Blitzbündel über Pulvinar

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Altamura2
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Re: Blitzbündel über Pulvinar

Beitrag von Altamura2 » Di 12.08.14 19:11

Katja hat geschrieben:... Heute frisch ins Netz gestellt worden: ...
Da darf man sich nicht täuschen lassen. Wenn Du Dir den Artikel morgen wieder ziehst, dann wird da "PDF erstellt am: 13.08.2014" stehen :wink: .

Gruß

Altamura

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Katja
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Re: Blitzbündel über Pulvinar

Beitrag von Katja » Di 12.08.14 19:47

Ähnliches zum Thema:

"Einen ,Thron‘ (ohne Rückenlehne), also eine sella, mit Blitzbündel, die zu Lebzeiten eines Kaisers geprägt wurde, kennen wir von einer flavischen Münzserie der Jahre 80-82 n.Chr. … Die Darstellung für Antoninus Pius wie später die für Septimius Severus kann aufgrund der Isolierung aus größeren Reihen entweder eine besondere Beziehung des Kaisers zu Iuppiter bezeichnen und/oder angesichts der Konnotationen von consecratio weitergehend auf göttliche Charakteristika des Kaisers verweisen. … Aus städtischen Prägungen kennen wir eine vergleichbare Darstellung eines Thrones ohne Rückenlehne mit Blitzbündel aus Seleukeia Pieria in Syrien, wo der Typus seit dem frühen 1. Jh. v.Chr. belegt ist und auf Zeus Keraunios verweist. … Auch unter Septimius Severus wurden Thron und Donnerkeil geprägt, … doch ist das Blitzbündel deutlich größer als auf dem Denar und mit Diadem geschmückt. Ein Thron mit allerdings aufrechtstehendem Blitzbündel ist auch in der Stadtprägung von Diokaisareia in Kilikien für Iulia Domna und Philippus Arabs belegt und bezieht sich dort auf den lokalen Zeus (SNG von Aulock 5543, 8669).“ - Lichtenberger, Severus Pius Augustus, S. 184 und Anm. 51

Die kultische Verehrung und religiöse Bedeutung des leeren Götterthrones war bei vielen antiken Völkern gebräuchlich. „Die zu dem ikonischen Kult vorgeschrittene religiöse Gedankenwelt wußte mit leeren Götterthronen nicht viel anzufangen, man fand nun zweierlei Aushülfsmittel: entweder man gab ihnen eine historische Bezieh-ung auf mythische Helden (,das ist der Thron, auf dem einst Danaos saß‘), oder man stellte auf den Thron ein Bild bzw. ein Symbol des Gottes, dem er gehörte. … [Es] lag auch römischen Vorstellungen der Gedanke des leeren Thrones nicht fern. Wie man in mykenischer Zeit den Toten Sessel mit in die Gräber gab, so tat man es ähnlich in Etrurien und in verwandter Weise schließlich auch in Rom. Denn Tacitus (Ann. II, 83) berichtet, daß für Germanicus und Drusus nach ihrem Tode leere Sessel in den Theatern aufgestellt wurden.“ - Dibelius, Die Lade Jahves, Dissertation 1906, S. 66, 68

„Die Götterbilder wurden auf Kissen im Tempel aufgestellt und ihnen ein Mahl vorgesetzt; die männlichen liegen dabei (lectisternium), die weiblichen sitzen auf Sesseln (sellisternium), entsprechend der im Leben geltenden Sitte.“ - Latte, Die Religion der Römer und der Synkretismus der Kaiserzeit, S. 21, Anm. 50
„Die Feierlichkeit [gemeint ist das Lecisternium] bestand darin, daß man den Göttern Stühle bereitete [und] auf diese ihre Attribute oder ein Geflecht … legte. … Fast in jedem Tempel aber wurde schließlich das pulvinar geradezu ein so erforderliches, aber auch so wichtiges Stück der Ausstattung, daß der vulgäre Sprachgebrauch pulvinar und templum verwechselte.“ -Wackermann, Über das Lectisternium, Hanau 1888
Zur Begriffsverschmelzung Pulvinar und Tempel siehe auch Leberl, Domitian und die Dichter, wo das als zukünftige Kultstätte umgewandelte alte Flavierhaus schlicht und ergreifend pulvinar genannt wird.

Minervahelm auf sella und girlandengeschmückter Altar (zuzüglich der Amaltheia) tragen die Reverslegende Princeps Iuventutis und wurden ausschließlich für Domitian geprägt (80); somit haben sie nichts mit Titus und dem Lectisternium zu tun.
Gleiches gilt für den Kranz auf curulischen Stuhl. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Denarius des Octavian von 42 mit gleichem Bildmotiv und „Caesar Dictator perpetuus“ auf der sella. Man beachte: CAESAR, nicht DIVVS IVLIVS!
Das erklärt denn auch, warum sella (Vespasian Augustus) UND Altar (Divus Vespasian) bei Titus und Domitian erscheinen (80-82).

Im Prinzip blieben nur noch die beiden Reverses Thron mit runder Rückenlehne und Thron mit spitzer Rücklehne als möglicher Beleg für ein Lectisternium übrig. Sie wurden aber von Titus UND Domitian geprägt, also ca. zweieinhalb Jahre und müssen demnach eine andere Ikonografie besitzen.
Siehe besagten Link von Damski: die negative Aura des Lectisternium.
Gleiches trifft für den Donnerkeil zu. Interessant ist, WANN er geprägt wurde:
Titus Augustus – 80
Domitian Augustus – 81/82
Antoninus Pius Augustus – 145/47
Septimius Severus Augustus – 194 (östliche Mzst.)

Fazit:
Donnerkeil über sella könnte ebenso (und wie ich finde weitaus besser) als Motiv aus der Sparte IOVI CONSERVATORI ausgelegt werden.

Und:
Das unter Titus veranstaltete Lectisternium (wenn es überhaupt statt fand, denn ein eindeutiger Hinweis fehlt meines Wissens) wird wohl keinen Niederschlag im römischen Münzprogramm gefunden haben, zumindest nicht mit diesen acht Denar-/Aureimotiven.

MfG

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Re: Blitzbündel über Pulvinar

Beitrag von Katja » Do 14.08.14 20:49

Altamura2 hat geschrieben:
Katja hat geschrieben:... Heute frisch ins Netz gestellt worden: ...
Da darf man sich nicht täuschen lassen. Wenn Du Dir den Artikel morgen wieder ziehst, dann wird da "PDF erstellt am: 13.08.2014" stehen :wink: .

Gruß

Altamura
Yeaph,
(wußte gar nicht, dass es sowas bei PDF's gibt)
Danke Altamura :wink:
MfG

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Re: Blitzbündel über Pulvinar

Beitrag von Altamura2 » Sa 16.08.14 08:19

Katja hat geschrieben:Yeaph, ...
Hast Du mir das etwa nicht geglaubt :wink: ?
PDF-Dateien werden eben manchmal (zumindest in Teilen) dynamisch erzeugt, da geht sowas :D .
Wenn man z.B. Zugang zu JSTOR hat und dort ein PDF herunterlädt, dann stehen da auch noch die Uhrzeit und die IP-Adresse des Nutzers mit drauf.

Gruß

Altamura

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Re: Blitzbündel über Pulvinar

Beitrag von Katja » Di 06.01.15 22:00

Ich möchte das Thema gern zum Abschluss bringen.
„Götterpolster fanden überall dort Verwendung, wo man sich die Anwesenheit der Gottheit dachte oder wünschte, beispielsweise auch im Circus maximus. Auf die dortigen Polster brachte man ihre Bildnisse oder Attribute auf Wagen.
Die Gottheiten sollten den Spielen beiwohnen und selbst betrachtet werden können. … Da bei solchen Anlässen die Gottheiten … anwesend waren, saßen die Kaiser inmitten der Gottheiten“ (Clauss, Kaiser und Gott, S. 245 f.).
Das Pulvinar (O) im Circus Maximus diente als Loge der kaiserlichen Familie und Stellplatz der Götterpolster. Es war so gebaut, dass man von dort aus nicht nur die Spiele sehen konnte, sondern auch von der anwesenden Zuschauermenge gut eingesehen werden konnte.
Circus Maximus.jpg
In der stadtrömischen Münzprägung tauchte das Motiv „Blitzbündel über Thronsessel“ erstmals während der Regentschaft des Titus auf (80 n.Chr.). Die Emission umfasste noch zwei weitere Throndarstellungen (dreieckige und runde Thronlehne). Mattingly beschrieb sie als pulvinaria oder „sacred couches of the gods“, die auf ein lectisternium* deuten. Den Anlass für dieses feierliche Göttermahl sah er im Ausbruch des Vesuvs 79 n.Chr. und berief sich auf die entsprechenden Passagen bei Sueton und Cassius Dio.
Eine weitaus bessere Interpretation haben Damsky (The throne and curule chair types of Titus and Domitian, in: Schweizerische Numismatische Rundschau Bd. 74, 1995) und Elkins (The Flavian Colosseum Sestertii, in: Numismatic Chronicle, vol. 166, 2006) vorgeschlagen: Die Münztypen feiern die 100-tägigen Spiele zu Ehren der Götter, welche man zur Einweihung des amphitheatrum Flavium (Kolosseum) austrug.
Gegen Mattingly`s These vom lectisternium sprechen vor allem nachfolgende Punkte:
• Elkins weist zu recht darauf hin, dass „negative events were not celebrated on Roman coinage“ (S. 213)
• Die Serie setzte sich unter Kaiser Domitian fort (Herbst 81 n.Chr. [COS VII, COS VII DES VIII] bis Frühjahr 82 n.Chr. [COS VIII]). Es ist unwahrscheinlich, dass sich drei unterschiedliche Throndarstellungen auf ein einziges Thema wie dem lectisternium beziehen sollen** und das obendrein über 1 ½ Jahre!
• Ein weiterer Thron zu Ehren der Göttin Minerva wurde ausschließlich auf Münzen des Caesar Domitian abgebildet http://www.coinarchives.com/acdbcc74319 ... b08937.jpg. Die Reverslegende PRINCEPS IVVENTVTIS lässt sich keinesfalls mit dem lectisternium in Verbindung bringen.
• Mit der Restitutionsausgabe für die beiden Divi Vespasian und Titus 107 n.Chr. wollte Trajan nicht an das Göttermahl von 80 n.Chr. erinnern, sondern an die Bauherren des Kolosseums, wo er seine 123-tägigen Spiele anlässlich des Triumphes über Dakien veranstalteten ließ.
_________________________
* Dieser fragwürdigen These wird z.T. noch heute gefolgt: „Die Münzen des Titus zeigen in Symbolen, welche Gottheiten zum Mahle eingeladen waren. Ein Blitz auf einem Thron (pulvinar) steht für Jupiter und Juno, die höchsten Gottheiten. Delphin und Anker stehen für den Sitz des Neptun, der Helm auf einem Tisch gehört zu Minerva. Zwei leere Stühle waren mit einem Kranz bedeckt - sie mögen für Venus und Mars bestimmt gewesen sein. Dreifuß, Rabe und Delphin symbolisieren Apollo, ein brennender Altar gehört zu Vesta und Vulcanus. Die Palmetten am Rücken eines Thrones stehen für die Ähren der Ceres und ein weiterer Sitz war für Merkur vorgesehen. Der Thron mit den Mondsicheln ist für Diana reserviert. Es sind dies die zwölf Götter des griechischen Olymp, die auch in Rom der leidgeprüften Bevölkerung zur Seite stehen sollten“ (muenzen-ritter.com)
** Weder das sellisternium unter Nero zur Besänftigung der Götter nach dem großen Stadtbrand von Rom (64 n.Chr.) noch das lectisternium zur Abwendung der Antoninischen Pest (167 n.Chr.) fanden irgendeinen Niederschlag im kaiserlichen Münzprogramm!
_________________________
Blitzbündel über pulvinar wäre also evident kein Hinweis auf ein Göttermahl, sondern im Rahmen der Götterverehrung bei veranstalteten Festspielen.
MfG

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