abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von drakenumi1 » Fr 11.01.13 22:27

Invictus hat geschrieben:
Das ist momentan mein persönlicher Standpunkt :wink: Symbolisiert ein Zepter nicht so etwas wie die Exekutive, also die ausübende Macht des Halters? Welche Botschaft sollten dann zwei Zepter, noch dazu in einer Hand gehalten vermitteln? Mal ganz abgesehen davon, dass diese sicherlich ganz anders und eindeutiger erkennbar abgebildet worden wären.
Die Frage nach der Aussage einerseits eines Kurzzepters und andererseits eines Langzepters ist in der Tat interessant: Gab es Unterschiede zwischen beiden bei ihrer "Benutzung" bzw. wann wurde das jeweilige der betr. (Halb)Gottheit beigeordnet?
Oder war es völlig beliebig, welches der Graveur darstellte? Meine ursprüngliche Idee zerplatzt natürlich sofort, wenn es da keinerlei Unterschiede gab.
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Keine einleuchtende Einlassung Eurerseits gab es allerdings zu der Jul. Mamaea / Venus mit dem durch Lücke zweigeteilten Zepter; hier ist ein Versagen des Graveurs aus meiner Sicht am wahrscheinlichsten, der wohl glaubte, eine Säule darstellen zu sollen, auf der der Ellenbogen des Armes mit dem hochgehaltenen Kurzzepter ruhte. :idea: Ok, die Säule wäre etwas dünn und unten ohne Basis und die ganze Körperhaltung nicht so richtig auf "Abstützen" zugeschnitten, aber auf den ersten Blick solcher Szene recht ähnlich. Nun, das ist natürlich Spekulatius, - aber da wir (nein, - ich!) uns hier schon auf wenig tragfähiges Eis begeben habe(n), ist es doch legitim, etwas zu spinnen auf Kosten der Graveursehre :wink: .

Grüße von

drake
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areich
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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von areich » Sa 12.01.13 00:21

Das ist aber die sinnvollste Erklärung, daß hier eben ein Fehler passiert ist die Stempel aber immer noch gut genug waren. Vielleicht am Freitag nachmittag fertiggestellt, die alten Römer waren auch nur Menschen und Stempelschneiden auch nur Arbeit. Das mit den zwei Zeptern ergibt für mich keinen Sinn und niemand, der eine solche Münze damals in der Hand hatte, hätte das so interpretiert. Die Sache mit diesen 'interessanten Details' ist, daß man zwar auf die Art neue Erkenntnisse gewinen kann und ein guter Numismatiker ist sicher auch ein Pedant. Aber man hat eben auch eine Menge Nieten dabei.

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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von Zwerg » Sa 12.01.13 00:31

chapeau !!!!!

Zwerg
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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von Posa » Sa 12.01.13 01:30

Das gleiche Phänomen findet sich übrigens auch bei anderen Typen, eigentlich bei allen Stäben, Szeptern usw. Es ist auch m.E. nicht selten.

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 131a08856b

Hier stimmen die Neigungsrichtungen der beiden Standartenteile auch nicht zueinander, und immerhin hat die gute Concordia auch keine kurze und eine lange Standarte.

@ Marcus Aurelius: Das mit der Winkelperspektive mag stimmen oder nicht. Ich habe das Beispiel der Perspektive nur gebracht, um zu verdeutlichen, dass genaues Darstellen jenseits der Repräsentationsplastik mitunter ein höchst relatives Ziel war. Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass die Anatomien der Münzbilder, vor allem der Rückseiten, meist sehr frei gestaltet waren. Wenn auch die Draperien drüber ganz nett sind, häufig sind doch die Beine zu kurz, die Köpfe zu groß und oft auch die Hände... Es sind halt Stempelschneider und nicht Phidias, Praxiteles und Polyklet

Gruß Posa

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Marcus Aurelius
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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von Marcus Aurelius » Sa 12.01.13 01:59

Posa hat geschrieben:
Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass die Anatomien der Münzbilder, vor allem der Rückseiten, meist sehr frei gestaltet waren. Wenn auch die Draperien drüber ganz nett sind, häufig sind doch die Beine zu kurz, die Köpfe zu groß und oft auch die Hände... Es sind halt Stempelschneider und nicht Phidias, Praxiteles und Polyklet

Gruß Posa
Da stimme ich voll und ganz zu ! Mir war es lediglich daran gelegen, zu betonen das die Römer durchaus in der Lage waren perspektivisch abzubilden und eine pauschale Ablehnung der Fähigkeit dies zu tun, nicht korrekt ist. Natürlich gilt das für die meisten römischen Stempelschneider wohl eher nicht, wie man häufig auf Münzbildern sieht :)

Grüsse

Marcus Aurelius
Zuletzt geändert von Marcus Aurelius am Sa 12.01.13 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Invictus
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Re: abgeknicktes / versetzt gebrochenes Zepter

Beitrag von Invictus » Sa 12.01.13 07:52

drakenumi1 hat geschrieben:Die Frage nach der Aussage einerseits eines Kurzzepters und andererseits eines Langzepters ist in der Tat interessant: Gab es Unterschiede zwischen beiden bei ihrer "Benutzung" bzw. wann wurde das jeweilige der betr. (Halb)Gottheit beigeordnet?
Das "Kurzzepter" dürfte der Funktion nach einem Kommandostab entsprochen haben http://www.acsearch.info/ext_image.html?id=429318. Es hat über die Jahrhunderte hinweg den Charakter als Zeichen der militärischen Befehlsgewalt nicht verloren und spiegelt sich bspw. noch in den Kommandostäben der neuzeitlichen Feldherren wider http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... _Vogel.jpg
Eine Gottheit mit Kurzzepter müsste demzufolge generell ausgeschlossen werden.
Posa hat geschrieben:Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass die Anatomien der Münzbilder, vor allem der Rückseiten, meist sehr frei gestaltet waren. Wenn auch die Draperien drüber ganz nett sind, häufig sind doch die Beine zu kurz, die Köpfe zu groß und oft auch die Hände... Es sind halt Stempelschneider und nicht Phidias, Praxiteles und Polyklet
Vielleicht war auch nur ein neuer Zeitgeist ausschlaggebend für die künstlerische Gestaltung. Rembrandt wäre von seinen Zeitgenossen wohlmöglich in den Grachten ersäuft worden, hätte er im Stil van Goghs gemalt - heute zählt es hingegen zur Kunst par excellence.

Gruß
www.RÖMISCHE MÜNZEN...

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