Arminius hat geschrieben:Das Stück sieht (mir) eher wie ein Sesterz aus.
Ich vermute: hier haben mehrere auf eine relativ gut erhaltene - jedoch falsch beschriebene - Bronze-Münze spekuliert. Dann ist der Preis gerechtfertigt.
Überhaupt: Korrekte Beschreibung, Wahrheit, Vernunft und Logik bei ihbäh Angeboten - geht das immer?
Dein Einwand bezüglich der Vernunft und Logik mancher ebay-Angebote ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, Arminius. Jedoch erscheint mir die Tatsache, dass hier gleich „drei“ Bieter verrückt zu spielen scheinen, doch einer weiteren Betrachtung wert.
Deine Bemerkung zu Form und Aussehen des Stückes - „Stichwort Sesterz“ - hat mich jedoch auf eine interessante Idee gebracht. Das was dich bei diesem Stück vermutlich an einen Sesterzen des Sev. Alex. erinnert, dürfte unter anderem auch die „eckige“, irgendwie beschnitten wirkende Form des Stückes sein.
Wir hatten da mal in den Anfangszeiten dieses Forums, genauer gesagt vor ca. 10 Jahren, einen Thread, in dem Frank einen 22-Millimeter-Sesterzen vorgestellt hat (siehe Link 1 unten). Nun gut, nach Angaben von Matteo Savoca hat das gute Stück hier nur ein Gewicht von 2,51 g bei einem Durchmesser von 19 mm. Im übrigen fehlt auch das bei Sesterzen allgemein zu erwartende „SC – senatus consulto“ im Feld oder Abschnitt. Was die Genauigkeit der Maße von Münzen in den Angeboten von Savoca Coins angeht, so kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass er diesbezüglich immer übergenau ist. Der Durchmesser von nur 19 mm dürfte also stimmen.
Ebenfalls aus den Anfangszeiten dieses Forums stammt ein Beitrag von chinamul (siehe Link 2 unten), in welchem er den Wandel bei der Herstellung von den in Formen gegossenen, runden Rohlingen zu aus längeren Zainen, d. h. Metallstreifen hergestellten Schrötlingen erklärt. Die nun eher eckige, jedoch an den vier Enden eher abgerundete Form ergab sich dabei aus dem Herstellungsverfahren.
(1) beschnittener sesterz ----->
http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=13218
(2) „Eckige“ Sesterze ----->
http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... l&start=30
Auf den von mir vorgestellten Bronzedenar bezogen ergibt sich nun meiner Ansicht nach folgender Herstellungsprozess. Der Schrötling wurde aus einem gegossenen Bronzestreifen, wie bei chinamul beschrieben herausgemeißelt bzw. gebrochen und anschließend mit nicht zusammengehörigen Vorder- und Rückseitenstempeln (Denare - av. RIC 230ff. bzw. rv. RIC 225) „geprägt“. Anders ist vermutlich der hybride Charakter dieses Stück nicht erklärbar.
Ein stilistischer Vergleich mit der Originalrückseite von RIC 225 legt andererseits den Verdacht nahe, dass es sich um eine „irreguläre“ Münzstätte gehandelt haben könnte.
Den oben angesprochenen Bietern dürfte dieser Zusammenhang möglicherweise auch aufgefallen sein. Und ein auf diese seltene Art und Weise hergestellter und noch dazu „geprägter“ Bronzedenar kann Spezialsammler oder auch Händler durchaus zu solch exorbitanten Geboten verlocken.
P.S. Bin auf eure Meinungen zu diesem seltsamen Stück gespannt !
