Bestimmung von zwei Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von Münzsammler2007 » Do 09.05.13 10:48

Hallo,

ich habe wieder mal zwei Fragen zur Bestimmung römischer Münzen:

1.: Unter wem könnte diese Münze geprägt worden sein?
Irgendwie sieht es für mich nach einer (antiken) Fälschung aus, der Kern scheint aus Kupfer zu sein, versehen mit einer Silberauflage. Diente das Loch eventuell einer
Prüfung der Münze?
Und was ist hier auf der Rückseite dargestellt, sind das oben zusätzliche Beizeichen?
Das Gewicht dieser Münze beträgt 2,34 Gramm.

2.: Könnte es sich dabei um eine Prägung unter Constatius Gallus handeln?
Was könnte die Darstellung auf der Rückseite zeigen?
Das Gewicht beträgt 1,75 Gramm.

Vielen Dank schon mal und noch einen schönen Tag,

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shanxi
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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von shanxi » Do 09.05.13 11:05

Die 1 ist ein Augustus wie dieser hier:

http://www.acsearch.info/record.html?id=646515

allerdings subaerat wie dieser:

http://www.acsearch.info/record.html?id=141134

Die "Beizeichen" die du ansprichst sind ein simpulum und ein lituus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lituus_%28Stab%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Simpulum

Die 2 ist kein Gallus, vmt. ein Constantius II

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chinamul
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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von chinamul » Do 09.05.13 11:14

Obere Münze:
Historischer Hintergrund: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... rig#p88783
Das Stück ist ein sog. subaerates Exemplar, das tatsächlich über einem Kupferkern eine Silberschicht hatte.

Untere Münze:
Es kann deshalb keine Münze des Constantius Gallus sein, weil der niemals einen Lorbeerkranz oder eine Perlendiadem trug.
Die Rückseite zeigt das häufige Motiv des sog. Reitersturzes (mit der Suchfunktion des Forums recherchieren!)

Gruß

chinamul
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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von Münzsammler2007 » Do 09.05.13 12:33

Hallo,

vielen herzlichen Dank schon mal!!

Ich habe nur noch eine Frage zur Rückseite der 1. Münze:
In der Literatur und auch im Internet finde ich folgende Inschrift: C L CAESARES AVGVSTI F COS DESIG PRINC IVVENT
(siehe zum Beispiel hier: http://www.ma-shops.com/ritter/item.php5?id=44898 oder auch http://www.ma-shops.com/brandt/item.php5?id=3503)
Bei diesem Exemplar scheint die Schrift vom Rand her lesbar zu sein, bei meinem Exemplar haut das irgendwie nicht so richtig hin. Und auch wenn die Inschrift bei mir nur am linken Rand lesbar ist, so finde ich nicht wirklich eine Übereinstimmung mit den genannten Exemplaren. Weiß da jemand Rat?

Vielen Dank schon mal weiterhin,
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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von emieg1 » Do 09.05.13 12:57

Häufig stammen Subaerate nicht von offiziellen Stempeln, sondern sind im Ganzen Imitationen. Ich tippe darauf, dass dem "Erschaffer" der Münze als Vorlage ein Original mit unvollständiger bzw. nicht lesbarer Reverslegende vorgelegen hat.

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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von Münzsammler2007 » Do 09.05.13 14:43

Vielen herzlichen Dank und einen noch hoffentlich schönen Tag!!

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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von Radigost » Fr 17.05.13 10:53

Hi, Münze 2 ist eine Constantius II bei der 1. wundert mich die Schreibweise von rechts nach links

337 – 361 Constantius II


RIC 113
AV:
Büste mit Diadem nach rechts
DN CONSTANTIVS PF AVG
RV:
Kaiser mit Speer über gefallenen Reiter
FEL TEMP REPeratio

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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von der_Komtur » Fr 17.05.13 11:17

Huhu !

MfG

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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von chinamul » Fr 17.05.13 15:23

Nur der Korrektheit halber:
Die Rv.-Legende beim Reitersturz lautet FEL(icium) TEMP(orum) REPARATIO = "Die Wiederherstellung der glücklichen Zeiten", und der Krieger, der den Reiter niedersticht, ist nicht der Kaiser.

Gruß

chinamul
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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 17.05.13 16:34

chinamul hat geschrieben:...und der Krieger, der den Reiter niedersticht, ist nicht der Kaiser
Anders aber Konrad Kraft in "Die Taten der Kaiser Constans und Constantin II.", in: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 9 (1958) S.141-186:

Die Bezeichnung der behelmten Gestalt als "Legionär" erweckt dadurch gewisse Zweifel, daß der Krieger, wie auf schönen Exemplaren zu sehen ist, um den Panzer eine Binde geschlungen hat. Es ist zwar zuzugeben, daß ein Cingulum allgemein von den römischen Soldaten getragen wurde; jedoch deutet manches darauf hin, daß das in der Art um den Panzer geschlungene Band, wie man es auf unseren Münzbildern findet, eher als eine Feldherrnbinde oder Offiziersbinde anzusprechen ist. Dieses Requisit kennzeichnet nicht selten den Kaiser und die höheren Offiziere im Gegensatz zu den gewöhnlichen Soldaten...Es sind aber doch nur 2 Alternativen denkbar, daß nämlich entweder ein gewöhnlicher Soldat als Personifikation der römischen Kriegsmacht oder der Kaiser selbst als der oberste Kriegsherr dargestellt ist. Irgend ein Offizier (welcher denn?) ist in der Szene kaum vorstellbar.

Nun zeigt Kraft, daß es sich hier nicht um eine Darstelllung der siegreichen römischen Macht handelt, sondern um ein ganz bestimmtes historisches Ereignis. Dazu gehört, daß diese Darstellung bisher unerhört ist. Üblicherweise wird der siegreiche Kaiser immer zu Pferde gezeigt, wie er über einen gestürzten Fußsoldaten reitet. Hier aber ist es umgekehrt. Dafür muß es einen Grund geben. Der Besiegte ist zu Pferde, ein Zeichen, daß es sich um einen Sassaniden handelt! Diese wurden stets zu Pferde dargestellt und waren berühmt für ihre Reiterei. Nur so konnten die Einwohner des römischen Ostens auf den ersten Blick erkennen, um wen es sich bei dem Unterlegenden handeln mußte.

Auf den gut erhaltenen Münzen aus Antiochia, die man heranziehen sollte, da Antiochia besser über die Sassaniden informiert war als die Römer im Westen, sieht man auf dem gefallenen Reiter nicht nur eine spitze phrygische Mütze, sondern ein Diadem mit 2 Bändern. Dazu kommen der nach oben geschwungene Bart und die typischen Hosen mit enger Fältelung. Damit handelt es sich nicht einfach um einen sassanidischen Reiter, sondern um einen hohen sassanidischen Würdenträger. Und so kommen wir zur Schlacht von Singara 344 n.Chr., in der der sassanidische Kronprinz von den Römern gefangengenommen wurde. Die Darstellung einés Zweikampfs zwischen dem sassanidischen Thronfolger und einem einfachen Soldaten aber ist undenkber. Es muß der Kaiser selbst sein!

Dies ist nur ein Auszug aus der umfangreichen Beweiskette von Konrad Kraft.

Hinzugefügt habe ich ein Bild meiner Münze Constantius II., RIC VIII, Siscia 381. Man sieht hier, daß es nicht einfach eine spitze phrygische Münze ist

Mit freundlichem Gruß
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constantiusII_siscia_381.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am So 19.05.13 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Re: Bestimmung von zwei Münzen

Beitrag von der_Komtur » So 19.05.13 15:47

also die Korrektur (peter43) einer falschen Korrektur(chinamul)!

MfG!

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