Serapis auf römischen Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Peter43
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » Sa 17.05.14 10:13

Auf der Vorderseite kann man mit viel Mühe die Reste eines Cornucopiae sehen, das in die Legende re. hineingeht. Das ist dann das Brustbild des Großen Gottes von Odessos. Bei den Münzen aus Odessos mit Doppelbüsten ist die re. immer der Große Gott (von Münzhändlern oft falsch Serapis genannt!). Die Gottheit auf der Rückseite hat stattdessen ein langes Szepter. Somit handelt es sich um Serapis. Aber wie ich ausführlich in meinem Mythologieartikel schreibe, hat der Große Gott von Odessos Attribute des Serapis übernommen. Der spätere Große Gott hat deshalb kaum noch Ähnlichkeit mit dem alten Thrakischen Reiter. Besonders in den Küstenstädten wird also auch Serapis verehrt worden sein. Dafür ist die oben eingestellte Münze ein hübsches Beispiel.

Angehängt habe ich eine Münze aus meiner Sammlung (AMNG 2337), auf der das Cornucopiae auf der Vorderseite besser zu sehen ist. Leider nicht mit Serapis auf der Rückseite, sondern mit Demeter.

Mit freundlichem Gruß
Jochen
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odessos_gordianIII&theosmegas_AMNG2337.jpg
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Andicz » Sa 17.05.14 11:53

Interessant. Von den drei Stücken in meiner Sammlung wurde beim Verkauf auch tatsächlich nur eine mit "Theos Megas" beschrieben. Aber auf allen ist dass Füllhorn erkennbar, wenn man es denn einmal weiß.

Das von dir gezeigte Stück, oder zumindest ein sehr ähnliches, habe ich auch. Wenn auch in bedeutend schlechterer Erhaltung.
Büsten und oberer Teil der Avers-Legende machen auf mich einen stempelgleichen Eindruck zu deinem Exemplar. Oder? Wie kommt eigentlich zustande, dass bei meinem Stück im Abschnitt AVG statt AVΓ steht? Und welche Bedeutung kann man dem spiegelverkehrten E auf dem Revers beimessen? Bei der entsprechenden Referenz für diese Münze bin ich sehr unsicher.
Moushmov 1659 238-244 Gordianus III. Av.jpg
Moushmov 1659 238-244 Gordianus III. Rv.jpg
238-244 n.Chr. Gordianus III.
AE27-28, Thracia, Odessos, Gewicht: 11,43 g

Av: AYT K M ANT ΓOPΔIANOC / AVG
Links drapierte und kürassierte Büste des Gordianus nach rechts,
ihm gegenüber drapierte Büste des Theos Megas nach links,
Kalathos tragend, rechts neben der Schulter Cornucopiae

Rv: OΔ-HC-CEITΩN
Demeter nach links stehend, Kornähren und Fackel haltend

Rechts im Feld: spiegelverkehrtes Ε

Moushmov 1659
Varbanov 4482v (E retrograde)
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Andicz » Sa 17.05.14 15:21

Übrigens ist mir bei der Serapis-Münze ein Copy/Paste Fehler unterlaufen. Da müsste natürlich Thracia statt Macedonia stehen. Aber ich habe leider nicht die Befugnis, meinen eigenen Beitrag zu korrigieren. Kommt das, weil er zitiert wurde?
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 17.05.14 15:26

Keine Ahnung - dürfte eigentlich nichts machen. Ich hab's mal geändert.

Viele Grüße,

Homer
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von shanxi » Sa 17.05.14 15:32

Andicz hat geschrieben:Kommt das, weil er zitiert wurde?
Nein, neuerdings kann man nur noch 24h ändern.

Gut gegen die Bilderlöscher :mrgreen:
Zuletzt geändert von shanxi am Sa 17.05.14 15:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 17.05.14 15:32

Da schau her.
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von shanxi » Sa 17.05.14 15:34


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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Andicz » Sa 17.05.14 15:36

Für's korrigieren später entdeckter Fehler isses ziemlich beknackt. Aber danke für's übernehmen! :)
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Numis-Student » Sa 17.05.14 21:26

Andicz hat geschrieben:Für's korrigieren später entdeckter Fehler isses ziemlich beknackt. Aber danke für's übernehmen! :)
Für solche Fälle dann bitte eine PN an den zuständigen Moderator des entsprechenden Unterforums oder an mich, wir kümmern uns dann schon... ;-)

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » So 18.05.14 19:53

Hallo Andicz!

Das reverse E hat meines Wissens keine besondere Bedeutung. Auf Münzen von Markianopolis kommt es häufig vor.

Aber AVG anstelle des AVΓ ist interessant. Es zeigt wohl, daß der Stempelschneider lateinisch gesprochen hat, während Odessos eigentlich zum Griechisch sprechenden Teil des römischen Reiches gehörte. Da ich im Augenblick auf Helgoland bin, kann ich nicht prüfen, ob diese Abart bereits bekannt ist.

Mit freundlichen Grüßen
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Andicz » So 18.05.14 23:16

Läuft nicht weg! Genieß deinen Aufenthalt und dann können wir darüber ja noch mal schnacken. Ich habe zumindest bei der ersten Recherche kein vergleichbares Stück finden können. Deine Möglichkeiten der Prüfung werden aber sicher vielseitiger sein! :)

Was ich aber auch bemerkenswert finde: Die Averslegenden dieses Exemplars scheinen wirklich stempelgleich mit deiner AMNG 2337 zu sein – eben bis auf die Stelle im Abschnitt (Edit: bei der Suche sind mir dann doch einige Stück mit stempelgleichem Avers begegnet). Wäre es so, stellt sich mir die Frage: Wurde da ausgebessert? Defekter Stempel, der punktuell aufgefrischt wurde? Oder hat man gar den "Fehler" entdeckt und nachträglich eliminiert? Wir werden sehen!

VG, Andreas!

PS: Da ich mir bei dem heutigen schönen Sonnenlicht die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, mehr Details sichtbar zu machen, füge ich noch mal neue Bilder an.
Moushmov 1659 238-244 Gordianus III._NEU Av.jpg
Moushmov 1659 238-244 Gordianus III._NEU Rv.jpg
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Pfeiffer » Di 20.05.14 19:39

Hallo Andicz, das Ǝ auf der Rückseite bedeutet 5 (auch wenn es spiegelverkehrt ist, es gibt auch Є oder э). Es ist der fünfte Buchstabe im griechischen Alphabet. Damit ist die Münze als Fünfer (5 As?) gekennzeichnet. Auf der Vorderseite ist die Münze als Fünfer durch das Doppelporträt gekennzeichnet.

weiter frohes Schaffen

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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 20.05.14 20:22

Unser Forumsmitglied Pfeiffer ist übrigens der Autor einer Monographie über Markianopolis, Hardcover, Vierfarbdruck, empfehlenswert. Zu beziehen bei ihm persönlich.

Jochen
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von Andicz » Di 20.05.14 21:24

Danke euch beiden für all die ergänzenden Infos. Das mit dem "5er" war mir bekannt und steht für Pentassarion (Assarion griech. für "As"). Das dem gespiegelten E keine weitere Bedeutung bekommt, ist nicht sonderlich erstaunlich – ist es doch letztlich eben nur die Kennzeichnung der Wertigkeit. Das mit dem Bezug des Doppelportraits zu nur diesem Nominal war mir neu! Wieder was gelernt.

Bleibt unterm Strich das Mysterium des AVG! Ein Freund hat zu bedenken gegeben, dass es durchaus auch ein G sein kann, dass bei einer Umarbeitung / Glättung oder was auch immer enstanden sein kann, beschwört dies aber nicht. Ihm fehlt der genaue Blick unter dem Mikroskop. Ausschließen kann man das wohl nicht. Obwohl an der Stelle des G keine Verdünnung des Schrötlings zu vermerken ist. Auch sonst sieht das für mich eigentlich ok aus, ich habe aber da nicht das geschulte Auge wie manche von euch. Falls ihr also das Stück in einer besseren Auflösung ansehen wollt, bin ich gerne bereit, es per Mail zu senden.

Auf die Lektüre hätte ich schon Lust! Muss nur wieder liquide werden :) Wie das am Monatsende so ist bei dem Hobby ...
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Re: Serapis auf römischen Münzen

Beitrag von justus » Di 20.05.14 22:18

Peter43 hat geschrieben:Aber AVG anstelle des AVΓ ist interessant. Es zeigt wohl, daß der Stempelschneider lateinisch gesprochen hat, während Odessos eigentlich zum Griechisch sprechenden Teil des römischen Reiches gehörte.
Ich denke, dass Jochen damit den Nagel auf den Kopf trifft. Ein lateinisch sprechender Legendenschneider, welcher sich bei einer griechischen Umschrift bei einem Buchstaben geirrt hat. Im amerikanischen Raum würde man es wohl unter "mint-made error" einordnen. Daher interessante Münze. :wink:
Andicz hat geschrieben:Ein Freund hat zu bedenken gegeben, dass es durchaus auch ein G sein kann, dass bei einer Umarbeitung / Glättung oder was auch immer enstanden sein kann, beschwört dies aber nicht.
Nein. Von einer Umarbeitung kann hier wohl keine Rede sein. Es handelt sich eindeutig um den "lateinischen Buchstaben G".
mit freundlichem Gruß

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