Severus: Antiochia statt Emesa?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Katja
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Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » Mo 28.04.14 13:24

Hallo,

eine Frage zu den östlichen Prägungen des Septimius Severus 193-195:
Mattingly / RIC schreibt dessen Münzen vier Prägestätten zu: Rom, Alexandria, Emesa und Laodicea ad mare. Antiochia (zuvor für Niger tätig) soll geschlossen worden sein. Rowan / Under Divine Auspices erwähnt nun Butcher und Buttrey, die markante Gemeinsamkeiten zwischen Nigers und den östlichen Münzen von Severus sehen. Schlussfolgerung: das nigertreue Antiochia prägte ohne Unterbrechung für den neuen Herrscher Severus weiter. Ein Beispiel : Nigers VICTOR IVST AVG, gefolgt von Severus VICTOR IVST AVG, das kurz darauf in VICTOR SEVER AVG umgewandelt wurde.
Also kein Emesa für Severus, dafür Antiochia 194?
Und was ist aus Caesarea in Cappadocia geworden, welches für Niger geprägt haben soll?
Weiß jemand mehr darüber?

MfG

shanxi
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von shanxi » Mo 28.04.14 15:35

Katja hat geschrieben: Und was ist aus Caesarea in Cappadocia geworden, welches für Niger geprägt haben soll?
Bei Asia Minor Coins ist für Caesarea nur für PNiger ein Denar abgebildet: http://www.asiaminorcoins.com/gallery/d ... hp?pid=582

Danach nur noch die üblichen Drachmen: http://www.asiaminorcoins.com/gallery/d ... p?pid=6614

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Katja
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » Mo 28.04.14 22:22

Danke shanxi!

MfG

emieg1
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von emieg1 » Di 29.04.14 06:57

Butcher und Buttrey halten die Prägestätte Antiochia für Niger allerdings für eine mobile Münzstätte, die nach Severus Sieg sofort von ihm vereinnahmt wurde. Ich halte es daher für unwahrscheinlich, dass sie in Antiochia verblieb. (Roger A. Bickford-Smith: The imperial mints in the east for Septimius Severus: Randbemerkung (21))

Nach der Geschichtsschreibung wurden Städte, die zu Niger gehalten hatten, also auch Antiochia, von Septimius hart bestraft; schon von daher ist es IMHO ausgeschlossen, dass sich die ungesicherte Münzstätte 'Emesa' für Severus und Domna in Antiochia befunden hat.

Schau' da auch mal in diesen fred; dort hatte ich einen überprägten Niger-Denaren vorgestellt: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=48416

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Katja
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » Di 29.04.14 12:20

Besten Dank nummis durensis.
Deinen „fred“ hier im Forum hatte ich mir schon vorab zu Gemüte geführt, trotzdem danke.
Wie steht es mit der Beantwortung folgender Fragen:
• Die alte stationäre Prägestätte in Antiochia war zur Zeit des Niger doch in Betrieb, oder?
• Warum soll Niger neben der stationären noch eine mobile (Buttcher/Buttrey) Prägestätte betrieben haben? War der Prägeausstoß in Antiochia zu gering?
• Warum soll Severus die stationäre Prägestätte in Antiochia nicht genutzt haben? Der Entzug der städtischen Privilegien schließt doch die Nutzung von vorhandenen städtischen Ressourcen (im konkreten Fall wäre dies der intakte stationäre Münzbetrieb) im Dienste des Severus nicht zwingend aus.
• Hat Severus auf seinem Feldzug gegen Niger nachweislich mobile Prägestätten mitgeführt?
Interessant sind einige Gemeinsamkeiten zwischen den Münzen von Niger und Severus, etwa das „AVS“ statt „AVG“ oder die heruntergezogene Cauda beim „G“. Das könnte bedeuten, dass die vormals für Niger arbeitenden Stempelschneider nunmehr im Dienste des Severus standen. Die Frage, ob mobile oder stationäre Prägestätte, wird davon aber nicht berührt.

MfG

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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » So 04.05.14 11:52

Keiner?
MfG

emieg1
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von emieg1 » Mo 05.05.14 16:10

Was meinst du denn mit der "alten stationären Prägestätte in Antiochia"? Die, die Lokalbronzen prägte?

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Katja
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » Di 06.05.14 00:59

Hallo,
ich meine damit jene Prägestätte, welche Tetradrachmen und Reichsmünzen für Niger prägte und vordem Tetradrachmen für Commodus Caesar.
MfG

emieg1
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von emieg1 » Do 08.05.14 11:05

Die Tetradrachmen des Niger stimmen stilistisch mit den Denarprägungen überein; diese Gemeinsamkeiten sehe ich allerdings bei den Tetradrachmen des Severus aus Antiochia und den 'Emesa-style'-Denaren nicht, was IMHO eindeutig gegen eine Zuordnung dieser Denarprägungen zu Antiochia spricht.

Ich würde dazu auch sehr gerne noch Curtis' Meinung lesen :wink:

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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von emieg1 » Fr 09.05.14 15:38

By the way, man sollte mal beleuchten, was nach der Schlacht von Issos bzw. Niger's Tod geschah. Neben der regionalen Herrschaftskonsilidierung hat Severus auch eine enorme Menge Geld in seinen Besitz gebracht, das allerdings nicht zu seiner persönlichen Bereicherung diente, sondern eher seinem Handlungsrahmen als Kaiser entgegen kam; seine loyalen Anhänger, vom Senator angefangen - aber insbesondere auch der einfache Soldat sollte mit einem Geldgeschenk für seinen Dienst geehrt werden und ihn so enger an den Kaiser binden.

Nach der IV. Akklamation zum Imperator (ca. Mai 194) erfolgte wie gewohnt die kaiserliche Freigiebigkeit. Die 'Emesa-Prägungen' passen da ja ganz gut, wie ich finde.

Das bringt uns natürlich auch nicht weiter, was die Lokalität betrifft. aber weit ab der Truppen kann die Münzprägung eigentlich nicht stattgefunden haben, wie ich meine... oder?

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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von Katja » Sa 10.05.14 09:33

Hallo,

für die Beurteilung der Mzst.-Frage sind vielleicht auch nicht-monetäre Aspekte zweckdienlich.

Die Teilung Syriens in S. Phoenice und S. Coele: Marquardt setzt die Teilung um das Jahr 194 an, Brünnow in das Jahr 195. Die Angaben stammen aus Hasebroek, der sich dieser Zeitspanne anschließt.
Laodicea wurde von Severus zur metropolis erhoben und Hauptstadt der neuen Provinz S. Coele. Die Stadt wurde mit der Münzprägung in lateinischer Schrift privilegiert.
Die Datierungen der Laodicea-Denari (Barry Murphy) beginnen 195. Es sind wenig aus diesem jahr, ist deshalb der Prägebeginn erst im späten Halbjahr 195 anzusetzen? Wenn ja, warum prägte man in Laodicea erst so spät für Severus und nicht schon 194?
Die „Emesa“-Denari sind auf 194 und 194/95 datiert. Da liegt die Vermutung nahe, dass Laodicea erst zu prägen begann, nachdem „Emesa“ eingestellt oder zumindest zurückgefahren wurde.

Das nötige Münzmetall für die severianischen Prägungen dürfte zweifellos aus
• den Kontributionen der kleinasiatischen Städte; diejenigen, welche Niger finanziell unterstützt hatten, legte Severus die vierfache Menge(!) der nigerischen Kriegssteuer auf
• den nigerschen Legionskassen (der gestrenge Niger verbot ja seinen Soldaten das Mitführen von Geldstücken, sie hatte alles in der Legionskasse zu hinterlegen)

Was war nun mit Severus?
Sieg bei Kyzicus – IMP II = Nov./Dez. 193 (Hasebroek, p. 58)
Sieg bei Nicaea – IMP III = Anfang 194 (aber vor 31.1.194, vgl. Militärdiplom aus Umago)
Sieg bei Issus – IMP IV = genaue Datierung?
Hierzu Hasebroek, p. 61: Nigers Tod wohl Okt. 194 (Eutrop 8, 19, 1); Die Severianer lagen anscheinend lange Zeit (wie genau kann man "lange Zeit" deffinieren: 2 Wochen? 2 Monate?) vor den Verschanzungen im Taurus, damit Schlacht an der Kilikischen Pforte/Issus erst im Herbst 194 (also Sep. 194)? Niger flüchtete vom Schlachtfeld Richtung Euphrat, wurde von den severianern eingeholt und hingerichtet.

Zusammenfassend:
Die „Emesa“-Prägungen, so sie in Emesa erfolgten, werden auf 194/95 datiert. Das macht bestenfalls anderthalb Jahre Prägezeit aus. Denn vor der Schlacht bei Issus (Frühjahr? oder Herbst? 194) war die Stadt noch nigersches „Hoheitsgebiet“.
Meine Frage: Welche Quellenangaben sind hingegen für die Datierung der Schlacht bei Issos bereits im Frühjahr 194 zu benennen?
Hätte sie erst im Herbst 194 stattgefunden, würde das den Emissionszeitraum um 3 Monate verkürzen.
Damit komme ich unweigerlich wieder auf meine bereits oben gestellten Fragen zurück:
Warum wurde die (vermutlich intakte) Prägestätte Antiochia nicht genutz?
Severus brauchte 194 schnell und viel Geld für seine Truppen. „Der Zweck heiligt die Mittel“, also warum nicht in Antiochia prägen, egal ob die Stadt nun geächtet war oder nicht?
Im Gegensatz zu Emesa hatte Antiochia als drittgrößte Stadt(!) des gesamten Imperiums doch sicherlich weitaus größere Prägekapazitäten, um diesen Bedürfnis nach großen Geldmengen nachzukommen. War Emesa überhaupt in der lage, solch große Mengen innerhalb eines kurzen Zeitraums zu prägen?
Wurden vielleicht noch andere Städte in das severianische Prägeprogramm einbezogen, die wir nicht kennen (und sicherlich auch nie herausbekommen) werden?
Wurde die Münzprägung in Caesaraea (Kappadokien) 194 deshalb eingestellt, weil es zu ungünstig (nicht am Meer) lag?
War Antiochia trotz der von allen Städten stärksten Anteilnahme für Niger nicht zu bedeutend und wirtschaftlich zu stark (auch und gerade in Hinblick auf die Münzproduktion?) um es gerade im entscheidenden Jahr 194 völlig auszuklammern? Immerhin löste es 200 Laodicea als Hauptstadt von S. Coele wieder ab. Das ist doch interessant: Laodicea schlug sich 194 auf die Seite Severus, wurde dafür belohnt (metropolis, Hauptstadt) und wird dann doch wieder gegenüber seiner alten Konkrrentin Antiochia benachteiligt.

Nummis durensis, du schriebst von deiner persönlichen Einschätzung bezüglich des "Emesa-style".
Auch dazu noch eine Frage: Welche Tetradrachmen hast du als Vergelichsvorlage zu den 194er "Emesa"-Denari genommen?
Könntest du das freundlicherweise für einen Unwissenden wie mich präzisieren?
Allein die "Emesa"-Denari lassen ja schon zwei verschiedene Stile erkennen, so der "lange Kopf" (Dough Smith) bei der älteren Emission.


MfG

emieg1
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Re: Severus: Antiochia statt Emesa?

Beitrag von emieg1 » So 11.05.14 10:01

Wie schon gesagt; Emesa und Laodicea werden nur vermutet und sind keinesfalls gesichert. Ich habe leider noch nicht herausfinden könne, wer, aber vor allem: aus welchen Gründen, diese Zuordnungen getroffen hat. Vielleicht hast du da nähere Infos? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Hasebroek noch nicht komplett durchgeackert habe; das werde ich im Urlaub nachholen. :oops:
Katja hat geschrieben: Die Datierungen der Laodicea-Denari (Barry Murphy) beginnen 195. Es sind wenig aus diesem jahr, ist deshalb der Prägebeginn erst im späten Halbjahr 195 anzusetzen? Wenn ja, warum prägte man in Laodicea erst so spät für Severus und nicht schon 194?
Die „Emesa“-Denari sind auf 194 und 194/95 datiert. Da liegt die Vermutung nahe, dass Laodicea erst zu prägen begann, nachdem „Emesa“ eingestellt oder zumindest zurückgefahren wurde.

MfG
In diese Richtung gehen meine Gedanken auch bzw. drehen sich um die Frage, inwieweit die beiden Münzstätten miteinander 'verflochten' sind, wenn es denn überhaupt zwei verschiedene sind... man vergleiche die Emesa-Prägungen mit denen im Laodicea-old-style.

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