Ich denke hier für einige Augenblicke mal nur an meine Interessenlage bezüglich des Bietens bei eBay. Sicher haben diejenigen Forumsfreunde Recht, die die immense Flut an Schrottmünzen, an zweifelhaften und falsch bestimmten Stücken oder sogar offensichtlichen Fälschungen beklagen. Trotzdem ist immer mal wieder ein günstiger Kauf möglich, wenn man nur lange genug geduldig wartet. Gerade ist mir jetzt beispielsweise dieser feine Sesterz des Domitianus ins Netz gegangen, der mich 154 € brutto gekostet hat.
DOMITIANUS 81 – 96
Æ Sesterz Rom 85
Av.: IMP CAES DOMIT AVG GERM COS XI CENS PER P P - Belorbeerte Büste rechts mit Aegis
Rv.: ANNONA - AVGVST S C (im Abschnitt) - Annona mit Füllhorn in der Linken nach rechts stehend; ihr gegenüber nach links sitzend Ceres mit Ähren in der Rechten und Fackel in der Linken; zwischen ihnen im Hintergrund Modius auf Altar und Schiffsbug
RIC 396; C. 136
Ø 34 mm / 26,31 g ; Stempelachse 5 h
Die Sestertien des ersten Jahrhunderts, insbesondere diejenigen Neros, sind durchweg von eindrucksvoller Größe und in der Regel auf wohlgerundeten Schrötlingen gut geprägt, so daß sie sehr gesucht und entsprechend teuer sind.
Den hier vorgestellten Domitian-Sesterz kannte ich bisher nicht, wollte ihn aber unbedingt haben, weswegen ich mir ein Limit von 250 € setzte, das ich aber zum Glück nicht ausschöpfen mußte. Das Stück ist für mich insofern interessant, als es eine weitere Hommage der Flavier an das julisch-claudische Haus darstellt, indem seine Rückseite diesem Sesterz Neros nachempfunden ist:
Ich bin der Ansicht, daß die hier diskutierte Auktionsplattform sowohl für den erfahrenen Sammler, der bestimmte Münzen für seine Sammlung sucht, als auch für den Liebhaber antiker Münzen, der noch am Anfang einer hoffentlich lange freudespendenden Sammlerkarrierre steht, immer mal wieder, wenn auch nicht ständig, passende Angebote bereithält. Dem Kenner brauche ich hier keine Ratschläge zu erteilen, denn der wird in aller Regel wohl die Rosinen erkennen und sie sich herauspicken. Dem Neuling aber ist dringend zu raten, seine Anschaffungen über eBay zunächst noch auf das Material zu beschränken, das bisher wenig bis überhaupt nicht von Fälschungsversuchen betroffen und zudem noch erschwinglich ist: etwa die häufigen und meist sehr schön erhaltenen Silberantoniniane der Mitte des 3. Jahrhunderts und die eindrucksvollen Großfolles der Tetrarchie, um nur diese zwei Gebiete zu nennen. Da wird auch ein blutiger Anfänger kaum einmal einen Reinfall erleben und kann ungefährdet und dementsprechend ungehemmt seiner Sammellust frönen. Mit zunehmender Expertise, die er sich vor allem durch ein gründliches Studium des Numimatikforums aneignen kann, wird er dann immer besser die Spreu vom Weizen scheiden können, und falls er sich doch einmal unsicher fühlt, sind da immer noch seine Freunde im Forum, die ihm im Zweifelsfalle mit Rat zur Seite stehen, sinnvollerweise
bevor er kauft!
Von eBay sollte man tunlichst nicht mehr verlangen als von dem sprichwörtlichen Ochsen, von dem man bestenfalls ein paar saftige Steaks erwarten darf, der aber großenteils auch noch aus weniger schmackhaften und bekömmlichen Teilen besteht wie Knochen, Eingeweide, Sehnen, Hufen, Haut, ganz zu schweigen von den absolut unverdaulichen Hörnern
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Gruß
chinamul