Deutschland sucht den Supermünzmeister Teil 2
Verfasst: Fr 16.04.04 21:01
Tachchen.
Hier die zweite Folge unserer beliebten Reihe: Münzmeister der Römischen Republik. Heute: Gaius Memmius Memmii filius.
Die gens der Memmii, die nie einen Konsuln stellen konnte, tritt erst im 2. und 1. Jh. v. Chr. hervor. Später nahmen sie trojanischen Ursprung an. Die Familie kann insg. 5 (!) Münzmeister stellen: C. Memmius C. f. - L. Memmius - C. Memmius C. f. Galeria - L. Memmius Galeria - L. Memmius C. f. Galeria. Meine Lieblingsmünze aus der Memmischen Dynastie ist eine Prägung des C. Memmius C. f. von 57 v. Chr., unten abgebildet.
An diesem Stück kann man vorzüglich studieren, wie eng die Motive mit dem Münzmeister und seiner Familie zu tun haben. Man nutzte so mit der Münze das am weitesten verbeitete Bildmedium der antiken Welt, um Propagande in eigener Sache zu betreiben.
Zum Avers: Abgebildet ist die Ceres (gr.: Demeter). Nicht nur, daß die Dame ausnehmend gut aussieht. C. Memmius hat sie vermutlich für seine Münze gewählt, weil M. Memmius, Aedil vor 210 v. Chr., als Stifter der sgn. Cerialia, eines Dankfestes für die Göttin, galt, das alljährlich am 19. April veranstaltet wurde. Siehe auch Albert 1352, wo auf dasselbe Ereignis hingewiesen ist!
Zum Revers: Tropaeum mit gefesseltem Gefangenen. r. C. Memmius, l. Imperator. Dieser Imperator, der hier gefeiert wird, ist C. Memmius (L. f.), der Vater unseres Münzmeisters C. Memmius C. f., ist der berühmteste Vertreter seiner gens. Lebte 98-46. Caesarianer. Ein Freund der Kunst: Cicero zählte zu seinen Freunden. Lukrez widmete ihm sein Lehrgedicht De Rerum Natura! Verheiratet war er mit Fausta Cornelia, der Tochter Sullas. Eine Affaire mit der Frau des Lucullus wurde ihm nachgesagt. Im Jahre 57, und darauf spielt die Münze an, ging er als Propraetor, also als röm. Statthalter nach Bithynien. In seinem Gefolge befand sich auch der Dichter Catull! Dort errang er einen unbedeutenden militärischen Sieg über irgendwelche Barbaren und wurde zum Imperator ausgerufen. Daran gemahnt das Revers-Motiv. Nachdem er nach seiner Rückkehr den Pompejus beleidigt hatte, mußte er nach Athen ins Exil. Witzig: Dort wollte er als großer Fan des Philosophen Epikur dessen legendäres Haus abreißen lassen und es durch einen pompösen, aber hässlichen Neubau ersetzen. Cicero konnte ihn in einem eilig verfertigten Brief gerade noch davon abhalten.
Also verweist allein schon das Revers den Althistoriker auf Caesar, Cicero, Sulla, Lucullus und Pompejus, den Liebhaber der lateinischen Literatur auf Catull und auf Lukrez, der den Vater unseres Münzmeisters in seinem Text namentlich nennt! So liegt hinter diesem winzigen Ding eine ganze Welt! Und es ist der Beweis dafür, daß die Antike nicht die Erfindung irgendwelcher Eierköppe ist, die zuviel Bücherstaub geatmet haben, um dann damit Schüler und Studenten zu quälen. Die ganzen Typen hat es wirklich gegeben.
Demnächst mehr aus der Serie: Die lässigsten Münzmeister aller Zeiten!
PS: Hat überhaupt einer diesen Redeschwall bis hierhin durchgehalten?
Hier die zweite Folge unserer beliebten Reihe: Münzmeister der Römischen Republik. Heute: Gaius Memmius Memmii filius.
Die gens der Memmii, die nie einen Konsuln stellen konnte, tritt erst im 2. und 1. Jh. v. Chr. hervor. Später nahmen sie trojanischen Ursprung an. Die Familie kann insg. 5 (!) Münzmeister stellen: C. Memmius C. f. - L. Memmius - C. Memmius C. f. Galeria - L. Memmius Galeria - L. Memmius C. f. Galeria. Meine Lieblingsmünze aus der Memmischen Dynastie ist eine Prägung des C. Memmius C. f. von 57 v. Chr., unten abgebildet.
An diesem Stück kann man vorzüglich studieren, wie eng die Motive mit dem Münzmeister und seiner Familie zu tun haben. Man nutzte so mit der Münze das am weitesten verbeitete Bildmedium der antiken Welt, um Propagande in eigener Sache zu betreiben.
Zum Avers: Abgebildet ist die Ceres (gr.: Demeter). Nicht nur, daß die Dame ausnehmend gut aussieht. C. Memmius hat sie vermutlich für seine Münze gewählt, weil M. Memmius, Aedil vor 210 v. Chr., als Stifter der sgn. Cerialia, eines Dankfestes für die Göttin, galt, das alljährlich am 19. April veranstaltet wurde. Siehe auch Albert 1352, wo auf dasselbe Ereignis hingewiesen ist!
Zum Revers: Tropaeum mit gefesseltem Gefangenen. r. C. Memmius, l. Imperator. Dieser Imperator, der hier gefeiert wird, ist C. Memmius (L. f.), der Vater unseres Münzmeisters C. Memmius C. f., ist der berühmteste Vertreter seiner gens. Lebte 98-46. Caesarianer. Ein Freund der Kunst: Cicero zählte zu seinen Freunden. Lukrez widmete ihm sein Lehrgedicht De Rerum Natura! Verheiratet war er mit Fausta Cornelia, der Tochter Sullas. Eine Affaire mit der Frau des Lucullus wurde ihm nachgesagt. Im Jahre 57, und darauf spielt die Münze an, ging er als Propraetor, also als röm. Statthalter nach Bithynien. In seinem Gefolge befand sich auch der Dichter Catull! Dort errang er einen unbedeutenden militärischen Sieg über irgendwelche Barbaren und wurde zum Imperator ausgerufen. Daran gemahnt das Revers-Motiv. Nachdem er nach seiner Rückkehr den Pompejus beleidigt hatte, mußte er nach Athen ins Exil. Witzig: Dort wollte er als großer Fan des Philosophen Epikur dessen legendäres Haus abreißen lassen und es durch einen pompösen, aber hässlichen Neubau ersetzen. Cicero konnte ihn in einem eilig verfertigten Brief gerade noch davon abhalten.
Also verweist allein schon das Revers den Althistoriker auf Caesar, Cicero, Sulla, Lucullus und Pompejus, den Liebhaber der lateinischen Literatur auf Catull und auf Lukrez, der den Vater unseres Münzmeisters in seinem Text namentlich nennt! So liegt hinter diesem winzigen Ding eine ganze Welt! Und es ist der Beweis dafür, daß die Antike nicht die Erfindung irgendwelcher Eierköppe ist, die zuviel Bücherstaub geatmet haben, um dann damit Schüler und Studenten zu quälen. Die ganzen Typen hat es wirklich gegeben.
Demnächst mehr aus der Serie: Die lässigsten Münzmeister aller Zeiten!
PS: Hat überhaupt einer diesen Redeschwall bis hierhin durchgehalten?