Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Peter43 » Mo 01.04.13 18:23

Kein Zufall. Diese Strukturen am Boden der Vertiefung dienten ebenfalls dazu, zu verhindern, daß der Dorn sich mitdreht. Hier einige Beispiele:

1) eine Art von Winkel
2) ein Kreuz
3) ein Stern
4) eine schlangenähnliche Struktur

Dies sind nur einige Beispiele einer großen Anzahl dieser auffälligen Strukturen. Ich hatte mich einmal intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt, was kaum ausbliebt, wenn man sich mit Provinzialmünzen aus Nordgriechenland beschäftigt.

Jochen
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lasta
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von lasta » Mo 01.04.13 22:25

Die Erhebung schaut bei der abgebildeten Münze achsensymmetrisch aus und zwar im Av als auch im Rv.
Ich lese mir das Thema nochmals durch.
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von klunch » Di 02.04.13 00:11

Ich versuche mir gedanklich eine solche Maschine vorzustellen, bei der der Schrötling in der Mitte durch zwei Dorne gehalten wird und dann irgendwie mechanisch mit einem rotierenden Werkzeug bearbeitet wird oder selbst rotiert und an einem feststehenden oder auch rotierenden Schleifstein seine plane Oberfläche bekommt. Beides will nicht so richtig Gestalt annehmen....
Eine Idee einer Skizze wäre da hilfreich.

Gruß klunch
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Marcus Aurelius
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Marcus Aurelius » Di 02.04.13 01:09

Hier findet sich ganz anschaulich die Gechichte des Drechselns/Drehens von den Anfängen bis zur Jetztzeit dargestellt, auch mit Erklärungen zur technischen Handhabung/Konstruktion dieser Geräte.

http://bernhard.nepelius.at/tipps-anlei ... lerei.html

Gruss

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quisquam
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von quisquam » Di 02.04.13 07:38

Es war wohl immer nur ein Dorn im Spiel, da die "Zentrierlöcher" auf den beiden Seiten der Münze eigentlich nie genau gegenüber liegen.

Auf dieser und der folgenden Seite ist solch eine Maschine rekonstruiert:
http://www.classicalcoins.com/flans7.html

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Marcus Aurelius » Di 02.04.13 08:10

Das glaube ich auch nicht, wahrscheinlicher wäre das Einspannen bzw. fixieren des Schrötlings in eine Art Futter und das dagegenpressen auf der anderen Seite durch den Dorn, wie üblicherweise beim maschinellen Drehen. Dieser Rekonstruktionsversuch den quisquam verlinkt hat , ist auch eine Möglichkeit wie so eine Konstruktion aussehen könnte.


Gruss

Marcus Aurelius
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Altamura2 » Di 02.04.13 14:27

Die wesentlichen Fakten stehen doch eigentlich schon in der Darstellung von David Welsh (das ist der von Classical Coins), mir ist jetzt irgenwie das Problem abhanden gekommen 8O .

Eine kleine Ergänzung mit ein paar schönen Bildern findet sich noch hier: http://www.sfagn.info/collection/caviti ... tches.html

In neuerer Zeit damit beschäftigt hat sich Thomas Faucher, dessen Doktorarbeit über die Münzprägung im ptolemäischen Ägypten (dort sind diese "Zentrierlöcher" zuerst aufgetreten) wohl jetzt in Buchform erscheint: http://www.cealex.org/sitecealex/biblio ... er-m_E.HTM
Eine stark eingedampfte Zusammenfassung (auf Französisch) findet man hier: http://www.paris-sorbonne.fr/les-actual ... alexandrie
Kurzversion des Abschnitts über den Herstellprozess der Münzen:
  • Die Schrötlinge wurden in leicht trichterförmigen Gussformen aus Kalkstein im Serienguss (ich hoffe jetzt inständig, dass das nicht das falsche Stichwort war :wink: ) gegossen,
  • anschließend wurden die Schrötlinge voneinander getrennt und die Gussstege entfernt,
  • häufig wurde die obere Kante des Schrötlingsrands (die mit dem größeren Durchmesser) abgefeilt, um dem Rand ein "runderes" Aussehen zu geben,
  • dann wurde die Oberfläche des Schrötlings geglättet, dabei entstanden die Vertiefungen in den Münzen,
  • und schlussendlich wurde geprägt.
In seinem Buch wird das vermutlich noch detaillierter beschrieben, da hab' ich aber nicht rausgefunden, wie man das bekommen könnte (außer, es in Kairo zu bestellen :| ).

Gruß

Altamura

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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Pfeiffer » Do 18.04.13 18:06

Zum so genannten Zentrierpunkt.

Wenn der Zentrierpunkt vor dem Prägen in den Schrötling angebracht wurde, zum Beispiel um den Schrötling abzudrehen, zu entzundern, glätten oder dergleichen, wie ist dann das Zentrierloch in dem jetzt vertieft geprägten Kopf einer incusen Münze zu erklären? Dort dürfte man dann kein Loch, sondern eine kleine Erhöhung erwarten, was aber nicht der Fall ist. Es ist ein Loch vorhanden

Bei der hier vorgestellten Münze sieht man konzentrische Riefen um das Zentrierloch, die durch den Prägevorgang , da sie an vertriefter Stelle liegen, eliminiert sein müssten.[attachment=0]2375 b -Pixel.jpg[/attachment]
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Peter43 » Do 18.04.13 18:44

Hallo Herr Pfeiffer!

Meine Münze zeigt diese konzentrischen Spuren ganz klar nur auf den oberen Anteilen des Bildes. Auf den Flächen sind sie verschwunden. Das läßt sich nur dadurch erklären, daß sie bereits vor der Prägung entstanden sind! Da gibt es keine andere Möglichkeit. Bei ihrem Beispiel aber gibt es noch eine andere Erklärung: Die Spuren sind durch den Prägeschlag eben nicht vollständig verschwunden!

Und zu dem Inkusum: Auch hier wurde der Schrötling, aus dem dann deer brockage wurde, vor der Prägung bearbeitet und hatte somit eine Vertiefung. Und warum soll die hängengebliebene Münze auch eine Vertiefung gehabt haben? Wir wissen, daß nicht alle Münzen bearbeitet wurden. Ich habe in meiner Sammlung stempelgleiche Münzen mit und ohne Vertiefung.

Mit freundlichem Gruß
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Peter43 » Sa 18.05.13 10:52

Hier möchte ich euch eine seltene Besonderheit vorstellen. Es handelt sich um eine Brockageprägung für Elagabal, bei der man 2 "Zentrierlöcher" erkennen kann:
(1) ein vertieftes, das entstanden ist durch das Glätten des Schrötlings, und
(2) ein erhabenes, das durch das Prägen mit der hängengebliebenen Münze entstanden ist, die eine Vertiefung aufwies.

Mit freundlichem Gruß
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Altamura2 » Sa 18.05.13 18:08

Schönes Exemplar :D . Und es zeigt nochmal eindrücklich, dass das Loch vor dem Prägen in den Schrötling gelangt ist.

Gruß

Altamura

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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Peter43 » So 19.05.13 10:28

Dieser Beitrag wurde im amerikanischen Forum eingestellt von numismo (Walter Holt):

Dieser Schrötling beseitigt wohl alle Zweifel an der herrschenden Meinung über die Löcher. Es handelt sich um einen bereits vorbereiteten Schrötling mit der zentralen Vertiefung und den zugehörigen konzentrischen Spuren, der aber noch nicht durch einen Stempel geprägt worden ist. Es ist augenscheinlich ein seleukidisches Stück mit gezähntem Rand.

Quelle: Published: Houghton, Lorber and Hoover, SC II, Vol. II,
p. 60, Fig. 11 (this coin).

http://www.sfagn.info/collection/caviti ... tches.html

Mit freundlichem Gruß
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von quisquam » So 19.05.13 10:40

Walter, nicht Werner Holt. :wink:

Grüße, Stefan
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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von beachcomber » So 19.05.13 11:48

na, das sollte ja wohl endlich alle zweifler überzeugen! :)
grüsse
frank

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Re: Noch einmal die sog. Zentrierlöcher

Beitrag von Peter43 » So 19.05.13 12:01

Walter Holt natürlich!
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