barbarisierte Kupfermünzen

[tilos]

Da "bei den Römern" gerade zwei interessante Threads zum Thema Barbarisierungen aktiv sind, fiel mir ein, auch ein paar Kupfermünzen zu besitzen, die in diese Richtung "gehen" könnten. Ich fange mal mit diesem Stück an, bei dem bereits die Legenden keinen Sinn ergeben, es sich offensichtlich um Truglegenden handelt. Mich würde nun interessieren, wer dieses Stück (wann u. wo) prägen lassen hat.

Gruß
Tilos

AE 17mm / 2,91g

[justus]

Es handelt sich um eine sog. "VLPP-Imitation", eine Art von offiziell geduldetem Notgeld aus der Balkanregion (Siscia ?). Victor Clark hat hierzu einen interessanten Beitrag auf seiner Webseite veröffentlicht. http://www.constantinethegreatcoins.com/barb2/

P.S. Meine Sammlung dieser "putzigen" kleinen Imitationen umfasst in der Zwischenzeit fast 75 Ex.

[Tejas552]

Das Stück ist wirklich sehr schön. Ich habe auch einige dieser Münzen. Ich denke, dass es sich auch bei den sogenannten "Barbarous Radiates" um geduldetes Notgeld handelt, dass in Gallien produziert wurde. Zur besseren Vermarktung werden diese Stücke oft irgendwelchen germanischen Stämmen zugeordnet, dass ist aber kaum plausibel, weil diese in der Regel keine Verwendung für Kleingeld hatten.

Gruss
Dirk

[tilos]

Ich danke Euch beiden für die interessanten Erklärungen! Ich schau mal in den nächsten Tagen, was mir noch zeigenswert erscheint.

Einen guten Rutsch wünscht
Tilos

[tilos]

Hier einige weitere Stücke aus meiner Sammlung. Vielleicht lässt sich auch bei diesen eine Zuordnung vornehmen:

1) AE 16-18,5mm / 2,70g; Av.: zwei sich gegenüber stehende Viktorien

2) AE 9,5mm / 0,68g; Av.: Reitersturz

3) AE 14mm / 1,58g; Urbs Roma - für mich sieht die Rückseite schon recht abstrahiert aus, das Beizeichen (*U*) konnte ich bislang leider nicht zuordnen.

Gruß
Tilos

[Redditor Lucis]

Hier einige weitere Stücke aus meiner Sammlung. Vielleicht lässt sich auch bei diesen eine Zuordnung vornehmen:

1) AE 16-18,5mm / 2,70g; Av.: zwei sich gegenüber stehende Viktorien

2) AE 9,5mm / 0,68g; Av.: Reitersturz

3) AE 14mm / 1,58g; Urbs Roma - für mich sieht die Rückseite schon recht abstrahiert aus, das Beizeichen (*U*) konnte ich bislang leider nicht zuordnen.

Gruß
Tilos

zu 1.) barbarische Imitation nach Vorbild der "VLPP"-Serie von Constantin I.
zu 2.) barbarische Imitation nach Vorbild Reitersturz
zu 3.) barbarische Imitation nach Vorbild "VRBS ROMA". Das Beizeichen "U" stellt eine Mondsichel dar.

Vermutlich stammen alle Münzen um die Zeit von ca. 350 n. Chr., das ist aber nur ein grober Rahmen und kann durchaus mehrere Jahrzehnte erfassen.
Eine genaue Zuweisung zu einem bestimmten Stamm ist in meinen Augen fast unmöglich; der Balkanraum scheint mir zumindest bei Münze 1+2 wahrscheinlich. Ich vermute, dass zumindest bei Münze 3 (VRBS ROMA) andere Barbaren am Werk gewesen sein könnten, die zumindest nähere Kenntnisse der römischen Münzprägung und der lateinischen Sprache hatten. Der Stil kommt dem Vorbild bedeutend näher. Da eine Mondsichel über Lupa mit den Zwillingen steht und diese aus offiziellen Prägungen nur in Arles vorkommt, wäre der südfranzösische Raum als Prägestätte gut denkbar.


Viele Grüße

Stefan

[justus]

Tafel 2: VLPP-Imitation 26 - 50

Von diesen VLPP-Imitationen habe ich fast zehn Jahre lang versucht mir eine kleine, aber feine und facettenreiche Sammlung aufzubauen. Allerdings ist mir in der letzten Zeit der Spaß daran mehr als vergangen. Seit Monaten gelingt es mir weder auf eBay noch auf Live-Auktionen irgendwelche neuen Stücke zu erwerben, da ein Mitbieter grundsätzlich jeden Preis mitgeht. Ich habe schon alles versucht. Nur ... bei 50 EUR oder mehr für eine Follis-Imitation hört bei mir der Spaß auf. Das sind diese Stücke meiner Ansicht nach nicht wert.

[tilos]

Danke an Stefan für die nützlichen Informationen, und danke an Justus für das Zeigen seiner imposanten Sammlung!

Bezüglich der Mondsichel als Beizeichen, hatte ich ein solches auf Urbs-Roma-Rückseiten auf Acsearch nicht recherchieren können.

Gruß
Tilos

[justus]

Noch eine kleine Ergänzung zur Frage, ob diese barbarisiert wirkenden Stücke auch von "Barbaren" hergestellt wurden.

Victor Clark schreibt hierzu in seiner Magisterarbeit "So even if these coins were not minted by ‘barbarians’, it seems that the coins were meant to be used by the Germanic people." Dem möchte ich hinzufügen, dass ich persönlich unter dem Begriff "germanic people" keinesfalls nur germanische, sondern alle Völkerschaften des Balkanraums und darüber hinaus verstanden sehen möchte.

Tafel 1: VLPP-Imitation 01 - 25

[justus]

Und hier noch eine interessante Abhandlung von David Wigg-Wolf „Zur Interpretation und Bedeutung der « Barbarisierungen » der römischen Kaiserzeit.“

https://www.academia.edu/1517393/Zur_In ... Kaiserzeit

[justus]

Von diesen VLPP-Imitationen habe ich fast zehn Jahre lang versucht mir eine kleine, aber feine und facettenreiche Sammlung aufzubauen. Allerdings ist mir in der letzten Zeit der Spaß daran mehr als vergangen. Seit Monaten gelingt es mir weder auf eBay noch auf Live-Auktionen irgendwelche neuen Stücke zu erwerben ... Ich habe schon alles versucht. Nur ... bei 50 EUR oder mehr für eine Follis-Imitation hört bei mir der Spaß auf. Das sind diese Stücke meiner Ansicht nach nicht wert.

Da hört für mich einfach der Spaß auf -----> http://www.ebay.de/itm/G-N-VOLKERWANDER ... SwNphWYaCd

[mike h]

Für mich ist das nicht nachvollziehbar.... 22 Gebote!