1000 Münzen aus Nikopolis!
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
(5)
Dies ist zweifellos der Star meiner Sammlung:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Macrinus, 217-218
AE 28, 11.12g, 27.87mm, 195°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: AVT K OPPEL C - EVH MA[KRINOC]
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n. r.
Rv.:VP AGRIP[PA NIKOP]OLITWN PROC I / CTRW
Nackter Jüngling (Berggott Haimos), nur mit leichtem Gewand über der Schulter und
den Knien, in Stiefeln, auf einem Felsen n. r.(!) sitzend und n. l. blickend, den re. Arm, in
dem ein Jagdspeer ruht, auf einen hinter ihm stehenden Baum gestützt, die li. Hand auf
dem Kopf.
im re. Feld AIMOC
Ref.: a) AMNG I/1, 1700, pl. III, 24 (1 Ex., Bassarabescu)
b) nicht in Varbanov (engl.):
cf. #3390: andere Av.-Legende, Speer nicht erwähnt, Bild der Rs. von Pick, Bild der
Vs. fälschlicherweise #3407 genannt
c) nicht in Blancon Liste 41/2003
d) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.23.43.4 (diese Münze)
unique (R10), fast SS, dunkelgrüne Patina
Pedigree:
ex dianacoins, E-Bay, 2009
ex coll. Steve Cady, Tantalus Coins, #34158, 2012
Das besondere an dieser Münze ist, daß der Berggott Haimos hier nicht n. l. sitzt, wie in allen anderen Darstellungen, sondern n. r.!
Recherchen ergaben, daß das Bild in Hristova/Jekov (2011) von Varbanov stammte, das Bild von Varbanov von Moushmov, und der hatte sein Bild von Pick! Daher sind die Kopien so schlecht und dabei ist auch der Jagdspeer verschwunden, den Pick noch erwähnt hatte.
Dies ist eine der seltensten Münzen aus Nikopolis. Sie ist beschrieben und abgebildet in AMNG I/1. Nicolae Bassarabescu, ei rumänischer Sammler, war 1890 Direktor des Journals "Poporul" in Bukarest. Doch in den Wirren der Zeit ist diese Münze verschwunden. Es ist jetzt das erstemal, daß dieser Typ wieder in der Öffentlichkeit erscheint und das nach mehr als 100 Jahren!
Es wäre furchtbar, wenn er nach dem Willen von Monika Grütters wieder in irgendeinem Magazin verschwinden würde!
Ich habe die Bilder von Pick, Varbanov und Hristova/Pick (2011) hinzugefügt, damit man sehen kann, wie der Jagdspeer verschwunden ist.
Mit freundlichem Gruß
Dies ist zweifellos der Star meiner Sammlung:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Macrinus, 217-218
AE 28, 11.12g, 27.87mm, 195°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: AVT K OPPEL C - EVH MA[KRINOC]
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n. r.
Rv.:VP AGRIP[PA NIKOP]OLITWN PROC I / CTRW
Nackter Jüngling (Berggott Haimos), nur mit leichtem Gewand über der Schulter und
den Knien, in Stiefeln, auf einem Felsen n. r.(!) sitzend und n. l. blickend, den re. Arm, in
dem ein Jagdspeer ruht, auf einen hinter ihm stehenden Baum gestützt, die li. Hand auf
dem Kopf.
im re. Feld AIMOC
Ref.: a) AMNG I/1, 1700, pl. III, 24 (1 Ex., Bassarabescu)
b) nicht in Varbanov (engl.):
cf. #3390: andere Av.-Legende, Speer nicht erwähnt, Bild der Rs. von Pick, Bild der
Vs. fälschlicherweise #3407 genannt
c) nicht in Blancon Liste 41/2003
d) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.23.43.4 (diese Münze)
unique (R10), fast SS, dunkelgrüne Patina
Pedigree:
ex dianacoins, E-Bay, 2009
ex coll. Steve Cady, Tantalus Coins, #34158, 2012
Das besondere an dieser Münze ist, daß der Berggott Haimos hier nicht n. l. sitzt, wie in allen anderen Darstellungen, sondern n. r.!
Recherchen ergaben, daß das Bild in Hristova/Jekov (2011) von Varbanov stammte, das Bild von Varbanov von Moushmov, und der hatte sein Bild von Pick! Daher sind die Kopien so schlecht und dabei ist auch der Jagdspeer verschwunden, den Pick noch erwähnt hatte.
Dies ist eine der seltensten Münzen aus Nikopolis. Sie ist beschrieben und abgebildet in AMNG I/1. Nicolae Bassarabescu, ei rumänischer Sammler, war 1890 Direktor des Journals "Poporul" in Bukarest. Doch in den Wirren der Zeit ist diese Münze verschwunden. Es ist jetzt das erstemal, daß dieser Typ wieder in der Öffentlichkeit erscheint und das nach mehr als 100 Jahren!
Es wäre furchtbar, wenn er nach dem Willen von Monika Grütters wieder in irgendeinem Magazin verschwinden würde!
Ich habe die Bilder von Pick, Varbanov und Hristova/Pick (2011) hinzugefügt, damit man sehen kann, wie der Jagdspeer verschwunden ist.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Homer J. Simpson
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
Da sei Gott vor!Peter43 hat geschrieben:...Es ist jetzt das erstemal, daß dieser Typ wieder in der Öffentlichkeit erscheint und das nach mehr als 100 Jahren!
Es wäre furchtbar, wenn er nach dem Willen von Monika Grütters wieder in irgendeinem Magazin verschwinden würde!
...
Ich habe einige Münzen, die, wenn ich einmal nicht mehr bin, in ein Museum gehen sollten. Das sind eben die, die vielleicht nicht finanziell wertvoll sind, aber wissenschaftlich interessant. Der Trajanus Decius mit kurzer Legende, oder das Clodius-Albinus-As mit dem sitzenden Baal Hammon. Aber dann bitte nicht in eine Verwahranstalt (=Grab) für eingezogene Kulturgüter, sondern in ein aktiv forschendes und arbeitendes Museum, wo man sich für Münzen interessiert. Und wo keine Fundamentalisten sitzen, die nach unberechenbaren Überlegungen Sachen an die nächsten Fundamentalisten weitergeben!
Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
Glückwunsch zu diesem Stück. Solche Seltenheiten sind immer etwas Feines.
@Homer
Ja, so ähnlich sieht auch mein Plan aus. Allerdings sollen meine Seltenheiten an das akademische Münzkabinett meiner alten Uni, mit der Auflage, sie für die Lehre zu verwenden, gehen. Aber ich will doch hoffen, dass das noch einige Jahrzehnte Zeit hat
Gruß
Alex
@Homer
Ja, so ähnlich sieht auch mein Plan aus. Allerdings sollen meine Seltenheiten an das akademische Münzkabinett meiner alten Uni, mit der Auflage, sie für die Lehre zu verwenden, gehen. Aber ich will doch hoffen, dass das noch einige Jahrzehnte Zeit hat
Gruß
Alex
- Homer J. Simpson
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
Mal schauen, wie weit bis dahin alle Museen gleichgeschaltet sind.
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
[/quote] Aber dann bitte nicht in eine Verwahranstalt (=Grab) für eingezogene Kulturgüter, sondern in ein aktiv forschendes und arbeitendes Museum, wo man sich für Münzen interessiert. [/quote]
Ja, die sägen die dann auf um zu gucken, wie sie in der Mitte aussehen.
Ja, die sägen die dann auf um zu gucken, wie sie in der Mitte aussehen.
squid pro quo
- Homer J. Simpson
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
Arrgglll...
Ich hatte ja gerade NICHT vor, meine Münzen mal mit ins Grab zu nehmen, aber bei den Schreckensvisionen, die uns derzeit bespuken...
Ich hatte ja gerade NICHT vor, meine Münzen mal mit ins Grab zu nehmen, aber bei den Schreckensvisionen, die uns derzeit bespuken...
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
Man stelle sich das ratlose Gesicht der Archäologen in hunderten von Jahren vor, die als Grabbeigaben mittelmäßig erhaltene Münzen einer Epoche 2000 Jahre vor dem Ableben der beigesetzten Person finden. Die Mutmaßungen zur Funktion der Münzen sowie deren Bedeutung bei der Bestattung dürften vielfältig und interessant sein.
Sorry Homer, will Dir damit nicht zu nahe treten und hoffe, Du weilst noch lang unter uns!
Sorry Homer, will Dir damit nicht zu nahe treten und hoffe, Du weilst noch lang unter uns!
Lernen, lernen und nochmals lernen.
- Peter43
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
(6)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 28, 12.83g, 27.58mm, 225°
geprägt unter dem Statthalter Gaius Ovinius Tertullus
Av.: AV.K.L.C. - CEVHROC
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: VPA OOVIN TERTVLLOV NIKOPOLIT PROC I
Jugendlicher, unbärtiger Herakles, nackt, das Löwenfell über dem li. Arm, frontal stehend,
Kopf n. r., stützt sich mit der re. Hand auf seine Keule und hält in der vorgestreckten Linken
den Bogen.
Ref.: a) nicht in AMNG:
Rs. AMNG I/1, 1276 var. (hat NIKOPOLI)
Vs. AMNG I/1, 1275
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.14.14.2 (diese Münze)
sehr selten, VZ, phantastische grüne Patina
Hier scheint Herakles bereit zu sein, seine mühevollen Arbeiten zu beginnen. Eine meiner schönsten Provinzialmünzen überhaupt. Wurde auch im amerikanischen Forum zur schönsten Provinzialmünze gewählt.
Mit freundlichem Gruß
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 28, 12.83g, 27.58mm, 225°
geprägt unter dem Statthalter Gaius Ovinius Tertullus
Av.: AV.K.L.C. - CEVHROC
belorbeerter Kopf n. r.
Rv.: VPA OOVIN TERTVLLOV NIKOPOLIT PROC I
Jugendlicher, unbärtiger Herakles, nackt, das Löwenfell über dem li. Arm, frontal stehend,
Kopf n. r., stützt sich mit der re. Hand auf seine Keule und hält in der vorgestreckten Linken
den Bogen.
Ref.: a) nicht in AMNG:
Rs. AMNG I/1, 1276 var. (hat NIKOPOLI)
Vs. AMNG I/1, 1275
b) nicht in Varbanov (engl.)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.14.14.2 (diese Münze)
sehr selten, VZ, phantastische grüne Patina
Hier scheint Herakles bereit zu sein, seine mühevollen Arbeiten zu beginnen. Eine meiner schönsten Provinzialmünzen überhaupt. Wurde auch im amerikanischen Forum zur schönsten Provinzialmünze gewählt.
Mit freundlichem Gruß
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
"Wurde auch im amerikanischen Forum zur schönsten Provinzialmünze gewählt."
Nicht ohne Grund. Glückwunsch!
Nicht ohne Grund. Glückwunsch!
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Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
(7)
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Macrinus, 217-218
AE 27, 14.0g, 27.34mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: AV K OPPEL CE - VH MAKRINOC
Belorbeerte Büste n. r.
Rv.: VP AGRIPPA NIKOPOLITN PRO / C ICTRW
Geschlossenes rechteckiges Stadttor mit zwei Rundtürmen; in der Mitte über dem
Tor ein 3. Turm, welcher von der Tormauer überschnitten wird. Alle Türme weisen
jeweils auf einer Brüstung drei Zinnen auf. Die Tormauer besitzt oben vielleicht eine
Galerie.
Ref.: a) nicht in AMNG:
Rs. AMNG I/1, 1826 (für Diadumenian)
b) Varbanov (engl.) 3383
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) 8.23.46.4 (diese Münze)
nicht häufig, SS/VZ, hübsche schwarz-braune Patina
Dazu schreibt Aerugo:
Der mittlere Turm hat keine strukturelle Verbindung zur Mauer, sodaß davon auszugehen ist, daß er im Hintergrund steht, z.B. als Andeutung einer Stadtmauer (oder eines Zwingers). Auch aus statischen Gründen ist es wohl unmöglich, daß ausgerechnet der höchste Turm auf dem Tor lasten sollte. Dennoch wird bis heute recht unreflektiert fast ausschließlich von dreitürmigen Toren gesprochen.
Diese Münze mit dem auf der Tormauer aufsitzenden Turm ist ein Beispiel für die Möglichkeit in der antiken Bildgebung, ein Bauglied zu zeigen, welches sich in Wirklichkeit gestaffelt hinter dem im Vordergrund dargestellten Monument befindet. In nicht weiter verkürzbarer Weise wird hier also mehr als ein Tor, nämlich eine Stadtmauer gezeigt.
Münzen dieses dreitürmigen Stadtmauerntypus gibt es auch noch für Augusta Trajana.
Mit freundlichem Gruß
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Macrinus, 217-218
AE 27, 14.0g, 27.34mm, 45°
geprägt unter dem Statthalter Marcus Claudius Agrippa
Av.: AV K OPPEL CE - VH MAKRINOC
Belorbeerte Büste n. r.
Rv.: VP AGRIPPA NIKOPOLITN PRO / C ICTRW
Geschlossenes rechteckiges Stadttor mit zwei Rundtürmen; in der Mitte über dem
Tor ein 3. Turm, welcher von der Tormauer überschnitten wird. Alle Türme weisen
jeweils auf einer Brüstung drei Zinnen auf. Die Tormauer besitzt oben vielleicht eine
Galerie.
Ref.: a) nicht in AMNG:
Rs. AMNG I/1, 1826 (für Diadumenian)
b) Varbanov (engl.) 3383
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) 8.23.46.4 (diese Münze)
nicht häufig, SS/VZ, hübsche schwarz-braune Patina
Dazu schreibt Aerugo:
Der mittlere Turm hat keine strukturelle Verbindung zur Mauer, sodaß davon auszugehen ist, daß er im Hintergrund steht, z.B. als Andeutung einer Stadtmauer (oder eines Zwingers). Auch aus statischen Gründen ist es wohl unmöglich, daß ausgerechnet der höchste Turm auf dem Tor lasten sollte. Dennoch wird bis heute recht unreflektiert fast ausschließlich von dreitürmigen Toren gesprochen.
Diese Münze mit dem auf der Tormauer aufsitzenden Turm ist ein Beispiel für die Möglichkeit in der antiken Bildgebung, ein Bauglied zu zeigen, welches sich in Wirklichkeit gestaffelt hinter dem im Vordergrund dargestellten Monument befindet. In nicht weiter verkürzbarer Weise wird hier also mehr als ein Tor, nämlich eine Stadtmauer gezeigt.
Münzen dieses dreitürmigen Stadtmauerntypus gibt es auch noch für Augusta Trajana.
Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Peter43
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- Hat sich bedankt: 206 Mal
- Danksagung erhalten: 1924 Mal
- Kontaktdaten:
Re: 1000 Münzen aus Nikopolis!
(8)
Die eben gezeigte perspektivische Darstellung findet sich exemplarisch auf weiteren Münzen aus Nikopolis:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 29, 12.01g, 28.52mm, 195°
geprägt unter dem Statthalter Flavius Ulpianus
Av.: AVT L CEP - T CEVHROC P
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n. r.
Rv.: V FL OVLPIAN NIKOPOLIT / PROC IC
Stadttor mit 2 vorspringenden Seitenflügeln; darüber ein ähnlich gegliedertes
Gebäude, dessen zentraler Teil 3 Toröffnungen und ein Pediment mit Schild und
Speer besitzt; die Seitenflügel scheinen offene Hallen mit je 4 Pfeilern und
Giebeldach zu sein; durch das offene Tor des unteren Gebäudes ist die Front eines
viersäuligen Tempels sichtbar.
Ref. a) AMNG I/1, 1339 (1 Ex., München)
b) Varbanov (engl.) 2795 corr. (schreibt VP FL and PROC I)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.14.46.3 (diese Münze)
nicht häufig, S+/fast SS, braun-grüne Patina
Pick: Natur und Zweck dieses Gebäudes, das auf Münzen von Severus und Caracalla zu finden ist, kenne ich nicht. Es ist kaum identisch mit dem Gebäude auf den Münzen des Macrinus (Taf. III, 21)
Aber diese Rückseite gibt es fast identisch auch auf einem anderen Typ des Severus aus Nikopolis geprägt unter Aurelius Gallus (AMNG I/1, 1331; HrHJ (2015) 8.14.46.2)
Und hier die Beschreibung von Aerugo (den ich nur empfehlen kann!):
Dieses "Bauwerk" ist leichter zu entschlüsseln als andere zusammengesetzte Münzbilder.
Die untere Münzbildhälfte zeigt ein rundbogiges offenes Stadttor auf einer Bodenlinie mit zwei niedrigen Türmen an den Flanken. Zwischen diesen und etwas oberhalb des Torbogenscheitels spannt sich das glatte Kranzgesims ohne Zinnen etc. Das Mauerwerk besteht aus z.T. versetzten Quadern. Das Tor selbst ist durch einen Sturz geteilt, im dadurch entstehenden halbrunden Torgiebel ein Punkt. In der Toröffnung und auf eigener Basis erscheint (in der Ferne) ein 4-säuliger Tempel frontal mit Dreiecksgiebel.
Den Tortürmen ist ein weiteres Gebäude auf eigener Basis aufgesetzt. Bds. in Verlängerung der Türme sind je 3 Säulen aufgerichtet, etwas abgesenkt nach innen jeweils eine vierte Säule, in summa 8 Säulen. Zentral auf der Basis steht ein hoher schmaler Bogen zwischen ebenfalls schmalen, jedoch niedrigeren Bögen. Die Bögen können Tore, aber auch Nischen meinen. Die Basis des oberen Gebäudes bildet keine Gerade, sondern sie ist kaum merklich bds. in Verlängerung der Turminnenseiten dort geknickt, wo sie waagerecht auf den Türmen ruht. Der Knick ist bds. nach innen unten gerichtet und geht gleich wieder in die Waagerechte, parallel zum Tormauersims, über. Diese Bewegung wird von dem auf den Säulen ruhenden Architrav wiederholt und betont die perspektivische Ansicht. Das Gebälk ist durch eine tiefe Kehle zweigeteilt wie auch der Hauptgiebel, der sich in der Mitte über den drei Bögen erhebt. Im Giebelfeld ein Schild mit Speer.
Ganz offenbar will der Stempelschneider zeigen, daß es sich um einen dreibogigen zentralen Bau mit Seitenflügeln handelt: in der Mitte wäre ein Satteldach, auf den Flügeln je ein zum Münzrand abfallendes Pultdach; der durch die Flügel begrenzte und nach vorn offene Hof hätte kein Dach.
Mit freundlichem Gruß
Die eben gezeigte perspektivische Darstellung findet sich exemplarisch auf weiteren Münzen aus Nikopolis:
Moesia inferior, Nikopolis ad Istrum, Septimius Severus, 193-211
AE 29, 12.01g, 28.52mm, 195°
geprägt unter dem Statthalter Flavius Ulpianus
Av.: AVT L CEP - T CEVHROC P
Büste, drapiert und cürassiert, von hinten gesehen, belorbeert, n. r.
Rv.: V FL OVLPIAN NIKOPOLIT / PROC IC
Stadttor mit 2 vorspringenden Seitenflügeln; darüber ein ähnlich gegliedertes
Gebäude, dessen zentraler Teil 3 Toröffnungen und ein Pediment mit Schild und
Speer besitzt; die Seitenflügel scheinen offene Hallen mit je 4 Pfeilern und
Giebeldach zu sein; durch das offene Tor des unteren Gebäudes ist die Front eines
viersäuligen Tempels sichtbar.
Ref. a) AMNG I/1, 1339 (1 Ex., München)
b) Varbanov (engl.) 2795 corr. (schreibt VP FL and PROC I)
c) Hristova/Hoeft/Jekov (2015) No. 8.14.46.3 (diese Münze)
nicht häufig, S+/fast SS, braun-grüne Patina
Pick: Natur und Zweck dieses Gebäudes, das auf Münzen von Severus und Caracalla zu finden ist, kenne ich nicht. Es ist kaum identisch mit dem Gebäude auf den Münzen des Macrinus (Taf. III, 21)
Aber diese Rückseite gibt es fast identisch auch auf einem anderen Typ des Severus aus Nikopolis geprägt unter Aurelius Gallus (AMNG I/1, 1331; HrHJ (2015) 8.14.46.2)
Und hier die Beschreibung von Aerugo (den ich nur empfehlen kann!):
Dieses "Bauwerk" ist leichter zu entschlüsseln als andere zusammengesetzte Münzbilder.
Die untere Münzbildhälfte zeigt ein rundbogiges offenes Stadttor auf einer Bodenlinie mit zwei niedrigen Türmen an den Flanken. Zwischen diesen und etwas oberhalb des Torbogenscheitels spannt sich das glatte Kranzgesims ohne Zinnen etc. Das Mauerwerk besteht aus z.T. versetzten Quadern. Das Tor selbst ist durch einen Sturz geteilt, im dadurch entstehenden halbrunden Torgiebel ein Punkt. In der Toröffnung und auf eigener Basis erscheint (in der Ferne) ein 4-säuliger Tempel frontal mit Dreiecksgiebel.
Den Tortürmen ist ein weiteres Gebäude auf eigener Basis aufgesetzt. Bds. in Verlängerung der Türme sind je 3 Säulen aufgerichtet, etwas abgesenkt nach innen jeweils eine vierte Säule, in summa 8 Säulen. Zentral auf der Basis steht ein hoher schmaler Bogen zwischen ebenfalls schmalen, jedoch niedrigeren Bögen. Die Bögen können Tore, aber auch Nischen meinen. Die Basis des oberen Gebäudes bildet keine Gerade, sondern sie ist kaum merklich bds. in Verlängerung der Turminnenseiten dort geknickt, wo sie waagerecht auf den Türmen ruht. Der Knick ist bds. nach innen unten gerichtet und geht gleich wieder in die Waagerechte, parallel zum Tormauersims, über. Diese Bewegung wird von dem auf den Säulen ruhenden Architrav wiederholt und betont die perspektivische Ansicht. Das Gebälk ist durch eine tiefe Kehle zweigeteilt wie auch der Hauptgiebel, der sich in der Mitte über den drei Bögen erhebt. Im Giebelfeld ein Schild mit Speer.
Ganz offenbar will der Stempelschneider zeigen, daß es sich um einen dreibogigen zentralen Bau mit Seitenflügeln handelt: in der Mitte wäre ein Satteldach, auf den Flügeln je ein zum Münzrand abfallendes Pultdach; der durch die Flügel begrenzte und nach vorn offene Hof hätte kein Dach.
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