Trajan-Sesterz - Münze des Jahres 2012 oder Fehlkauf?

[mike h]

@Numisstudent

man konnte eindeutig erkennen, das das Stück keinerlei Korrosionsnester hatte.
Voraussetzung für eine Repatinierung.

Das ist ziemlich selten. Daher mein persönliches Highlight.

Hatte ich bei den letzten 2000 stücken vielleicht 5 mal.

Kann natürlich daran liegen, das meine Einkäufe immer zu billig waren

Martin

[klunch]

Ich kanns vielleicht nochmal deutlicher formulieren: wer wirklich Ahnung über Patina und Patinierung erlangen will, der wird sich ein paar Jahre lang intensiv mit anorganischer Chemie und in Ansätzen mit organischer Chemie beschäftigen dürfen sowie einige hundert Versuchsstunden absolvieren. Danach hat man theoretisches Fachwissen mit ein paar praktischen Versuchen untermauert und man kann dann beginnen, unter konkreten Zielstellungen Erfahrungen zu sammeln.

Dieser Vorgang dauert meiner Meinung nach Jahre und kann nicht durch lapidaren Text in einem Thread vollumfänglich abgebildet werden. Die Vorstellung, den Vorgang einer Repatinierung mal eben durch das Lesen von ein paar Beiträgen und durch Nutzung von ein paar Baumarktgeräten mit Krokodilsklemmen und etwas Elektrolysesalz selbst hinzubekommen, erscheint mir - hier habe ich lang nach einem passenden Wort gesucht - leider naiv.

Es kommt mir so vor, als ob jemand in einem Medizinerforum fragt, wie eine Herzklappen-OP geht und sagt, er habe schonmal bei seinem Meerschweinchen eine Pfote verbunden und das ging auch mit normalen Pflaster und ohne OP Geräte. Also kann alles weitere wohl nicht so schwer sein und müsse - genau wie des Verbinden - ebenso erlernbar sein.

Oder - um ein Beispiel aus der IT zu bringen - man kann stored Procedures in SQL-Datenbanken durchaus erklären, aber selbst welche zu programmieren ist - selbst wenn man problemlos welche "lesen" kann, noch einmal eine ganz andere Nummer und nichtmal in einem halben Jahr mit täglich 8 Stunden ohne weiteres zu erlernen. Es dauert einfach und erfordert die Akkumulation von relativ viel Wissen, auch um das Gebiet herum, das ist ebenso sehr wichtig.

Also wer etwas über Patina wissen will, der sollte das Oxidationsverhalten der verschiedenen Gruppen von Metallen in den Haupt- und Nebengruppen des Periodensystems betrachten um aus der Gesamtsicht über die Dinge in den Einzelfall hervorzustoßen. Patina besteht auch aus Korrosionsprodukten, also Substanzen, die durch Redoxreaktion eines Metalls entstehen. Weiterhin wird man dafür den Funktionsumfang eines Chemielabors, abgestimmt auf Restauration, benötigen sowie auch jemanden, der die Geräte unter der Zielstellung bedienen kann. Daß so ein Labor ein paar Zehntausend Euro in der Anschaffung kostet, wissen alle vom Fach.

Wenn Du also Kontakt zu einem historischen Museum aufnimmst und den dortigen Restaurator befragst, dann wäre das ein Weg, um Kontakt zu einem fachkundigen Menschen herzustellen. Alles weitere kannst Du mit diesem klären. Halte uns gern auf dem Laufenden Deiner Bemühungen zur Repatinierung dieses Stücks. Im Erfolgsfall aus Deiner Sicht hättest Du am Ende eine perfekt repatinierte und arg geschnitzte Münze, die für den unerfahrenen Sammler täuschend echt ist und nur durch Stilbetrachtung entlarvt werden kann. Das wäre dann - nicht nur fast - schon eine gefährliche Manipulation. Der Sammler in 80 Jahren, der dann diese Münze in der Hand hat, hätte dann durchaus Probleme, die Schnitzung auch wirklich zu erkennen und nicht nur aufgrund von Stilkenntnis zu bemerken. Ein solches Stück zu erschaffen, halte ich nicht für erstrebenswert.

Gruß klunch

[mike h]

Guten Morgen zusammen,

Hallo Klunch,

ich finde es wirklich bemerkenswert, mit welchem Elan du mit Informationen über Gefahren, Schwierigkeiten, Aufwand und Kosten versuchst, mich von meinem Vorhaben abzubringen.
Leider verfehlst du damit die Fragestellung, denn es stellt sich nicht die Frage ob... oder ob nicht....

Die Entscheidung ist ja bereits gefallen. Ich werde mich mit dem Thema Repatinierung beschäftigen. Es ist nur zu klären, wie, mit welchen Verfahren und Mitteln.

Es ist auch gefährlich, schwierig, zeitaufwändig und teuer, einen Atomreaktor umweltschonend zu demontieren und entsorgen. Und dennoch mache ich zur Zeit genau das.
Und in Einzelfällen treten hierbei Probleme auf, bei denen wir niemanden fragen können, wie diese zu lösen sind, da es sich um einen Prototypen handelt.
Dann wird die Problemstellung halt 1:1 nachgebaut und der Lösungsweg durch Versuch ermittelt.

Ähnlich gehe ich auch jetzt vor. Allerdings würde es absolut keinen Sinn machen, wenn ich an einem modernen Stück Automatenmessing (zerspanbar) eine Patinierung versuchen würde.... denn Sesterzen bestehen nun mal nicht aus Automatenmessing. Ich sehe also keinen Fehler in meiner Vorgehensweise.

Deinen Hinweis auf einen Museums-Restaurator werde ich wohl realisieren müssen, da meine Annahme, das ich in diesem Forum auf einen solchen fachkundigen Menschen treffen könnte, offenbar falsch war.

Das bei einem erfolgreichen Versuch eine Münze entstehen kann, die in der Lage ist, einen unbedarften Sammler zu täuschen, ist leider unumgänglich, denn mir ist nicht zuzumuten für diesen versuch ein wertvolles, unverschnitztes Stück zu verwenden.

Dennoch ist es deinerseits vollkommen unangemessen, mir eine Täuschungsabsicht zu unterstellen. Alleine die Erweiterung meiner Fertigkeiten und der Wissensgewinn stehen im Vordergrund. Die Erschaffung eines potentiellen Täuschungsobjektes muss daher in Kauf genommen werden.

Martin

[kc]

Das bei einem erfolgreichen Versuch eine Münze entstehen kann, die in der Lage ist, einen unbedarften Sammler zu täuschen, ist leider unumgänglich, denn mir ist nicht zuzumuten für diesen versuch ein wertvolles, unverschnitztes Stück zu verwenden.

Dennoch ist es deinerseits vollkommen unangemessen, mir eine Täuschungsabsicht zu unterstellen. Alleine die Erweiterung meiner Fertigkeiten und der Wissensgewinn stehen im Vordergrund. Die Erschaffung eines potentiellen Täuschungsobjektes muss daher in Kauf genommen werden.

Für mich unvorstellbar, da du zwar die Patina verändern kannst, nicht aber den vermurksten Stil. Es wird leider trotzdem Leute geben, die so eine Münze für echt und original halten - auch in dem derzeitigen Zustand.

Grüße
kc

[mike h]

Hallo KC,

korrekte Einstellung! Daher verstehe ich auch nicht so ganz, warum hier einige solch ein Gewese machen.

Treffender fand ich Homers Aussage: "Ich lasse mich jetzt einfach mal überraschen."

Noch erfreulicher wäre es, wenn Tipps und Hinweise aus dem Forum zu einem positiven Versuchsergebnis führen würden.

Ich befürchte jedoch, das ich ohne solche auskommen muss.

Martin

[shanxi]

http://www.howcast.com/videos/292654-How-to-Age-Copper

[klunch]

Hallo Martin,

einen Punkt möchte ich gern herausgreifen: Wenn Du Dir darüber im Klaren bist, daß als Ergebnis eines (Deines) Lernvorgangs ein Täuschungsobjekt entsteht, dann kann ich durchaus die Frage in den Raum stellen, ob das erstrebenswert ist. Meine Antwort habe ich bereits geliefert.

Meine Argumentation empfinde ich an keiner Stelle als unangemessen.

Du kannst das anders sehen, ich habe aber keine ursächliche Absicht unterstellt, sondern darauf hingewiesen, daß durch Deine Bemühungen etwas erzeugt wird, was den unbedarften Sammler täuscht. DU nimmst das billigend in Kauf, Deine Darstellung, daß es in Kauf genommen werden MUSS, sehe ich anders. Die Absicht ist daher nicht ursächlich gegeben, sondern die Täuschung ergibt sich als sachlogische Konsequenz der Handlung, was Dir spätestens jetzt bewußt ist.

Für mich ist inhaltlich alles gesagt, es kommen keine neuen Erkenntnisse mehr. Sag doch gern mal Bescheid, was nach der Behandlung aus dieser Münze geworden ist.

Grüße klunch

[klausklage]

Ich beantrage, den Titel dieses Threads zu ändern in "Martin gegen den Rest der Welt"

Martin, von mir aus kannst Du mit dem Teil rumspielen, wie Du willst, sei Dir nur bitte bewusst, dass die Münze Schrott ist und Schrott bleiben wird. Aber zum Üben hättest Du sicherlich besser geeignete Exemplare finden können. In Museumsshops gibt es Nachprägungen für 5 €,

Klunchs Ausführungen rufen schreckliche Erinnerungen an meine drei Null-Punkte-Klausuren in Chemie in Folge hervor. [ externes Bild ]
Olaf

[mike h]

@ Klausklage

>>>>> In Museumsshops gibt es Nachprägungen für 5 €,


Bitte nicht falsch verstehen: deine Null-Punkte Klausuren in Chemie scheinen vollkommen berechtigt gewesen zu sein, wenn du weder aus Klunches, noch aus meinen Ausführungen herauslesen konntest, das eine Museums-shop-nachprägung für das Vorhaben "Repatinierung" ungeeignet ist.

@ shanxi

Kupfer und Messing sind zwar nicht das Gleiche... aber trotzdem danke.

Martin

[klunch]

Olaf, ich wollte keine schrecklichen Erinnerungen reaktivieren

Denk einfach zur Abwechslung an eine tolle Münze: http://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=223229

klunch

[kc]

aber was ich nicht verstehe: Wenn du das total verschnitze Ding nur zu Repatinierungsversuchen gekauft hast, warum dann ursprünglich die Vorstellung im Artikel "Münze des Jahres" ?

das verstehe ich auch nicht! da wäre die münze doch besser im reinigungsthread aufgehoben.

[areich]

Zum Repatinieren gibt es doch leicht abgenutzte aber unkorrodierte Münzen zu kaufen. Hier muss man doch konkurrieren mit Sammlern, die die Bearbeitung nicht erkennen und hoch bieten, die Münze war sicher nicht billig genug.

[Mithras]

...immerhin war das Thema "Schnitzwerke" in 2012 ein sehr aktuelles Thema - also hat sie wohl unter diesem Aspekt den Titel verdient! ...völlig wert(ungs-)frei sehe ich die Bezeichnung daher als berechtigt an!

schmunzel

LG
Mithras

[mike h]

Hallo Areich,

wo gibt es diese leicht abgenutzten, unkorrodierten Trajan-Sesterzen für kleines Geld??
Davon hätte ich gerne ein Säckchen.

Martin

[Andechser]

Für das Repatinieren, wenn es dir nur um die Technik ginge, wäre es nun wirklich egal, ob es sich um einen Sesterzen von Trajan, Hadrian oder einem anderen Kaiser handelt.