frevel?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Posa
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Re: frevel?

Beitrag von Posa » So 11.01.15 14:26

mike h hat geschrieben:Hallo Posa,
Zum "wegsprudeln"
Ich glaube, manche Leute sehen das viel zu verbissen. Man muss sich darüber im Klaren sein, das es sich bei den meisten Münzen um Massenprodukte handelt.
Bei denen hat der Fundort eine erheblich höhere Aussagekraft, als die Münze selbst.
Hallo Martin,

ich glaube ja, dass man auch mit Massenprodukten vorsichtig sein sollte. Denn wenn die Münze mir aktuell nichts sagt, heißt das nichts für irgendwen irgendwann. Ich mache gerade in meinem Hauptgebiet Byzanz die beglückende Erfahrung manches anders sehen zu können, als es bislang betrachtet wurde, weil - warum auch immer - vor mir viele kluge Leute mit viel numismatischer Erfahrung (und das meine ich nicht zynisch sondern ganz ehrlich!) auf manche Details nicht geachtet haben oder diese Details nicht entsprechend verknüpft haben. Und das betrifft vornehmlich Massenprodukte, aus deren Fülle ich Einzelstücke filtere und aus denen ich wiederum Schlussfolgerungen ziehen kann.
Und ich neige zu der Phantasie, dass ich, bei der Vorstellung, jemand könnte mir diverse missing links, mit dem Hinweis, der Typ sei ja so häufig, zersprudeln, diesen Banausen gerne seine eigen Säure saufen lassen würde, mit dem Hinweis, dass es ja genügend andere Banausen gäbe. Das ist natürlich eine nicht ernst gemeinte Phantasie, sie illustriert aber mein Unbehagen beim Hinweis: Issn häufiger Typ: egal!

Wir sind natürlich extrem selten für die Rettung des Universums zuständig und ich habe auch nichts gegen dein Reinigungshobby, is ja prima und auch wichtig. Aber eine Münze ist halt nicht nur eine korrodierte Metallscheibe, sondern auch ein Informationspool, der verdammt einzigartig sein kann, ohne dass wir es bemerken, eben weil wir auf diesem Gebiet ohne bösen Willen Analphabeten sind. Daher braucht man auch versierte Reiniger, denn aus einem Korrosionsbollen kann ich auch wenig lesen. Und wo gehobelt wird fallen Späne, ist alles in Ordnung und richtig.... Ich weiß auch, dass Reiterstürze häufig sind, aber ich kenne mich zu wenig damit aus, um sagen zu können: Dieses Exemplar ist für alle Zeiten wissenschaftlich unbedeutend: weg damit.

Deshalb müssen wir nicht jeden Mist für die Ewigkeit konservieren und die Welt dreht sich weiter, selbst wenn noch so viele missing links verschwinden. Es ist aber schade.

Gruß Posa

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klunch
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Re: frevel?

Beitrag von klunch » So 11.01.15 15:31

Hallo Yuliano,

es ist keineswegs ausgeschlossen, daß sich eine so dicke Patina (wie auf den Auktionsfotos) wieder ausbildet. Im Schuber passiert es allerdings nicht...;-)

Irgendwie ist das, was ich ausdrücken wollte, so gar nicht angekommen. Du hast das Vorgehen im verlinkten Dokument zu wörtlich genommen, es ging mir nur darum aufzuzeigen, daß eine komplette Entfernung der Patina nicht der beste Weg ist, sondern man abwägen muß, wie tief man gewachsene Schichten entfernt und danach sicherstellen sollte, daß das Ergebnis möglichst lang so bleibt. Das Beispiel war vielleicht zu sehr aus einem anderen Fachbereich, da hätte ich länger suchen sollen. Du gehst intensiv auf die Wachsbehandlung ein, ich meinte eher die Herangehensweise nicht bis zur Metalloberfläche runterzugehen. Bei einem Objekt, was der Witterung ausgesetzt ist muß man andere Vorkehrungen treffen als bei einer Münze, die im Wesentlichen im Schuber liegt, das ist schon klar. Wenn man eine Bronze aber ganz nackig auszieht, dann bleibt dieses Ergebnis eben nicht lang so, sondern die Oberfläche wird irgendwann wieder korrodieren.

Wenn so geklungen hat, als ob ich das Behandeln einer Münze mit Wachs propagiere, dann war das falsch ausgedrückt!!! Das Beispiel war insofern unglücklich gewählt.

Du meinst ein Freilegen bis zur Cupritschicht, und da liegen wir gar nicht so weit auseinander, denn das finde ich auch auf jeden Fall besser als nackig auszuziehen. Das konnte man ganz gut beim diesem Lucuis Verus Sesterz sehen, der zweimal bei NAC war(einmal vorher, einmal nachher), aber verflixt ich finde diesen thread aus dem Schaukasten nicht mehr, der wäre wahrscheinlich besser geeignet gewesen als der link mit dem Relief.

Beste Grüße
klunch
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Yuliano
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Re: frevel?

Beitrag von Yuliano » So 11.01.15 20:37

Hallo Klunch,

wir sind uns sicher einig: Der Fall, das die äußere Patinaschicht nicht schon ins Metall hinein diffundiert ist, ist sehr selten. Dass es aber trotzdem vorkommt, beweisen auch folgende Bronzen:

http://www.acsearch.info/search.html?te ... 3&company=
klunch hat geschrieben:Wenn man eine Bronze aber ganz nackig auszieht, dann bleibt dieses Ergebnis eben nicht lang so, sondern die Oberfläche wird irgendwann wieder korrodieren.
Sicher, aber lass sie doch? :) Die schwarzen Flecken werden dann immer weniger auffallen.
klunch hat geschrieben:Du meinst ein Freilegen bis zur Cupritschicht, und da liegen wir gar nicht so weit auseinander, denn das finde ich auch auf jeden Fall besser als nackig auszuziehen.
Ja, man hätte es beim Nerva machen können! So eine Prozedur ist allerdings etwas anderes als mal eben Dreck von einer Bronze putzen. Da muss man schon einen richtigen Vollprofi kennen bzw. dem auch vertrauen :wink:. Außerdem sitzt der am Ende zwei oder drei Tage dran und will dafür auf einmal fünf Hunnis haben :o - mitten drin aufhören gibt's nicht! :cry: Auch wäre der Ausgang ungewiss gewesen, denn am Ende hätte der Vollprofi die Münze mehr versaut, als man sie je selbst versaut hätte... :lol: Eine Restauration ist stets risikobehaftet...

Im Übrigen kriegt der schon wieder seine dunkle Cupritschicht. Eventuell fallen die Flecken aber auch jetzt schon in der Hand deutlich weniger auf als auf den Foto. :)

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