Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Altamura2
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von Altamura2 » Fr 12.04.13 22:03

Peter43 hat geschrieben:... Das sind genau die Sachen, die ich im amerikanischen Forum so sehr vermisse! ...
Dafür kann man dort seitenlange Überlegungen darüber verfolgen, ob ein Trupp Navy SEALs von heute wohl in der Lage wäre, die römischen Legionen aufzurollen :D .
Wo viel Licht ist, ist eben auch viel Schatten (was jetzt jeder interpretieren kann, wie er möchte) :wink: .

Gruß

Altamura

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klunch
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von klunch » Fr 12.04.13 23:11

Altamura2 hat geschrieben:Wo viel Licht ist, ist eben auch viel Schatten
Wohl wahr! :D
Lernen, lernen und nochmals lernen.

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Invictus
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von Invictus » Sa 13.04.13 10:25

Bei der Frage, ob für die hier vorgestellte Münze Ephesos oder Pergamon die Münzprägestätte war kann vielleicht der historische Kontext ein wenig weiterhelfen.

Für die römische Provinz Asia gab es einen Provinziallandtag, in dem die griechischen Städte in einem gemeinsamen Verband zusammengeschlossen waren (commune Asiae). Der Landtag kam alle vier Jahre zusammen und es fanden aus diesem "politischen" Anlass auch die Agone (sportliche Wettkämpfe) statt.
Äquivalentes wurde später unter Augustus ja auch in Gallien praktiziert: In Lugdunum gab es den Altar der Roma et Augustus, wo sich die 60 gallischen Stämme jährlich zum Provinziallandtag zusammenfanden und dort ebenfalls sportliche Wettkämpfe den Abschluss bildeten
In Pergamon wurde ein Tempel für Roma und Augustus errichtet, in Ephesos hingegen ein Tempel für Roma und Divus Caesar.

Da man anhand des Münzbildes nicht feststellen kann, ob die "CA"-Nominale des Augustus nun in Pergamon oder Ephesos geprägt wurden, kann vielleicht der Blick nach Gallien zu den hiesigen "ROM ET AVG"-Buntmetallnominalen hilfreich sein. Das Reversmotiv des Altars von Lugdunum dominiert hier, um die gallische Verbundenheit mit Rom zu manifestieren. ROM ET AVG soll, wie es Wolters vermutet, nicht nur ein münzenautorisierendes Schlagwort sein (ähnlich dem "SC" auf den Münzmeisterprägungen der stadtrömischen Prägestätte), sondern auch ein politisches. Nach Wolters soll dem "CA" eine ähnliche Bedeutung zukommen (CA für Asia, ROM ET AVG für Gallien).
Im Hinblick auf den ständigen Wettstreit zwischen den griechischen Städten (wie etwa Ephesos und Pergamon) dürfte daher folgende Überlegung nicht abwegig sein:
Ephesos prägte als Austragungsort der Agone (während des Provinziallandtages der commune Asiae) das Motiv "Lorbeerkranz, darin CA" aus. Der Lorbeerkranz bezöge sich dann vermutlich auf den obligatorischen Siegeskranz der Sportwettkämpfe. Pergamon könnte dieses Motiv verwehrt gewesen sein, weil es eben nicht der Austragungsort dieses Ereignisses war und prägte, um im "numismatischen" Wettstreit mit Ephesos nicht zu unterliegen, das Motiv "Lorbeerkranz, darin AVGVSTVS" (denn in Pergamon stand der Augustus-Tempel, siehe oben). Und da Pergamon das asiatische Zentrum des Kaiserkults um Augustus war (Ephesos konnte es nicht sein, da es vorher Anhängerin von Augustus' Rivalen Marc Anton war), richtete es auch die Romaia Sebasta (von Augustus autorisierte Spiele im Rahmen des Kaiserkults) aus. Der Lorbeerkranz um AVGVSTVS müsste demnach auch ein Siegerkranz der Spiele gewesen sein.

Wie gesagt, nur eine Überlegung... für die Ephesos-These von quinctilius.

Quellen:
Reinhold Merkelbach, Philologica, 146ff
Eckhard J. Schnabel, Urchristliche Mission
Bringmann/Schäfer, Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums
www.RÖMISCHE MÜNZEN...

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quinctilius
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von quinctilius » So 14.04.13 21:13

Hallo Invictus,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Insbesondere die Interpretation des Siegeskranzes ist interessant, habe ich so noch nicht gesehen. Ich bin bislang immer davon ausgegangen, dass es sich um eine corona laurea handelt, die die Siege des Augustus bzw. des Octavian, insbesondere für die Schlacht bei Actium feiert.
Apropos: bei der näheren Beschäftigung mit diesem Münztyp habe ich festgestellt, dass die Legenden durchaus unterschiedlich sind. Neben IMP CAESAR und AUGUSTUS gibt es auch welche, auf denen nur CAESAR steht (Vgl. mein Exemplar oben und das hier angehängte) Ich frage mich, ob dieser Typ evtl. schon VOR der Annahme des Namens Augustus entstanden sein könnte.

Was die Frage der Prägestätte angeht, hier gibt es eine Münze aus Pergamon, die die COMMUNE ASIAE mit dem Augustus Tempel in Pergamon und dem ROMA ET AUG kombiniert, das so ähnlich auch auf den Lugdunum Assen auftaucht. Möglicherweise steht das CA doch mit dem Augustus Tempel in Pergamon in Verbindung ????

http://www.giveshare.org/churchhistory/ ... hap10.html

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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von Invictus » Mo 15.04.13 08:33

Hallo quinctilius,

danke für deine interessanten und weiterführenden Ergänzungen.

Zu dem von dir erwähnten Augustus-Cistophor (COM ASIAE, Attika mit ROM ET AVG):
Bernhard Weisser hat 2003 auf dem Int. Numismatischen Kongress in Madrid darauf hingewiesen, dass Pergamon (als Standort jenes Tempels) nicht zwingend die Prägestätte dieses Typs sein muss. Das Templelmotiv könne auch in Ephesos geprägt worden sein, da dieser Bau die gesamte Provinz repräsentiere.

Zu deiner Annahme,
quinctilius hat geschrieben:... dass es sich um eine corona laurea handelt, die die Siege des Augustus bzw. des Octavian, insbesondere für die Schlacht bei Actium feiert.
wäre jener AE-Typ mit CA noch erwähnenswert (Kranz mit eingeflochtenen Miniatur-Prore):http://www.acsearch.info/images/12_m/117821.jpg. Hier dürfte der Bezug zum Seesieg von Actium augenscheinlich wohl noch zutreffender sein.

Gruß
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von quinctilius » Mo 15.04.13 14:53

Hallo nochmal Invictus
Invictus hat geschrieben:wäre jener AE-Typ mit CA noch erwähnenswert (Kranz mit eingeflochtenen Miniatur-Prore)
Ja Sutherland (Dein Literaturtip von oben) erwähnt diesen Typ auch (corona navalis). Ich stimme zu, hier kann eigentlich nur die Schlacht von Actium gemeint sei. Die C.A Serie wird ja allgemein früh datiert (um 25 v. Chr.) Da dürfte die Erinnerung an die Seeschlacht noch frisch gewesen sein.

Nochmal zur Prägestätte (Ephesos ?/Pergamon ?): Es gibt AE Prägungen aus Pergamon, auf denen der Augustus Tempel explizit erscheint:

http://www.acsearch.info/record.html?id=230404

Der Tempel wurde wohl 19 v. Chr. vollendet:

http://www.acsearch.info/record.html?id=358660

Man könnte mit Recht die Frage stellen, warum der Tempel -wenn die C.A Bronzen wirklich aus Pergamon kämen- auf dieser großen Emission nicht abgebildet ist. Entweder weil er noch nicht fertiggestellt war oder eben weil die Münzen nicht in Pergamon sondern in Ephesos geprägt wurden....

VG
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Re: Augustus - wer kennt die Münzstätte ?

Beitrag von Invictus » Di 16.04.13 12:36

Hallo quinctilius

hier mal noch ein interessanter Aufsatz, der das Thema nicht direkt anspricht, aber dennoch das Problem der Prägestätten tangiert:
http://www.mcu.es/museos/docs/MC/ActasN ... gustus.pdf
quinctilius hat geschrieben:Der Tempel wurde wohl 19 v. Chr. vollendet
Vermutlich war er 19 v.Chr. noch nicht vollendet. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist der mittige Punkt zwischen den Tempelsäulen (wie bei dem Cistophor ebenfalls zu sehen) ein Hinweis, dass das Bauwerk noch nicht vollendet ist. Schön nachzuvollziehen bei den Bauphasen des Tempels von Roma et Venus in Rom: bis 140-144 n.Chr. haben Hadrian und Antoninus Pius den Tempel mit Punkt auf ihren Münzen darstellen lassen. Die letzte Emission des Antoninus Pius (140-144) zeigt dann erst die Statue im Innern des Bauwerks (= Abschluss).
quinctilius hat geschrieben:Man könnte mit Recht die Frage stellen, warum der Tempel -wenn die C.A Bronzen wirklich aus Pergamon kämen- auf dieser großen Emission nicht abgebildet ist. Entweder weil er noch nicht fertiggestellt war oder eben weil die Münzen nicht in Pergamon sondern in Ephesos geprägt wurden....
Die von dir gezeigte AE-Prägung des Silvanus kam 4/5 n.Chr., also rund 30 Jahre nach Beschluss der Errichtung des Augustustempels.
Vermutung: der Cistophor von 19 v.Chr. könnte den Beginn des Tempelbaus anzeigen - bezugnehmend auf B. Burrell, Neokoroi, S.19: "From at least 9 BC onward, the temple served as a collecting place for documents of importance to the koinon...." könnte der Bau erst zu jener Zeit vollendet worden sein (denn warum sollte man die Dokumente erst 9 v.Chr. dort einlagern und nicht schon bei Vollendung 19/18 v.Chr.?) Aber man müsste mal forschen, ob in den antiken Quellen etwas vom Jahr der tatsächlichen Tempelvollendung vermerkt wurde. Das alles könnte ev. erklären, warum der Tempel anfangs nicht auf den Münzen erscheint (weil bis auf die Genehmigung zum Bau noch nichts Konkretes gefasst worden war und die ganze Finanzierung ja aus der städtischen Kasse erfolgte, was ev. ein langsames Bautempo zur Folge hatte?). Die Feiern zu Ehren des Augustus resp. das Treffen des Provinziallandtages werden auch unabhängig davon, ob der Tempel schon vollendet war oder nicht, stattgefunden haben.

Um auf dein AE-Stück zurückzukommen:

Die Averslegende CAESAR verläuft im Uhrzeigersinn, wie das auch bei allen anderen AE-Prägungen (Av: CAESAR/Rv: AVGVSTVS im Kranz, Av: AVGVSTVS/Rv: CA im Kranz) der Fall ist. Bei den Cistophoren hab ich diese Legendenausrichtung bisher nur bei RPC 2204 (Motiv Sphinx, bei RIC 487 [gleiches Motiv] Averslegende aber auch gegen Uhrzeigersinn), RIC 79 (PAX) und RIC 489 (Capricornus) finden können, bei Quinaren RIC 276 (aber unsicher, ob Prägestätte Italia oder Ephesos). Interesannterweise verlaufen die meisten Legenden bei den östlichen Denaren und Aurei des Augustus, welche allgemein Pergamon zugeschrieben werden, auch entgegen dem Uhrzeigersinn.
Ob es bei AE und Edelmetall generell beabsichtigt war, die Averslegende in unterschiedliche Richtung laufen zu lassen oder ob das prägestättenspezifisch war kann ich nicht sagen. Auffällig ist es aber schon.

Gruß
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