Quintillus in Silber?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Tejas552
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Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » Sa 23.01.16 18:31

Hier ist eine interessante Münze von Quintillus.

IMP C M AVRCLQVINTILLVS AVG // SECVRIT AVG

Die Münze ist an sich nichts besonderes. Allerdings scheint sie bei oberflächlicher Betrachtung nur aus Silber zu bestehen. Ich habe früher in London gelebt und sie dort den Kuratoren der Münzsammlung des British Museum vorgelegt (sie haben dort extra einen Schalter wo man Münzen bestimmen lassen kann). Die Münze ist zweifellos echt. Die Erklärung war, dass sie eine ungewöhnlich dicke Versilberung (Silbersud) abbekommen hat. Womöglich ist sie den Prozess mehrfach durchlaufen, so dass es jetzt aussieht als bestünde die Münze aus Silber, obwohl sie zweifellos in Bronze/Kupfer geprägt wurde.

PS: Das Foto gibt die Farbe recht gut wieder.

Hat vielleicht jemand ein ähnliches Beispiel in der Sammlung?

Gruss
Dirk
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kalle123
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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von kalle123 » Sa 23.01.16 18:59

Hallo,
ich bin der Meinung, dass dies nichts besonderes ist (außer ein Quintillus). Es kommt häufiger vor, dass der Silbersud von Münzen vollständig erhalten ist und diese wirklich wie Silbermünzen aussehen. Dies schlägt sich auch im Preis nieder. Das kannst Du in Online-Aukionshäusern nachsehen.

MfG
Karl.

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drakenumi1
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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von drakenumi1 » Sa 23.01.16 22:33

Tejas552 hat geschrieben: ......... Sie scheint nur aus Silber zu bestehen. .......... dass sie eine ungewöhnlich dicke Versilberung (Silbersud) abbekommen hat. Womöglich ist sie den Prozess mehrfach durchlaufen ..........
.

Du bist also nicht sicher, daß die Münze auch im Inneren aus Silber besteht? Wenn nicht, dann sollte tatsächlich nur ein Silbersudüberzug als damals technisch mögliche Variante in Frage gekommen sein; eine Fütterung wäre wohl Unfug gewesen.
Die Oberflächen zeigen jedoch erste Abrieberscheinungen an den höchsten Stellen, so daß dort wegen der selbst nach mehrfachem Sieden immer noch extrem dünnen Silberschicht der Kupferkern hervorschauen sollte. Bitte beachte auch, daß man mit mehrfachem Sieden diese Schicht nicht beliebig verdicken kann. Dieser Prozeß setzt nach wenigen Tausendstel mm von selbst aus.
Überdies gibt die Betrachtung des Münzrandes und sein minimales Anfeilen-/kratzen-/schnitzen sicher schnell Aufschluß darüber, ob durchgehend Silber vorliegt. Wenn ja, fällt mir allerdings auch keine sinnvolle Erklärung dafür ein, lediglich, daß sie keinen Zugang zu meinen echten Sammlermünzen erhielte.
Auch die Oberflächen der Felder finde ich nicht koscher, ihre teilweise Rauigkeit und wenigstens 2 typische Luftblasen gefallen mir nicht.
Grüße von

drake
Man kann, was man will, und wenn man sagt, man kann nicht, dann will man auch nicht.
(Baltzer von Platen/a. Rügen)

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » Sa 23.01.16 22:35

Hallo Karl,

Silbersud ist auf Quintillus Antoniniae an sich schon sehr selten. Wenn er vorkommt ist er meist hauchdünn und praktisch nie vollständig. Diese Münze sieht dagegen aus als bestünde sie aus reinem Silber. Nur am Rand scheint der Bronzekern an einigen Stellen durch. Wie gesagt, die Kuratoren am British Museum waren der Meinung, dass die Münze den Prozess der Versilberung versehentlich mehrfach durchlief.

Gruss
Dirk
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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » Sa 23.01.16 23:02

drakenumi1 hat geschrieben:
Tejas552 hat geschrieben: ......... Sie scheint nur aus Silber zu bestehen. .......... dass sie eine ungewöhnlich dicke Versilberung (Silbersud) abbekommen hat. Womöglich ist sie den Prozess mehrfach durchlaufen ..........
.

Du bist also nicht sicher, daß die Münze auch im Inneren aus Silber besteht? Wenn nicht, dann sollte tatsächlich nur ein Silbersudüberzug als damals technisch mögliche Variante in Frage gekommen sein; eine Fütterung wäre wohl Unfug gewesen.
Die Oberflächen zeigen jedoch erste Abrieberscheinungen an den höchsten Stellen, so daß dort wegen der selbst nach mehrfachem Sieden immer noch extrem dünnen Silberschicht der Kupferkern hervorschauen sollte. Bitte beachte auch, daß man mit mehrfachem Sieden diese Schicht nicht beliebig verdicken kann. Dieser Prozeß setzt nach wenigen Tausendstel mm von selbst aus.
Überdies gibt die Betrachtung des Münzrandes und sein minimales Anfeilen-/kratzen-/schnitzen sicher schnell Aufschluß darüber, ob durchgehend Silber vorliegt. Wenn ja, fällt mir allerdings auch keine sinnvolle Erklärung dafür ein, lediglich, daß sie keinen Zugang zu meinen echten Sammlermünzen erhielte.
Auch die Oberflächen der Felder finde ich nicht koscher, ihre teilweise Rauigkeit und wenigstens 2 typische Luftblasen gefallen mir nicht.
Grüße von

drake

Hallo Drake

wie gesagt, laut Numismatiker am British Museum ist die Münze ein Original. Ich habe keinen Grund deren Einschätzung zu bezweifeln. Luftblasen kann ich auch unter der Stereolupe nicht erkennen. Die Oberflächen sind etwas angegriffen und daher rauh. In den Randrissen lässt sich an einigen Stelle etwas Kupfer/Bronze erkennen. Die Münze besteht also sicher nicht aus Silber, sondern ist versilbert, eben nur so stark dass nirgends auf dem Münzbild Kupfer/Bronze durchscheint und daher der Eindruck von Vollsilber entsteht.

Gruss
Dirk
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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von justus » So 24.01.16 00:02

drakenumi1 hat geschrieben:Auch die Oberflächen der Felder finde ich nicht koscher, ihre teilweise Rauigkeit und wenigstens 2 typische Luftblasen gefallen mir nicht.
Auch mir will die äußerst rauhe und uneben erscheinende Oberfläche nicht so ganz gefallen. Sollte es sich dabei um Korrosion handeln, müsste dann an diesen Stellen nicht der Silbersud abhanden gekommen sein ? Man beachte nur mal das zernarbte Gesicht. Seltsam !
mit freundlichem Gruß

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Posa » So 24.01.16 06:14

Tejas552 hat geschrieben: Hallo Drake

wie gesagt, laut Numismatiker am British Museum ist die Münze ein Original. Ich habe keinen Grund deren Einschätzung zu bezweifeln. Luftblasen kann ich auch unter der Stereolupe nicht erkennen. Die Oberflächen sind etwas angegriffen und daher rauh. In den Randrissen lässt sich an einer Stelle etwas Kupfer/Bronze erkennen. Die Münze besteht also sicher nicht aus Silber, sondern ist versilbert, eben nur so stark dass nirgends auf dem Münzbild Kupfer/Bronze durchscheint und daher der Eindruck von Vollsilber entsteht.

Gruss
Dirk
Ich denke auch, dass man einem Expertenrat misstrauen kann, anderseits sollte man ihm aber auch den gebührenden Platz einräumen: Die Numismatiker am BM haben die Münze gesehen, wir sehen hier nur ein Bild. Generell könnte man sich aber mal die Frage stellen, ob der Silberüberzug nicht nach den Abnutzungsspuren kommen konnte. Es wäre doch gut ein Sammler vergangener Jahhunderte denkbar, der das gute Sück von einem geschickten Handwerker z.B. feuerversilbern ließ?
Selbst bei mehrfachem Weißsieden hätte ja dann so viel Silber in der Legierung stecken müssen...

Gruß Posa

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » So 24.01.16 10:44

Ich denke alles was man mit Gewissheit sagen kann, ist das jemand die Münze versilbert hat. Die Versilberung sieht anders aus als der hauchdünne Silbersud den man, wenn man grosses Glück hat, sonst auf Quintillus Antoniniani findet. Die Silberschicht ist viel dicker und sieht "vielschichtig" aus. In den Flächen sind höhere und tiefere Silberschichten erkennbar, die offenbar durch "Korrosion" teilweise wieder abgetragen wurden. Ob diese Versilberung durch wiederholtes Weisssieden hinzukriegen ist weiss ich nicht. Auf der Oberfläche finden sich auch winzige Kügelchen, die mit mechanischen Mitteln abgekratzt werden können. Diese Kügelchen sind offenbar Ergebnis des Versilberungsprozesses, oder besser gesagt, sie sind chemischen Ursprungs. Vielleicht ist die Münze, wie Posa schreibt, absichtlich oder zufällig in späteren Jahrhunderten versilbert worden.

Gruss
Dirk

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von beachcomber » So 24.01.16 14:40

da bin ich mir ziemlich sicher! der silbersud wurde vor der prägung aufgebracht, eine vorhande korosion kann daher nur neuzetlich versilbert worden sein!
grüsse
frank

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von tilos » So 24.01.16 19:50

beachcomber hat geschrieben:da bin ich mir ziemlich sicher! der silbersud wurde vor der prägung aufgebracht, eine vorhande korosion kann daher nur neuzetlich versilbert worden sein!
grüsse
frank

Was heutzutage leider recht oft zu beobachten ist - z.B. auch bei alexandrinischen Tetradrachmen...
Gruß
Tilos

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » So 24.01.16 22:43

Hi Frank und Tilos,

die Versilberung wurde sicher nicht vor der Prägung aufgetragen. Die Münze wurde zweifellos in Bronze geprägt und zu einem späteren Zeitpunkt versilbert. Dies geschah entweder gleich anschliessend, wobei sie möglicherweise den Prozess versehentlich mehrmals durchlaufen hat (soweit die Theorie des Numismatikers am British Museum). Möglicherweise hat sie auch jemand viel später versilbert. Die Versilberung ist teilweise wieder korrodiert. Merkwürdig sind die kleinen Kügelchen auf der Oberfläche. Sie lassen sich mechanisch entfernen und geben den Anschein, als wäre die Münze einer chemischen Behandlung ausgesetzt gewesen.

Gruss
Dirk
Zuletzt geändert von Tejas552 am Mo 25.01.16 08:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von beachcomber » Mo 25.01.16 00:36

dirk, ich weiss nicht wie gut numismatiker am BM ausgebildet wurden, aber da irrt er ganz gewiss! die schrötlinge wurden immer vor dem prägen präpariert, nur so konnte durch den prägeschlag der stempelglanz entstehen, den du auf manchen münzen aus dieser zeit noch heute fiinden kannst!
grüsse
frank

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Tejas552 » Mo 25.01.16 09:06

Hallo Frank,

wir reden offenbar von unterschiedlichen Dingen. Du beziehst dich auf den Silbersud, der standardmässig vor der Prägung auf den Schrötlingen aufgebracht wurde. Ich spreche von der vorliegenden Münze, die offenbar nach der Prägung versilbert wurde. Eine mögliche Erklärung ist, dass sie nach der Prägung nochmals einer chemischen Behandlung unterzogen wurde, bei der das Silber in der Legierung freigelegt wurde. Eine andere Erklärung ist, dass sie viel später, aus welchem Grund auch immer, mit einer ganz anderen Methode versilbert wurde. Die Oberflächen sehen für mich aus, als wären Chemikalien und grosse Hitze am Werk gewesen - aber genau weiss ich das natürlich nicht. Es sieht so aus, als lägen mehrere Schichten eines silbrig-grauen Metalls auf der Münze. In jedem Fall ist diese Schicht viel dicker als beim normalen Silbersud und sie ist, anders als beim gewöhnlichen Silbersud, offenbar erst nach der Prägung entstanden.

Gruss
Dirk

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von Redditor Lucis » Mo 25.01.16 09:36

Hallo Dirk,

könntest du vielleicht mal Fotos vom Rand machen und hier zeigen?
Dazu noch ein paar Größen wie Durchmesser, Gewicht und Dicke nennen?

Mir scheint ein nachträglicher angebrachter Silberüberzug in neuerer Zeit momentan die plausibelste Erklärung.


Viele Grüße

Stefan

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Re: Quintillus in Silber?

Beitrag von harald » Mo 25.01.16 11:48

Nach den bisherigen Ergebnissen verstärkt sich auch für mich der Eindruck, dass es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl um eine in der Neuzeit angebrachte Versilberung handelt.

Grüße
Harald

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