"Topographische" Gottheiten
Moderator: Homer J. Simpson
- Peter43
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"Topographische" Gottheiten
Hallo!
Ich möchte hier einen Thread eröffnen, der Münzen mit Gottheiten zeigt, die Pat Lawrence in ihren Arbeiten als 'topographic' bezeichnet hat. Dazu gehören Flußgötter, Berggötter und andere Gottheiten, die geographische Besonderheiten der Region darstellen. In der Regel werden sie sitzend dargestellt werden. Die schönsten stammen meiner Meinung nach aus Mösien und Thracien. Also zeigt mal eure Schätze! Ich mache mal den Anfang:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 27, 12.21g, 26.74mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Aurelius Gallus
av.: AV.KL CEP - CEVHROC P
bust, laureate, r
Rv.: VPA AVR GALLOV NEIPOT(sic!) / PROC IC
Flußgott (Istros), belorbeert, nackt bis zu den Hüften, n. l. lehnend, Kopf n. r., den l. Arm
auf Gefäß gestützt, aus dem Wasser n. l. fließt; hält in der erhobenen re. Hand einen
Baumzweig mit vier beblätterten Zweigen
Ref.: a) AMNG I/1, 1310 (3 Ex., Paris, Wien, Chaix)
b) Varbanov (engl.) 2719
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.14.32.11 (diese Münze)
Selten, SS, dunkelgrüne Patina
Diese Münze hat klar NEIPOT in der Rev.-Legende. Ander sind bekannt mit NEIPO oder NEIKOP, augenscheinlich aus NEIPOT korrigiert (Pick).
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Ich möchte hier einen Thread eröffnen, der Münzen mit Gottheiten zeigt, die Pat Lawrence in ihren Arbeiten als 'topographic' bezeichnet hat. Dazu gehören Flußgötter, Berggötter und andere Gottheiten, die geographische Besonderheiten der Region darstellen. In der Regel werden sie sitzend dargestellt werden. Die schönsten stammen meiner Meinung nach aus Mösien und Thracien. Also zeigt mal eure Schätze! Ich mache mal den Anfang:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 27, 12.21g, 26.74mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Aurelius Gallus
av.: AV.KL CEP - CEVHROC P
bust, laureate, r
Rv.: VPA AVR GALLOV NEIPOT(sic!) / PROC IC
Flußgott (Istros), belorbeert, nackt bis zu den Hüften, n. l. lehnend, Kopf n. r., den l. Arm
auf Gefäß gestützt, aus dem Wasser n. l. fließt; hält in der erhobenen re. Hand einen
Baumzweig mit vier beblätterten Zweigen
Ref.: a) AMNG I/1, 1310 (3 Ex., Paris, Wien, Chaix)
b) Varbanov (engl.) 2719
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.14.32.11 (diese Münze)
Selten, SS, dunkelgrüne Patina
Diese Münze hat klar NEIPOT in der Rev.-Legende. Ander sind bekannt mit NEIPO oder NEIKOP, augenscheinlich aus NEIPOT korrigiert (Pick).
Mit freundlichem Gruß
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- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Caracalla, 198-217
AE 27, 10.43g, 27.04mm, 30°
geprägt unter dem Statthalter Flavius Ulpianus
Av.: AV KM AVR - ANTWNINOC
Büste, mit Backenbart, drapiert und cürassiert, belorbeert, n. r.
Rv.: V FL OVLPIAN NIKOPOLIT PROC IC
Jugendlicher Flußgott, in Himation, nackt bis zur Hüfte, n. l. lehnend, hält in der
erhobenen Rechten eine Pflanze mit 2 Blüten und ruht mit dem li. Arm auf
einem umgedrehten Gefäß, aus dem Wasser n. l. strömt; seine li. Hand taucht dabei in
das strömende Wasser (ungewöhnlich!)
Ref.: a) AMNG I/1, 1575 corr., Taf. XVII, 33 (1Ex., Paris)
b) Varbanov (engl.) 3157
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.18.32.6 (diese Münze)
Sehr selten, ohne Patina (Fundzustand!)
Pick schreibt zwar: Bärtiger Flußgott. Aber sowohl hier als auch auf seiner Abb. kann ich keinen Bart entdecken.
Der Bart könnte eine Rolle spielen, bei der Bestimmung des Flußgottes. So soll nach einigen ein bärtiger Flußgott einen Fluß darstellen, der in das Meer fließt oder zumindestens Nebenflüsse hat. Ein bartloser Flußgott würde demnach ein Nebenfluß sein (so z.B. Stevenson)
Mit freundlichem Gruß
AE 27, 10.43g, 27.04mm, 30°
geprägt unter dem Statthalter Flavius Ulpianus
Av.: AV KM AVR - ANTWNINOC
Büste, mit Backenbart, drapiert und cürassiert, belorbeert, n. r.
Rv.: V FL OVLPIAN NIKOPOLIT PROC IC
Jugendlicher Flußgott, in Himation, nackt bis zur Hüfte, n. l. lehnend, hält in der
erhobenen Rechten eine Pflanze mit 2 Blüten und ruht mit dem li. Arm auf
einem umgedrehten Gefäß, aus dem Wasser n. l. strömt; seine li. Hand taucht dabei in
das strömende Wasser (ungewöhnlich!)
Ref.: a) AMNG I/1, 1575 corr., Taf. XVII, 33 (1Ex., Paris)
b) Varbanov (engl.) 3157
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.18.32.6 (diese Münze)
Sehr selten, ohne Patina (Fundzustand!)
Pick schreibt zwar: Bärtiger Flußgott. Aber sowohl hier als auch auf seiner Abb. kann ich keinen Bart entdecken.
Der Bart könnte eine Rolle spielen, bei der Bestimmung des Flußgottes. So soll nach einigen ein bärtiger Flußgott einen Fluß darstellen, der in das Meer fließt oder zumindestens Nebenflüsse hat. Ein bartloser Flußgott würde demnach ein Nebenfluß sein (so z.B. Stevenson)
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- klausklage
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Re: "Topographische" Gottheiten
Zum Istros hätte ich noch die stadtrömische Variante anzubieten:
Denar des Trajan, 103-111
Av: IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TR P
Laur. r., dr. l. s.
Rev: COS V P P SPQR OPTIMO PRINC – DANVVIVS in ex.
The Danube reclining l. on rocks; above, cloak floating; his left arm resting on an urn, his right hand on ship’s prow.
Ich würde aber wohl lieber von einer Personifikation der Donau sprechen als von der "Gottheit".
Olaf
Denar des Trajan, 103-111
Av: IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TR P
Laur. r., dr. l. s.
Rev: COS V P P SPQR OPTIMO PRINC – DANVVIVS in ex.
The Danube reclining l. on rocks; above, cloak floating; his left arm resting on an urn, his right hand on ship’s prow.
Ich würde aber wohl lieber von einer Personifikation der Donau sprechen als von der "Gottheit".
Olaf
squid pro quo
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Re: "Topographische" Gottheiten
Wenn wir gerade bei Stadtrömern sind, hätt ich da noch den Tiber...
Sestertius
OV: Laureated head to right.
Leg: ANTONINVS AVG PIVS PP TR P COS III
RV: Tiber reclining left, resting left hand on boat, holding reed in right hand and resting right arm on urn from which water flows.
Leg: TIBERIS
Ex: SC
Rome
RIC 642a
Grüsse
Simon
Sestertius
OV: Laureated head to right.
Leg: ANTONINVS AVG PIVS PP TR P COS III
RV: Tiber reclining left, resting left hand on boat, holding reed in right hand and resting right arm on urn from which water flows.
Leg: TIBERIS
Ex: SC
Rome
RIC 642a
Grüsse
Simon
"VICTORIOSO SEMPER"
- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Über das Thema Gottheit oder Personifikation habe ich vor einigen Jahren lange mit Herrn Reinhart Falter, einem ausgewiesenen Spezialisten für Flußgötter, gesprochen. Diese Gottheiten sind keine Personifikationen in unserem Sinn. Sie sind der Ausdruck des Göttlichen in der Natur. So ist es auch nicht möglich, durch die Zerstörung der Standbilder dieses Göttliche zu vernichten, wie der untaugliche Versuch gezeigt hat, den Bonifatius mit der Fällung der Donar-Eiche unternommen hat. Das hätten die Christen damals aber wissen müssen.
Siehe Reinhart Falter, Fluß- und Meergötter in der Antike, in: Sieferle/Breuninger, Natur-Bilder, Wahrnehmungen von Natur und Umwelt in der Geschichte, Campus 1999
Mit freundlichem Gruß
Siehe Reinhart Falter, Fluß- und Meergötter in der Antike, in: Sieferle/Breuninger, Natur-Bilder, Wahrnehmungen von Natur und Umwelt in der Geschichte, Campus 1999
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- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Es ist interessant, mal über die Pflanzen zu spekulieren, die die Flußgötter üblicherweise in der Hand halten.
Thracien, Augusta Trajana, Geta, 209-211
AE 18, 4.21g
Av.: AVT KP CE - PTI GETAC
Büste, cürassiert, von hinten gesehen, Aegis auf dem Rückenpanzer, belornbeert, n.r.
Rv.: AVGOVTHC TRAIANHC
Flußgott, in Himation, nackt bis zu den Hüften, n.l. lehnend, Kopf n.r., hält in der erhobenen Rechten Wasserpflanze und ruht mit dem li. Arm auf
Gefäß, aus dem Wasser n.l. fließt
Ref.: Schönert-Geiss 504 (2 Ex., Paris, Plovdiv); Varbanov (engl.) 1355
Pedigree: ex CNG auction 155, lot 237
Auf dieser Münze kommt einem vor, als habe man die Pflanze bereits einmal gesehen. Und Tatsächlich hat sie viel Ähnlichkeit mit der Europäischen Wassernuß (Trapa natens). Ob das tatsächlich so gemeint war, kann ich nicht beweisen. Vielleicht ist es ja genauso wie mit den Bäumen bei dem Typ 'Soldat führt Barbaren aus der Hütte' des späten Römischen Reichs, wo jeder Stempelschneider das abgebildet hat, was ihm gerade so einfiel. Zumindestens ist es kein Skorpion, wie es bei CNG hieß!
Mit freundlichem Gruß
Thracien, Augusta Trajana, Geta, 209-211
AE 18, 4.21g
Av.: AVT KP CE - PTI GETAC
Büste, cürassiert, von hinten gesehen, Aegis auf dem Rückenpanzer, belornbeert, n.r.
Rv.: AVGOVTHC TRAIANHC
Flußgott, in Himation, nackt bis zu den Hüften, n.l. lehnend, Kopf n.r., hält in der erhobenen Rechten Wasserpflanze und ruht mit dem li. Arm auf
Gefäß, aus dem Wasser n.l. fließt
Ref.: Schönert-Geiss 504 (2 Ex., Paris, Plovdiv); Varbanov (engl.) 1355
Pedigree: ex CNG auction 155, lot 237
Auf dieser Münze kommt einem vor, als habe man die Pflanze bereits einmal gesehen. Und Tatsächlich hat sie viel Ähnlichkeit mit der Europäischen Wassernuß (Trapa natens). Ob das tatsächlich so gemeint war, kann ich nicht beweisen. Vielleicht ist es ja genauso wie mit den Bäumen bei dem Typ 'Soldat führt Barbaren aus der Hütte' des späten Römischen Reichs, wo jeder Stempelschneider das abgebildet hat, was ihm gerade so einfiel. Zumindestens ist es kein Skorpion, wie es bei CNG hieß!
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- Julianus v. Pannonien
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Re: "Topographische" Gottheiten
Einen Euphrat von Hanniballianus hätt ich noch.
AE - 16mm
OV: Bare-headed draped and cuirassed bust to right
Leg: FL HANNIBALLIANO REGI
RV: Euphrates reclining l. elbow on urn from wich flows water, rudder reed in background.
Leg: SECVRITAS PVBLICA
Ex: CONSS
Constantinopolis
RIC 147
AE - 16mm
OV: Bare-headed draped and cuirassed bust to right
Leg: FL HANNIBALLIANO REGI
RV: Euphrates reclining l. elbow on urn from wich flows water, rudder reed in background.
Leg: SECVRITAS PVBLICA
Ex: CONSS
Constantinopolis
RIC 147
"VICTORIOSO SEMPER"
- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Zur Abwechslung ein Berggott:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Diadumenian, AD 217-218
AE 29, 12.45g, 28.76mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: KM OPPEL ANTWNIN - DIADOVMENIANOC
Büste, drapiert, barhäuptig, r.
Rv.: VP AGRIPP - A NIKOPOLITWN P / ROC ICT (PP ligiert)
Jugendlicher Berggott, in Hüftkleid, auf Felsen n. l. sitzend und n. r. blickend, hält in der
erhobenen Rechten Pflanze und stützt die li. Hand auf einen Felsen
Ref.: a) AMNG I/1, 1810 (2 Ex., Paris, im Handel)
b) Varbanov (engl.) 3663
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.25.43.5 (diese Münze)
Sehr selten, SS, tiefgrüne Patina
Diese Darstellung ähnelt sehr stark den Flußgöttern. Aber hier findet sich kein Gefäß, aus dem Wasser fließt. Deshalb glaubte Pick, daß es sich hier um einen Berggott handelt.
Mit freundlichem Gruß
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Diadumenian, AD 217-218
AE 29, 12.45g, 28.76mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: KM OPPEL ANTWNIN - DIADOVMENIANOC
Büste, drapiert, barhäuptig, r.
Rv.: VP AGRIPP - A NIKOPOLITWN P / ROC ICT (PP ligiert)
Jugendlicher Berggott, in Hüftkleid, auf Felsen n. l. sitzend und n. r. blickend, hält in der
erhobenen Rechten Pflanze und stützt die li. Hand auf einen Felsen
Ref.: a) AMNG I/1, 1810 (2 Ex., Paris, im Handel)
b) Varbanov (engl.) 3663
c) Hristova/Jekov (2011) No. 8.25.43.5 (diese Münze)
Sehr selten, SS, tiefgrüne Patina
Diese Darstellung ähnelt sehr stark den Flußgöttern. Aber hier findet sich kein Gefäß, aus dem Wasser fließt. Deshalb glaubte Pick, daß es sich hier um einen Berggott handelt.
Mit freundlichem Gruß
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- beachcomber
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Re: "Topographische" Gottheiten
der linke 'felsen' auf den er sich stützt, könnte doch auch ein gefäss sein? und der kringel am ende etwas was ausfliesst?
grüsse
frank
grüsse
frank
- Invictus
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Re: "Topographische" Gottheiten
Denk ich auch, dass es wohl eher ein Flußgott ist.
Nikopolis ad Istrum lag ja an einem Fluß, der in die Donau mündete, was das bartlose Geicht bestätigen würde:
Es sei denn, wir haben es hier mit einem Hügelgott zu tun
Zum Vergleich ein "richtig" sitzender Berggott: http://www.moneytrend.at/new/ressorts/a ... php?nr=107
Ebenso deutet die Pflanze in der Rechten wohl eher auf einen Fluss hin.
Und es gibt auch Darstellungen von Flußgöttern ohne Quellurne http://esty.ancients.info/pur/APTiberisrev.jpg
Dass die hier gezeigte Gottheit wohl tatsächlich auf Geröllbrocken lagert könnte darauf deuten, dass der Fluss im Gebirge entspringt.
Nikopolis ad Istrum lag ja an einem Fluß, der in die Donau mündete, was das bartlose Geicht bestätigen würde:
das eine, fast geradlinig ausgestreckte Bein wäre in meinen Augen auch völlig atypisch für einen Berggott (ein Berg ragt hoch übers Land und sein Symbolträger lümmelt sich halb sitzend, halb liegend auf der Erde - das passt irgendwie nicht).Peter43 hat geschrieben:Ein bartloser Flußgott würde demnach ein Nebenfluß sein (so z.B. Stevenson)
Es sei denn, wir haben es hier mit einem Hügelgott zu tun
Zum Vergleich ein "richtig" sitzender Berggott: http://www.moneytrend.at/new/ressorts/a ... php?nr=107
Ebenso deutet die Pflanze in der Rechten wohl eher auf einen Fluss hin.
Und es gibt auch Darstellungen von Flußgöttern ohne Quellurne http://esty.ancients.info/pur/APTiberisrev.jpg
Dass die hier gezeigte Gottheit wohl tatsächlich auf Geröllbrocken lagert könnte darauf deuten, dass der Fluss im Gebirge entspringt.
- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Wenn Pick ihn für einen Berggott hält, dann wird er kein Gefäß, sondern einen Felsen gesehen haben. Pick ist zwar nicht der Papst, aber war ein aüßerst akkurater Wissenschaftler.
@Invictus
Das mit dem gestreckten Bein ist eine interessante, aber kühne Hypothese. Hast Du dafür Queleln? Das nächste Bild zeigt übrigens einen Berggott, wahrscheinlich den Haimos, der auch dieses gestreckte Bein hat.
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Diadumenian, 217-218
AE 26, 15.6g, 26.73mm, 225°
geprägt unter dem Statthalter Statius Longinus
Av.: KM OPEL ANTWN DIA - DOVMENIANOC
Büste, drapiert und cürassiert, barhäuptig, n.r.
Rv.: VP CTATIOV LONGINOV NIKOPOLIT
im Abschnitt übereinander WN PROC IC / [TRW]
Jugendlicher Berggott, in Hüftkleid, auf Felsen n.l. sitzend, nach vorne blickend, hält langen Zweig in der erhobenen Rechten und Schilf(?) im li. Arm,
der auf dem Felsen ruht
Ref.: a) nicht in AMNG (aber Rs. und Vs. von anderen Typen bekannt)
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Jekov No. (2011) 8.25.43.1 corr. (diese Münze)
schreibt ANTWNI und erwähnt nicht die Legendentrennung auf der Vs.
d) Megaw Nic4.36a (diese Münze)
Rs. fast SS
Dieser Typ erscheint in 2 Untertypen. Dies ist der etwas seltenerer Typ mit CTATIOV und ohne den 'Bogen' über dem Felsen in einer bisher unbekannten Stempelkombination.
Man könnte auch mal diskutieren, was die unterschiedliche Blickrichtung bedeutet. Häufig blicken diese Gottheiten nach rückwärts. Hier haben wir den selteneren Typ mit dem Blick nach vorne. Schauen die rückwärts gewandten Köpfe zur Quelle?
Mit freundlichem Gruß
@Invictus
Das mit dem gestreckten Bein ist eine interessante, aber kühne Hypothese. Hast Du dafür Queleln? Das nächste Bild zeigt übrigens einen Berggott, wahrscheinlich den Haimos, der auch dieses gestreckte Bein hat.
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Diadumenian, 217-218
AE 26, 15.6g, 26.73mm, 225°
geprägt unter dem Statthalter Statius Longinus
Av.: KM OPEL ANTWN DIA - DOVMENIANOC
Büste, drapiert und cürassiert, barhäuptig, n.r.
Rv.: VP CTATIOV LONGINOV NIKOPOLIT
im Abschnitt übereinander WN PROC IC / [TRW]
Jugendlicher Berggott, in Hüftkleid, auf Felsen n.l. sitzend, nach vorne blickend, hält langen Zweig in der erhobenen Rechten und Schilf(?) im li. Arm,
der auf dem Felsen ruht
Ref.: a) nicht in AMNG (aber Rs. und Vs. von anderen Typen bekannt)
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Jekov No. (2011) 8.25.43.1 corr. (diese Münze)
schreibt ANTWNI und erwähnt nicht die Legendentrennung auf der Vs.
d) Megaw Nic4.36a (diese Münze)
Rs. fast SS
Dieser Typ erscheint in 2 Untertypen. Dies ist der etwas seltenerer Typ mit CTATIOV und ohne den 'Bogen' über dem Felsen in einer bisher unbekannten Stempelkombination.
Man könnte auch mal diskutieren, was die unterschiedliche Blickrichtung bedeutet. Häufig blicken diese Gottheiten nach rückwärts. Hier haben wir den selteneren Typ mit dem Blick nach vorne. Schauen die rückwärts gewandten Köpfe zur Quelle?
Mit freundlichem Gruß
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- Pscipio
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Re: "Topographische" Gottheiten
An einen Flussgott möchte ich auch nicht glauben, denn ein Quellgefäss scheint es nicht zu sein.
Nata vimpi curmi da.
- Peter43
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Re: "Topographische" Gottheiten
Hier möchte ich euch ein Münze aus Philippopolis, der Königin der Münzstätten, zeigen, die den schönsten Flußgott hat, den ich kenne. Gerade die großen Münzen aus Philippopolis sind Kunstwerke, die man nur bewundern kann. Dieses Ex. würde einem Medaillon alle Ehre machen.
Thracien, Philippopolis, Commodus, 177-192
AE 32, 17.89g, 31.88mm, 345°
geprägt unter dem Statthalter Caecilius Servilianus (aus Nikopolis bekannt!)
Av.: AV KAVR KOMODO[C]
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: HGE KAI CEROVEILIANOV FILIPP
im Abschnitt in 2 Zeilen OPOLEIT / WN
Bärtiger Flußgott (Hebron) in Hüftkleid, lehnt n.l. auf Felsen(?), hält in der li. Hand
Wasserpflanze und ruht mit dem li. Arm auf einem umgekehrten Gefäß, aus dem
Wasser n.l. strömt; die herabhängende re. Hand liegt auf der Prora eines Schiffes;
dahinter ein vielästiger Baum mit Früchten
Ref.: Varbanov (engl.) 943 (R7)
sehr selten, Rs. fast SS, braune Patina
Das Schiffsvorderteil bedeutet nach übereinstimmender Meinung, daß es sich hierbei um einen schiffbaren Fluß handelt.
Mit freundlichem Gruß
Thracien, Philippopolis, Commodus, 177-192
AE 32, 17.89g, 31.88mm, 345°
geprägt unter dem Statthalter Caecilius Servilianus (aus Nikopolis bekannt!)
Av.: AV KAVR KOMODO[C]
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: HGE KAI CEROVEILIANOV FILIPP
im Abschnitt in 2 Zeilen OPOLEIT / WN
Bärtiger Flußgott (Hebron) in Hüftkleid, lehnt n.l. auf Felsen(?), hält in der li. Hand
Wasserpflanze und ruht mit dem li. Arm auf einem umgekehrten Gefäß, aus dem
Wasser n.l. strömt; die herabhängende re. Hand liegt auf der Prora eines Schiffes;
dahinter ein vielästiger Baum mit Früchten
Ref.: Varbanov (engl.) 943 (R7)
sehr selten, Rs. fast SS, braune Patina
Das Schiffsvorderteil bedeutet nach übereinstimmender Meinung, daß es sich hierbei um einen schiffbaren Fluß handelt.
Mit freundlichem Gruß
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- Invictus
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Re: "Topographische" Gottheiten
Aber eine fehlende Quellurne muss nicht zwangsläufig einen Flussgott fraglich erscheinen lassen:Pscipio hat geschrieben:An einen Flussgott möchte ich auch nicht glauben, denn ein Quellgefäss scheint es nicht zu sein.
B ei einem ähnlichen Münztyp dieses Prägeherrn http://www.acsearch.info/record.html?id=367977 ist die Quellurne deutlich erkennbar. Zwar hält hier die Gotthit kein Gewächs in derRechten, aber dass dürfte wohl nicht ausschlaggebend sein. Fälschlicherweise (?) spricht man in der Münzbeschreibung vom Flußgott Istros(=Donau), aber der Gott ist doch eindeutig bartlos.Invictus hat geschrieben:http://esty.ancients.info/pur/APTiberisrev.jpg
@Peter43
Die Sache mit dem ausgestreckten Bein war nur eine Überlegung meinerseits. Dein gezeigter Diadumenian - Agrippa hatte dazu verleitet: für einen Berggott lagert er in meinen Augen eifach nicht hoch genug über dem Erdboden. Bei deinem nachfolgend geposteten Diadumenian - Longinius ist die Sitzhöhe der Gottheit wesentlich größer, da hier aber das eine Bein ebenfalls ausgestreckt ist, ziehe ich meine Hypothese als unhaltbar zurück. Danke für das aufklärende Zeigen dieses Münzrevers.
Wegen der unterschiedlichen Blickrichtung der Gottheiten gibt es vielleicht gar keinen plausiblen Grund für diese Darstellungsweise - ähnlich wie bei der früher im Forum schon einmal angeschnittenen Frage, warum die Aversköpfen der Reichsprägungen gelegentlich nach links blicken.
Vielleicht kannst du noch weitere Münzen von Berg-/Flußgöttern mit vorwärts gerichteten Blick zeigen? Spontan fällt mir bei deinem n.v. blickenden Gott auf, dass er zwei Gewächse in den Händen hält (Schilf für Fluss, Baum für Berg???)
- Pscipio
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Re: "Topographische" Gottheiten
Der Tiber ist aber sowohl durch Legende wie durch Prora klar als Flussgott zu erkennen.Invictus hat geschrieben:Aber eine fehlende Quellurne muss nicht zwangsläufig einen Flussgott fraglich erscheinen lassen
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
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