Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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emieg1
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Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von emieg1 » Mi 21.08.13 17:17

Liebe Forumskolleginnen und –kollegen,

ich habe mir einen Legionsdenar von Septimius Severus im Emesa-style gegönnt.

Eigentlich müsste die Reverslegende lauten: LEG XIIII G – M M V, aber auf meiner Münze sieht man am Ende der Legende ein CTO(R). Ich dachte erst an eine unbekannte Legende, aber fand dann bei Barry P. Murphy ein vorder- und rückseitig stempelgleiches Exemplar:

SEV-273 http://bpmurphy.ancients.info/images/Se ... /10606.jpg

bei welchem allerdings die Legende richtig LEG XIIII G – M M V lautet. Ich denke, dass mein Denar auf einem anderen überprägt worden ist, eventuell auf einem Denar des Pescennius Niger vom Typ "Mars Victor" wie beispielsweise dieser hier: http://www.acsearch.info/record.html?id=146432.
Auf der gegenüberliegenden Aversseite sieht man ebenfalls Überprägungsspuren (Stempeldrehung nicht ganz 12 h).


Dazu schreibt Roger A. Bickford-Smith: The imperial mints in the east for Septimius Severus:

[...] It appears that through the mint initially experimented with overstriking Pescennius Niger denarii, this was rapidly abandoned, presumably because oft the unacceptability of the possibility of a visible undertype. Known overstrikes are very rare, however, so there may have been a more practical reason such as weight or alloy control. [...]

Oder was meint ihr?

Freundliche Grüsse aus dem 'Sommerloch'

Rainer
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andi89
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von andi89 » Mi 21.08.13 19:23

Hallo!
Eine Überprägung ist natürlich immer etwas potentiell interessantes, vor allem aus so einer ereignisreichen Zeit, wie dieser. Aus Neugier: Durchmesser, Gewicht ?
Ob es darunter wirklich ein Pescennius Niger war? Bin mir da nicht sicher. Immerhin sehe ich keine Legendenfragmente, die auf eine Legende hinweisen, die nur für ihn geprägt wurde.
Aber ich bin schon mal gespannt, wie andere das sehen. Ein schönes Stück in guter Erhaltung aber alle mal, Glückwunsch.
Grüße
Andi
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von curtislclay » Mi 21.08.13 20:06

Pescennius ist wahrscheinlich, weil Septimius bestimmt Nigers Denare einziehen und umprägen wollte, und weil eine eindeutige Überprägung von Septimius' früher COS II-Serie auf Niger schon bezeugt ist.

Es sollte eigentlich möglich sein, aufgrund der drei noch erhaltenen Buchstaben und des Perlkreises rechts davon und bis fast 6 Uhr eine Rs.Stempelgleichheit mit einem normalen Niger-Denar festzustellen.

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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von Argonaut » Mi 21.08.13 20:42

Hi Rainer,

ich denke auch wie von Curtis schon erwähnt das es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um einen Pescennius Niger handelt
wo überprägt wurde ich habe nämlich auf der Vorderseite ein P entdeckt zwischen CAES und L wo ich meine zu sehen
das würde natürlich auch noch dafür sprechen.

Dieser überprägte Typ hatte vermutlich die Legende IMP CAES C PESCEN NIGER AV, was ja auch noch interessant ist das
der neue Reversestempel ein Problem hatte oder was ich eher glaube das er nicht sauber aufgesetzt wurde da die zweite Standarte
völlig fehlt und der Perlkreis auch plötzlich aufhört und beim Adler der Stoss sehr schwach geprägt ist.

Aber auf alle Fälle gratulation die Dinger müssen anscheinend eher selten sein.

Gruss Marc :D
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von Argonaut » Mi 21.08.13 21:03

Argonaut hat geschrieben:
zwischen CAES und L
meinte wohl eher zwischen L und SEP :D
Mit besten Grüssen der Argonaut

emieg1
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von emieg1 » Mi 21.08.13 21:35

Herzlichen Dank für die Beiträge bisher; ich werde sicherlich in der nächsten Zeit die "Nigeri" bei ACSearch & Co. mal durchforsten.

Bisher sind mir keine anderen Überprägungen als auf Denare von P. Niger bekannt geworden. Das heisst natürlich nicht, dass es keine gibt, aber Bickford-Smith erwähnt gegenteiliges auch nicht. In seiner Abhandlung erwähnt er in seiner Randbemerkung (21) T.V. Buttrey und K. Butcher, die P. Nigers Münze als mobile Münzstätte deklarieren und nach dem Sieg von Septimius Severus natürlich sofort von ihm vereinnahmt wurde. Immerhin ist ja auffällig, dass bei einer doch recht grossen Vielfalt an verschiedenen Reversstempeln doch so wenige Niger-Denare überlebt haben, nicht wahr?

Jedenfalls ist die Münze bisher eine kleine Krönung in meiner Emesa-Sammlung, über die ich mich riesig freue, insbesondere weil er durch die Überprägung eine interessante Hintergrundgeschichte erzählen kann. :D

Bickford-Smith schreibt ja, dass bewiesene Überprägungen sehr selten sind. Der vorliegende ist der erste, der mir aufgefallen ist, aber ich habe zumindest diejenigen, die im Netz zu finden sind, bisher nicht auf solche Überprägungen durchsucht. Aber da wird es sicher einige geben; wäre schon schön, mal einen anderen zum Vergleich zu sehen.

PS. Unter dem C von CTOR sieht man auch noch schwach eine Art "Welle", die eventuell von der Ursprungsmünze stammt.

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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von curtislclay » Do 22.08.13 00:12

nummis durensis hat geschrieben:Bickford-Smith schreibt ja, dass bewiesene Überprägungen sehr selten sind.
Soweit ich weiss kannte Bickford-Smith nur eine einzige solche Überprägung, nämlich die, die er abbildet.

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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von Invictus » Do 22.08.13 05:29

Ein sehr interessantes Stück, was du hier vorgestellt hast!

Vielleicht wurde der Inhalt der Feldkassen (Marti Victori ist da sehr passend!) jener Nigerschen Legionen, die an der Kilikischen Pforte und bei Issos besiegt wurden, von den Severianern requiriert, um in mobilen Lagermzst. sofort überprägt und an die eigenen Legionäre verteilt zu werden. Die Überprägung des Niger ließe sich dann recht gut von Frühlingsbeginn bis Frühlingsende 194 AD einordnen.
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von Invictus » Do 22.08.13 13:25

Denkbar wäre aber auch noch eine andere Rückseite, nämlich VICTOR IVST...
http://www.acsearch.info/ext_image.html?id=177471
(von der unterschiedlichen Stempelstellung bei Niger und Septimius würde es passen)
Auf dem Avers meine ich noch Reste der Nigerlegende zu erblicken (grün) - entweder von PESC oder von CAES
1.JPG
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Re: Severus Legionsdenar auf Niger überprägt?

Beitrag von emieg1 » Do 22.08.13 17:07

Invictus hat geschrieben:Denkbar wäre aber auch noch eine andere Rückseite, nämlich VICTOR IVST...
http://www.acsearch.info/ext_image.html?id=177471
(von der unterschiedlichen Stempelstellung bei Niger und Septimius würde es passen)
Auf dem Avers meine ich noch Reste der Nigerlegende zu erblicken (grün) - entweder von PESC oder von CAES
Der Dateianhang 1.JPG existiert nicht mehr.
Da hast du recht, vielen Dank für deine Mühe, Invictus. Wie gesagt, wenn ich etwas mehr Zeit habe, werde ich die Stücke, die ich finde, mal in Ruhe durchgehen. Da spielt ja eben auch die Stempelstellung des Niger'schen Denares eine Rolle, die meist nicht angegeben und auch nicht immer so gut auf dem Bild ersichtlich ist.
Invictus hat geschrieben:Vielleicht wurde der Inhalt der Feldkassen (Marti Victori ist da sehr passend!) jener Nigerschen Legionen, die an der Kilikischen Pforte und bei Issos besiegt wurden, von den Severianern requiriert, um in mobilen Lagermzst. sofort überprägt und an die eigenen Legionäre verteilt zu werden.
Ja, das ist auch meine Meinung. Zwei gute Gründe: Einerseits hatte Septimius fix eigene Münzen zur Propaganda fertig und zweitens wurde gleich das Andenken an den Besiegten quasi ausgestempelt. Mir ist aufgefallen, dass der Silbergehalt vieler Emesa-Ausgaben nicht gerade berauschend ist; da wird also auch noch Materialknappheit eine Rolle gespielt haben.

Sollte jemandem ein weiteres überprägtes Stück auffallen, bitte ich freundlich um Nachricht. Da ich den Bickford-Smith leider nur als Kopie habe, sehe ich auf der abgebildeten Münze so gut wie nichts. :(

Und was mir auch noch aufgefallen ist: Die Vorderseiten von altem Denar und neuem Schrötling (bzw. der Unterstempel) müssen fast deckungsgleich gelegen haben, weil man das Gesicht Nigers noch im Relief recht gut sieht.
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