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Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 11.02.18 16:50
von bajor69
Habe zu diesen Tremissis des Zeno eine Frage zur Darstellung auf dem Avers. Der Kopf ist nicht so stereotyp, wie die meisten Stücke dieser Zeit. Paludament und Panzer kann man eventuell mit etwas Phantasie noch erkennen. Aber was soll das im Kreis darstellen? Einen Arm mit Hand? Wenn, was hält diese?
Auch die Reverslegende VICTORIA AVSTORVM. Ist das Schlamperei des Stempelschneiders oder ??? Platz wäre für GV noch gewesen.
Wolle

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 11.02.18 17:36
von rosmoe
Es handelt sich um Teile der Drapierung bzw. Panzerung. Hier vermutlich so etwas wie eine Schulterklappe. Die Tremisses des Zeno fallen häufig durch sehr schlampigen Stil bei den Herrscherportraits auf.

P.S. Aber warum fragst du nicht einfach bei Solidus Numismatik nach ? https://www.acsearch.info/search.html?id=4678864

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 11.02.18 19:15
von bajor69
Hallo rosmoe. Danke für Deine Antwort. :D

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 18.02.18 09:20
von bajor69
Zur verstümmelten Reverslegende VICTORIA AVSTORVM keine Ideen oder Meinungen?

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 18.02.18 09:39
von richard55-47
Ein Analphabet als Stempelschnitzer?
Oder ein Stempelschnitzer, der sich bei der Ausrechnung des Platzbedarfes für die RV-Legende vertan hat und sich gezwungen sah, eine abgekürzte Schreibweise zu benuten?

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 18.02.18 13:09
von justus
richard55-47 hat geschrieben:Ein Analphabet als Stempelschnitzer?
Oder ein Stempelschnitzer, der sich bei der Ausrechnung des Platzbedarfes für die RV-Legende vertan hat und sich gezwungen sah, eine abgekürzte Schreibweise zu benuten?
Richtig. Analphabetismus wohl weniger. Ich denke, dass man bei der Stempelherstellung für Goldmünzen sicherlich des Schreibens mächtige Arbeiter beschäftigt hat. Von den konstantinischen Goldmünzen wissen wir, dass es nur ausgesuchte Spitzenkräfte (Legende & Portraits) waren, welche die Stempel produzierten. Dies mag, wenn auch wohl eingeschränkt, auch für das 5./6. Jahrhundert gelten. Ich tippe daher eher auf einen Schreibfehler oder aber Platzmangel, d. h. der Graveur hat sich verschätzt.

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: So 18.02.18 15:21
von bajor69
An Platzmangel kann ich es nicht recht glauben. Zwischen dem M und der Grundlinie wäre meiner Meinung nach für die zwei fehlenden Buchstaben noch ausreichend Platz gewesen. Eher würde ich auf einen Stempelschneider tippen, welcher des Lateinischen nicht mächtig war. Siehe dazu RIC 921 (VICTORIA AVGTSORIVM) und RIC 922 (VICTORIA AVGTSORVM).
Wolle

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: Mo 19.02.18 06:20
von Posa
Die Erklärung, dass mangelnde Sprachbeherrschung (Rechtschreibung, Fremdsprache etc.) der Grund für die - aus unserer Sicht - fehlerhafte Legendengestaltung ist, ist immer schnell bei der Hand. Das geht einher mit den üblichen Vorstellungen von Dekadenz und kulturellem Niedergang. Dabei gibt es gerade für Spätrom ein paar Punkte zu beachten. (Für das Rom der klassischen Kaiserzeit oder der Soldatenkaiser oder der Tetrarchie gilt das natürlich nicht.)

1. Die "Fehler" werden extrem häufig an den gleichen Stellen gemacht, man findet kaum Fehler bei "Victoria", dafür dutzende Fehlervarianten bei Augustorum, das fängt bei einem spiegelverkehrten S an und geht bis zum Buchstabensalat, der Rest der Legende ist aber fehlerfrei.

2. Das Verhältnis zur Rechtschreibung (einem recht modernen Begriff übrigens) von Münzlegenden ändert sich im Laufe des 6.Jhdts drastisch aber vermutlich bewusst und kreativ. Zum Ende des 6.Jhdts macht z.B. Nikomedia eigene "Fehler", die nur in Nikomedia vorkommen (Es mischt z.B. griechische und lateinische Buchstaben). Antiochia - eines der klassischen Bildungszentren der Spätantike - fängt unter Anastasius eine extrem eigenständige Entwicklung der Legendengestaltung an, die sich bis zur reinen Assoziation von Schrift steigert.

3. Nirgendwo im römischen Reich und zu keinem Zeitpunkt seiner Geschichte war die Bildungsrate vermutlich höher als im spätantiken Ostteil des Reiches. Wieso sollten ausgerechnet die ganzen Analphabeten nun plötzlich Stempelschnitzer geworden sein?

Wir können ganz klar feststellen, dass sich in der Spätantike das Verhältnis zur "korrekten" Schreibung einer Legende verändert. Ob das dann immer "Fehler" waren lässt sich eigentlich nicht mehr sagen. Jedenfalls nutzten die Prägestätten die Legenden auch zunehmend als "Ausdrucksmittel" - wofür auch immer.

Gruß Posa

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: Mo 19.02.18 09:23
von richard55-47
Ich schlage vor, wir fragen den Stempelschneider. :mrgreen:
Eine zutreffende Antwort wird kaum möglich sein, alles ist Spekulation.

Re: Frage zur Aversdarstellung

Verfasst: Mo 19.02.18 10:19
von bajor69
Stimmt. Ist alles nur reine Spekulation. Ich hatte die Frage ja nur in die Runde gestellt, um eure Meinungen zu hören. Die Erforschung der Hintergründe dieser eigenartigen/verstümmelten Reverslegenden wäre doch interessant.