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Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 14:57
von antisto
Vergangenen Freitag ersteigerte ich in einem renommierten Auktionshaus (nicht billig, aber wohl vergleichsweise günstig) einen hübschen Sesterz. Die Münze wies von Bildern und Augenschein eine gleichmäßige schwarze Patina auf. Die ersten beiden hier gezeigten Bilder wurden vergangenen Sonntag gemacht.
Nachdem ich die Münze ein paar Stunden in der Hosentasche trug, erlebte ich heute eine böse Überraschung: Ein Teil der angeblichen Patina hatte sich gelöst und es tauchen an verschiedenen Stellen messingfarbene Flecken auf. (Vgl. die weiteren drei Bilder von Avers, Revers und Rand.) Ganz offensichtlich wurde diese Münze (vom Einlieferer?) nachgeschwärzt.
Natürlich werde ich das reklamieren, andererseits würde ich die Münze dennoch gerne behalten, weil mir das Portrait ausgesprochen gut gefällt.
Nun meine Fragen: Würdet ihr mir auf jeden Fall zu einem Umtausch raten? Und wenn nicht, wie hoch wäre die Wertminderung (in Prozent) einzuschätzen, die ich möglicherweise gegenüber dem Auktionshaus geltend machen könnte? Und schließlich: Wie könnte, sollte ich mit der "Schwärze" umgehen, wenn ich die Münze behalte? Sie belassen oder sie (wie?) abtragen? Die Münze so lange in der Hosentasche tragen, bis die Tasche schwarz und die Münze messingfarben ist? Was meint ihr?
Schon mal danke.
AS
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 15:19
von antisto
So wird vielleicht noch deutlicher, was ich meine.
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 15:49
von areich
Wenn Du sie behalten willst, dann solltest Du es mit Aceton probieren. EInen Teil des Geldes zurückzubekommen wird nicht gehen, wenn überhaupt dann kannst Du sie nur ganz zurückgeben. Darauf würde ich auch nicht wetten.
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 16:09
von antisto
Danke für den Tipp!
Da ich damit überhaupt keine Erfahrung habe und bevor ich mich durch 100 Forumseiten Reinigungsmethoden kämpfe, sofort zurückgefragt: Wie wendet man das an? Tauchbad? Pinsel? Verdünnt oder unverdünnt?
Und noch mal zur Münze und meinen Fragen: Inwieweit ist das als wertmindernd anzusehen?
AS
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 16:20
von klunch
Minderung bei einer Auktion wäre mir auch neu.
Wenn Du wegen einer vermeintlich intakten Patina mehr gezahlt hast, als Du für den jetzigen Zustand bereit wärst zu zahlen, dann dränge auf Rückgabe. Wenn Du die Münze wie Du schreibst behalten willst, dann erübrigt sich eine Rückgabe und Du kannst, wie von areich beschrieben, verfahren.
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Eine Hosentasche, gefüllt mit einem Schlüsselbund, ein paar Kieselsteinchen und einem Taschenmesser ist der ideale Aufbewahrungsort für Sesterzen, besonders für hochpreisige. Die feuchte Atmosphäre in Verbindung mit harten und spitzen Gegenständen sowie dauernder Bewegung erzeugt authentische Umlaufspuren, so daß nach ein paar Monaten in der Hosentasche aus jedem VZ-Stück garantiert eine veritable Unterlegscheibe wird. Nebenbei und mit viel Glück kann man noch etwas Bronzepest züchten. Falls man das nicht will, gibts ja noch so langweilige Sachen wie Lindnerschubfächer oder Bebakästen...
Sorry fürs Klugschei*en
Gruß klunch
PS: Die 100 Seiten Reinigungsmethoden sind aber sehr gut damit Du weißt, was Du wie und warum machen kannst!
Falls Du zu faul dazu bist, die Kurzform: kleines Glasgefäß mit Aceton füllen, Münze rein, ggf. Deckel drauf und einige Zeit warten, eventuell mit einem weichen! Pinsel nachhelfen. Du merkst dann schon, ob sich was tut. Gute Belüftung dabei haben oder am besten im Freien arbeiten.
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 16:46
von beachcomber
wobei das aceton dann die farbe runterholt, aber wahrscheinlich nicht komplett! denn fall reste echter patina vorhanden sind, werden die mit aceton nicht entfernt! am ende wirst du zu dem schluss kommen, dass eine einheitliche färbung besser aussieht. dann kannst du pariser oxyd nehmen und sie wieder nachdunkeln!

grüsse
frank
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 17:18
von antisto
klunch hat geschrieben:
Eine Hosentasche, gefüllt mit einem Schlüsselbund, ein paar Kieselsteinchen und einem Taschenmesser ist der ideale Aufbewahrungsort für Sesterzen, besonders für hochpreisige.
Ja, ja, hast ja Recht. Auch wenn ich definitiv KEIN Schlüsselbund, keine Kieselsteine und kein Taschenmesser in meiner Hosentasche hatte!
Danke für den Reinigungsmethodenhinweis. Und dass ihr mich in meiner Verunsicherung verstärkt habt...
Jetzt warte ich erst einmal ab, was als Antwort vom Auktionshaus kommt. Und dann packe ich das Teil schön ungereinigt in das vorgesehene Kästchen und überlege irgendwann später noch mal neu, ob ich mich an Aceton versuche oder ob ich es einfach so lasse...
So long und danke auf jeden Fall für die Rückmeldungen!
AS
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Do 20.03.14 17:34
von Erdnussbier
klunch hat geschrieben:
Eine Hosentasche, gefüllt mit einem Schlüsselbund, ein paar Kieselsteinchen und einem Taschenmesser ist der ideale Aufbewahrungsort für Sesterzen, besonders für hochpreisige. Die feuchte Atmosphäre in Verbindung mit harten und spitzen Gegenständen sowie dauernder Bewegung erzeugt authentische Umlaufspuren, so daß nach ein paar Monaten in der Hosentasche aus jedem VZ-Stück garantiert eine veritable Unterlegscheibe wird. Nebenbei und mit viel Glück kann man noch etwas Bronzepest züchten. Falls man das nicht will, gibts ja noch so langweilige Sachen wie Lindnerschubfächer oder Bebakästen...
Hatte mich schon gewundert, dass sich niemand über diesen originellen, aber eher unpassenden Ort wundert.
Grüße Erdnussbier
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Fr 21.03.14 18:25
von antisto
Um das Thema abzuschließen: Habe Rückmeldung vom Auktionshaus: Das Teil geht zurück. Schade, aber wohl besser so.
Danke für eure Beiträge!
AS
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: Fr 21.03.14 20:59
von Zwerg
Wenn man nicht 100% hinter einer Münze steht (die Qualität ist egal) wird man nie glücklich.
Im Zweifel immer - nein
Grüße
Zwerg
Re: Nachgeschwärzter Sesterz
Verfasst: So 22.03.15 11:13
von richard55-47
Einige meiner neuesten Erwerbungen (Antonininiane von Gallienus, Trebonianus Gallus und Postumus) scheinen mit Pariser Oxyd gedunkelt worden zu sein. Ich gehe davon aus, dass es sich um Silbermünzen handelt (Gallienus Göbl 825q, RIC IV 3 – 84 (Trebonianus ) bzw. Postumus RIC 64)
Sammlungspatina sieht nach meiner Einschäthzung anders aus. Gefallen tut mir das nicht. Ich habe bisher nichts gefunden, wie ich das Zeug wieder abmachen kann, ohne die Münzen zur Unterlegplatte umzuwandeln. Hat da jemand einen Tipp?