Frage zum Zeitablauf der Sesterzenprägungen von Julia Maesa
Verfasst: Di 26.11.19 13:31
Werte Mitglieder,
vielleicht ist jemand auf diesem Gebiet bewandert und kann sagen, ob diese Chronologie richtig ist und/oder noch etwas zu ergänzen ist?
Ich habe unlängst einen Sesterz besagter Dame ersteigert und wollte nun wissen, wann genau er geprägt worden ist. Aus diesem Grunde bin ich am WE mal etwas tiefer in die Materie eingetaucht und mir die nachfolgende Übersicht anhand von Stempelkopplungen (Münzfotos aus dem Netz), den Stellungen des Sterns bei Elagabal-Prägungen und dem Vergleich von Münzen der anderen Kaiserfrauen jener Zeit zusammengestellt:
(a) Büste ohne Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern hinter Felicitas - - - - 3. Quartal 220 (zeitgleich mit Prägungen der Aquilia Severa / Stern hinter Concordia)
(b) Büste ohne Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern vor Felicitas - - - - 4. Quartal 220 (zeitgleich mit Prägungen der Aquilia Severa / Stern vor Concordia)
(c) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern vor Felicitas - - - - Jahreswechsel 220/221
(d) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVG - - - PVDICITIA - - - - 1. Halbjahr 221
(e) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVGVSTA - - - PVDICITIA - - - - 2. Halbjahr 221 (zeitgleich mit Prägungen der Annia Faustina sowie der Soaemias mit ausgeschriebenen Titel AVGVSTA)
(f) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVGVSTA - - - PIETAS AVG - - - - 1. Quartal 222 (oder unter der Regentschaft des Severus Alexander?)
_________________________________________________________________________________
Und noch eine Frage:
Wann genau starb Maesa,hat jemand dazu Informationen?
Bei den Recherchen hierzu wird u.a. immer wieder auf die Münzen aus Marcianopolis (Untermösien) mit den Doppelportraits und der Nennung des Legaten hingewiesen.
Sergius Titianus --- Elagabal und Maesa --- rar
Julius Antonius Seleukos --- Elagabal und Maesa --- häufig
Marcus Tereventinus --- Alexander mit Maesa und Mamaea
Firmius Philopappus --- Alexander und Maesa
Tiberius Julius Festus --- Alexander mit Maesa und Mamaea --- häufig
Julius Gaetulicus --- Alexander nur mit Mamaea (Maesa bereits verstorben)
Lt. McHugh (Emperor Alexander Severus) starb Maesa in der Zeit spät 225 bis früh 226 n.Chr., denn Maesa war lt. feriale Duranum (Cohors XX Palmyrenorum 223-227 n.Chr.) 227 bereits vergöttert. Er bezieht sich weiterhin auf Herodian, wonach Maesa bei der Heirat von Alexander und Orbiana schon tot gewesen sein soll.
„Carson schlägt …. Eine neue Datierung vor. Aus den Akten der Arvalbrüder für die Jahre 218 und 224 könne man schließen, daß Maesa im November des zuletztgenannten Jahres noch nicht konsekriert gewesen sei; aus Herodian VI 1, 4 und 9 gehe hervor, daß Maesa schon vor der Ehe des Alexander mit Orbiana (gegen Ende 225?) gestorben sei. Dazu kämen noch die Provinzialmünzen der Stadt Marcianopolis in Untermoesien. Hier gibt es drei Emissionen, auf denen die Namen Alexanders, an zweiter Stelle der Maesa oder der Mamaea, und auf dem Rv. je eines Statthalters, stehen; eine vierte Emission, ebenfalls mit Statthalternamen, erwähnt nur Alexanderund Mamaea. Da ein weiterer Statthalter, L. Annius ItalicusHonoratus. inschriftlich (aber nicht auf Münzen!) für das Jahr 224 belegt ist. müssen die Emissionen «Statthalter + Maesa + Alexander» auf die Jahre 222. 223 und 225 verteilt werden. Aus allen diesen Umständen gehe hervor, daß Maesa nicht vor Anfang des Jahres 225 und nicht nach Ende desselben Jahres gestorben sei; folglich könnten die Konsekrationsmünzen ebenfalls 225 datiert werden. Dies ist eine ansprechende, aber schwer beweisbare Hypothese. Die Arvalakten scheiden meines Erachtens aus der Diskussion aus. Sie enthalten nur die Zahl, nicht aber die Namen der konsekrierten Personen, und deshalb fällt ihre eindeutige Interpretation schwer. Wir wissen auch, daß die Konsekration nicht unbedingt gleich nach dem Tode hat erfolgen müssen '. Das Zeugnis des Herodian ist auch nicht vollwertig. Seit den Untersuchungen von E. Hoh ist uns bekannt, wie salopp und ungenau dieser Historiker geschrieben hat. … Die Münzen von Marcianopolis werfen auch viele Probleme auf. Obwohl dies meistens angenommen wird, können wir nicht ganz sicher sein, ob die dort erwähnten Personen tatsächlich Statthalter waren. Fraglich ist ferner, ob alle diese Statthalter je ein Jahr lang in ihrer Provinz blieben. Im Gegensatz zu der fast immer einjährigen Amtszeit der Prokonsuln in den Senatsprovinzen kann die Zeitdauer der Statthalterschaften in kaiserlichen Provinzen zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren variieren. Nach den Berechnungen von G. Barbieri11 beträgt sie Anfang des 3. Jh. im Durchschnitt etwa 2 Jahre. … Verwirrend ist auch, daß der oben erwähnte und inschriftlich bezeugte Annius Italicus, Legat im J.224, keine Münzen prägte, die auf Münzen vorkommenden «Statthalter» jedoch inschriftlich nirgends belegt sind! … Wenn wir den oben angeführten Umständen Rechnung tragen und die Liste studieren, dürfen wir Stein's Chronologie (Tod der Maesa erst gegen 229) nicht ohne weiteres verwerfen , besonders wenn wir bedenken, daß das einzige, was gegen ein so spätes Datum spricht, die verworrene Notiz des Herodian ist. Noch ein Wort zum Feriale Duranum: Aus II 7 dieses Festkalenders ist zu entnehmen, daß Maesa während der Niederschrift bereits konsekriert war ". Wann wurde aber das Feriale geschrieben? Sicher ist nur. daß es unter Severus Alexander geschehen ist: die genauere zeitliche Einordnung hängt aber gerade von II 7 ab! Erst das genaue Todesdatum der Maesa gäbe einen terminus post quem für das Feriale. Und umgekehrt: besäßen wir einen genauen Hinweis auf die Zeit der Abfassung, wäre das ein terminus ante quem für das fragliche Todesdatum. Somit hilft auch diese Quelle nicht weiter. … Tod der Maesa 225. noch keinesfalls gesichert ist. Ein späteres Datum (bis etwa 229) liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Das Schweigen der antiken Quellen kann damit erklärt werden, daß die alte Dame krank war und sich vom öffentlichen Leben nach der Thronbesteigung ihres Enkelkindes Alexander zurückgezogen hat oder daß sie von der ambitiösen Mamaea verdrängt wurde. Immerhin stellen die Münzen von Marcianopolis — gerade weil es um Maesa in Rom und anderswo so still wird — ein Rätsel dar“ (Pekary, Zum Datum der Konsekration der Iulia Maesa, in: Schweizer Münzblätter, Heft 55).
Diese beiden Legaten werden zudem inschriftlich, aber nicht auf Münzen erwähnt:
Lucius Mantennius Sabinus Inschrift 5. Okt. 227 n.Chr.
Lucius Annius Italicus Honoratus Inschrift 20. Sep. 224 n.Chr. (CIL III, 7591)
vielleicht ist jemand auf diesem Gebiet bewandert und kann sagen, ob diese Chronologie richtig ist und/oder noch etwas zu ergänzen ist?
Ich habe unlängst einen Sesterz besagter Dame ersteigert und wollte nun wissen, wann genau er geprägt worden ist. Aus diesem Grunde bin ich am WE mal etwas tiefer in die Materie eingetaucht und mir die nachfolgende Übersicht anhand von Stempelkopplungen (Münzfotos aus dem Netz), den Stellungen des Sterns bei Elagabal-Prägungen und dem Vergleich von Münzen der anderen Kaiserfrauen jener Zeit zusammengestellt:
(a) Büste ohne Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern hinter Felicitas - - - - 3. Quartal 220 (zeitgleich mit Prägungen der Aquilia Severa / Stern hinter Concordia)
(b) Büste ohne Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern vor Felicitas - - - - 4. Quartal 220 (zeitgleich mit Prägungen der Aquilia Severa / Stern vor Concordia)
(c) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVG - - - SAECVLI FELICITAS / Stern vor Felicitas - - - - Jahreswechsel 220/221
(d) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVG - - - PVDICITIA - - - - 1. Halbjahr 221
(e) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVGVSTA - - - PVDICITIA - - - - 2. Halbjahr 221 (zeitgleich mit Prägungen der Annia Faustina sowie der Soaemias mit ausgeschriebenen Titel AVGVSTA)
(f) Büste mit Stephane / Legende endet auf AVGVSTA - - - PIETAS AVG - - - - 1. Quartal 222 (oder unter der Regentschaft des Severus Alexander?)
_________________________________________________________________________________
Und noch eine Frage:
Wann genau starb Maesa,hat jemand dazu Informationen?
Bei den Recherchen hierzu wird u.a. immer wieder auf die Münzen aus Marcianopolis (Untermösien) mit den Doppelportraits und der Nennung des Legaten hingewiesen.
Sergius Titianus --- Elagabal und Maesa --- rar
Julius Antonius Seleukos --- Elagabal und Maesa --- häufig
Marcus Tereventinus --- Alexander mit Maesa und Mamaea
Firmius Philopappus --- Alexander und Maesa
Tiberius Julius Festus --- Alexander mit Maesa und Mamaea --- häufig
Julius Gaetulicus --- Alexander nur mit Mamaea (Maesa bereits verstorben)
Lt. McHugh (Emperor Alexander Severus) starb Maesa in der Zeit spät 225 bis früh 226 n.Chr., denn Maesa war lt. feriale Duranum (Cohors XX Palmyrenorum 223-227 n.Chr.) 227 bereits vergöttert. Er bezieht sich weiterhin auf Herodian, wonach Maesa bei der Heirat von Alexander und Orbiana schon tot gewesen sein soll.
„Carson schlägt …. Eine neue Datierung vor. Aus den Akten der Arvalbrüder für die Jahre 218 und 224 könne man schließen, daß Maesa im November des zuletztgenannten Jahres noch nicht konsekriert gewesen sei; aus Herodian VI 1, 4 und 9 gehe hervor, daß Maesa schon vor der Ehe des Alexander mit Orbiana (gegen Ende 225?) gestorben sei. Dazu kämen noch die Provinzialmünzen der Stadt Marcianopolis in Untermoesien. Hier gibt es drei Emissionen, auf denen die Namen Alexanders, an zweiter Stelle der Maesa oder der Mamaea, und auf dem Rv. je eines Statthalters, stehen; eine vierte Emission, ebenfalls mit Statthalternamen, erwähnt nur Alexanderund Mamaea. Da ein weiterer Statthalter, L. Annius ItalicusHonoratus. inschriftlich (aber nicht auf Münzen!) für das Jahr 224 belegt ist. müssen die Emissionen «Statthalter + Maesa + Alexander» auf die Jahre 222. 223 und 225 verteilt werden. Aus allen diesen Umständen gehe hervor, daß Maesa nicht vor Anfang des Jahres 225 und nicht nach Ende desselben Jahres gestorben sei; folglich könnten die Konsekrationsmünzen ebenfalls 225 datiert werden. Dies ist eine ansprechende, aber schwer beweisbare Hypothese. Die Arvalakten scheiden meines Erachtens aus der Diskussion aus. Sie enthalten nur die Zahl, nicht aber die Namen der konsekrierten Personen, und deshalb fällt ihre eindeutige Interpretation schwer. Wir wissen auch, daß die Konsekration nicht unbedingt gleich nach dem Tode hat erfolgen müssen '. Das Zeugnis des Herodian ist auch nicht vollwertig. Seit den Untersuchungen von E. Hoh ist uns bekannt, wie salopp und ungenau dieser Historiker geschrieben hat. … Die Münzen von Marcianopolis werfen auch viele Probleme auf. Obwohl dies meistens angenommen wird, können wir nicht ganz sicher sein, ob die dort erwähnten Personen tatsächlich Statthalter waren. Fraglich ist ferner, ob alle diese Statthalter je ein Jahr lang in ihrer Provinz blieben. Im Gegensatz zu der fast immer einjährigen Amtszeit der Prokonsuln in den Senatsprovinzen kann die Zeitdauer der Statthalterschaften in kaiserlichen Provinzen zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren variieren. Nach den Berechnungen von G. Barbieri11 beträgt sie Anfang des 3. Jh. im Durchschnitt etwa 2 Jahre. … Verwirrend ist auch, daß der oben erwähnte und inschriftlich bezeugte Annius Italicus, Legat im J.224, keine Münzen prägte, die auf Münzen vorkommenden «Statthalter» jedoch inschriftlich nirgends belegt sind! … Wenn wir den oben angeführten Umständen Rechnung tragen und die Liste studieren, dürfen wir Stein's Chronologie (Tod der Maesa erst gegen 229) nicht ohne weiteres verwerfen , besonders wenn wir bedenken, daß das einzige, was gegen ein so spätes Datum spricht, die verworrene Notiz des Herodian ist. Noch ein Wort zum Feriale Duranum: Aus II 7 dieses Festkalenders ist zu entnehmen, daß Maesa während der Niederschrift bereits konsekriert war ". Wann wurde aber das Feriale geschrieben? Sicher ist nur. daß es unter Severus Alexander geschehen ist: die genauere zeitliche Einordnung hängt aber gerade von II 7 ab! Erst das genaue Todesdatum der Maesa gäbe einen terminus post quem für das Feriale. Und umgekehrt: besäßen wir einen genauen Hinweis auf die Zeit der Abfassung, wäre das ein terminus ante quem für das fragliche Todesdatum. Somit hilft auch diese Quelle nicht weiter. … Tod der Maesa 225. noch keinesfalls gesichert ist. Ein späteres Datum (bis etwa 229) liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Das Schweigen der antiken Quellen kann damit erklärt werden, daß die alte Dame krank war und sich vom öffentlichen Leben nach der Thronbesteigung ihres Enkelkindes Alexander zurückgezogen hat oder daß sie von der ambitiösen Mamaea verdrängt wurde. Immerhin stellen die Münzen von Marcianopolis — gerade weil es um Maesa in Rom und anderswo so still wird — ein Rätsel dar“ (Pekary, Zum Datum der Konsekration der Iulia Maesa, in: Schweizer Münzblätter, Heft 55).
Diese beiden Legaten werden zudem inschriftlich, aber nicht auf Münzen erwähnt:
Lucius Mantennius Sabinus Inschrift 5. Okt. 227 n.Chr.
Lucius Annius Italicus Honoratus Inschrift 20. Sep. 224 n.Chr. (CIL III, 7591)