So könnte es gewesen sein...
Im Detail die technische Seite, wie es hätte funktionieren können:
Als Basis diente ein massiver, rechteckig bzw. quadratischer Block aus Hartholz. Auf der Oberseite waren eventuell vier Vertiefungen angebracht. Darauf kam dann ein ebenfalls massiver, rechteckig bzw. quadratischer "Amboss", dessen Unterseite an den Ecken Füsse hatte. Entweder wurde der Amboss einfach nur auf die Unterlage gestellt, und die Füsse dienten dem leichtern Anheben bzw. Transport, oder sie waren im Holzklotz eingelassen. Wie auch immer, die Grösse wurde so gewählt, dass er weniger hoch, aber eine entsprechend grosse Kantenlänge hatte, um die Kräfte, die beim Prägevorgang entstanden, möglichst grossflächig abzuleiten. Ein nicht zu geringes Gewicht des Amboss war nötig; das hielt ihn während des Hammerschlages am Platz und sorgte dafür, dass er nicht "hüpfte". Auf der Oberseite war eine quadratische, nach unten spitz zulaufende Vertiefung eingelassen, die den Unterstempel aufnahm, der mehr oder weniger exakt das entsprechende Gegenstück, also einen nach unten spitz zulaufenden Dorn erhielt. Damit sass der Unterstempel quasi "bombenfest" im Eisen des Amboss drin.
Die Vorteile dieser Konstruktion:
- das Holz wurde durch die Zwischenschaltung des Amboss nur gering belastet. Inwiefern ein massiver behauener Stein als Unterlage gedient haben könnte, weiss ich allerdings nicht und kann es daher auch nicht ganz ausschliessen.
- man konnte die Konstruktion auf die nötige Höhe bringen, die ein effektives Arbeiten (fast ohne Rückenschmerzen) ermöglichte. Dabei waren die einzelnen Komponenten noch kompakt genug, um im Bedarfsfall schnell ausgetauscht zu werden.
- der Unterstempel konnte relativ "kompakt" gehalten werden, war schnell ausgetauscht und konnte im Hinblick auf die geringe Grösse und simple Form auch einfacher hergestellt werden. Trotzdem hielt der lange und stabile Dorn den Stempel fest im Amboss.
- durch die Kombination Holz/Metall und der dadurch entstehenden Kräfte werden sicherlich auch physikalische Aspekte eine Rolle gespielt haben, die ich nicht beurteilen kann. Da sind dann Werkstoffkundler gefragt.
Zurück zur Münze
...und hier geht es ja im Prinzip nur darum, das rückseitige Gedönse untereinander und im Hinblick auf die Bedeutung nach aussen hin in Einklang zu bringen. Hört sich gut an, gelle, aber wie so oft im Leben ist die Harmonie nicht einfach zu bekommen.
Mir hilft es manchmal, mich bei solchen "Problemen" zurückzuversetzen. Heisst im Klartext: Was will uns der Münzmeister sagen, oder besser: was will er denen sagen, die dann diese Münzen in Händen halten? Die Botschaft lautet doch einfach mal platt und pauschal gesagt: "Caesar hat gesiegt, und es wird jetzt massig Geld produziert, was dem Volk zugute kommt." Und dazu hat sich der Münzmeister dieses Motiv überlegt. Das die Münzprägung bzw. -ausgabe angesprochen wird, ergibt sich schon aus der Vorderseite mit der Juno Moneta. Hammer und Zange kannte jeder, wenn auch nicht in Bezug zum Prägevorgang. Und fit in Götterkunde waren die Römer ja sowieso - im Gegensatz zur heutigen Zeit wird man den Pileus des Volkanus auch schnell erkannt haben. Bleibt dann noch der Gegenstand darunter... und ich glaube, die Darstellung eines Präge(unter)stempels hätte die meisten wohl überfordert. Darüber hinaus wird er viereckig und mit kleinen Füssen dargestellt, so dass zumindest ich einen Stempel ausschliesse.
Ein Amboss war ja nicht nur in der Münzprägung nötig. Jeder Schmied hatte so ein Teil, und daher kann man schon voraussetzen, dass zumindest ein Grossteil der Bevölkerung einen Amboss kannte.
Das alles lässt auf einen Amboss schliessen. Was mir hierbei nicht gefällt, ist die im Vergleich zur Breite und Tiefe verhältnismässig grosse Höhe. Dies könnte aber auch der mangelnden Gestaltungsmöglichkeit auf der kleinen Münze geschuldet sein. Das kennt man von den Darstellungen mancher Bauten - hier stimmen meistens die Proportionen auf der Münze nicht mit der Wirklichkeit überein.
Für den Amboss spricht letztendlich noch ein Relief einer Werkstatt eines römischen Schmiedes (1. Jh. n.Chr.) aus dem Museum Aquileia. Die Abbildung zeigt recht deutlich die rechteckige Form, aber auch die Füsse. Das ist sozusagen als "Primärliteratur" schon ein starkes Argument.
http://www.metallbau-siegers.de/html/ge ... kunst.html
Zur Debatte steht aber auch eine Feuerschale. Vor dem eigentlichen Prägevorgang wurde die Schrötlinge erhitzt, und um den Weg zwischen Feuer und Stempel möglichst gering zu halten, muss die entsprechende Schale in unmittelbarer Entfernung zum Stempel gestanden haben, und das in entsprechender Höhe gleichauf. Einerseits reichte ein kleine Grundfläche für das Erhitzen des Schrötlings, andererseits brauchte es aber auch einer gewissen Hitze. Zwar bin ich kein Grill-Experte, kann mir aber gut vorstellen, dass eine hohe schmale Konstruktion, wie sie auf der Münze abgebildet ist, diese Voraussetzungen erfüllt. Eine breite Schale hätte die Hitze unnötigerweise nur im Raum verteilt. Ein wenig vegleichbar sind übrigens die sog. Anzündekamine, die den Effekt der nach oben steigenden Warmluft nutzen und das zu erhitzende Material schnell zum Glühen bringen.
Die Lösung des Problems liegt wieder mal ausserhalb dieses Systems. Ich denke jedoch, dass sich der Grossteil der Wissenschaft schon aufgrund des Reliefs für einen Amboss ausspricht. Spannend ist und bleibt es allemal... man weiss ja nie, was bei zukünftigen Ausgrabungen noch so alles gefunden wird.
Roma bella mi appare...