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Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Fr 11.04.14 22:59
von drakenumi1
Diesen Vespasian-Denar mit seinem rückseitigen kapitalen "Graveurfehler" in der Legende hab ich Euch vor geraumer Zeit bereits schon einmal vorgestellt, Curtis hatte sich diesem äußerst seltenen Fall (R3; RIC 1476 var.; 1 Exemplar bekannt; Ringlein unter dem Halsansatz des Portraits) aus einer kleinasiatischen Prägestätte ausführlich erklärend angenommen. Und ich war und bin glücklicher Besitzer einer solcher Rarität :) ).
Nun bin ich beim ziellosen Blättern in alten Katalogen auf ein Pendant zu meinem Exemplar gestoßen, mit den gleichen Merkmalen, wenn auch auf einem Denar des Domitian! Schön klar und eindeutig ein "ION MAX" 8O !
Nun schließt man ja bei solchem Fehler notwendigerweise auf eine gewisse Einmaligkeit bei der Graveurarbeit, und denkt, ein weiterer Arbeiter wird schwerlich an gleicher Stelle an einem weiteren Stempel den gleichen Fehler begehen. Und dann noch zeitlich um 2 Kaiser später!
Aber es ist geschehen! Es drängt sich der Eindruck auf, daß es sich um keinen Zufallsfehler handelt, sondern daß hier auf Weisung so "fehlerhaft" gearbeitet wurde. Oder war dem Graveurpersonal die latein. Sprache dermaßen unbekannt, daß man um Etliches später das fehlerhafte Schnitzwerk noch nicht erkannt und eleminiert hatte?
Dies Kuriosum wollte ich Euch nur zeigen und mich freuen, wenn Ihr noch andere mögliche Erklärungen für diese Abweichungen fändet.

Grüße von

drake

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Fr 11.04.14 23:13
von Peter43
Wie ist es mit verstopften Stempeln?

Jochen

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Fr 11.04.14 23:22
von drakenumi1
Dagegen spricht wohl 1). das von Curtis bestätigte Vorhandensein mindestens eines weiteren solchen Exemplars für Vespasian und 2). die geringe Lücke zwischen "I" und "O", die das Unterbringen des fehlenden Bauches des "P" eigentlich unmöglich macht, wenn die benachbarten Buchstaben nicht ineinander laufen sollen.

drake

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Fr 11.04.14 23:29
von Zwerg
Das ist eindeutig eine "Fehlprägung"
Viel Spaß beim Suchen in den einschlägigen Münzenforen

Bei Euros wird manchmal ganz viel gezahlt

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Sa 12.04.14 12:28
von drakenumi1
Eine Fehlprägung kann ich in dieser Abweichung überhaupt nicht erkennen. Nach üblicher Definition haben "Fehlprägungen" technisch/technologische Ursachen, - verstopfte Stempelkonturen, arge Risse oder Stempelversatz, teilweise aussetzend geprägte Prägebilder (Prägeschwäche) oder falsche Materialart, um nur einige zu nennen.
Graveurfehler, die ein fehlerhaftes Prägebild bedingen, sind wohl eine völlig andere Kategorie und durch Veränderung der technischen Prägeparameter nicht zu beseitigen. Und um einen solchen handelt es sich doch wohl ganz eindeutig. Das mehrfache Auftreten (an unterschiedlichen Prägestempeln) dieses Fehlers an so spezieller Stelle sollte Beweis genug sein.
Die Überschrift dieses threads drückt m.E. meinen Gedankengang eindeutig aus: Kann man bei dem Fehler von "Zufall" sprechen, oder steckt zielgerichtetes Handeln dahinter (was mich sehr wundern sollte), oder was sonst kann die Ursache sein für dieses Kuriosum?

drake

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Sa 12.04.14 14:24
von quisquam
Da es sich um einen Domitian als Caesar handelt, liegen die Münzen zeitlich nicht weit auseinander. Tatsächlich sind beide im RIC auf 76 n. Chr. datiert.

Ich kann mir keine Absicht vorstellen, die dahinterstecken könnte. Da aus kleinasiatischer Münzstätte, wird der Stempelschneider wohl wirklich des Lateinischen nicht so mächtig gewesen sein und bevor der Fehler aufgefallen ist schon mehrere Stempel gefertigt haben.

Die Emission scheint im Ganzen recht schlampig produziert worden zu sein, mit falschen Titeln für Titus und Domitian bzw. falschen Stempelkopplungen. Man beachte beim gezeigten Domitian nur das COS III auf der Vorderseite und das COS VII auf der Rückseite. TR P und Pontifex Maximus sind für Domitian als Caesar ebenso Unfug.

Grüße, Stefan

Re: Ein beabsichtigter Graveurfehler ?

Verfasst: Sa 12.04.14 22:20
von drakenumi1
Danke Dir, Stefan,
natürlich unterstelle auch ich nicht ernsthaft dem/den Graveur/en eine Absicht und es wird der mangelhaften Sprachkenntnis geschuldet sein, wie ich das eingangs bereits als einzig logische Erklärung empfand, daß es zu einer so häufigen Ausprägung von Hybriden kam. Restlich verständlich wird es erst dann, wenn man wie Du von der wahrscheinlich zeitgleichen Fertigung von mehreren Stempeln mit gleichem Fehler ausgeht, mögl.'weise sogar in einem mehr oder wemiger unkontrolliert bzw. isoliert arbeitenden team. Interessant ist es allemal, zu sehen, wie die große Entfernung bis nach Rom es nicht mehr bewirken konnte, solche Stücke nicht mehr in Umlauf gelangen zu lassen. -

Danke nochmals von

drake