Stempelzahl pro Standardmuenze
Moderator: Homer J. Simpson
Stempelzahl pro Standardmuenze
Ich habe mal ein ganz einfache Frage:
Mit wieviel verschiedenen Stempeln kann man eigentlich fuer eine Standardrueckseite rechnen? Und haben dann verschiedene Stempelschneider das gleiche Motiv angefertigt oder ein Stempelschneider ein Motiv mehrfach?
Ciao
Agrippa
Mit wieviel verschiedenen Stempeln kann man eigentlich fuer eine Standardrueckseite rechnen? Und haben dann verschiedene Stempelschneider das gleiche Motiv angefertigt oder ein Stempelschneider ein Motiv mehrfach?
Ciao
Agrippa
- chinamul
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Hallo agrippa!
Was Du so eine ganz einfache Frage nennst! Ich glaube nicht, daß sie sich generell beantworten läßt. Es hängt einfach von zu vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Da wäre erst einmal das zu prägende Metall. Gold und Silber sind weicher als Kupfer und Bronze bzw. Messing, beanspruchen den Stempel also schon mal sehr viel weniger. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Größe der Münze. Ein großer Schrötling erfordert einen höheren Druck beim Prägen als ein Winzling. Und dann gibt es bei Standardrückseiten sehr unterschiedlich hohe Auflagen. Quantitative Angaben zu der Zahl der verwendeten Stempel wären damit wohl rein spekulativ. Sicher waren an den einzelnen Prägestätten auch Stempelschneider von z. T. sehr ungleicher Kunstfertigkeit am Werke, die ein Grundmotiv recht individuell gestaltet haben, was dann durch Stilanalysen die Zuordnung eines Gepräges zu einer bestimmten Münzstätte ermöglicht. Ganz allgemein kann man aber sagen, daß das verhältnismäßig seltene Vorkommen von stempelgleichen Exemplaren ein und derselben Münze dafür spricht, daß es bei gängigen Stücken unendlich viele verschiedene Stempel gegeben haben muß. Pärchen wird man am ehesten bei selteneren Münzen finden wie beispielsweise dem Concordia-Denar der Orbiana (CONCORDIA AVGG, RIC 319).
Mehr kann ich Dir zu diesem Thema leider nicht sagen.
Gruß
chinamul
Was Du so eine ganz einfache Frage nennst! Ich glaube nicht, daß sie sich generell beantworten läßt. Es hängt einfach von zu vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Da wäre erst einmal das zu prägende Metall. Gold und Silber sind weicher als Kupfer und Bronze bzw. Messing, beanspruchen den Stempel also schon mal sehr viel weniger. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Größe der Münze. Ein großer Schrötling erfordert einen höheren Druck beim Prägen als ein Winzling. Und dann gibt es bei Standardrückseiten sehr unterschiedlich hohe Auflagen. Quantitative Angaben zu der Zahl der verwendeten Stempel wären damit wohl rein spekulativ. Sicher waren an den einzelnen Prägestätten auch Stempelschneider von z. T. sehr ungleicher Kunstfertigkeit am Werke, die ein Grundmotiv recht individuell gestaltet haben, was dann durch Stilanalysen die Zuordnung eines Gepräges zu einer bestimmten Münzstätte ermöglicht. Ganz allgemein kann man aber sagen, daß das verhältnismäßig seltene Vorkommen von stempelgleichen Exemplaren ein und derselben Münze dafür spricht, daß es bei gängigen Stücken unendlich viele verschiedene Stempel gegeben haben muß. Pärchen wird man am ehesten bei selteneren Münzen finden wie beispielsweise dem Concordia-Denar der Orbiana (CONCORDIA AVGG, RIC 319).
Mehr kann ich Dir zu diesem Thema leider nicht sagen.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
Dann danke ich schon mal fuer die ausfuehrliche Antwort. Das ist ja schon eine ganze Menge.
Vielleicht noch eine weitere Frage dazu gleich hinterher: :wink:
Kann man etwas zu der Auflage von Standardmuenzen sagen?
Mit welcher Groessenordnung muss man den zum Beispiel fuer Standardbronzen im 2. Jahrhundert rechnen?
Ich habe da keinerlei Vorstellung. Waren das Zehntausende oder 2-3 Hundertausend?
Vielleicht noch eine weitere Frage dazu gleich hinterher: :wink:
Kann man etwas zu der Auflage von Standardmuenzen sagen?
Mit welcher Groessenordnung muss man den zum Beispiel fuer Standardbronzen im 2. Jahrhundert rechnen?
Ich habe da keinerlei Vorstellung. Waren das Zehntausende oder 2-3 Hundertausend?
- chinamul
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Dieser Aussage von Sir Oly möchte ich mich anschließen.
Umfangreiche Hortfunde und die gewaltige Anzahl heute noch auf dem Markt und in Sammlungen befindlicher Römermünzen lassen in der Tat auf Millionenauflagen schließen, wenn man bedenkt, was in den fast zweitausend inzwischen vergangenen Jahren alles verlorengegangen und wieder eingeschmolzen worden sein muß. Besonders während der Völkerwanderung gab es ja einen großen Metallmangel, aufgrund dessen man alles greifbare Metall, also auch Münzen, einschmolz, um daraus Gerätschaften zu fertigen. Das ging sogar so weit, daß man aus römischen Bauten die Metallklammern herausbrach, die die Steinblöcke zusammenhielten (s. Porta Nigra in Trier). Es gibt irgendwo in der Literatur (die Stelle ist mir leider entfallen, aber wenn ich sie wiederfinde, melde ich mich wieder zu diesem Thema) quantitative Angaben über die zu vermutende Menge der ausgegebenen Münzen, und diese Berechnungen stützen Sir Olys These.
Gruß
chinamul
Umfangreiche Hortfunde und die gewaltige Anzahl heute noch auf dem Markt und in Sammlungen befindlicher Römermünzen lassen in der Tat auf Millionenauflagen schließen, wenn man bedenkt, was in den fast zweitausend inzwischen vergangenen Jahren alles verlorengegangen und wieder eingeschmolzen worden sein muß. Besonders während der Völkerwanderung gab es ja einen großen Metallmangel, aufgrund dessen man alles greifbare Metall, also auch Münzen, einschmolz, um daraus Gerätschaften zu fertigen. Das ging sogar so weit, daß man aus römischen Bauten die Metallklammern herausbrach, die die Steinblöcke zusammenhielten (s. Porta Nigra in Trier). Es gibt irgendwo in der Literatur (die Stelle ist mir leider entfallen, aber wenn ich sie wiederfinde, melde ich mich wieder zu diesem Thema) quantitative Angaben über die zu vermutende Menge der ausgegebenen Münzen, und diese Berechnungen stützen Sir Olys These.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
Ich dazu noch eine Erweiterung der Frage hinterherschieben:
Wie hoch ist denn die Anzahl einer Standardmuenze im Handel?
Klar wird die Zahl durch Neufunde staendig hoeher, aber mich wuerde schon mal interessieren, wieviel Muenzen es ausser einer meiner Eigenen noch in den Schubladen liegen. Ich gehe immer mal von einer Standardbronze aus den 2. Jahrhundert aus.
Wie hoch ist denn die Anzahl einer Standardmuenze im Handel?
Klar wird die Zahl durch Neufunde staendig hoeher, aber mich wuerde schon mal interessieren, wieviel Muenzen es ausser einer meiner Eigenen noch in den Schubladen liegen. Ich gehe immer mal von einer Standardbronze aus den 2. Jahrhundert aus.
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Warum um Gottes willen muß man alles immer zählen und statistisieren? Es gibt zu dem angeschnittenen Thema nicht ein Literaturzitat, sondern mindestens zwei Meter Literatur, wobei sich die Statistiker dann wunderbar gegenseitig befehden, welche statistische Methode der Wahrheit näher kommen kann.
Außerdem hat ein lieber Kollege in Belgien mal mit seinen Studenten den Versuch unternommen, alle im Münzhandel vorkommenden griechischen Münzen der hellenistischen Zeit zu zählen und damit eine statistische Hochrechnung zu machen, in welchem Verhältnis die einzelnen Münzemissionen untereinander geprägt wurden. Ich werde jetzt nicht wiederholen, was über dieses Bemühen gesagt wurden ist. Soweit ich weiß, wurde dieses Unternehmen relativ schnell und relativ ergebnislos abgeschlossen.
Ich würde die Beantwortung der Fragen von Agrippa ungefähr in die Linie stellen, die ein altes deutsches Kinderlied vorgibt: Weißt Du, wieviel Sternlein stehen? Im Lied steht diese Frage für die philosophische Erkenntnis, daß der Mensch nicht alles wissen kann. Und ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich auch alles wissen will. Jedenfalls freut es mich, daß wir für die antiken Münzen - im Gegensatz zu den modernen Euros und Kaiserzeitstücken - nicht die Auflage kennen.
Beste Grüße
Berenike
Außerdem hat ein lieber Kollege in Belgien mal mit seinen Studenten den Versuch unternommen, alle im Münzhandel vorkommenden griechischen Münzen der hellenistischen Zeit zu zählen und damit eine statistische Hochrechnung zu machen, in welchem Verhältnis die einzelnen Münzemissionen untereinander geprägt wurden. Ich werde jetzt nicht wiederholen, was über dieses Bemühen gesagt wurden ist. Soweit ich weiß, wurde dieses Unternehmen relativ schnell und relativ ergebnislos abgeschlossen.
Ich würde die Beantwortung der Fragen von Agrippa ungefähr in die Linie stellen, die ein altes deutsches Kinderlied vorgibt: Weißt Du, wieviel Sternlein stehen? Im Lied steht diese Frage für die philosophische Erkenntnis, daß der Mensch nicht alles wissen kann. Und ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich auch alles wissen will. Jedenfalls freut es mich, daß wir für die antiken Münzen - im Gegensatz zu den modernen Euros und Kaiserzeitstücken - nicht die Auflage kennen.
Beste Grüße
Berenike
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Pythia locuta causa finita!
Die einzig gesicherte Antwort auf Agrippas letzte Frage, wie viele andere Exemplare seiner Münze denn wohl in anderen Sammlungen liegen mögen, lautet demnach: Ganz ganz viele. Und bei dieser Feststellung sollten wir es dann wohl tatsächlich belassen.
Gruß
chinamul
Die einzig gesicherte Antwort auf Agrippas letzte Frage, wie viele andere Exemplare seiner Münze denn wohl in anderen Sammlungen liegen mögen, lautet demnach: Ganz ganz viele. Und bei dieser Feststellung sollten wir es dann wohl tatsächlich belassen.
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chinamul
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