Loch ist loch
Moderator: Homer J. Simpson
Re: Loch ist loch
Um einmal von der "Schmuckfunktion" wegzukommen: Es haben sicherlich auch rein praktische Gründe eine Rolle gespielt: Die Münzen konnte man aufgereiht auf eine stabilen Riemen oder eine Kette - insbesonder auf Reisen - sicher und recht unauffällig transportieren. Jedenfalls sicherer als in einem Leder- oder Stoffbeutelchen.
- Invictus
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Re: Loch ist loch
Das glaub' ich weniger, auch wenn das bspw. bei neuzeitlichen Lochmünzen durchaus gängig ist. Wenn Reisegeld, dann hat man es bestimmt nicht vorher durchbohrt. Der geschasste Kaiser Vitellius bspw. band sich schnell noch einen mit Goldstücken gefüllten Gürtel um den Leib.nummis durensis hat geschrieben:Um einmal von der "Schmuckfunktion" wegzukommen: Es haben sicherlich auch rein praktische Gründe eine Rolle gespielt: Die Münzen konnte man aufgereiht auf eine stabilen Riemen oder eine Kette - insbesonder auf Reisen - sicher und recht unauffällig transportieren. Jedenfalls sicherer als in einem Leder- oder Stoffbeutelchen.
Anzumerken wäre, dass die Römer auch gerne bestimmte Münzbilder (etwa einer Gottheit)als Amulett trugen oder unter den Mastbaum von Schiffen eine Münze als Talisman legten. Die Ausstrahlungskraft von Münzen spiegelt sich bspw. auch in einem Senatsantrag von Drusus d.J.: ein für sein Geifern stadtbekanntes Weibsbild konnte bisher nicht strafrechtlich verfolgt werden, weil sie während ihrer Schimpftiraden vor der Curia immer eine Münze mit dem Kaiserbildnis vor sich hielt.
"Seit der Erneuerung des Alexander-Kultes durch Caracalla und Alexander Severus werden Münzen Alexanders des Großen im 3. Jahrhundert und später geradezu als Talisman getragen. ... Die Benutzung kursierenden Geldes als Schmuck, also das Hineinzwängen eines zu anderem Zwecke geschaffenen künstlerischen Gegenstandes in eine neue fremdartige Bestimmung, läßt immer auf eine geringe oder schon geschwächte eigene künstlerische Produktivität schließen. Im klassischen Griechenland ist Münzschmuck undenkbar..." (Bassermann-Jordan, Der Schmuck, Leipzig 1909).
- justus
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Re: Loch ist loch
Da kann ich invictus nur zustimmen. Eine zeitgenössische Lochung von römischen Münzen, um sie auf einem Riemen aufgereiht besser transportieren zu können, halte ich ebenfalls für abwegig.
„Im römischen Reich hat man ebenfalls gerne Münzen als Schmuck verwendet. Hier wurden die Münzen nicht nur gelocht, sondern meist in ein Schmuckstück eingearbeitet. Ringe oder Anhänger, in denen Denare und Aurei der römischen Kaiser gefaßt sind und die oft Meisterleistungen der antiken Goldschmiedekunst darstellen, finden sich in zahlreichen Varianten neben auch in anderer Art verwendeten Münzen als Zierat.“ (1)
Antike Lochungen haben dagegen häufig auch dazu gedient, zeitgenössische Fälschungen (z. B. subaerate Denare) zu entwerten, um sie damit aus dem Verkehr zu ziehen.
Eine weitere, nicht uninteressante Erklärung für antike Lochungen findet sich bei Tyll Kroha in einer Broschüre „DAS FENSTER“ der Kreisparkasse Köln aus dem Jahre 1983 ----->
"Zahllose gelochte römische Münzen, die deutliche Spuren eines langen Gebrauchs aufweisen, lassen erkennen, daß sehr viele Römer diese Stücke als Amulette getragen haben. Die Götterbilder, wie auch die Bilder der vergotteten Kaiser, sollten Schutz gegen Unfälle, Krankheiten und sonstige Widerigkeiten bieten. Auch demonstrierte man mit dem Tragen des kaiserlichen Bildnisses seine Loyalität gegenüber Herrscher und Staat.“ (1)
(1) Was aus Münzen werden kann – Schmuck, Amulet und Talisman, in: „Das Fenster“ in der Halle der Kreissparkasse Köln, Thema 117, September 1983, Seite 3.
http://www.geldgeschichte.de/downloads/ ... er_117.pdf
Dokumentation "Römischer Geldbeutel" -----> http://www.muenz-board.com/wbb/board6-a ... eldbeutel/
„Im römischen Reich hat man ebenfalls gerne Münzen als Schmuck verwendet. Hier wurden die Münzen nicht nur gelocht, sondern meist in ein Schmuckstück eingearbeitet. Ringe oder Anhänger, in denen Denare und Aurei der römischen Kaiser gefaßt sind und die oft Meisterleistungen der antiken Goldschmiedekunst darstellen, finden sich in zahlreichen Varianten neben auch in anderer Art verwendeten Münzen als Zierat.“ (1)
Antike Lochungen haben dagegen häufig auch dazu gedient, zeitgenössische Fälschungen (z. B. subaerate Denare) zu entwerten, um sie damit aus dem Verkehr zu ziehen.
Eine weitere, nicht uninteressante Erklärung für antike Lochungen findet sich bei Tyll Kroha in einer Broschüre „DAS FENSTER“ der Kreisparkasse Köln aus dem Jahre 1983 ----->
"Zahllose gelochte römische Münzen, die deutliche Spuren eines langen Gebrauchs aufweisen, lassen erkennen, daß sehr viele Römer diese Stücke als Amulette getragen haben. Die Götterbilder, wie auch die Bilder der vergotteten Kaiser, sollten Schutz gegen Unfälle, Krankheiten und sonstige Widerigkeiten bieten. Auch demonstrierte man mit dem Tragen des kaiserlichen Bildnisses seine Loyalität gegenüber Herrscher und Staat.“ (1)
(1) Was aus Münzen werden kann – Schmuck, Amulet und Talisman, in: „Das Fenster“ in der Halle der Kreissparkasse Köln, Thema 117, September 1983, Seite 3.
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mit freundlichem Gruß
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Re: Loch ist loch
Hier noch - aus der eigenen Sammlung - ein Beispiel für Nachverwendung von Münzen als Schmuckappliken. Diese Umhängetaschen gehören regelmäßig zur Tracht marokkanischer Wasserverkäufer, z.B. in Marrakesch. Die Schlussmünze meiner Tasche datiert ins Jahr 1978.
Gruß
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Re: Loch ist loch
"Cooles Teil" Hast du es einem solchen Händler abgekauft ?
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Re: Loch ist loch
Nein - ich glaube, die würden sich nur unter massiver Gewalteinwirkung von ihren Statussymbolen trennen. Ich hab die Tasche vor einigen Jahren für ca. 50 Euro einer Trödelhändlerin abgekauft. Ich konnte das attraktive und interessante Stück einfach nicht liegen lassen.
Gruß
Tilos
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Re: Loch ist loch
Ein tolles Stück, gefällt mir sehr, gratuliere zu dem Kauf.
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Marcus Aurelius
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Re: Loch ist loch
Das hätte ich mit Sicherheit ebenfallls nicht liegen lassen! Gratulation daher auch von mir!!
Um mal ein in etwa vergleichbares Objekt vorzustellen, das ich vor Jahren in Berlin auf einer Ethno-Messe gekauft habe, zeige ich hier mehrere Ansichten einer nordafrikanischen Holzmaske, die mit Messingappliken und französischen Umlaufmünzen verziert ist. In ihr verbinden sich zwei meiner Sammelleidenschaften, nämlich die für die Numismatik und die für Masken aus allen möglichen Materialien, vorzugsweise aus exotischen Kulturen.
Gruß
chinamul
Um mal ein in etwa vergleichbares Objekt vorzustellen, das ich vor Jahren in Berlin auf einer Ethno-Messe gekauft habe, zeige ich hier mehrere Ansichten einer nordafrikanischen Holzmaske, die mit Messingappliken und französischen Umlaufmünzen verziert ist. In ihr verbinden sich zwei meiner Sammelleidenschaften, nämlich die für die Numismatik und die für Masken aus allen möglichen Materialien, vorzugsweise aus exotischen Kulturen.
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
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