Frühneuzeitliche Abbildungen kaiserzeitlicher Münzen?
Verfasst: Fr 01.06.18 02:36
Liebes Forum,
nun mache ich hier meinen Einstand mit einem etwas merkwürdigen Thema, für das ich mich vielleicht vorab entschuldigen sollte, da es sich nicht direkt um römische Münzen handelt, sondern vielmehr um ein kleines Stück Numismatikgeschichte, bei dem ich ehrlich gesagt leicht ratlos bin und auf eure Hilfe hoffe. Vielleicht findet es ja aber der eine oder die andere interessant.
Unten seht ihr ein Detail aus einem von zwei bekannten Textzeugen der ungedruckten Chronik der Stadt Augsburg von Adam Claus. Die prächtig illuminierte und unveröffentlichte Handschrift, durch Wasserzeichenanalyse datierbar auf ca. 1640, befand sich bis vor kurzem in Privatbesitz und ist jetzt Teil der Universitätsbibliothek Stanford, Kalifornien (noch ohne Signatur, an der wissenschaftlichen Beschreibung bin ich beteiligt, daher auch mein Interesse). An einer Stelle des Textes kommt der Verfasser auf römische Stadtgründungsrituale zu sprechen, insbesondere auf das Ziehen des Pomeriums mit einem Pflug. Zur Illustration dieses Brauchs sind kolorierte Federzeichnungen zweier kaiserzeitlicher Münzreverse eingefügt, die ihr hier seht:
Nun sind meine numismatischen Kenntnisse eher bescheiden, mit etwas Nachforschungsarbeit habe ich die beiden Münzen (meine ich zumindest) aber recht gut identifizieren können. Es handelt sich, denke ich, um überraschend detailgetreue Abzeichnungen von:
Links: Revers einer Provinzialprägung des Claudius aus Berytus, Provinz Syria, AE, ca. 24 mm, RPC 4546, SNG Copenhagen 83. Pflug mit zwei Ochsen nach rechts, Legende COL IVL – AVG. Hier ausgegeben als Münze des Augustus, von dem ähnliche Prägungen existieren.
Rechts: Revers eines As des Commodus, geprägt in Rom, AE, ca. 26 mm, RIC 570. Pflug mit zwei Ochsen nach rechts, Legende COL LAN COM PM TR P XV IMP VIII [hier als "8" realisiert] – COS VI.
Soweit, so gut – die folgenden Fragen brennen mir aber noch unter den Nägeln, und deshalb hoffe ich auf das geballte Fachwissen dieses Forums:
1.) In der Handschrift sind die Münzen ausdrücklich als Goldmünzen ("Beede von goldt") bezeichnet. Gehe ich recht in der Annahme, dass eine Prägung dieser Münzbilder in Gold nicht existiert haben dürfte? Das ist für mich insofern wichtig, als dass ich dann mit relativer Sicherheit annehmen könnte, dass es sich hierbei nicht um Abzeichnungen von dem Schreiber der Handschrift tatsächlich vorliegenden Münzen handelt, sondern um Kopien einer Bildvorlage.
2.) Sollte es sich hier tatsächlich um Kopien von früheren Abzeichnungen handeln, muss es eine Bildquelle geben, die ich gerne identifizieren würde. Sind eventuell irgendjemandem frühe (d.h. in diesem Fall vor 1640) numismatische Abbildungen römischer Münzen bekannt, die einem Ausgsburger Chronisten der Frühen Neuzeit zugänglich gewesen sein könnten und hier evtl. als Vorlage gedient haben könnten? Hier tappe ich, da ich wie gesagt nicht ganz vom Fach bin, völlig im Dunkeln.
3.) Weiß vielleicht jemand von vergleichbaren frühneuzeitlichen Münzabbildungen?
Ich wäre für alle Hinweise unglaublich dankbar! Mit besten Grüßen,
Orielensis
nun mache ich hier meinen Einstand mit einem etwas merkwürdigen Thema, für das ich mich vielleicht vorab entschuldigen sollte, da es sich nicht direkt um römische Münzen handelt, sondern vielmehr um ein kleines Stück Numismatikgeschichte, bei dem ich ehrlich gesagt leicht ratlos bin und auf eure Hilfe hoffe. Vielleicht findet es ja aber der eine oder die andere interessant.
Unten seht ihr ein Detail aus einem von zwei bekannten Textzeugen der ungedruckten Chronik der Stadt Augsburg von Adam Claus. Die prächtig illuminierte und unveröffentlichte Handschrift, durch Wasserzeichenanalyse datierbar auf ca. 1640, befand sich bis vor kurzem in Privatbesitz und ist jetzt Teil der Universitätsbibliothek Stanford, Kalifornien (noch ohne Signatur, an der wissenschaftlichen Beschreibung bin ich beteiligt, daher auch mein Interesse). An einer Stelle des Textes kommt der Verfasser auf römische Stadtgründungsrituale zu sprechen, insbesondere auf das Ziehen des Pomeriums mit einem Pflug. Zur Illustration dieses Brauchs sind kolorierte Federzeichnungen zweier kaiserzeitlicher Münzreverse eingefügt, die ihr hier seht:
Nun sind meine numismatischen Kenntnisse eher bescheiden, mit etwas Nachforschungsarbeit habe ich die beiden Münzen (meine ich zumindest) aber recht gut identifizieren können. Es handelt sich, denke ich, um überraschend detailgetreue Abzeichnungen von:
Links: Revers einer Provinzialprägung des Claudius aus Berytus, Provinz Syria, AE, ca. 24 mm, RPC 4546, SNG Copenhagen 83. Pflug mit zwei Ochsen nach rechts, Legende COL IVL – AVG. Hier ausgegeben als Münze des Augustus, von dem ähnliche Prägungen existieren.
Rechts: Revers eines As des Commodus, geprägt in Rom, AE, ca. 26 mm, RIC 570. Pflug mit zwei Ochsen nach rechts, Legende COL LAN COM PM TR P XV IMP VIII [hier als "8" realisiert] – COS VI.
Soweit, so gut – die folgenden Fragen brennen mir aber noch unter den Nägeln, und deshalb hoffe ich auf das geballte Fachwissen dieses Forums:
1.) In der Handschrift sind die Münzen ausdrücklich als Goldmünzen ("Beede von goldt") bezeichnet. Gehe ich recht in der Annahme, dass eine Prägung dieser Münzbilder in Gold nicht existiert haben dürfte? Das ist für mich insofern wichtig, als dass ich dann mit relativer Sicherheit annehmen könnte, dass es sich hierbei nicht um Abzeichnungen von dem Schreiber der Handschrift tatsächlich vorliegenden Münzen handelt, sondern um Kopien einer Bildvorlage.
2.) Sollte es sich hier tatsächlich um Kopien von früheren Abzeichnungen handeln, muss es eine Bildquelle geben, die ich gerne identifizieren würde. Sind eventuell irgendjemandem frühe (d.h. in diesem Fall vor 1640) numismatische Abbildungen römischer Münzen bekannt, die einem Ausgsburger Chronisten der Frühen Neuzeit zugänglich gewesen sein könnten und hier evtl. als Vorlage gedient haben könnten? Hier tappe ich, da ich wie gesagt nicht ganz vom Fach bin, völlig im Dunkeln.
3.) Weiß vielleicht jemand von vergleichbaren frühneuzeitlichen Münzabbildungen?
Ich wäre für alle Hinweise unglaublich dankbar! Mit besten Grüßen,
Orielensis