Prägeschwäche, Abnutzung oder Deformierung?
Verfasst: Mo 10.10.16 14:15
Die sichtbaren Folgen oder besser: Die Spuren solcher technologischer Mängel im Prägeprozeß oder auch Beschädigungen sind wohl mehr oder weniger immer die gleichen: Teile des zu prägenden Profils auf Vorder- und Rückseite fehlen, soweit sie einander gegenüberliegen.
Nun könnte man solcherlei wertmindernde Erscheinungen kommentarlos und ohne Ergründung ihrer Ursachen hinnehmen, aber jedenfalls ich finde solange keine Ruhe, bis ich doch noch ein plausibles Indiz für ihre Herkunft gefunden habe.
So erging es mir mit diesem L. Marcius Philippus. Ich kaufte ihn einst wegen des unschönen "Prägeaussetzers" im Portrait (als "Beschädigung durch Schlag oder einseitiger Abschliff" erkannt, weil ja rückseitig auf Anhieb keine analoge Fehlstelle sichtbar sei, Prinzip actio = reaktio,) für wenig Geld.
Ergänzend: - Av und Rv sind so zueinander angeordnet, daß der Stirnpartie des Portraits die vorderen Beine des Pferdes auf den beiden Münzseiten gegenüberstehen.
- Das Portrait ist sehr stark erhaben, die Partie der vorderen Pferdebeine dagegen nicht.
- Das gesamte Feld des Rv. ist auffällig stark schüsselförmig (konkav) gewölbt.
Nun ist mir ein Licht aufgegangen:
Ohne diese Wölbung hätte die Kraft des eingesetzten Prägeschlages nicht vermocht, den Freiraum des Portraits restlos mit dem fließenden Münzsilber auszufüllen, eine Prägeschwäche wäre unausweichlich gewesen. Die Wölbung wiederum drückte das Silber bevorzugt in den "Schädelraum" des Portraits und so konnte eine Prägeschwäche WEITESTGEHEND (!) vermieden werden, (wenn auch nicht völlig).
Meine Erkenntnisse: - Es sind Reste einer Prägeschwäche erkennbar (also keine Abnutzung, keine Deformierung),
- der Sinn der schüsselförmigen Wölbung der Rückseite (leider im Scan nicht erkennbar), liegt in der weitestgehenden Vermeidung einer aussetzenden Prägung (Pr.-schwäche).
Für mich die angenehmste Erklärung, handelt es sich doch nicht um einen während der Umlaufzeit der Münze entstandenen Schaden, sondern um die Folge einer zeitgemäßen, jedoch unzweckmäßigen Technologie. Und der ganze Problemkreis von Prägungen von besonders attraktiven und stark gewölbten Portraits erhellt auch, weshalb auch zeitgleich mit dem schwindenden Silber- bzw. steigenden Kupferanteil die Profilhöhe der Münzen immer geringer wurde.
Grüße von
drake
Nun könnte man solcherlei wertmindernde Erscheinungen kommentarlos und ohne Ergründung ihrer Ursachen hinnehmen, aber jedenfalls ich finde solange keine Ruhe, bis ich doch noch ein plausibles Indiz für ihre Herkunft gefunden habe.
So erging es mir mit diesem L. Marcius Philippus. Ich kaufte ihn einst wegen des unschönen "Prägeaussetzers" im Portrait (als "Beschädigung durch Schlag oder einseitiger Abschliff" erkannt, weil ja rückseitig auf Anhieb keine analoge Fehlstelle sichtbar sei, Prinzip actio = reaktio,) für wenig Geld.
Ergänzend: - Av und Rv sind so zueinander angeordnet, daß der Stirnpartie des Portraits die vorderen Beine des Pferdes auf den beiden Münzseiten gegenüberstehen.
- Das Portrait ist sehr stark erhaben, die Partie der vorderen Pferdebeine dagegen nicht.
- Das gesamte Feld des Rv. ist auffällig stark schüsselförmig (konkav) gewölbt.
Nun ist mir ein Licht aufgegangen:
Ohne diese Wölbung hätte die Kraft des eingesetzten Prägeschlages nicht vermocht, den Freiraum des Portraits restlos mit dem fließenden Münzsilber auszufüllen, eine Prägeschwäche wäre unausweichlich gewesen. Die Wölbung wiederum drückte das Silber bevorzugt in den "Schädelraum" des Portraits und so konnte eine Prägeschwäche WEITESTGEHEND (!) vermieden werden, (wenn auch nicht völlig).
Meine Erkenntnisse: - Es sind Reste einer Prägeschwäche erkennbar (also keine Abnutzung, keine Deformierung),
- der Sinn der schüsselförmigen Wölbung der Rückseite (leider im Scan nicht erkennbar), liegt in der weitestgehenden Vermeidung einer aussetzenden Prägung (Pr.-schwäche).
Für mich die angenehmste Erklärung, handelt es sich doch nicht um einen während der Umlaufzeit der Münze entstandenen Schaden, sondern um die Folge einer zeitgemäßen, jedoch unzweckmäßigen Technologie. Und der ganze Problemkreis von Prägungen von besonders attraktiven und stark gewölbten Portraits erhellt auch, weshalb auch zeitgleich mit dem schwindenden Silber- bzw. steigenden Kupferanteil die Profilhöhe der Münzen immer geringer wurde.
Grüße von
drake