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Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein??

Verfasst: Di 06.03.12 19:11
von cojobo
Wieder hallo,
ich habe zwar zu diesen Stück (27 mm, 7.65 g) einige Pendants bei wildwinds und acsearch gefunden, unter anderem mit RIC 333, aber bei diesem hier sehen die Buchstaben ja so aus, als habe ein Münzmacherlehrling im ersten Lehrjahr mal sein Glück versucht. Andererseits: Wer fälscht denn so stümperhaft? Und das ganze wirkt auch durchaus geprägt und nicht gegossen.
Wie immer: Vielen Dank für jeden klärenden Hinweis, ganz gleich ob positiv oder negativ.
Beste Grüße
cojobo
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Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 19:35
von Antoninus Pius
Hi, ich würde sagen eine barbarische Immitation (Gewicht und Größe, deren idealmaße ich uner Augustus nicht auswendig weiß habe ich nicht nach geschaut). Für mich sieht sie jedenfalls auf den ersten Blick echt aus, auch wenn mir irgendetwas daran nicht gefallen will :? .
Lg A.P.

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 20:19
von Homer J. Simpson
Ihr habt das doch schon genau richtig festgenagelt: barbarische Imitation eines Augustus-Dupond, ich meine lesen zu können "...ORINUS L F IIIVIR...", würde es daher als eine Nachahmung von RIC 326 ansehen, also Münzmeister C. Marcius Censorinus. Allerdings fehlt dann etwas, da im Original die Rs.-Legende "C CENSORINUS L F AUG III VIR AAAFF" heißt. Das AUG steht hier natürlich nicht für "Augustus", sondern für "Augur" - jedenfalls habe ich für ein zweites Cognomen "Augurinus" keinen Hinweis gefunden.

Schöne Münze!

Homer

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 21:05
von Peter43
Nach Wikipedia war C. Marcius L. f. Censorinus spätestens 12/11 v.Chr. Augur. 8 v.Chr. war er Consul zusammen mit C. Asinius C. f. Gallus.

Mit freundlichem Gruß

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 21:17
von quisquam
RIC datiert die Münzen dieses Münzmeisters auf ca. 18 v. Chr. Das Gewicht der Dupondien wird mit 13,50-10,50 g angegeben, das fragliche, offenbar irrguläre Stück ist also deutlich untergewichtig.

Grüße, Stefan

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 21:21
von Homer J. Simpson
@Peter: Supi, danke! Dann hat's ja gestimmt mit dem Titel. Sonst könnte man sich ja leicht denken "Wieso ist hier der Münzmeister Kaiser?". Könde als König, okay, aber Münzmeister als Kaiser, nie gehört... :wink:

Hier habe ich ein Bild meines Dupondius, offiziell, aber auch eine Variante zu RIC 326 ohne die Benennung "L F", Sohn des Lucius.

Viele Grüße,

Homer

PS: Entschuldigt bitte die bescheidene Bildqualität. Die Bronzepeststellen sind schon abgekratzt und mit BTA behandelt.

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 23:18
von cojobo
Ich bin äußerst dankbar für diese Klärungen!
Eine barbarische Imitation ist ja fast so interessant wie ein Original, tja...., wenn man denn etwas mehr über die Herkunft wissen könnte. Gibt es darüber irgendwelche Informationen?
Beste Grüße
cojobo

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Di 06.03.12 23:44
von Homer J. Simpson
Leider nicht daß ich wüßte!
Die Qualität und Machart dieser Stücke schwankt so stark, daß man manchmal Schwierigkeiten hat, eine Münze den offiziellen oder inoffiziellen Prägungen zuzuordnen, und manchmal nicht einmal mehr das Vorbild genauer eingrenzen kann. Ich mag diese Münzen sehr.
Hier ist ein Extrembeispiel aus meiner Sammlung: Ein imitativer "Dupondius", der wohl eine Münze des C. Cassius Celer nachahmt, aber: knapp 20 mm, 2,92 g! Also wie ein etwas mickriger Denar!

Gute Nacht,

Homer

Re: Dupondius Augustus - das kann doch wohl nicht echt sein?

Verfasst: Mi 07.03.12 12:51
von chinamul
Auch mein Dupondius des Censorinus verfehlt mit 8,89 g deutlich das oben festgestellte Durchschnittsgewicht für diese Stücke. Dennoch habe ich eigentlich keinen Zweifel, daß es sich bei ihm um ein offizielles Exemplar handelt. Die Schwankungsbreite der Gewichte scheint bei den SC-Münzmeisterausgaben besonders bei den Dupondien ziemlich groß zu sein, was u. a. daran liegen könnte, daß sie, unabhängig von ihrem Gewicht, sowohl durch ihre Metallfarbe als auch durch das fehlende Augustusbildnis auf den ersten Blick als Doppelasses zu erkennen waren.
Leider fehlt auf meinem Stück die entscheidende Legendenpartie, die darüber hätte Aufschluß geben können, ob vor dem AVG noch ein L F gestanden hat oder nicht. Ein Versuch, die Umschrift auf einem Foto zu ergänzen, führte zu keinem klaren Ergebnis.
censorinus dupond.jpg
Gruß

chinamul