SILBERSUD

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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chinamul
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SILBERSUD

Beitrag von chinamul » Mi 06.02.13 19:05

Eine provokante Frage: Macht Silbersud die späteren Antoniniane und Folles wirklich attraktiver? Wenn es sich dabei jeweils um einen lückenlos erhaltenen Silberüberzug handelte, der ja selten genug vorkommt und die Münze dadurch auch teurer machen darf, könnte man die Frage möglicherweise bejahen. Leider aber ist das kaum je der Fall. Meistens kommen solche Stücke scheckig und eher unansehnlich daher, und der häufig angeführte, wohl für verkaufsfördernd gehaltene Hinweis auf den mitunter nur noch in kläglichen Resten vorhandenen Silbersud hat mich noch nie überzeugen können.
Ich stelle hier zwei Folles des Diocletianus vor, einen ohne jede Spur des ursprünglichen Silbersudes und einen anderen, der noch Reste davon aufweist.
Welches Stück ist da wohl ansehnlicher?
diocl foll genius ohne silber.jpg
diocl foll genius mit silber.jpg
Gruß

chinamul
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areich
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Re: SILBERSUD

Beitrag von areich » Mi 06.02.13 19:11

Ich persönlich finde Silbersud, besonders auf den großen Folles, nicht besonders attraktiv. Ich weiß, es ist wertsteigernd aber ein Follis ganz ohne Silbersud mit einer schönen dunkelbraunen Tönung ist mir lieber als einer mit perfekt erhaltenem Silbersud. Andererseits kommt genau diese Tönung auf Bildern nicht so gut rüber.

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Re: SILBERSUD

Beitrag von mike h » Mi 06.02.13 19:18

N'amd zusammen,

wertsteigernd hin oder her......
Ein unvollständiger Silbersud macht auch in meinen Augen eine Münze erheblich unattraktiver, als eine homogene Mineralpatina gleich welcher Farbe.
Einen fehlerfreien Silbersud habe ich persönlich auch noch nicht in der Hand gehabt.

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Re: SILBERSUD

Beitrag von Laurentius » Mi 06.02.13 19:40

Mal so und mal so. Ich denke eine Faustformel gibt es da nicht und der Gesamteindruck
ist dabei sehr vom Gesamtbild einer Münze abhängig.


constantinus I..jpg
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Re: SILBERSUD

Beitrag von Hoja » Mi 06.02.13 19:41

Bei deinen beiden Münzen finde ich auch die ohne Silbersud attraktiver. Gibt aber schon Folles wo der Silbersud,wenn auch nicht vollständig die Münze "aufhübscht"
Siehe Bild.
Wenn ich allerdings die Wahl zwischen einer Münze mit fleckigen, unvollständigen Silbersud und einer Münze mit hübscher Sandpatina oder ähnlichem hätte, würde ich wohl die ohne Sud nehmen.
Was die Wertsteigerung angeht, so kann man das schön bei ebay- Dyonisos sehen. Der verkauft sehr oft Folles der Tetrarchie mit Silbersud und erzielt sehr hohe Preise, wobei ich nicht weiß ob die eventuell superselten sind
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Maximianus RIC VI Rome 198b klein.jpg

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Re: SILBERSUD

Beitrag von DerTommi » Mi 06.02.13 20:02

Wie so oft im (Numismatiker)Leben liegt die Attraktivität im Auge des Betrachters.
Ich persönlich bin in meinem Sammlerleben weniger auf mögliche Wertsteigerungen aus, mir geht es vielmehr um die Geschichten, die diese Zeitzeugnisse zu erzählen haben und ob ein Stück in meinen Augen "attraktiv" ist. Da kann schonmal sowas bei rum kommen, wie hier im Anhang. Eine Art "Ying Yang". :D

Jedem das seine, Chinamul, bei Deinen Beispielen würde meine Wahl auf "ohne Sud" fallen.

Viele Grüße
Thomas
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Constantin-I-Iovi.jpg

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Re: SILBERSUD

Beitrag von quisquam » Do 07.02.13 07:19

Münzen mit Versilberung, auch wenn sie nur teilweise erhalten ist, kommen dem Ursprungszustand näher, weshalb ich ihnen immer den Vorzug geben würde. Sie sind interessanter und damit für mich auch attraktiver.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: SILBERSUD

Beitrag von antoninus1 » Do 07.02.13 09:44

Laurentius hat geschrieben:...Darf ich an dieser Stelle mit diesem Meisterstück der Reinigung an unseren verstorbenen
Imperator gedenken. Gott habe ihn selig.
Laut seiner Schilderung war der Follis einst fast vollständig verkrustet. ..
constantinus I..jpg
Grüße
Hast Du zufällig ein "Vorher"-Foto?

Die Reinigungserfolge vom imperator waren oft so verblüffend, und jedesmal ärgerten wir uns, weil wir vergessen hatten, ein Foto der Münze vor der Reinigung zu machen.

Mir gefallen übrigens beide Zustände. Allerdings sollte ein Silbersud dann gleichmäßig sein, nicht fleckig. Das verdeckt die Details und man muss die Münze schräg beleuchten, um diese noch zu erkennen.

Die Frage ist auch: haben alle Münzen einer Emission oder eines Jahres Silbersud gehabt?

Bei alexandrinischen Tetradrachmen des 1. und 2. Jahrhunderts fällt ja auf, dass es dieselben Münztypen aus denselben Jahren bisweilen in schlechtem Billon als auch in gut silberhaltiger Legierung gibt. Wieso haben die Menschen das damals akzeptiert? Kam´s nicht auf den Edelmetallgehalt an? (Aber das ist eigentlich nicht das Thema dieses Threads).
Gruß,
antoninus1

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Re: SILBERSUD

Beitrag von ischbierra » Do 07.02.13 11:02

Fleckig und fleckig sind nicht dasselbe; ich weiß gar nicht, ob es vollig fehlerfreie Silbersudstücke gibt. Mein Chlorus hat auch Flecke, aber die sind noch - finde ich - tolerabel für die Beurteilung als gabz passables Stück.
Gruß ischbierra
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Follis, 297-298 Heraclea 3.Of., RIC 20a (1).JPG
Follis, 297-298 Heraclea 3.Of., RIC 20a (2).JPG

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Re: SILBERSUD

Beitrag von areich » Do 07.02.13 11:08

Eigentlich muss man eine mit möglichst komplettem Silbersud kaufen aber vom rein ästhetischen Gesichtspunkt mag ich Folles ganz ohne lieber.

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Re: SILBERSUD

Beitrag von Laurentius » Do 07.02.13 11:10

@ antoninus 1

Nein, habe leider kein Photo von vorher.
Bei alexandrinischen Tetradrachmen des 1. und 2. Jahrhunderts fällt ja auf, dass es dieselben Münztypen aus denselben Jahren bisweilen in schlechtem Billon als auch in gut silberhaltiger Legierung gibt. Wieso haben die Menschen das damals akzeptiert? Kam´s nicht auf den Edelmetallgehalt an?
Ich denke, da gibt es zu heute nicht viel Unterschied. Die Einführung des Euros haben wir ja auch stillschweigend
aktzeptiert, inclusive der teils unverständlichen Marktpreis-/Lohnanpassungen.
Früher war es halt noch etwas extremer, nach dem Motto:
"Was, Dir gefällt die neue Emission in Billon nicht. Zick zack Rübe ab!" :mrgreen:

@ ischbierra

Phantastisch!

Grüße Laurentius
Zuletzt geändert von Laurentius am Fr 08.01.21 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SILBERSUD

Beitrag von chinamul » Do 07.02.13 11:58

ischbierra hat geschrieben:Fleckig und fleckig sind nicht dasselbe; ich weiß gar nicht, ob es vollig fehlerfreie Silbersudstücke gibt. Mein Chlorus hat auch Flecke, aber die sind noch - finde ich - tolerabel für die Beurteilung als gabz passables Stück.
Ich finde das Stück mehr als "noch tolerabel"! Wenn alle Möchtegernsilberlinge so aussähen, hätte sich mein ursprüngliches Posting glatt erübrigt. Leider aber ist das meist nicht der Fall, und dann stört m. E. die Restversilberung mehr als daß sie verziert.
Im übrigen freue ich mich, daß ich doch einige interessante Meinungsäußerungen zu meiner Frage zur Kenntnis nehmen durfte. Damit hat sich auch mein Eindruck relativiert, daß der Silbersud, bzw. seine mehr oder weniger umfangreichen Reste, generell als ein attraktivitäts- und damit wertsteigerndes Merkmal angesehen wird.
Vielen Dank also für die Wortmeldungen!

Gruß

chinamul
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Re: SILBERSUD

Beitrag von drakenumi1 » Do 07.02.13 13:34

Bei deser Gelegenheit, mit Bezug auf die Dicke der Silberschicht bei einem Probus-Antoninian, erhebt sich für mich die Fage, ob es unter diesem Kaiser auch üblich war, andere Verfahren einer Versilberung, als das "Sieden", durchzuführen, die eine wesentlich dickere Silberschicht zu erzeugen in die Lage waren und deren Erscheinungsbild etwa einer "Fütterung" gleichkam, mit der Folge, daß man heute nach Verletzungen dieser Oberfläche sogar kleine Fetzen des Silbers abreißen kann (am Beispiel bei AVG des Av. beim Buchstaben "A"gut zu sehen). M. E. wäre bei dem seinerzeit extrem geringen Ag-Gehalt der Schrötlinge ein Herauswaschen des Kupfers an der Oberfläche zur Erzeugung solch "dicker" Silberschicht (sicher um 0,05 mm) kaum vorstellbar.

Hier ein Beispiel (RIC 904G):

Grüße von

drake
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Ant. Probus RIC 904G Av. Büste li. VIRTVS PROBI AVG..jpg
Ant. Probus RIC 904G Rv. ADVENTVS PROBI AVG. Kaiser a. Pferd li, davor Gefangener..jpg
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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Re: SILBERSUD

Beitrag von Numis-Student » Do 07.02.13 13:48

Hallo,
ich finde, die Frage ist falsch gestellt. Das Wichtigste sollte nicht sein, wie WIR die Münzen besonders attraktiv finden (der Modegeschmack auch bei Münzen ändert sich immer), sondern, dass wir die Münzen in einem möglichst authentischen Zustand erhalten. Ein fleckiger Silbersud ist zwar nicht immer schön, aber dennoch "echt" und erhaltenswert.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: SILBERSUD

Beitrag von antoninus1 » Do 07.02.13 14:07

Ich denke, chinamul hat gar nicht behauptet, dass UNSERE Beurteilung der Attraktivität von Münzen das Wichtigste ist.
Er hat einen Aspekt der Beurteilung erhellen wollen und damit eine richtige Frage gestellt.

Um die Veränderung des Zustandes von Münzen ging es doch gar nicht.

Über die Gründe, warum wir antike Münzen sammeln, haben wir ja schon oft gesprochen. Ein Grund dafür ist ihre Ästhetik, die jeder individuell bewertet. Und ein Aspekt der Ästhetk ist "Silbersud ja/nein"
Gruß,
antoninus1

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