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Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 06:55
von justus
In der Hoffnung, dass meine Anfrage an dieser Stelle vielleicht mehr Aufmerksamkeit findet -----> Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?
justus hat geschrieben:Konnte heute eine offenbar "barbarische Imitation" einer republikanischen AE-Bronze erwerben, welche mir doch einige Rätsel aufgibt, mal ganz abgesehen davon, dass mir bis dato dergleichen "frühe Imitationen" unbekannt waren.
Römische Republik Bronze Münze.jpg
Gewicht und Durchmesser: 2,8 g und 20 mm.

Av. Belorbeerter Kopf nach links. Ob es sich dabei ev. um Saturn, Hercules oder gar Janus handelt, wage ich nicht zu beurteilen.
Rv. Bug einer römischen Galeere mit Aufbau nach rechts. Darunter ROMA.

Vielleicht hat jemand von euch eine Idee, was das Vorbild für diese seltsame Imitation gewesen sein könnte?

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 07:44
von quisquam
In meinen Augen ist es Saturn, also die Imitation eines Semis. Wohl 1. Jahrhundert v. Chr. Mit Kopf nach links gibt es kein offizielles römisches Vorbild, soweit ich sehe. Spiegelbildliche Darstellungen sind bei Imitationen aber nicht ungewöhnlich.

Grüße, Stefan

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 08:02
von justus
Danke für deine Einschätzung, Stefan. In diese Richtung ging auch meine Vermutung. Es könnte sich also um eine barbarische Imitation wohl aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert handeln, welcher ein Mittelding zwischen Aes Grave Semis (Saturnkopf n. l.) und einem gewöhnlichen Semis (ROMA) als Vorbild diente.

http://www.acsearch.info/search.html?id=2470479
http://www.acsearch.info/search.html?id=1286587

Versuch einer Beschreibung (?):

Barbarische Imitation eines anonymen AE Semis der römischen Republik, unbekannte Münzstätte ca. 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr.
Av. Kopf des Saturn mit Lorbeerkranz n. l.
Rv. Schiffsbug einer Galeere (Prora) n. r. Darunter ROMA.
Gewicht: 2,8 g. Durchmesser: 20 mm.
Ref. vgl. Craw. 56/3; Syd. 143a.

Nachfrage
: Sind solche vorchristlichen Imitationen häufiger oder eher selten und gibt es irgendwo Abb. weiterer Beispiele?

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 08:17
von quisquam
Der Kopf nach links erklärt sich meines Erachtens plausibler mit einem seitenverkehrten Stempelschnitt.

Deinem Stück nicht unähnlich:
http://www.acsearch.info/search.html?id=1367725
Hier wurde anscheinend auch die Prora seitenverkehrt kopiert.

"ca. 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr." und "Ref. vgl. Craw. 56/3" halte ich für Unfug. Für mich ist es 1. Jhdt. vor Chr. und das Vorbild, wenn man denn eines angeben will/kann, eher Crawford 339/2.

Grüße, Stefan

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 08:31
von justus
In Ordnung. :wink: Habe es geändert in:

Barbarische Imitation eines anonymen AE Semis der römischen Republik, unbekannte Münzstätte ca. 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr.
Av. Kopf des Saturn mit Lorbeerkranz nach links.
Rv. Schiffsbug einer Galeere (Prora) nach rechts, darunter ROMA.
Gewicht: 2,8 g. Durchmesser: 20 mm.
Ref. vgl. Crawford 339/2.

Hier ein weiteres Beispiel aus acsearch in dem jedoch ca. 211 v. Chr. angegeben wird -----> http://www.acsearch.info/search.html?id=88064

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 11:26
von quisquam
Craw. 339/2 wiegt etwa 6,5 Gramm, datiert auf 91 n. Chr. und ist der leichteste anonyme Semis. Craw. 56/3 wiegt ca. 22 Gramm und datiert auf 211-206 n. Chr., was meines Erachtens als Prototyp für dein Stück viel zu schwer ist. Wirklich sicher wird man sich vielleicht nie sein können, aber ich tendiere stark zur Spätdatierung.

Grüße, Stefan

Re: Bitte um Interpretationshilfe - die Zweite ?

Verfasst: Mi 12.08.15 14:50
von justus
Denke auch, dass Craw. 339/2 eher in Frage kommen dürfte. Schon wegen des minderen Gewichts. Meine Imiation müsste, wenn man Korrosionsverluste abzieht, etwa bei nach dem Guss ca. 4,5 - 5,0 g schwer gewesen sein. Die beiden Beispiele oben (Aes Grave + Semis) habe ich angeführt, da eine barbarisierte Imitation ja nicht unbedingt eine Vorlage und auch nicht das gleiche Gewicht etc. haben muss.