Neues zum Koson-Stater

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Neues zum Koson-Stater

Beitrag von Peter43 » Di 18.11.14 20:19

Neue Erkenntnisse zum Koson-Stater

Als Besitzer eines der enigmatischen Koson-Stateren verfolge ich neugierig alle neuen Forschungsergebnisse. Ich selbst habe schon mehrmals darüber berichtet:

20.9.04
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p63092
25.9.04
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p63359
15.4.09
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... on#p248395

2002 gab es die ersten Untersuchungen des Kosonstaters mit archaeometallurgischen Untersuchungen wie XRF, micro-PIXE und micro-SR-XRF. Ich habe darüber bereits am 21.9.04 berichtet (siehe http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... son#p63092). Nun gibt es weitere erhellende Ergebnisse. Diese Untersuchungen wurden durchgeführt im National Institute for Physics and Nuclear Engineering in Bukarest, im Institute for Synchrotron Radiation des Forschungszentrums Karlsruhe und in den Laboratori Nazionali di Legnaro (Padua).

Inzwischen weiß man, daß man bei den Kosonstateren unterscheiden muß zwischen solchen mit Monogramm (Gruppe 1) und solchen ohne Monogramm (Gruppe 2). Bei den Untersuchungen stellte sich nämlich heraus, daß die Kosonstateren der Gruppe 2 Zinn und Antimon enthalten, was bei denen der Gruppe 1 nicht der Fall ist. Das bedeutet, daß es sich um 2 unterschiedliche Goldquellen handelt. Die Münzen der Gruppe 2 bestehen aus dem Gold, daß man in Dakien und Rumänien in den Flüssen findet. Es ist identisch mit dem Gold der Armreifen aus Sarmizegetusa, der Hauptstadt des dakischen Königreiches. Das beweist, daß es antik ist, aber wohl nicht von den Römern stammt. Die Münzen der Gruppe 1 sind aus geläutertem (refined) Gold und enthalten kein Zinn oder Antimon, das beim Läutern aus der Legierung entweicht. Die Methode des Läuterns war in Rom üblich, aber die Daker beherrschten sie nicht. Es besteht die Vermutung, daß die Münzen der Gruppe 2 von den Dakern selbst geschlagen worden sind. Dafür spricht auch, daß ihre Oberfläche stets rauher ist, was zeigt, daß die Schrötlinge vor der Prägung nicht geglättet worden waren, und daß ihr Stil gröber ist. Bei den Münzen mit Monogramm ist die Herstellung die üblich römische mit geläutertem Gold und der Glättung vor dem Prägen und ihr Stil ist feiner. Es scheint also, daß die Daker mit den Münzen der Gruppe 2 die Münzen mit Monogramm nachgeahmt haben.

Auffallend ist natürlich das Fehlen des Monogramms bei den Münzen der Gruppe 2. Abgesehen von der etwas isoliert dastehenden Hypothese, daß das Monogramm OLB und damit die Münzstätte Olbia bedeutet soll, sind die beherrschenden Hypothesen:

(1) das Monogramm bedeutet BR und ist die Abkürzung für Brutus, den berühmten Cäsarmörder, und die Münzen wurden von Brutus geschlagen zur Bezahlung von dakischen Truppenteilen, die in der Schlacht von Philippi für ihn kämpfen sollten. Zu dieser Vorstellung passen auch gut die Abbildungen auf der Vs. und der Rs. der Münze, deren Aussage mit den republikanischen Ideen des Brutus übereinstimmt. Probleme gibt es noch mit der Bedeutung von KOSWN, was der Name eines Königs sein soll, den es aber nicht gab. Deshalb soll es ein Schreibfehler sein für einen König Cotison, der bereits von Sueton erwähnt wurde.

(2) Bei dem Monogramm soll es sich um BA handeln, was dann als Abkürzung für das griechische BASILEUS steht. KOSWN ist dann wieder der Name des nicht existierenden Königs Koson(os) oder des verschriebenden Cotison.

Nehmen wir einmal an, diese 2. Hypothese sei richtig und es sind Münzen mit der Legende BA(SILEUS) KOSWN(OS), eines dann wohl dakischen Königs. Warum sollten die Daker aber bei den von ihnen nachgemachten Stateren der Gruppe 2 das BA entfernen, das doch den Titel ihres Königs nennt, zumal sein Name im Abschnitt immer noch erscheint? Das ergibt keinen Sinn und spricht entschieden für die Hypothese (1).

Bedeutet das Monogramm nämlich tatsächlich BR und steht für Brutus, dann ist klar, daß die Daker nach der verlorenen Schlacht von Philippi und dem Tod des Brutus seinen Namen von der Münze tilgen mußten!

Die Erklärung des KOSWN als Name eines dakischen Königs ist eine Erfindung der Renaissance gewesen, mit der man diese Legende erklären wollte. Ein König KOSWN(OS) ist nicht bekannt, und die Erklärung mit der Fehlschreibung von Co(ti)son ist nicht richtig überzeugend. Nun gibt es eine andere Hypothese, die ich bei Calgary Coins gefunden habe. Mr. Kokotailo fiel die Ähnlichkeit von KOSWN mit dem lateinischen COS auf. Vielleicht sei KOSWN die griechische Transkription für COS mit einem Postfix für den Genetiv, hier des Plurals. Dann würde BR KOSWN soviel heißen "vom Consul Brutus". Den Genetiv Plural müßte man in kauf nehmen als Fehler eines Römers in einer militärischen "travelling mint". Es kommt darauf an, was die dakische Zielgruppe davon hielt. Und dazu meint Kyri Kyriacos, ein Wissenschaftler, der sich mit dakischen Inschriften beschäftigt: In der Zeit von 200 v.Chr. bis 200 n.Chr. gibt es viele Inschriften mit grammatischen Fehlern, gerade dann wenn lateinische Texte mit griechischen Buchstaben wiedergegeben wurden. So ist es gut möglich daß KOSWN Genetiv Plural oder Singular von COS bedeuten könnte.

Referenzen:
- Proceedings of the Romanian Academy, Series A, Volume 13, Number 1/2012, pp.
19-26
http://www.acad.ro/sectii2002/proceedin ... inescu.pdf
- http://www.calgarycoin.com/reference/ar ... /koson.htm

Angehängt habe ich ein Bild meines Staters mit Monogramm und das Bild eines Staters ohne Monogramm (von Vcoins). Auch hier erkennt man die deutlichen Stilunterschiede.

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
Koson-Stater mit Monogramm.jpg
Koson-Stater ohne Monogramm.jpg
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 20.11.14 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neues zum Koson-Stater

Beitrag von Altamura2 » Mi 19.11.14 20:08

Das ist ein interessantes Thema.

Zwei etwas neuere Artikel dazu hab' ich noch gefunden (aber noch nicht wirklich gelesen :wink: ):
https://www.academia.edu/6108419/Some_R ... 11_304-309
https://www.academia.edu/1147951/Sur_le ... type_Koson
(vermutlich das gleiche auf Englisch ist Vîlcu Aurel, Constantinescu Bogdan, Bugoi Roxana, Păuna Cătălina. Some considerations on Dacian gold coins of Koson type in the light of compositional analyses. In: Revue numismatique, 6e série - Tome 166, année 2010 pp. 297-310; gibt es aber noch nicht online :? )

Vielleicht kennst Du sie aber auch schon.

Gruß

Altamura

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Re: Neues zum Koson-Stater

Beitrag von Peter43 » Mi 19.11.14 21:32

Danke für die Links. Du hast recht: Es handelt sich um denselben Artikel. Wichtig an den Ergebnissen dieser Untersuchungen ist, daß es 2 verschiedene Gruppen von Koson-Stateren gibt, mit und ohne Monogramm, die sich nicht nur im Stil, sondern auch in ihrem Gold unterscheiden. Daß muß Konsequenzen auch in der Interpretation der Münzen haben.

Mit freundlichem Gruß
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Re: Neues zum Koson-Stater

Beitrag von Altamura2 » Do 20.11.14 22:05

Peter43 hat geschrieben:... Du hast recht: Es handelt sich um denselben Artikel. ...
Das versteh' ich jetzt nicht ganz 8O . Ich hatte mit meiner Bemerkung gemeint, dass der englische Artikel von Vîlcu in der RN wohl eine Version des von mir verlinkten französischen sei. Kennst Du da den englischen?

Ich hab' jetzt die beiden von mir verlinkten Artikel auch mal gelesen :wink: .

In dem Artikel von Munteanu steht ja nicht viel drin :? , er beschränkt sich auch explizit auf wenige Aspekte.

Vîlcu ist da etwas ausführlicher und fasst schön den Verlauf und Stand der Forschung zusammen, spekuliert aber auch ein wenig.
Für ihn hat der Koson-Stater aber mit dem Caesar-Mörder Brutus eher nichts zu tun. Dass auf einer Münze sowohl eine Legende in griechischen als auch ein Monogramm in lateinischen Buchstaben auftauchen, hält er für abwegig. Brutus habe, als er sich südlich der Donau befand, überliefertermaßen zwar schon Goldmünzen geprägt, aber Aurei nach römischem Standard, also könne er es auch nicht selbst gewesen sein. Und eine engere Beziehung zu den Dakern (in deren ehemaligem Gebiet ja die meisten Koson-Statere gefunden wurden) sei in den antiken Quellen auch nicht erwähnt.
Die Koson-Statere bringt Vîlcu eher mit den Lysimacheiern in Verbindung, die zur Zeit der Mithradatischen Kriege in den Griechenstädten an der Westküste des Schwarzen Meeres geprägt wurden.
Und angeblich taucht bei Sueton für den Daker-Fürsten Cotiso auch die Schreibweise Coson auf, der Koson auf den Münzen könne aber auch ein ganz anderer gewesen sein..

Das scheint also alles noch ziemlich ungeklärt zu sein. Wer jetzt genau wann, wo und warum diese Münzen geprägt hat, weiß derzeit wohl niemand so ganz genau :| .

Gruß

Altamura

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Re: Neues zum Koson-Stater

Beitrag von Peter43 » Do 20.11.14 23:32

Mist! Da habe ich wohl 2x denselben Link angeklickt.

Jochen
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