DDR" nix mit "Antike" zu tun hätte... aber: "Tempora mutantur nos et mutamur in illis."

).
Die obigen Aussagen geben diverse Teilaspekte durchaus korrekt wieder; man könnte nur manches noch etwas ausbauen. Außer das mit Schalcks "KoKo": genau so war's nämlich in der Tat! Und es galt im "Staatlichen Kunsthandel der DDR" wirklich
immer deren absolutes Vorkaufsrecht, wie von Drakenumi1 völlig korrekt beschrieben. Hier kann man lediglich noch ergänzen, daß es nur EINE Möglichkeit gab, das zu umgehen - und zwar interessanterweise gerade bei Münzen viel eher als bei sonstigen Antiquitäten: nämlich, daß man darauf bestand, sie auf einer
Auktion einzuliefern, statt sie in den Direktankauf zu geben. Dann mußte sich der "staatliche Aufkäufer" mit in den Auktionssaal setzen und mitbieten (das war gewöhnlich ein Herr Dr. M.: eines der in der seriösen Sammlerschaft der DDR meistgehaßten Subjekte...). So kamen dann einige der "faszinierenden" Preise auf Auktionen zustande, wie jene 1200,- Mark für einen simplen Antoninian des Aurelian & Vaballathus aus Antiochia in fss/ss (der blieb dann allerdings auch in der DDR...

), oder jener nicht mal soooooo toll erhaltene Doppelsesterz des Traianus Decius, der dann nach einer wüsten Bieterschlacht für ca. 11.000,- M (<----- etwa ein
Jahresgehalt eines Akademikers!!) doch an die KoKo ging - noch ganz kurz vor Ende der DDR übrigens.
Ja, das Hauptkennzeichen des Münz"marktes" in der weiland DäDäRä war - wie dort fast überall

- die "Verwaltung einer Mangelwirtschaft". Das hatte aber aus heutiger Sicht auch einige interessante Vorteile. So war nämlich der Markt vom Materialbestand her wirklich (wie oben schon korrekt angedeutet) mehr oder weniger auf den Vorkriegsstand "eingefroren" (das WENIGE, was speziell aus Ungarn und Bulgarien "einsickerte", konnte man de facto vernachlässigen). Folge: Gallisches Reich war sehr viel häufiger als heute in guter Erhaltung zu finden (vor allem auch Bronzen - meine diversen Sesterzen und Doppelsesterzen des Postumus habe ich alle in den Endsiebzigern für max. 150,- Ostmark gekauft; dito einen heute extrem gesuchten Billon"denar" des Postumus, von dem wir heute wissen, daß das ein Abschlag eines Aureusstempels ist). Das galt u.a. auch für die heute so extrem gesuchten "Twelve Caesars". Zum Vergleich: Auf derselben Auktion, wo der o.g. AE-Antoninian von Aurelian & Vaballathus für 1200,- M versteigert wurde, lief ein Porträtdenar(!) von Caesar (in der "üblichen" Erhaltung fss ... aber an sich ein durchaus dekoratives Stück ... heute locker um 1000,- € wert!) für unter 1000,- M....
Im übrigen war in der DDR bei den Römerfreunden sehr das "Köpfesammeln" beliebt. Sondernominale waren dann billig, wenn der Kaiser als solcher als "gewöhnlich" galt (siehe den eben erwähnten Aureus-Abschlag in Billon des Postumus; oder z.B. Dupondien(!) der Soldatenkaiser waren kaum viel teurer als üblichste Antoniniane desselben Herrschers). Auch historisch interessante Reversdarstellungen wurden kaum genügend preislich gewürdigt, solange sie von einem ansonsten "gewöhnlichen" Kaiser waren. Dafür erzielten aber eben damals kaum zu findende Herrscher Spitzenpreise, z.B. Florian - von Macrianus und Quietus mal ganz zu schweigen!! Die Funde aus Syrien in den 60er Jahren kamen eben nie in der DDR an. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang noch des "heiligen Schauers", den ich empfand, als ich Mitte der 80er Jahre bei einem Privatsammler mal einen Quietus-Antoninian "live" in den Händen hielt, erstmals in meinem Leben und nach schon ca. 10 Jahren eigener, intensivster(!) Sammlertätigkeit. Das Ding war nach heutigen Maßstäben kaum noch sammelwürdig (stark korrodiert und dann noch die übliche flaue Prägung), aber war damals eben der Gipfelpunkt numismatischer Raritäten. Wow! Daß ich sowas überhaupt mal selber anfassen durfte, war ein Erlebnis der Spitzenklasse, das sich mir unauslöschlich in die Erinnerung eingeprägt hat...!!

Dasselbe galt auch für antike Goldmünzen aller Art, selbst häufigste Byzantiner waren absolut was Besonderes.
Oben im Thread wurde schon die Frage der Fachliteratur angesprochen. Auch das war so ein eigenes Thema: Es gab zwar in den großen Bibliotheken an Unis einen Teil(!) der aktuellen westlichen Publikationen, aber oft nicht per Fernleihe. Vor allem gab's keine auf die Bedürfnisse der
Sammler zugeschnittenen Kataloge. Genauer: Die waren sogar explizit
verboten, sofern sie westliche Markt-
Preise enthielten. Um z.B. an den "Kankelfitz" ranzukommen, brauchte man in der Deutschen Bücherei in Leipzig einen "Giftschein" (also eine offizielle Bestätigung, daß man das zu wissenschaftlichen Forschungszwecken benötigt) - dann dufte man das in einem "Sonderlesesaal" zwar
einsehen, aber nicht kopieren und auch nichtmal allzu ausführlich handschriftlich exzerpieren ... alle persönlichen Aufzeichungen wurden am Ausgang von so einer Stasi-Schnepfe genauestens kontrolliert. Entwürdigend zu Potenz!

(Ausnahme war hier allein der Cohen mit seinen "historischen" Preisen - aber den gab's in Bibliotheken eh kaum...)
Weil wir gerade bei dem Thema sind: "Wie kam man zu so einem Permit für den 'Giftschrank' in Bibliotheken?" Das ist jetzt etwas, wo es in der DDR vielleicht besser war als heute: Das
organisierte Sammlerwesen war stärker ausgeprägt und die Sammler sahen sich letztlich mehr als eine
verschworene Gemeinschaft denn als Konkurrenten. (So sprach "man" sich vor Auktionen gewöhnlich ab, wer wie weit gegen Dr.M von der KoKo mitbietet: "Vereint gegen den gemeinsamen Feind!"

)
Und woher kannte "man" als Spezialsammler sich?! Da gab es vor allem eine Gruppe, die in der hypertrophiert-gestelzten Bürokratensprache a la DDR offiziell so hieß:
"
Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik
Zentraler Fachausschuß Numismatik
Zentraler Arbeitskreis Antike Münzen"
Diese Leute trafen sich mehrmals jährlich an verschiedenen Orten in der DDR (wegen der zentralen Lage besonders oft in Ostberlin; aber eben auch mal in Potsdam, Dresden, Leipzig, Gotha, Görlitz, Magdeburg, Erfurt, ...). Gehalten wurden dort sehr informative Laienvorträge von Mitgliedern für Mitglieder zur antiken Numismatik; und natürlich wurde dort immer heftigst(!) dem Münzentausch gefrönt.

Sozusagen das heutige eBay "live" von Mensch zu Mensch...
Ach so, und wenn "man" dort "eingeführt" war, und der Chef einen "Neuen" nach 1...2 Jahren regelmäßiger Teilnahme als am Hobby ernsthaft interessiert eingestuft hatte, galt das oben erwähnte Verbot von westlichen Preiskatalogen "plötzlich" nicht mehr so streng: Da wurde einem dann "verschwörerisch" die aktuellste(!) Ausgabe des Seaby "Roman Coins and Their Values" für 250,- Ostmark zugesteckt. Wie ich heute weiß: zuvor von der Stasi aus "Westpaketen" an "nicht-organisierte" Sammler geklaut...

Manche Menschen waren eben schon damals "gleicher" als andere... Deshalb war der Seaby auch
das Zitierwerk für Römersammler in der DDR. In Auktionskatalogen konnte man den aber nun schlecht erwähnen - das erklärt die o.g. Verwunderung bzgl. generell fehlender Literaturzitate in den DDR-Auktionskatalogen.
Ich könnte hier noch viel erzählen ... interessiert aber sicher eh keinen wirklich...
