Die frühesten christlichen Symbole auf Münzen

[Tejas552]

Nach unserer Diskussion über Alex spektakulären Nummus des Constantin mit dem Christogramm auf dem Schild, dachte ich wir könnten einen Thread über frühchristliche Symbole auf Münzen haben. Vielleicht fördert dies ja noch eine bis dato unbekannte Münze mit Kreuz oder Christogramm ans Tageslicht.
Ich denke hier vor allem an Münzen die vor 340 n.Chr. geprägt wurden.

Ich fange mal an mit dieser Münze aus meiner Sammlung: Constantinus II

CONSTANTINVS IVN NOB C // GLORIA EXERCITVS -- A Q P

Die Rückseite zeigt ein Langkreuz zwischen den Standarten. Dies ist womöglich die erste Darstellung eines Langkreuzes auf einer Münze.
Aquilea
334 - Sept. 335

Gruss
Dirk

[alex456]

Gute Idee und feine Münze. Sobald ich bessere Bilder gemacht habe, werde ich mein Stück einfügen.

Gruß
Alex

[Posa]

In diesem Zusammenhang möchte ich einfach nochmals auf folgendes Buch hinweisen:

Wolfgang Drösser: CHRISTUS AUF MÜNZEN - IN ZEICHEN, WORTEN UND BILDERN: ROM, BYZANZ UND AXUM.
Broschiert, S. 202, Abb. 193, Brühl 2011, ISBN 978-3-00-034413-8; 24,80€

Eine Besprechung ist hier zu lesen: http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... 3&start=15

Gruß Posa

[Peter43]

Ich glaube, daß diese Münze unbedingt in diesen Thread gehört:

Constantin II., 337-340
AE 3, 2.75g, 18.4mm, 180°
Thessalonica, 2. Offizin, 319 (als Caesar)
Av.: CONSTANTINVS IVN NOB C
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: VIRT - EXERC
Kreuzförmiges Muster, über der Mitte Sol, nackt bis auf Chlamys über der li. Schulter, mit
Strahlenkrone, n.l. stehend, hält in der Linken Globus und hat die re. Hand erhoben
im Abschnitt TSB
Ref.: RIC VII, Thessalonica 71

Die meisten Referenzen beschreiben die Darstellung auf der Rs. als den Plan eines römisches Lagers. Aber was soll das für ein Lager sein? Das ist einfach Quatsch und eine Reihe von Fachleuten widersprechen dem auch und es gibt verschiedene andere Theorien. Eine dieser Theorien hält das Bild auf der Rückseite für das, was Constantin I. in seiner Vision sah, außer daß es sich hier um Sol handelt und nicht um Christus. Eine Erklärung ist, daß er die wahre Bedeutung dieser Vision nicht verstanden hatte, bis er kurz vor der Schlacht gegen Maxentius an der Milvischen Brücke eine zweite Vision hatte (Weiß).

Für weitere Informationen siehe den Thread "Historisch interessante Münzen":
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... ion#p60564

Mit freundlichem Gruß

[justus]

In diesem Zusammenhang möchte ich einfach nochmals auf folgendes Buch hinweisen

Na da will ich mich doch gleich mal anschließen und auf einen Aufsatz von Carl-Friedrich Zschucke im Trierer Petermännchen (4. Jahrgang 1990) zu dieser Thematik hinweisen -----> Zschucke, C.-F.: Christliche Symbole auf spätrömischen Münzen (Der lange Weg von den Christenverfolgungen bis zur Staatsreligion im Spiegel der Numismatik).

Zu beziehen wie immer unter http://www.muenzfreunde-trier.de/ Petermännchen Verlag - "Trierer Petermännchen"

Weitere Artikel in diesem Heft:

Gilles, K.-J.: Ein Trierer Bronzemedaillon des Constantin I aus dem 2. Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts
Kann, H.-J.: Weitere 66 Ziegelstempel von der Trierer Palastaula in Privatbesitz
Kann, H.-J.: Ulrichskreuze aus Trierer Bodenfunden
Leukel, H.-J.: Eine bisher unedierte Silberprägung des Gallienus anläßlich seines dritten Sieges über die Germanen
Leukel, H.-J.: Zwei „Trierer" Bronze-Münzen mit der bisher nicht bekannten Aversumschrift CONSTANTINVS
Zschucke, C.-F.: Christliche Symbole auf spätrömischen Münzen (Der lange Weg von den Christenverfolgungen bis zur Staatsreligion im Spiegel der Numismatik).
Leukel, H.-J.: Ein bisher unbekanntes Bleigewicht von Johann VII. von Schönenberg (Kurfürst von Trier 1581 - 1599)
Petry, Kl.: Ayl – Kreis Trier-Saarburg – eine Münzprägestätte des oberlothringischen Herzogs Theoderich I., 984 - 1027; (dazu eine auffaltbare Karte)

[Tejas552]

@Peter43 Die Erklärung, dass es sich um einen Lagerplan oder Grundriss handeln soll hat mich auch nie so richtig überzeugt. Wenn hier eine (missverstandene) Vision abgebildet ist, so gibt es dafür allerdings auch keine Parallelen. Ein religiöser oder kultischer Zusammenhang scheint mir wahrscheinlich. Eine sehr rätselhafte Münze. Danke fürs zeigen.

Gruss
Dirk

[Tejas552]

Interessanterweise wurden die alten Götter auch in Zusammenhang mit christlichen Symbolen gezeigt. Das heisst, dass Sol auch mit dem Bild einer christlichen Vision hätte gezeigt werden können. Hier ist eine weitere Münze aus meiner Sammlung:

Constantin I
IMP CONSTANTINVS AVG // SOLI INVICTO COMITI

Münzstätte Ticinum
316 n.Chr.

Dies ist wohl das erste christliche Kreuz auf einer Münze. Es könnte sich natürlich auch um ein bedeutungsloses Beizeichen handeln. Allerdings glaube ich das nicht. Das Design ist an sich nicht christlich, aber ich vermute, dass ein bereits christlicher Stempelschneider in Pavia bewusst das Kreuz gewählt hat.

Gruss
Dirk

[aquensis]

Eine seltene Variante, eines sonst sehr häufigen Typs, aus meiner Sammlung.

Grüsse Franz

[quisquam]

Ich besitze die entsprechende VRBS ROMA-Schwestermünze für die alte Hauptstadt, RIC Arles 385 oder 400.

Grüße, Stefan

[Peter43]

Ein frühchristliches Symbol, das wir noch nicht hier hatten. Es stammt nicht aus der Zeit vor 340, aber ich glaube, es gehört auch hierher: Das Staurogramm oder das Tau-Rho.

Arcadius, 383-408
AE 4, 1.40g, 14.0mm, 0°
Cyzicus, 3. Offizin, 19. Jan. 383-1. Mai 408
Av.: DN ARCADIVS PF AVG
Büste, drapiert und cürassiert, Kopf mit Perldiadem n.r.
Rv.: SALVS REI - PVBLICAE
Victoria n.l. gehend, hält mit der Rechten Tropaeum über der re. Schulter und zieht mit der Linken Gefangenen hinter sich her.
im li. Feld Tau-Rho
im Abschnitt SMK Gamma
Ref.: RIC X, Cyzicus 26(c); LRBC 2578

Das Tau-Rho ist ein altes christliches Symbol, die Abkürzung von griech. σταυρος (= Kreuz), deshalb auch Staurogramm.

Mit freundlichem Gruß

[beachcomber]

passt irgendwie ganz gut hier her:
http://www.ebay.fr/itm/Superbe-sesterce ... 2276084146?
dem abrieb des avers zufolge wird das wohl nicht sehr früh entstanden sein, ist aber trotzdem ein interessantes ding!
grüsse
frank

[Tejas552]

Hier ist ein sehr interessanter Nummus von Constantin I. Das Stück gehört mir leider nicht. Ich habe mal drauf geboten, bin aber überboten worden
Auf dem Helm erkennt man vorne einen Stern und hinten ein Christogramm (zumindest meine ich eines zu erkennen). Normalerweise hätten vorne und hinten Sterne oder X sein müssen.

Gruss
Diek

[Peter43]

Du stellst uns ja tolle Münzen vor! Aber ist da nicht vielleicht der Wunsch der Vater des Gedankens?

Jochen

[Tejas552]

Ja vielleicht ist es nur eine Täuschung. Wie gesagt, ich habe die Münze leider nicht bekommen. Aber es gibt solche aussergewöhnlich platzierten Christogramme, was ich an dieser Stelle gleich mal demonstrieren möchte. Die folgende Münze ist in meiner Sammlung. Ich hoffe man erkennt es im Bild. Der zweite Stern wurde durch Umschnitt des Stempels in ein Christogramm verwandelt. In der Hand und unter der Lupe ist dies eindeutig.

VRBS ROMA // CONS Epsilon

Warum dieser Umschnitt vorgenommen wurde weiss ich nicht. Vielleicht war es einem christlichen Stempelschneider wichtig.

Gruss
Dirk

[Redditor Lucis]

Hallo Dirk,

tolle Münzen die du und die anderen Mitglieder da zeigen.

Aber glaubst du bei der letzten gezeigten wirklich an ein Christogramm?
Ich habe eher den Eindruck, dass es sich um einen kleinen Stempelfehler handelt, der doch über den rechten Stern hinausgeht und oberhalb der Mitte der beiden Sterne seinen Ursprung/sein Ende hat!?
Und die Strahlen nach rechts unten und links oben sind etwas schwächer ausgeprägt.
Dafür sind Romulus und Remus klasse, die an den Zitzen zu ziehen scheinen


Viele Grüße

Stefan